Eva Markert

Amos trifft seine Freunde


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      Amos freut sich. Er spielt gern mit Leon, auch weil der immer so tolle Ideen hat.

      Heute zum Beispiel schlägt er vor, Detektiv zu spielen.

      „Wie geht das?“, will Amos wissen.

      „Ganz einfach: Wir verstecken uns am Zaun hinter den Büschen und beobachten die Leute auf der Straße. Und wenn wir jemand sehen, der verdächtig ist, beschatten wir ihn.

      „Woher wissen wir, ob jemand verdächtig ist?“, erkundigt sich Amos.

      „Das merkt man. Wenn sich einer zum Beispiel dauernd umguckt oder so“, antwortet Leon.

      Die beiden legen sich auf der Lauer.

      Viele gehen auf der Straße vorbei.

      Ab und zu sagt Leon: „Guck mal, der Mann da, der sieht verdächtig aus.“

      Manchmal findet Amos das auch. Aber keiner der Verdächtigen macht Anstalten, irgendwas Verdächtiges zu tun.

      „Warte nur ab“, erwidert Leon. „Irgendwann kommt bestimmt ein Autoknacker oder ein Fahrraddieb vorbei.“

      „Oder ein Taschendieb“, ergänzt Amos. Er muss gerade an seinen Onkel Volker denken, dem man vor Kurzem das Portmonee geklaut hat.

      Leider lässt sich auf der Straße auch kein Taschendieb blicken.

      „Soll ich mein Rad holen und draußen an den Zaun lehnen?“, schlägt Amos vor. „Damit könnten wir einen Dieb anlocken.“

      „Wer stiehlt schon ein Kinderrad“, meint Leon abfällig. „Nee, das kannst du dir sparen.“

      So schnell lässt sich Amos nicht von seiner Idee abbringen. „Ein Kind könnte das Rad vielleicht gut gebrauchen“, entgegnet er. „Und Kinder klauen auch manchmal. Das habe ich neulich gehört.“

      „Nee, nee! Wenn überhaupt, müssten wir ein großes Rad nehmen“, erwidert Leon. „Aber ein Rad als Köder bringt nichts. Der Dieb braucht bloß aufzusteigen und wegzufahren. Da kommen wir nicht mit, und das Rad ist futsch. Wir sollten lieber einen Euro auf den Bürgersteig legen. Wenn ein Dieb den wegnimmt, können wir ihm leicht folgen.“

      „Ist das gestohlen, wenn man einen Euro findet und mitnimmt?“, fragt Amos zweifelnd.

      „Natürlich!“, ruft Leon im Brustton der Überzeugung. „Sag bloß, du würdest das Geld einfach einstecken?“

      Das ist genau das, was Amos tun würde. Und er würde sich sogar riesig über den Euro freuen. Bloß wagt er das nicht zu sagen, weil Leon so empört ist und weil er es sicher besser weiß, denn er ist ja zwei Jahre älter als er. Stattdessen fragt er: „Was, denkst du, sollte jemand machen, der einen Euro findet?“

      „Er muss ihn liegen lassen“, erwidert Leon. „Oder ihn irgendwo hinlegen, wo man ihn leicht sieht. Zum Beispiel auf das Mäuerchen von euren Nachbarn. Damit der, dem der Euro gehört, ihn finden kann, wenn er merkt, dass er ihn verloren hat.“

      „Die meisten merken sicher gar nicht, dass sie einen Euro verloren haben“, wendet Amos ein.

      „Wie?“ Leon ist völlig verblüfft. „Würdest du das etwa nicht merken?“

      „Ich schon“, erwidert Amos, „weil ich nicht viel Geld habe. Aber wer reich ist, merkt es sicher nicht, oder er macht sich nicht die Mühe, danach zu suchen.“

      „Nur ganz wenige sind wirklich reich“, meint Leon. „Das sagt mein Papa immer.“

      Nun fällt Amos nichts mehr ein, was er gegen den Plan einwenden könnte. Er geht rein und holt einen Euro aus seiner Spardose.

      Sorgfältig suchen Leon und er einen guten Platz für die Münze aus. Bevor sie sie hinlegen, schauen sie sich verstohlen um, ob niemand sie beobachtet. Fast kommt Amos sich wie ein Verbrecher vor.

      Der Euro liegt mitten auf dem Bürgersteig und blitzt und funkelt in der Sonne. Von ihrem Versteck aus können sie ihn gut im Auge behalten.

      Viele Leute gehen vorbei, ohne den Euro zu sehen. Ein Mann tritt sogar darauf.

      Dann kommt Katja, die Tochter der Leute, denen der Garten mit dem Mäuerchen gehört. Sie entdeckt den Euro sofort, bückt sich und hebt ihn auf. Sie legt ihn aber keineswegs auf das Mäuerchen! Ohne zu zögern, steckt sie ihn ein und geht weiter.

      „Hinterher!“, zischt Leon.

      Amos und Leon folgen Katja in einigem Abstand. Amos hat richtig Herzklopfen. „Hoffentlich bemerkt sie uns nicht“, flüstert er.

      „Und wenn schon“, gibt Leon zurück. „Sie weiß doch nicht, dass wir ihr folgen.“

      Katja marschiert geradewegs zum Kiosk und kauft sich dort für 90 Cent ein Eis am Stiel. Vanilleeis mit einem Schokoladenüberzug.

      Jetzt wird es Amos zu viel. „Halt!“, schreit er. „Das ist mein Euro.“

      Katja schaut ihn von oben bis unten an. „Das kann jeder behaupten“, sagt sie und reißt seelenruhig das Papier ab.

      „Gib her! Das ist mein Eis.“ Amos will es ihr fortnehmen.

      „Du spinnst wohl!“ Katja schubst ihn weg und beißt ein großes Stück ab.

      „Das ist wirklich sein Euro“, mischt Leon sich ein.

      „Und das ist mein Eis“, erwidert Katja. „Zieht Leine.“

      „Du hast gestohlen“, tobt Amos. „Ich geh’ zur Polizei und zeig dich an!“

      „Mach das“, prustet Katja. Ohne sich weiter um die beiden Jungen zu kümmern, geht sie zurück und verschwindet Eis schleckend in ihrem Garten.

      Amos platzt vor Wut. Auch Leon bekommt etwas davon ab. „Alles nur wegen dir und deiner blöden Idee“, schimpft er.

      Leon hat bald genug von Amos’ Gezeter. „Bist halt noch ein Baby“, sagt er und geht nach Hause.

      Amos läuft wutschnaubend zu seiner Mama und erzählt ihr, was passiert ist. „Blöder Leon! Blöde Katja“, beendet er seinen Bericht.

      „Du kannst ihnen keinen Vorwurf machen“, meint Mama. „Leons Idee war zwar dumm. Andererseits hat er dich nicht gezwungen, einen Euro aus deiner Spardose zu nehmen. Das war deine Entscheidung. Und sei ehrlich: Wenn du Katja wärst, hättest du den Euro sicher genauso aufgehoben, oder?“

      Amos muss zugeben, dass sie da recht hat.

      „Ich mache dir einen Vorschlag“, setzt Mama hinzu. „Wir spielen jetzt Mensch-ärgere-dich-nicht. Was hältst du davon?“

      Amos hält sehr viel davon! Sofort ärgert er sich viel weniger. Und nachdem er Mama ein paar Mal rausgeschmissen hat und sie ihn, ist die Wut auf Katja weg.

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