Bea W Meyer

Im Baerenland


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      IM BAERENLAND

      TIERGESCHICHTEN AUS KANADA

      BEA W MEYER

      Originalausgabe in englischer Sprache erschienen unter dem Titel

      “YOU ARE IN BEAR COUNTRY”

      bei Createspace Independent Publishing Inc.

      ASIN: B018EXD6JQ

      Deutsche Uebersetzung Bea W Meyer

      BeaWMeyer.weebly.com

      Covergestaltung: GeeGeeW

      Foto: “Lazy Day” mit freundlicher Genehmigung der Malerin Kathy Hammill

      Fotos: GeeGeeW

      copyright@GeeGeeW

      geegeeart.weebly.com

      und mit freundlicher Genehmigung von

      Pixabay Public Domain Images

      ALLE RECHTE VORBEHALTEN

      VORWORT

      Die Idee zu diesem Buch stammt eigentlich nicht von mir sondern von einer Freundin, der ich einen Video-clip mit einem Baeren geschickt hatte, der sich genuesslich ueber ein paar Pizzareste aus einer Muelltonne hermachte, die er erst umgeworfen hatte, um dann mit spitzen Krallen in den Tiefen der Tonne herumzuangeln.

      Ehrlich gesagt hatte ich sowas bis dahin gar nicht als soooo besonders ungewoehnlich empfunden. Denn was in anderen Teilen der Welt als ungewoehnlich gilt, ist hier fast alltaeglich.

      Wenn man so wie wir am Rand der kanadischen Wildnis lebt, muss man halt immer auf Begegnungen mit irgendwelchen Abgesandten dieser Wildnis gefasst sein.

      Mein Mann und ich haben solche Begebenheiten immer als Privileg aufgefasst umsomehr, als anderswo auf diesem Globus nicht mehr viel Raum fuer das Fuehlen und Erleben ungezuegelter Natur geblieben ist.

      Dieses Buch schildert unsere Abenteuer mit den wilden Tieren Kanadas als unseren Nachbarn. Weiteren Abenteuern sehen wir gelassen entgegen.

      Foto: Geegee

      1.

      Mein Mann und ich leben im Baerenland. Unser Haus liegt auf einem parkartigen Grundstueck, das in ein Naturschutzgebiet uebergeht.

      Ein Seitenarm des Squamish Flusses zieht sich wie eine natuerliche Grenze dazwischen hin.

      Das Feuchtgebiet drumherum mit seinen hohen schilfartigen Graesern, den knorrigen alten Erlen und den hohen Pappeln bietet vielen am Wasser lebenden Voegeln wie Enten, Wildgaensen und Reihern Rueck-zugsgebiet und Lebensraum.

      Im Fruehjahr waehrend der Paarungszeit unterhalten uns Froesche mit ihrem abendlichen Quakkonzert.

      Tagsueber tauchen winzige gruen- und kupferfarben schillernde Kolibris als unsere Sommergaeste aus Mittelamerika unter hoerbarem Gesumme mit ihren langen gebogenen Schnaebeln in Bluetenkelche ein, um deren Nektar zu trinken.

      Im Hochsommer patrouillieren blaue und rote Libellen auf der Jagd nach Insekten in der Luft.

      In Spaetherbst und Winter sammeln sich Hunderte von Weisskopfseeadlern in diesem Gebiet. Die alljaehrliche Lachswanderung stromauf und die Aussicht auf einen reich gedeckten Tisch ist wie ein Magnet fuer diese Raubritter der Luefte.

      Und dann haben wir es auch noch mit Zeitgenossen auf vier Beinen zu tun. Das sind Hoernchen, Biber, Waschbaeren, Otter, Koyoten, Stinktiere und … ja, auch Baeren, die sich hier tummeln.

