Wolf Schreiber

Larry Rottan – The Louisa Trilogy


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»Wie bist Du da rangekommen, vor allem mit dem Thema?«

       »Hat mein Prof. arrangiert.«

       »Und hast Du auch ein finanzielles Angebot für mich?«

       »Ja. 20 % von jedem Gemäldeverkauf und 50 % vom Kataloggewinn.«

       »Kataloge sind teuer in der Produktion. Da fällt nicht viel ab.«

       »Ok, 25 % von jedem Gemäldeverkauf. Aber dann brauch ich Dich die nächsten 2 Wochen exklusiv.«

       »In 2 Wochen willst Du fertig sein?«

       »Ja, ich male sehr schnell. Pro Bild rechne ich einen Tag. Hier in Gießen findet die Ausstellung erst in zwei Monaten statt, aber für Frankfurt muss alles viel früher fertig sein.«

       »Sehr ambitioniert.«

       »Außerdem, wenn Du magst, kannst Du das Programm der Eröffnungen mitgestalten, zum Beispiel musikalisch, oder was immer Du gerne machen möchtest.«

       »Kann ich hier bei Dir arbeiten? Hast Du Laptop und WLAN? In Anbetracht der knappen Zeit ist es sicherlich von Vorteil, wenn wir uns möglichst viel austauschen können. Vor allem um Deinen Arbeitsstil kennenzulernen, zu verstehen, was Dir so zusagt, na ja, und so weiter.«

       »Den Vorschlag finde ich ok. Denke, finde dann auch schneller Vertrauen zu Dir, wenn ich sehe, wie Du Dich reinhängst.«

      Sie grinste und trank einen großen Schluck Cola-Wodka.

       »Dann schau doch morgen um zwei hier vorbei. Ich habe morgen und übermorgen schon einen Plan, was ich mache. Für Freitag bräuchte ich Deinen ersten Vorschlag.«

       »Gut, abgemacht.«

       »By the way, Getränke und eine Kleinigkeit zum Essen sind inklusive.«

       Larry verabschiedete sich und ging zum Ausgang.

       »Äh, Larry, meinst Du, Du kannst mir morgen diese beiden blöden Begriffe irgendwie verständlich machen?«

       »Du meinst Kontingenz und das andere? Konsistenz?«

       »Ja.«

       »Ich versuchs.«

      -:-

      Mittwoch

      Larry musste dreimal klingeln, bis Louisa endlich öffnete.

       »Hey. Haben wir echt schon zwei Uhr?«

       »Ja. Guten Morgen. Verkatert?«

       »Nicht wirklich, aber sauschlecht geschlafen. Hatte Albträume.«

       »Soll ich später wiederkommen?«

       »Nee, bleib bitte. Ablenkung tut bestimmt gut, außerdem muss ich auch loslegen. Und in ein paar Minuten bin ich auch weniger mürrisch. Versprochen.«

       Larry setzte sich auf das gelbe Sofa. Auf einem Glastisch davor stand ein Laptop, er war aufgeklappt.

      »Das ist mein Laptop. Den kannst Du benutzen.«

       Louisa stellte Larry ein Dosenbier hin und goss sich selbst einen Schluck Wodka in eine Kaffeetasse.

      »Dann erzähl mal. Was kannst Du mir über Konsistenz erzählen?«

      »Bislang kannte ich Konsistenz nur als Begriff in der Informatik. Er bedeutet die Widerspruchsfreiheit einer Datenbank. Soll heißen, dass es keine sich widersprechenden Ergebnisse einer Datenbankabfrage geben darf. Ist sozusagen ein notwendiges Qualitätskriterium.«

      Sie nickte.

       »Und dann gibt es den Begriff in der Psychologie. Ich suche mal grade die Definition in der Wikipedia raus.«

       Larry tippte den Begriff in den Firefox Browser ein und klickte auf den Wikipedia-Link.

       »Also, hier steht: „Konsistenz bezeichnet in der Psychologie die Widerspruchsfreiheit des individuellen Verhaltens eines Menschen in sich und im Bezug auf das eigene Selbst, die zeitlich und über Situationen hinweg im Wesentlichen erhalten bleibt. Dabei handelt es sich um eine Verhaltenstendenz und nicht um ein beständiges Persönlichkeitsmerkmal im eigentlichen Sinne, da Personen zwar transsituativ hinsichtlich ihres aggregierten Verhaltens in konkreten, vergleichbaren Situationen recht konsistent handeln, sich aber dennoch situationsspezifisch unterschiedlich verhalten können. Testpsychologisch lässt sich damit der Grad ermitteln, inwieweit das Verhalten des Einzelnen voraussagbar ist (siehe Prognose).“«

      »Aaarrgghhhh. Ja, verstehe ich zumindest teilweise. Aber ich mag Widersprüche. Und mein Kopf ist, glaube ich, heute noch nicht bereit für so was. Ich muss mich vorher austoben.«

       Louisa zog ihr T-Shirt über den Kopf.

