kleine blonde Blümchen
schüchtern ihre unbehüteten Köpfe reckten
als alles möglich, nichts verloren war
Veilchen im April 2015, Ausgabe 49
Dionysos P.
geboren in Oettingen i. Bay. / Diplom-Finanzwirt / Diplom-Jurist / mehr von mir auf www.dionysosp.de
ein Kind kann alles reparieren außer ein schadhaftes Herz
(ein Kind)
Kind kannst du den Rasen mähen
aber klar doch Großmama
Kind kannst du die Zukunft säen
klar doch dazu bin ich da
Kind kannst du den Rasen sprengen
aber sicher Großpapa
kannst du mir fünf Gründe nennen
ganz klar dazu bin ich da
(kann alles)
Kind kann schmutzige Wäsche waschen
Kind liegt herum auf Papas Taschen
Kind kann King Kong Kind kann King Kong
Kind hat übergroße Kräfte
Kind kann Schach spielen mit Mama
Kind kann Papas Haare spalten
Kind ist King Kong Kind ist King Kong
Kind hat Kräfte für uns beide
(reparieren)
Kind ist klein und Kind ist schön
Kind ist Tarzan Kind ist Jane
Kind wird das schon reparieren
das zerbrochene Loch fixieren
es holt Hammer es holt Nagel
und die ganze Werkzeugtruhe
es knüpft Bänder und die flickt es
ein in die kaputten Schuhe
(außer ein schadhaftes Herz)
es schmückt sich mit Ungeduld
und es badet in der Schuld
es weiß wie man Knöpfe drückt
aber fragt sich wie ihm ein Salto glückt
früher sollt ihm die Welt gehören
heut droht es sie zu zerstören
früher wollt es größer sein
heute wär es gerne klein
Veilchen im April 2017, Ausgabe 57
Dionysos P.
Aus: Zwölfeins – Bildband, 2016
Eine Tasse Kaffee
Oft, wenn mir danach ist, wenn ich zum Beispiel Abstand brauche, fahre ich in die Düsseldorfer Altstadt. Das mache ich allerdings nicht, wegen dem berühmten Alt. Nein, ich genieße hier in Ruhe eine Tasse Kaffee, lese Zeitung, schreibe oder schaue den Menschen zu. Hin und wieder trinke ich natürlich auch ein Alt!
Ich habe hier meine Cafés. Da ist zum Beispiel der Chinese, eigentlich ein Schnellimbiss, der aber auch passablen Kaffee anbietet. Im Sommer kann man in der Nähe des Rheins schön draußen sitzen, auf Bänken an zusammengestellten Tischen, mit Plastikdecken darauf. Eine chinesische Familie kümmert sich um das Wohl ihrer Gäste.
Es ist alles so, wie man sich einen chinesischen Imbiss vorstellt. Die Theke mit den vielen typischen Gerichten wie Reis, Bambussprossen und Hühnchen, steht parallel zum Eingang. Der Raum hell, mit Tischen und Stühlen aus dunklem Holz. An der Decke hängen die typischen Lampions.
Das Besondere jedoch sind die Straßenlaternen, die sich an der Außenwand befinden und, ich glaube, aus Shanghai stammen.
Wo ich noch gern hingehe, ist der Türke, eigentlich ein Hotel mit Frühstücksraum, zweigeteilt, der auch als Café dient. Die Wände sind in Orange gehalten, die Theke, verchromt, befindet sich ganz hinten. Die Rezeption ist an der Seite, beim Aufgang zu den Zimmern.
Die Sitzmöbel bestehen aus Stahlrohrsesseln, mit Kunstlederbezug und Stahlrohrtischen. Hier bedienen junge Frauen mehrerer Nationalitäten, und im Sommer stehen einige Tische und Stühle vor der Tür.
Das dritte Café nun ist das „Blues-Corner“, zum Schreiben nicht so geeignet, aber zum Lesen und Unterhalten. Wie der Name es schon sagt, wird hier hauptsächlich Blues gespielt. Es ist nicht sehr groß, aber hell, mit schwarzen Holzbalken durchzogen.
An der Wand hängen viele Plakate und Bilder von wechselnden kleinen Ausstellungen. Die Theke befindet sich gegenüber dem großen Fenster, wenn man hereinkommt rechts. An der Seite sind eingebaute Tischchen in einer Art Nische, überall stehen Hocker.
Der Wirt heißt Heimo, und mit ihm und seiner Frau kann man manches Schwätzchen über Musik, den Musiker, Literatur und sonstige Dinge führen. Manchmal gibt es am Wochenende oder an den Feiertagen ein Konzert. Dann ist es gerammelt voll, denn das „Blue-Corner“ ist nicht sehr groß.
Andere Cafés meide ich, weil es dort so unpersönlich zugeht. Oder die Schicki-Micki-Cafés auf der Bolker! Damit habe ich einfach nichts am Hut.
Natürlich trinke ich auch zu Hause Kaffee, besonders am Morgen. Ohne Kaffee beginnt für mich kein Tag. Höchstens abends nehme ich mal einen Tee oder ein Glas Bier zu mir.
Wenn ich einen Freund besuche oder selbst Besuch bekomme, reden wir stundenlang bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarette. Die Zeit vergeht dabei in angenehmer Atmosphäre wie im Flug. Ohne Kaffee wäre das Leben nur halb so schön!
Veilchen im April 2006, Ausgabe 13
Karl Farr
Kirschblüten
Zweige mit rosa Blüten
werden vom Wind hin- und hergerissen
und schlagen gegeneinander.
Wassertropfen fallen herab ins Gras
und benetzten den Klee.
Die Sonne strahlt
hinter dunklen Wolken hervor.
Veilchen im April 2006, Ausgabe 13
Karl Farr, Juni 2005
Tanzende Nebel
Das „Nebeldrehen“ wie im „Lili-Marleen“-Lied beobachtete ich eines Nachts, als ich auf einer Allee zu Fuß über Land unterwegs war. Es handelte sich um eine einsame Gegend. Die Straße wurde von hohen Pappeln gesäumt, die in regelmäßigen Abständen standen. Ein Auto raste vorbei, und sein Scheinwerferlicht tanzte im Laubdach der Bäume und bildete einen hellen Rand ähnlich wie bei einer Kerze.
Bald darauf kam ich an eine graue Mauer, die ein Gehöft umgab, vor dem eine einzige Straßenlaterne ihr milchiges Licht spendete. Der Bau war aus dunkelroten Backsteinen gemauert, und die Fenster waren noch dunkel. Neben dem Gebäude befand sich eine Einfahrt, die ein großes Tor verschloss. Davor stand einsam ein Traktor.
Den großen asphaltierten Hof vor dem Haus umgaben Büsche und Hecken, und der wurde von der Laterne in diffuses