die ist weiß“, erwidert Amos.
„Milch ist in Kartons“, widerspricht Jonathan.
„Es gibt auch Milch in Flaschen.“
„Gibt es nicht.“
„Gibt es wohl.“
Amos’ Mama muss die Sache klären. Sie sagt, dass es beides gibt: Milch in Flaschen und in Kartons.
„Siehste!“, sagen Amos und Jonathan gleichzeitig.
Amos muss die letzte Flasche noch füllen. Er überlegt und malt sie dann schwarz aus.
„Was Schwarzes zu trinken gibt es nicht“, protestiert Jonathan.
„Klar gibt es das! Der Kaffee, den mein Papa trinkt, ist schwarz“, erwidert Amos.
„Kaffee in Flaschen?“, prustet Jonathan. „Du spinnst wohl!“
Schweren Herzens gibt Amos zu, dass das zumindest ungewöhnlich ist, und zeichnet eine Tasse dazu. „Und was hast du gemalt?“, will er dann wissen.
„Brot, Marmelade, Käse, Bratwurst, Fisch und Eier“, gibt Jonathan zur Antwort.
„Lass mal sehen.“
„Du siehst die Bilder ja beim Spielen“, sagt sein Freund. „Lass uns lieber anfangen.“
Mit mehr Bildern macht es natürlich mehr Spaß. Aber das zweite Bild von einem Glas mit etwas Rotem darin kann Amos nicht finden.
„Was soll das Rote eigentlich sein?“, erkundigt er sich.
„Erdbeermarmelade“, antwortet Jonathan.
Amos deckt ein Bild von einem Glas auf, das mit etwas Gelbem gefüllt ist. „Das ist wohl ein Honigglas“, sagt er und dreht das Bild wieder um. „Du bist dran.“
Jonathan grinst „Das ist kein Honig!“, ruft er triumphierend, „sondern Aprikosenmarmelade.“ Lachend nimmt er sich die zwei Kärtchen mit den Marmeladengläsern. Und nun liegt bloß noch ein Paar auf dem Tisch, das er ebenfalls bekommt. „Gewonnen!“, ruft er und reißt die Arme hoch.
Amos wird so wütend, dass er aufspringt und sein Stuhl umfällt. „Das gilt nicht!“, schreit er. „Die Bilder müssen gleich sein. Du hast gepfuscht.“ Er ballt die Fäuste.
„Habe ich nicht!“ Jonathan springt ebenfalls auf und ballt die Fäuste. „Das sind zwei Marmeladengläser.“
Amos’ Papa erscheint in der Tür. „Was ist denn hier los?“, fragt er.
„Amos glaubt nicht, dass es gelbe Marmelade gibt.“
„Das glaube ich wohl. Aber Jonathan hat gelbe und rote Marmelade gemalt.“
„Ich verstehe zwar nur Bahnhof“, sagt Papa, „doch mir scheint, dass Marmelade niemals ein Grund sein kann, um sich zu prügeln.“
Amos lässt die Fäuste sinken. „Jonathan muss die Marmelade rot machen“, verlangt er.
„Bist du damit einverstanden?“, fragt Papa Jonathan.
„Meinetwegen“, gibt der nach und greift nach einem roten Stift.
„Das ist immer noch nicht gleich“, beschwert sich Amos, als Jonathan fertig ist. „Die eine Marmelade ist rot und die andere ist jetzt orange.“
Papa betrachtet die Bildchen. „Vielleicht solltest du die rote Marmelade mit Gelb übermalen“, schlägt er Jonathan vor. „Dann wird sie auch orange.“
Nachdem der das gemacht hat, sind endlich alle zufrieden.
„Jonathan muss gleich nach Hause“, ruft Mama aus der Küche.
Amos’ Papa holt ihnen eine Schachtel, in der sie die selbstgemachten Memorykärtchen aufbewahren können.
„Was fandest du eigentlich schöner: das Malen oder das Spielen?“, erkundigt sich Jonathan, kurz bevor er geht.
Amos überlegt. „Eigentlich das Malen“, antwortet er.
„Ich auch“, sagt Jonathan.
„Du?“ Amos lacht. „Du kannst doch noch nicht mal Marmelade malen.“
Fahrradfahren und Notlügen
„Was hast du?“, fragt Papa Amos beim Frühstück. „Du isst ja gar nichts.“
Amos druckst ein wenig herum. „Ich kann nicht Rad fahren“, sagt er schließlich. „Und ich weiß nicht, was ich da machen soll.“
„Wieso? Du kannst doch mit deinem Rad fahren“, wirft Mama ein.
„Ja, aber nur, weil es Stützräder hat.“
„Und du möchtest ohne fahren können?“, hakt sein Papa nach.
„Ich muss ohne fahren können“, erwidert Amos. „Heute Nachmittag will Leon nämlich mit seinem Papa im Park radeln, und ich darf mitkommen. Aber mit Stützrädern bin ich zu langsam. Und das sieht auch doof aus.“
„Leon ist der Junge, der mit seinen Eltern in unsere alte Wohnung eingezogen ist“, erklärt Mama.
„Ja, und er ist zwei Jahre älter als ich“, fügt Amos hinzu. „Er sagt oft, dass ich ein Baby bin. Er spielt bloß manchmal mit mir, weil er hier noch keinen richtig kennt.“
„Ich verstehe, sagt Papa. „Du willst nicht, dass er die Stützräder sieht und denkt, dass du ein Rad für kleine Kinder hast.“
Amos nickt. „Meinst du, ich kann heute Morgen lernen, richtig Rad zu fahren?“, erkundigt er sich.
„Hm, ich weiß nicht.“ Papa wiegt den Kopf. „Die Zeit ist ein bisschen knapp.“
„Wenn du mir hilfst, schaffe ich es vielleicht“, sagt Amos hoffnungsvoll.
„Ist er nicht noch zu jung dafür?“, wirft Mama ein. Sie hat Angst, dass Amos was passiert.
„Mal gucken“, antwortet Papa. „Ich kümmere mich darum.“
Nach dem Frühstück gehen sie zusammen in den Keller. Dort macht Papa die Stützräder von Amos’ Rad ab. Danach bringen sie es in den Garten.
Papa stellt das Rad an den Anfang des Gartenwegs. „Und nun setz dich drauf“, sagt er.
Amos wird mulmig, als er merkt, wie kippelig das Rad jetzt ist.
Papa macht den Sattel tiefer. „So kannst du die Füße gleich auf den Boden stellen, wenn du das Gleichgewicht verlierst“, erklärt er.
Dann beugt er sich nach unten und hält das Rad am Gepäckträger fest. „Und nun fahr los.“
Das ist leichter gesagt als getan. Amos tritt die Pedale, aber das Rad schwankt mehr, als dass es fährt. Wenn Papa ihn nicht festhielte, würde er garantiert umfallen. Schnell stellt Amos die Füße auf den Boden.
„Noch mal!“, sagt Papa.
Amos traut sich nicht loszufahren. Papa schiebt ihn an und läuft nebenher. Das Rad wackelt dermaßen, dass Amos angst und bange wird.
„Fahr ruhig etwas schneller“, ruft Papa. „Ich halte dich fest.“
Als sie am Ende des Gartenweges angekommen sind, sagt Amos kläglich: „Ich schaffe es nicht, Papa.“
„Ach was! Jeder lernt Radfahren. Man muss nur genug üben.“
Papa ist unermüdlich. Immer wieder fährt Amos den Gartenweg rauf und runter, und er läuft nebenher. Zwischendurch lässt er los. Das sagt er Amos aber erst hinterher, und der ist dann ganz erstaunt, weil er das gar nicht gemerkt hat.
Nach einer Weile kann Amos ziemlich gut allein den Gartenweg entlangfahren.
Papa schwitzt. Amos ebenfalls. Und Durst haben sie. Mama bringt ihnen eisgekühlten