zuck in den Kartoffelsäcken und keuchend schleppten die Jungens die schwere Last aus dem Bunker!
Am nächsten Nachmittag trafen sich die vier wie immer, nur diesmal war auf jeden Gesicht ein breites Lachen zu sehen, vergnügt stupsen sich die Jungen an, knuften sich in die mageren Seiten und Clemens brachte es auf den Punkt: „ Nächstes Mal gehe ich mit, ohne jede Frage, un dat kannsse glaum!“Ausgelassenes Lachen ließ für einen winzigen Augenblick die zertrümmerte Welt freundlich aussehen.
Kapitel 2 Kurtchen und die fetten Schweine
Kurtchen hatte die Schule für heute hinter sich, die Hausaufgaben erledigt und die Schulsachen ausgezogen. Jetzt stand er in den oft geflickten und gestopften Sachen vor seiner Schwester: „ Ich guck so herum, was es draußen so gibt.“
„ Bringst Du wieder etwas zu essen mit?“ Hoffnungsvoll sahen zwei Augen zu ihm hoch.
„Ich werde mich um sehen!“ Sacht strich seine Hand über den kleinen Kopf seiner Schwester.
Kurtchen ging diesmal trotz aller Hinweise, der Gegend zu meiden, aus welchen Gründen auch immer, Richtung Sandgrube, rutschte die Sandböschung hinunter, sah einen Moment den Arbeitern zu, die stöhnend und ächzend die mit Sand hoch beladenen Loren die Laderampe hoch schoben. Kurtchen musste auflachen, mit den leeren Loren die Rampe hinter sausen macht viel mehr Spaß!
Der dünne, hochaufgeschossen Junge ging schräg durch die Sandgrube, kletterte die Böschung hoch und verschwand nach wenigen Schritten in dem dichten Wald.Nach wenigen Schritten stieß sein Fuß gegen etwas metallisches, dass scheppernd davon rollte. Kurtchen, neugierig wie er nun mal war, lief hinterher und fand einen Stahlhelm, er sah sich den Stahlhelm gründlich und dann strahlte sein Gesicht, kein Einschuss oder etwas anderes, der Helm ganz, komplett ganz! Dieser Helm bedeutete mindestens zwei gute Mahlzeiten, die Frauen waren verrückt nach den Helmen, sie wurden als Kochtopf Ersatz benutzt.
Kurtchen ging vorsichtig tiefer in den dämmrigen Wald und sah hier und da deutliche Spuren, die nur der Krieg hinterlässt. Eine grüne Tasche, die über einen trockenen Zweig hing, erregte seine Aufmerksamkeit, die Tasche war zwar leer, aber prima in Schuss! Kurtchen verstaute den Stahlhelm darin und hob dann lauschend seine Kopf. Das Grunzen und Quieken kannte er nur zu gut – Schweine, ganz sicher!
Kurtchen wurde nach vorsichtiger, er schlich wie auf Katzenpfoten und blieb wie angewurzelt stehen, Hundegebell! Hundegebell von großen und bösen Hunden! Er kannte sich mit Hunde und deren Gebell aus und das hier hörte sich gar nicht gut an! Der Junge sah sich nach einen geeigneten Baum um und sah dann von oben etwas unglaubliches!
Ein flaches Gebäude, fast schon von Pflanzen und Gestrüpp zu gewachsen, davor in dem Gehege suhlten sich bestimmt an die zwanzig Schweine! Dicke, fette Schweine, auch ein paar Ferkels, rosarot noch, rannten herum! Kurtchen hatte mal davon gehört, dass schwarz schlachten streng verboten sein soll und jetzt das hier!
In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, wie komme ich an die Schweine heran? Er hob plötzlich schnuppernd wie ein Hund seinen Kopf: das riecht, das riecht wie Würste riechen! Jetzt war der Junge nicht mehr zu halten, in einem leichten Bogen schlich er durch das dichte Unterholz um den Zaum herum. Durch das dichte Gestrüpp sah er, dass das Gebäude bis an den Zaun heran reichte.Schnell hatte er ein Fenster entdeckt und versuchte es auf zu drücken, fest verschlossen.
Kurtchen fand das nächste Fenster und das war nur angelehnt! Er hängte die Tasche in ein Gebüsch und kletterte den Maschendrahtzaun hoch und verschwand durch das Fenster. Als sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, wurde ihm fast schlecht von dem, was er sah. Unmengen von Würsten und Würstchen, Speckseiten und Schinkenkeulen. Gläser in den Regalen mit Fleisch darin.
Der Junge musste sich erst mal hinsetzen, sein Magen rebellierte und er verschluckte sich an der eigenen Spucke, so lief im das Wasser im Mund zusammen. Leise steckte er zwei kleinere Würste, eine größere und ein kleineres Stück Speck in sein Hemd, sah sich prüfend um, nichts verräterisches zu sehen. Sehr vorsichtig wand sich der Junge durch das Fenster, nahm die Tasche und steckte die Würste und den Speck hinein und machte sich davon.
