Klaus Blochwitz

Es ist schon lange her


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      Klaus Blochwitz

      Es ist schon lange her

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1 Kurtchen und der Bunker

       Kapitel 2 Kurtchen und die fetten Schweine

       Kapitel 3 Kurtchen und sein erstes Fahrrad

       Kapitel 4 Kurtchen und der Knüngelskerl

       Kapitel 5 Kurtchen und das große Trümmerfeld

       Kapitel 6 Kurtchen und der Kanalhafen

       Kapitel 7 Kurtchen und die Wellblechhütte

       Kapitel 8 Kurtchen und die neuen Leute

       Kapitel 9 Kurtchen und die Schule

       Kapitel 10 Kurtchen und der fremde Mann

       Kapitel 11 Kurtchen und der Hühnerstall

       Kapitel 12 Kurtchen und die Sommerferien

       Kapitel 13 Kurtchen und der Aufgesetzte

       Kapitel 14 Kurtchen und der Rektor

       Kapitel 15 Kurtchen und der Badespaß

       Kapitel 16 Kurtchen und der Schwarzwald

       Kapitel 17 Kurtchen und die Lehre

       Impressum neobooks

      Kapitel 1 Kurtchen und der Bunker

      An der Mauer links von dem Treppenaufgang, der zu dem halb zerbombten Hauseingang führte, stand ein kleine Gruppe von Jungens.

      Der größte von den vieren sprach ruhig aber eindringlich auf die drei anderen Jungen ein. Zwei nickten, der dritte schüttelte zweifelnd mit seinen Kopf. Kurtchen, so hieß der große Junge, sprach jetzt den kleinen Zweifler direkt an: „ Lass es uns wenigstens versuchen, wir können ja jederzeit umkehren!“

      Der Zweifler hieß Clemens hielt Kurtchen entgegen: „Wenn meine Mutter davon erfährt, setzt es Hiebe und das nicht zu knapp!“

      „ Braucht ja keiner erfahren!“ Sagten jetzt alle drei wie aus einem Munde.

      „ Das sagt ihr so einfach, ihr wisst doch selbst, wie die Erwachsenen sind, irgendwie kriegen die doch alles raus!“ Clemens war schwer zu überzeugen.

      Kurtchen, dünn wie eine Bohnenstange, der ständige Hunger hat sein Gesicht geformt, sah eindringlich in das genauso magere Gesicht von Clemens: „Wenn wir mit den Sachen nach hause kommen, bekommt kein Mensch den Asch voll gehauen!“

      „Das stimmt, wenn ich etwas brauchbares nach Hause bringe, ist alles gut!“ Stimmte Clemens endlich zu.

      Worum ging es Kurtchen eigentlich? Kurtchen war ständig auf der Suche nach etwas brauchbaren, vor allem aber etwas essbares. Dabei stöberte er in allen möglichen und unmöglichen zerbombten Häusern herum, strich wie eine Katze um jeden Bauernhof, versuchte es sogar bei den englischen Soldaten. Nicht immer erfolgreich, aber ab und zu brachte Kurtchen doch schon mal was mit nach Haus. Seine Mutter fragte schon lange nicht mehr, woher es hatte. Sein Vater war noch nicht aus dem Krieg zurück!

      Diesmal hatte Kurtchen einen betonierten Gang entdeckt, der halb verschüttet unter den nahen Bahndamm führte. Auf einer Treppe voller Geröll ging es abwärts, das Tageslicht reichte durch die kleine Öffnung nicht sehr weit, schnell wurde es dunkel und Kurtchen hatte noch nicht ein mal das Ende der Treppe erreicht. Aber Kurtchen wusste sich zu helfen.

      Er lief zu den Abstellgleisen der Bahn. Dort standen Unmengen von Waggons und Kurtchen holte sich die Petroleumlampe aus den Schlusslichtern eines Güterwaggons. Mit dem funzeligen Licht tappte Kurtchen weiter die Treppe hinunter.

      Am Ende der Treppe knickte der Gang rechtwinklig nach links und Kurtchen sah in dem müden Licht einen langen Gang voller Geröll, das Ende war nicht zu sehen. Sehr vorsichtig tappte Kurtchen in dem Halbdunkel weiter und sah, das der Gang eine Abzweigung nach rechts hatte. Einen Moment überlegte Kurtchen, ob er weiter gerade aus gehen oder die Abzweigung erkunden sollte. Er entschied sich für den neuen Gang. Er drehte sich nach rechts und schrie etwas erschreckt auf, vor ihm lagen drei oder vier tote Soldaten!

      Der Gang endete vor einer Wand, die aus sehr stabilen Holzbrettern bestand, Kurtchen fand die Tür, die sehr genau eingepasst war. Er drückte dagegen und lautlos öffnete sich die Tür. Die Holzwand trennte das letzte Stück des Ganges ab und dadurch entstand eine Art Unterstand, nein, mehr ein Zimmer. Kurtchen ging bis zur Mitte des Raumes und sah noch einen toten Soldaten, aber er sah auch ein Regal voller Konservendosen! Konservendosen bedeutete fast immer Essen!

      Kurtchen nahm eine Dose aus dem Regal, stellte die Petroleumlampe auf den kleinen Tisch und setzte sich auf den einzigen Stuhl. Er drehte die Blechdose in seinen Händen hin und her, aber er konnte über den Inhalt der Dose nicht erfahren. Kurzentschlossen nahm er sein Messer zur Hilfe, er setzte die Messerspitze auf den Dosendeckel und schlug mit der flachen Hand auf den Messergriff, gelblicher Saft floss aus der Öffnung und vorsichtig probierte Kurtchen. Ein seliges Leuchten erschien auf seinem mageren Gesicht, süß, so lecker süß! Kurtchen vergrößerte die Öffnung und setzte die Dose an den Mund. Als kein Saft mehr aus der Dose kam, hebelte Kurtchen mit seinem Messer den Deckel ganz auf und sah mit leuchtenden Augen – Pfirsiche!

      Die Petroleumlampe begann zu flackern, der Junge drehte die Flamme kleiner, steckte zwei Dosen ein und machte sich auf den Rückweg. Seine Mutter öffnete eine Konservendose: Schweinefleisch, seine Mutter, seine Geschwister und er selbst freuten sich auf ein leckeres Abendessen.

      Die vier Jungens verabredeten sich für den nächsten Tag und Kurtchen sagte noch: „ Bringt einen Sack oder so etwas mit für die Konservendosen!“ Zustimmendes Nicken.

      Zum frühen Nachmittag trafen sich die vier, Kurtchen hatte für jeden eine gut gefüllte Petroleumlampe und alle zeigten ihre leeren Kartoffelsäcke vor.

      „ Gut,“ grinste Kurtchen die drei an, „ dann lasst uns gehen!“ Die kleine Gruppe verschwand in dem kleinen Wald und standen dann staunend vor dem durch das Gebüsch verdeckten Eingang. Sie tappten die Treppe hinunter, erreichten den Quergang, Kurtchen hatte vorher die toten Soldaten mit alten Decken zu gedeckt. Er wusste das Gerd etwas schreckhaft war.

      Staunend,