Tim Nelius

Grinsmau


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begrüßte diese Robert. Er teilte ihm mit, dass die Gasse ein Tatort ist. Robert erwiderte, er arbeite bei der Stadtwache in Hochgrund.

      Der Gnom war aufgeregt und fragte sich ob er hier ein Abenteuer erleben sollte. Seine Arbeit selbst beruhte sich nur auf die Einteilung der Schichten der Wachen. Da Stadtangestellte meistens Urlaub hatten bekam er nicht viel über die Arbeit mit. Ein Tatort direkt am Jahrmarkt, dass fand er aufregend. Er wollte unbedingt seine Hilfe anbieten. Er sprach darüber mit der Bulldogge, verschwieg jedoch das er lediglich in der Personalabteilung arbeitete. Die Bulldogge war über Hilfe erfreut, da sie während des Jahrmarktes die meisten Wächter anderweitig einsetzen mussten und stellte sich ihm als Wilhelm von Himmelsbach vor. Robert nannte seinen Namen, nun stellte sich auch die andere Bulldogge, als Daniel Oiterig vor.

      Die beiden Bulldoggen führten ihn in die Gasse. Robert war nicht auf den Kopf gefallen, als er früher als Azubi jeden Tag arbeiten musste, hatte er sich einige Fallakten der Stadtwache durchgelesen. Er kannte das Verfahren in groben Zügen. Robert sah etwas auf dem Boden liegen. Also fragte Wilhelm, was mit dem Wesen dort vorne los sei. Wilhelm antwortete ihm, dass es sich um eine Leiche handelte. Genauer hätten sie jedoch noch nicht ermittelt. „Auch noch ein Mordfall!“ dachte sich Robert, „wie spannend!“.

      Er näherte sich dem Leichnam. Der Körper lag auf dem Bauch, der Kopf etwas zur Seite gedreht. Es war ein Schimpanse. Sehr vornehm gekleidet. Er hatte einen Anzug an, im Schnee lag ein Zylinder. Auf einem Auge saß ein Monokel. Robert schaute sich weiter um, blickte auf den Schnee.

      Es waren die Fußspuren des Schimpansen zu erkennen, die der Bulldoggen, seine eigenen und seltsame, recht große kreisrunde Fußspuren. Bestimmt dreimal oder viermal größer als die von Robert. Das merkwürdige war das es nur eine Spur von den runden Fußabdrücken gab. Also kein Weg weg oder etwa keinen Weg hin?

      Robert grübelte vor sich hin. Als er seinen Blick durch den Schnee weiter gleiten ließ fiel ihm auf, dass der Tote seinen Zeigefinger im Schnee stecken hatte. Eine Art Dreizack war in den Schnee gezeichnet worden. Die Bulldoggen drehten den leblosen Körper auf den Rücken. Sofort fielen Robert zwei blaue Flecke am Hals des Affen auf.

      Woran der Schimpanse gestorben ist konnte er nicht auf den ersten Blick sehen. Robert fragte Wilhelm ob sie mit einem örtlichen Arzt zusammen arbeiten. Wilhelm sagte, dass Daniel und er selbst sich jetzt auf den Weg machen würden und den Leichnam zu dem Dorfarzt bringen würden. Robert lies sich den Weg zu dem Arzt, den sie Dr. Fink nannten, beschreiben.

      Er verabschiedete sich von den beiden, denn er wollte noch ein wenig zum nachdenken um herlaufen. In diesem Moment knurrte sein der Magen. Das Ziel zu dem er laufen würde stand fest, langsam steuerte er den Weg zu der Schenke an. In seinem Kopf kreisten die Gedanken um das Geschehene.

      Kurz traten Zweifel auf, ob er nicht zu leichtfertig seine Hilfe angeboten hätte. Immerhin hatte er keine Ausbildung im Bereich der Verbrechensbekämpfung und er ging davon aus, dass es ein Mord sei. Es wäre ungewöhnlich wenn ein Schimpanse einfach so mit zwei blauen Flecken am Hals umkippen würde. Robert versuchte sich auf die gegebenen Hinweise zu konzentrieren.

      Sein Magengeknurre brachte ihn jedoch immer wieder aus dem Konzept. Er beschleunigte sein Tempo und nach einigen Minuten sah er ein sehr modern aussehendes Gebäude.

      Edles Holz bildeten die Mauern, das Dach war gedeckt mit Reet. Ein großes Holzschild war über der Tür angeschlagen, darauf stand mit großen Buchstaben „Ruderndes Gürteltier“. Robert schaute durch eines der Fenster herein und sah sogar einige freie Plätze.

      Er trat ein und befand sich in einem Vorraum, hier konnte man sich sein Essen sofort bestellen und anschließend damit in den Speisesaal gehen. An der Wand war eine große Speisekarte und Robert las sich ein Gericht nach dem anderen durch. Er entschied sich für eine „Steinsuppe mit gerösteten Schildkrötenpanzerstücken“ und dazu ein wenig „Brockenbrot“.