      Als wir in diese Gegend zogen, hatten wir anfangs nicht die geringste Ahnung von der Existenz dieses Zoos. Wir waren Stadt-menschen mit wenig Kontakt zu wilden Tieren ausser vielleicht ein paar Spatzen oder Aehnlichem. Ploetzlich mussten wir lernen, mit Nachbarn aus der Wildnis zu leben. Inzwischen finden wir es normal, unsere Muelltonnen mit Schloessern zu verschliessen, um Waschbaeren, Koyoten und Baeren keine Gelegenheit zu geben, in unseren Abfaellen nach Essensresten herumzufischen. Es gilt hier ganz einfach der Grundsatz: verschliesse Deinen Muell oder Du wirst es bereuen. Entweder zahlt man naemlich fuenfhundert Dollar Strafe an die Stadtverwaltung, wenn die die Muelltonne unverschlossen vorfindet oder man sammelt die eigenen uebelriechenden Muellreste von der Strasse, die die unordentlichen pelzigen Gaeste dort in weitem Umkreis verstreut haben.

      Keine der beiden Alternativen finden wir besonders verlockend.

      Trotz und alledem: auch mit fest verschlossenem Muell sind und bleiben wir Nachbarn der Wildnis. Ihre Abgesandten kommen recht oft auf einen Besuch oder laufen mal eben einfach so durch. Wir wissen die harmonische Ko-Existenz mit ihnen durchaus zu schaetzen.

      Oft werden wir von Freunden gefragt, ob wir denn keine Angst vor diesen wilden Tieren haben. Nein, eigentlich nicht - im Gegenteil betrachten wir die Begegnung mit ihnen als Privileg.

      Wir respektieren sie einfach, und umgekehrt respektieren sie uns – zumindest zeitweise…

      Foto: Geegee

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      2.

      Die meisten meiner Freunde und Bekannten finden Waschbaeren wegen ihres Aussehens niedlich. Mit ihren schwarzen Brillen und den geringelten Schwaenzen sehen sie aus wie kleine Banditen. Es gab mal eine Zeit, da fand ich das auch.

      Damals habe ich sie mit rohen Eiern und Trauben verwoehnt, wenn immer so ein suesses Pelzknaeuel durch unseren Garten wuselte. Ich fand es einfach unwider-stehlich, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellten, um mir vorsichtig den dargebotenen Leckerbissen aus der ausgesteckten Hand zu nehmen.

      Mit der Zeit waren sie so zutraulich, dass sie sogar durch unsere Balkontuer spaehten, wo ich denn wohl abgeblieben sein koennte.

      Damals fand ich es ziemlich komisch, als unsere Nachbarn ihre liebe Not mit einer Waschbaerfamilie hatten, die auf der Terrasse unter dem Hot Tub unbedingt ihr Nest bauen wollte. Weder haufenweise Mottenkugeln noch naechtliche Verfolgungsjagden des Nachbarn im gestreiften Pyjama mit geschwungenem Hockeyschlaeger konnten diese Bande beeindrucken. Ganz im Gegenteil schienen sie sich genauso ueber den Anblick des keuchenden Nachbarn im gestreiften Pyjama zu amuesieren wie ich.

      Leider aber befand sich das Hot Tub in unmittelbarer Naehe unseres Schlaf-zimmerfensters, und der Geruch der ausgelegten Mottenkugeln war irgendwann so stark, dass das Fenster geschlossen bleiben musste. Nur die Waschbaeren blieben weiterhin voellig unbeeindruckt.

      Schliesslich kam der Kammerjaeger und loeste das Problem mit einer Lebendfalle. Die gesamte Familie wurde zwangs-umgesiedelt – die Waschbaerfamilie versteht sich.

      Doch es gab ja auch noch andere Waschbaeren. Eines Tages sah ich Muell verstreut auf dem Dach des anderen Nachbarn nebenan - Papierfetzen, undefinierbare Kuechenabfaelle, alles huebsch ueber die Dachflaeche verteilt. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Nachbar hochbetagt war und aeltere Leute manchmal wunderlich werden, dachte ich mir nicht viel dabei. Ich nahm mir einfach vor, das Thema bei naechstbester Gelegenheit mal zur Sprache zu bringen.

      Der Nachbar hatte natuerlich keine Ahnung, wovon ich ueberhaupt redete. Genausowenig hatte er bemerkt, dass Waschbaeren dabei waren sein Dach abzudecken, um es sich oben auf dem Dachboden gemuetlich zu machen.

      Am Ende war mir der Nachbar wirklich sehr dankbar fuer meinen Hinweis, bevor die Waschbaeren das Haus in eine Art Cabrio verwandelt hatten.

      Foto: Geegee

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      3.