Gabriel Lopez Monica

Im Reich der Träume


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      den Himmel und die Sterne,

      die Sonne und den Mond,

      die Menschen.

      Dieses Wissen ist von solcher Erhabenheit,

      dass manch Einer bereit ist,

      den Schmerz und die Gefahr auf sich zu nehmen,

      die damit verbunden sind.

      Wissen bringt Kraft.

      Kraft das Land zu verändern, und die See,

      den Himmel und die Sterne,

      die Sonne und den Mond,

      die Menschen.

      Eine solche Kraft ist so verführerisch, dass, um sie zu erlangen,

      manch Eine bereit ist, die Mühe auf sich zu nehmen,

      eine neue Welt zu erschaffen.

      Hans Peter Kraft

      Kapitel 2 Der Beginn einer langen Reise

      Auf einem alten Kahn. Klare Sicht, der Hafen verschwindet hinter dem Horízont. Ein blasses Blau – der grundlose Himmel, tiefer als der Ozean. Die See ist ruhig. Ein tiefes Blau. Schimmernd. Die Sonne scheint – ein Weiß, welches unerträglich für das Auge ist. Jennifer Brel nimmt das alles wahr. Es vermischt sich, diese Stimmung, mit Erinnerungen. Sie lehnt an der Reling, hört auf das Stampfen des Schiffes, schaut hinab, an der Bordwand entlang, auf das Wasser und dann, als sie des Rostes gewahr wird, der wohl schon Jahrzehnte an dem Frachter nagt, holt sie Papier und Bleistift.

      Es ist heiß in der Kabine.

      Wieder draußen bringt die beständige Brise Kühlung, lässt die Blätter des Notizblocks sanft flattern. Die Sonne brennt unablässig auf der Haut, sie merkt es nicht und wird dafür mit einem Sonnenbrand bezahlen. Sie schreibt:

      HYPERION

      Das Schwierige ist einen Anfang zu finden –

      weil es keinen Anfang gibt.

      Das Schwierige ist ein Ende zu finden –

      weil es kein Ende gibt.

      Was ist das alles?

      Ich wusste es – einst,

      ich glaubte es zu wissen.

      Die Gefühle waren damals lauter,

      ich wagte sie zu leben, so viele –

      Ich weiß nicht, war ich es?

      Vertrautheit damit, weißt du, kenne ich nicht,

      bis auf eine Ahnung, dass es sie gibt.

      Ich sah es an jeder Ecke des Hafens,

      an jeder Ecke der Stadt,

      meine vergebliche Sehnsucht: Paare, Verhandlungen.

      Liebe ist nichts, ein Augenblick bloß, der immer währt – Glück.

      Liebe ist alles, ein Augenblick, der immer währt – Schmerz.

      Und jenseits des Schmerzes ist es Hoffnung.

      Ich weiß es, ich fühle es –

      Es ist unendlich stark, unendlich schwach.

      Ein Hauch von >>>>Ja<<<< wehte vorbei.

      Erinnerst du dich?

      Was für ein schöner Duft!

      Ich, bin keine Gefahr für dich.

      Ich war, durch dich – geheilt.

      Du, bist keine Gefahr für mich.

      Ich will mehr von dir.

      Ich rannte die Straße entlang, zum Hafen,

      wo es mich entführte, die Sehnsucht, auf das Meer hinaus.

      Dort draußen jetzt.

      Es gibt nur mich, das Licht, das unendliche Blau

      und Gedanken,

      im Glitzern des Wassers, die mir widersprechen.

      Das Schwierige ist nicht einen Anfang zu finden –

      weil es keinen Anfang gibt.

      Das Schwierige ist nicht ein Ende zu finden –

      weil es kein Ende gibt.

      Das Schwierige ist zu verstehen –

      was nicht verstanden werden kann.

      Ein großes Glück, dass es beides gibt,

      im Leben eines Menschen.

      Das Endliche, mit all der Schönheit,

      das Unendliche, mit all der Kraft.

      Beides lebt, beides bewegt sich,

      durch den Raum,

      der den Menschen ausmacht.

      Das Endliche – wie eine Seifenblase,

      wie ein Luftballon – wie ein Spiel.

      Das Unendliche –

      eine lautlose, innere, äußere, immerwährende Entfaltung –

      überall und zugleich.

      Wie der Tod, den ich nie erfahren werde (Schmerz),

      wie die Liebe, die ich nie erfahre.

      Und doch ist beides da, so unmittelbar, zum Greifen nah.

      Kapitel 3 Eine beharrliche Frau

      Die Alpen. Ein weißer Januartag. Himmel und Erde bestehen aus Schnee. Es ist kalt, weit unter dem Gefrierpunkt. Ein Sturm wütet. Jennifer Brel hört nichts davon, sie spricht beim Gehen mit sich selbst, isoliert, unter der wärmenden Maske des Helms.

      >> Ist es hier immer so? Hört das nie auf? <<

      Hans Peter Kraft, ihr Führer, vor ihr, hört ihre Worte. Er schweigt, ihre Stimme ist schöner als eine Antwort wäre. Er kennt diese Gegend auch anders. Er weiß wie eindrucksvoll, majestätisch, es hier sein kann. Die trockene, klirrende Kälte macht dann munter. Der blaue Himmel – ein Hochgenuß. Die dünne Luft – gefährlich berauschend. Er schaut hinauf, in das Weiße der Wirklichkeit und sieht es, seine Erinnerung: Die Bergkette der Viertausender lockt mit einem unbeschreiblichen Zauber; kaum ist der Blick oben, erkennt er dahinter noch höhere, ehrfurchtgebietendere Berge. Demütig senkt er den Blick, in das Weiße, und sieht es, die Vergangenheit: Das Tal! Der Gletscher dort ist nicht minder imposant.

      Diese Welten machen winzig. Er steigt hinab, zu sich selbst und erkennt, dass er dennoch zählt. Hier herrscht eine Stille die Frieden bringt. Sie wird untermalt von der gegenwärtigen Erinnerung an seltsame, knackende Geräusche. Das war (ist) die Bewegung der Eismasse des Gletschers, dieses geheimnisvollen, scheinbar erstarrten Titanen, übersät mit Spalten die in unbekannte Tiefen führen. Wer dort hineinstürzt den erwartet eine Eiswelt – die blaue Fee, eine Geschichte: Es war einmal Uranos, und Gaia, sie hatten sechs Söhne und sechs Töchter...

      Das Ende.

      Vergangenheit: Schon im Tal war der Himmel bedeckt gewesen, mit grauen schnellen Wolken. Auf dem Weg wurde das ganze Firmament grau. Jennifer Brel ließ sich davon nicht beirren, sie hatte ihre Gründe für das Wagnis: Liebe und Zeitmangel. Mitten auf einen Firnfeld fing es an zu schneien. Der Gletscher lag fast hinter ihnen, ein Zurück gab es nicht mehr. Vor ihnen erstreckte sich nun die Hochebene, mit Schnee, dass auf Geröll fiel. Aus dem Schneefall wurde ein Sturm. Der Horizont verschwand.

      Gegenwart: Dichtes Schneetreiben, seit Stunden, aus Pulverschnee, dessen Kristalle auf der