      Er bestellte seine Auswahl bei einem großen Oger. Dieser stellte ihm seine Sachen zusammen und sagte ihm im zweiten Speisesaal seien noch einige Plätze frei. Robert war überrascht, die Schenke sah von außen nicht so riesig aus, dass es hier zwei Speisesaale geben könnte.

      Als er sich umschaute sah er jedoch ein Schild das ihm erklärte das der zweite Speisesaal unterirdisch sei. Er ging einige edle Marmortreppen hinunter und betrat den Speisesaal. Er war mit dämmrigen Lampen an den Wänden ausgeleuchtet, in der Mitte des Raumes stand eine Säule die auch mit Lampen bestückt war. Es waren ungefähr ein Dutzend Steintische mit zwei bis drei gepolsterten Holzstühlen drum herum. Robert suchte sich einen leeren Platz an der Wand und setzte sich.

      Langsam begann er zu essen und grübelte währenddessen erneut über den Mordfall. Er stellte sich Fragen über Fragen. Was hatte die Zeichnung im Schnee zu bedeuten? Welches Wesen war für die runden Fußspuren im Schnee verantwortlich, Robert selbst kannte kein Wesen mit solchen Füßen. Wie war der Affe gestorben? Wer war das Schimpanse überhaupt?

      Er hoffte, dass der von Wilhelm besagt Dr. Fink ein wenig Klarheit schaffen konnte. Erst jetzt fing Robert an Trauer für den Affen zu empfinden. Wie schrecklich es ist ein Wesen umzubringen, welche Gründe könnte es dafür geben? Robert seufzte. Während seinen Gedankengängen hatte er sein Essen komplett verspeist. Er blieb noch ein wenig sitzen, noch hatte er keine Motivation aufzustehen.

      Doch nach kurzer Zeit bewegten die offenen Fragen Robert dazu sich zu erheben und wieder die Treppen hochzusteigen. Ihm fiel auf, dass es hier recht leer war. Er fand die Atmosphäre in dem Raum sehr schön und beschloss unbedingt hierhin zurück zukehren. Als er oben war bezahlte er den Oger mit wenigen Ziegenzähnen und ging sofort hinaus.

      Die nächste Haltestelle stand fest. Er musste Dr. Fink aufsuchen. Robert atmete noch einmal tief durch und begann auf den Hauptweg zuzusteuern.

       Kapitel 3: Licht ins Dunkel

      Robert ging schon eine ganze Weile. Die Sonne neigte sie immer mehr ihrem Zenit.

      Dr. Fink wohnte laut Wilhelm etwas abseits vom Dorf. Robert sollte den Hauptweg Richtung Wald gehen und die letzte Abzweigung nach links nehmen. Eine nähere Beschreibung hatte er nicht. Er lief in schnellem Tempo dem Wald entgegen und achtete nicht näher auf das was um ihn geschah. Irgendwann nahm er die letzte Abzweigung nach links, sie führte hinter eine Häuserreihe.

      Am Ende des Weges stand ein kleines weißes Haus mit einer Art angebauter Halle zur Waldseite hin. Das Haus grenzte nahezu an den Wald und war vom Baustil her moderner als die restlichen Hütten in Tieftor. Das Haus erinnerte eher an ein Gebäude in der Stadt.

      Robert näherte sich dem Haus und las an der Tür den Namen Bartolomäus Fink. Zwar kein Doktortitel, aber immerhin stimme der Nachname. Er nahm den Türschlag und klopfte zweimal gegen die Tür. Drinnen hörte er Schritte näher kommen.

      Die Tür öffnete sich und ein riesiger Menschenmann trat ihm entgegen. Er war breit gebaut und hatte einen vollen Bart. der ebenso grau war wie die Haare die im Halbkranz um seinen Kopf wuchsen.

      Robert nannte seinen Namen und den Grund warum er hier war. Eine tiefe laute Stimme entgegnete ihm freundlich: „Ich bin Bartolomäus Fink, der Arzt der für das Dorf zuständig ist. Wilhelm hat mir schon verraten warum du hier bist. Er freut sich über Hilfe, dann braucht er nicht so viel arbeiten!“ Bartolomäus fing laut an zu lachen. Sein Gelächter donnerte durch den Flur.

      Er winkte Robert zu sich rein und verschloss die Tür hinter ihm. Der Arzt ging vor Robert und führte ihn in die Halle die Robert schon von außen gesehen hatte. Wände, Boden und Decke waren komplett weiß. Am Ende des Raumes war eine metallene Wand und ein paar Füße schaute aus einer der drei Öffnungen heraus. Bartolomäus führte Robert zu dem großen Metallkasten und zog eine Art Liege heraus. Darauf lag der Leichnam des Affen den Robert am Morgen in der Gasse liegen gesehen hatte.

      Der Arzt begann Robert zu erzählen was er bisher in Erfahrung gebracht hatte. Nach den Angaben des Arztes ist der Tote an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben.