hatte. Dorthin lud man mich zum Bewerbungsgespräch ein und erteilte mir auch eine Zusage. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass diese Stelle selbstverständlich befristet war auf drei Jahre. Die Laborleiterstelle für das chemisch-analytische Labor der Hydrogeologen, mit denen ich zuvor noch nie etwas zu tun gehabt hatte, übte eine große Anziehungskraft auf mich aus, denn mir wehte ein Atemzug Freiheit entgegen. Mich reizte die Herausforderung, als Spezialist für analytische Aufgaben unter weitgehend Fachfremden endlich eigene Ideen und Vorstellungen umsetzen zu können, wie es meiner Qualifikation angemessen wäre. Das vom Professor mehr oder weniger straff gehaltene Gängelband der postdoktoralen Ära, so hoffte ich, würde ich endlich zerschneiden können. Der Leiter des geologischen Institutes, der nächste Professor in meiner Sammlung, versprach mir auch völlige Freiheit in der Wahl der Forschungsthemen neben meinen Aufgaben als Laborverantwortlicher und einigen Lehrtätigkeiten. Die implizierte Befristung auf immerhin drei Jahre eröffnete zudem eine länger anhaltende Beschäftigungsdauer, als es mir bisher vergönnt gewesen war. Ich freute mich riesig, MoP`s versmogtem Dunstkreis endgültig zu entschweben. Mein guter Emeritus konnte mir über sein auslaufendes Projekt hinaus sowieso keine Zukunft bieten. Aber jenes neunmonatige Intermezzo in einem guten, wissenschaftlich anregenden Arbeitsklima bleibt mir in dankbarer Erinnerung, selbst wenn es genau wie alle anderen Tätigkeiten in der naturwissenschaftlichen Szenerie sehr gerätelastig und ohne Bezug zu irgendetwas Natürlichem war. Das war die Promotionszeit auch schon. Aber beide, die Promotionszeit und die Zeit beim Emeritus, boten ehrliches menschliches Miteinander, das ich nicht missen möchte und das die Naturentfremdung der Naturwissenschaften teilweise überdeckte. Intakte zwischenmenschliche Beziehungen können aber nicht bestehen im modernen Wissenschaftssystem, und sie sind mir außer in den Rudimenten der ostdeutschen Vergangenheit nirgends wieder begegnet.
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