       »Ich habe Dir erzählt, dass ich nur nackt male. Und das werde ich jetzt tun. Zieh Dich aus, dann kannst Du die Künstlerin live erleben.«

      Schnell hatte sie sich auch Hose und Slip entledigt und verschwand im Durchgang.

       Larry zog sich ebenfalls aus, legte seine Kleidungsstücke auf das Sofa, schlüpfte in das Paar Pantoffeln, dass am größten aussah, und folgte Louisa in den Atelierraum.

      Sie kniete auf dem Boden und bearbeitete eine Leinwand mit braunen und roten Farbtönen. In einer Ecke stand ein schwarzes zweisitziges Ledersofa, dass mit vielen Farbflecken übersät war.

       »Knall Dich auf das Sofa und halt die Klappe. Wenn Du genug zugesehen hast, kannst Du drüben mit Deiner Recherche weitermachen.«

      Sie war voller Energie, fast obsessiv. An der Wand hing eine weitere Leinwand und das darauf angefangene Gemälde sah aus wie die Oberfläche gebratenen Fleisches. Wie ein Steak oder so was. Louisa stand auf und malte an einer Ecke des Bildes weiter. Es war faszinierend ihr zuzusehen. Dann bückte sie sich, um unten links etwas zu korrigieren. Dabei streckte sie Larry unweigerlich ihren Hintern hin und er sah auf ihre Muschi. Er konnte eine Erektion nicht unterdrücken und bedeckte sie mit beiden Händen.

      Louisa drehte sich um.

       »Das ist eine Studie zu gebratenem Fleisch. Ich möchte einen Menschen so bemalen, dass er wie gegrillt aussieht. Morgen kommt Victoria, Du kennst sie ja. Ich habe sie überredet, mir zu Übungszwecken fürs Body Painting zur Verfügung zu stehen. Sich allerdings in der Ausstellung nackt und bemalt zu präsentieren traut sie sich nicht. Aber dafür kann ich hoffentlich eine Kommilitonin von der Akademie gewinnen.«

       Dann lachte sie herzlich.

       »Hey Larry, Du brauchst Deinen Schwanz nicht zu verstecken. Wenn Dich mein Anblick erregt, sehe ich das als Kompliment. Wir werden hier noch öfters zusammen sein, also sei möglichst unverkrampft.«

       Louisa probierte noch ein paar Farbmischungen aus, dann sagte sie:

       »Komm, wir gehen wieder rüber.«

      Sie fläzte sich auf das rote Sofa, Larry auf das gelbe.

       »Larry, kannst Du mir morgen bei Victoria assistieren?«

       »Was kann ich da tun?«

       »Pinsel und Farben anreichen. So was halt. Kein Stress.«

       Sie trank noch einen Wodka.

      »Und jetzt erzähl mir mal was zu Kontingenz.«

       »Das ist noch komplizierter. Mit Kontingenz bezeichnet man in der Philosophie den Status von Tatsachen, deren Bestehen gegeben und weder notwendig noch unmöglich ist.«

       »Ja, geil. Das trifft doch auf Kannibalismus voll zu. Es gibt ihn, er ist aber nicht notwendig, zumindest in den meisten Fällen, aber auch nicht unmöglich. Klasse, das Thema ist abgehakt für mich. Und das mit dem Widerspruchsdingens kriege ich auch noch kapiert.«

       Louisa lächelte zufrieden und Larry trank sein Bier aus.

       »Neben dem Eingang steht ein Kühlschrank, da findest Du Bier, Cola, ich glaub auch noch einen Rest Saft. Im Schränkchen daneben ist Kaffee und Tee, oben drauf steht ein Wasserkocher. Du wirst Dich schon zurechtfinden. Ich gehe wieder rüber und teste noch das ein oder andere für morgen aus. Du könntest derweilen das erste Motiv konzipieren. Morgen ist wie gesagt Body Painting mit Victoria angesagt