Auf seinen schnellen Rückweg sah er dann, warum vor diesem Stück Wald immer wieder gewarnt wurde, er sah die sehr deutlichen Überreste eines schlimmen Gefechts. Verrostete Waffen lagen auf dem Waldboden, überall Bombentrichter und tote Soldaten oder besser, was von ihnen übrig geblieben war.
Kurtchen freute sich unbändig über seinen erfolgreichen Streifzug und noch mehr freute er sich darüber, dass er seine Schwester nicht, wie leider so oft schon, enttäuschen musste. Heute gab es mal ordentlich was zu futtern.
Kapitel 3 Kurtchen und sein erstes Fahrrad
Kurtchen sah den Radfahrer so voller Sehnsucht nach, dass ihm der Bauch weh tat! Ein Fahrrad hätte er so gerne. Sein sehr vorsichtiges anfragen bei seiner Mutter endete in ein Fiasko. Ihm dröhnten noch die Ohren von dem Geschrei seiner Mutter: „ Wir haben kaum etwas zu essen oder etwas zum anziehen und da kommst du und fragst nach einem Fahrrad!“
Was seine Mutter nicht wusste, dass er schon eine Weile einen Fahrradrahmen versteckt hatte. Leider ohne Lenker, Sattel, keine Kette, kein Vorderrad und kein Hinterrad! Kurtchen stöberte in der Gegend herum, um etwas essbares auf zu treiben, aber einen Blick hatte er immer übrig, um irgendetwas für sein Fahrrad zu finden.
Der Junge strich wie ein Kater auf der Baustelle herum, auf der Arbeiter dabei waren, den ganzen Bereich einzuzäunen. Sie schweißten große Gitterteile an hohe Pfosten, so entstand mit der Zeit ein hoher und stabiler Zaun. Kurtchen wusste, das die Arbeiter den Schweißdraht nahe an die Pfosten in den Boden steckten. So hatten sie den Draht für die Arbeit am nächsten Tag schnell zur Hand. Kurtchen wusste, dass der Knünggelskerl (Lumpensammler) den Schweißdraht gerne annahm.
Vorsichtig ging der Junge von Pfosten zu Pfosten und nahm immer nur einen Draht mit, so viel es den Arbeitern am nächsten Tag nicht auf. Kurtchen hockte sich auf den Baumstumpf und wartete auf den Knünggelskerl Schon hörte er den den Ruf: „ Lumpen, Eisen, Kaninfelleeeeee!“ Der Junge wartete, bis sich alle anderen verlaufen hatten und zeigte dann dem Lumpensammler seinen Draht.
Der schmuddelige Kerl beugte sich zu Kurtchen und flüsterte verschwörerisch: „ Von dem Draht kannst du so viel bringen wie du kannst, ich nehme dir alles ab!“
Bei Kurtchen klackerte es im Gehirn und er sagte genauso leise: „ Ich kann viel mehr von dem Draht bringen und ich möchte dafür etwas für mein Fahrrad haben!“
Der Knügngelskerl lachte dreckig: „ Du bist mir der Richtige, Lausebengel, du!“
Aber dann fragte der schmuddelige Kerl Kurtchen, was er noch für sein Fahrrad brauche und Kurtchen zählte alles auf. Der Knünggelskerl kletterte immer noch lachend auf seinen Wagen, kramte einen Moment darauf herum und hielt Kurtchen ein Vorderrad entgegen.
Selig schwebte Kurtchen nach Haus und legte das Vorderrad zu den Rahmen, es war ein schönes Rad, die Speichen funkelten und der Reifen sah noch fast neu aus und war prall voll Luft.
Nach und nach kam der Sattel, die Kette, der Lenker und das Hinterrad dazu, sogar eine Glocke hatte der Knünggelskerl besorgt. Kurtchen stand vor seinem Fahrrad, dass in Einzelteile vor ihm im Gras lag. Jetzt musste es nur noch zusammen gebaut werden. Vorderrad und Hinterrad und die Kette schaffte der Junge, dabei stellte er fest, dass das Vorderrad kleiner war als das Hinterrad. Aber den Lenker und den Sattel schaffte er nicht, ihm fehlte nicht nur das Werkzeug, er hatte auch keine Ahnung von der Montage. Er brauchte Hilfe, stellte er fest.
Weit und breit war niemand, der ihm helfen könnte oder würde. Kurtchen hatte vor Wut und Enttäuschung oft Tränen in den Augen. So kam er auch verheult zu dem Knünggelskerl und der fragte ihn doch tatsächlich, was mit ihm los sei? Kurtchen erzählte von seinen Problem und oh Wunder, der schmuddelige Mann klopfte Kurtchen auf die schmalen Schultern: „ Dann zeig mir mal dein Fahrrad!“
Jetzt