Angelika Nickel

Tobias, ich schreib Dir ein Buch


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soll ich rüber schwimmen? Für was hältst Du mich? Für einen Delphin? Ich kann da nicht rüber schwimmen.« erklärte Tobias der Elfe.

      »Doch, Du kannst es. Auch Dein Hund wird es können. Ich werde Dich ein klein wenig mit Elfenhauch bepusten, dann kannst Du es.« Die Elfe sagte dies in einem Ton und einer Überzeugung, die Tobias im ersten Moment verwunderte. Aber dann bekam er so seine Zweifel an ihren Worten und fragte: »Minze, was soll mir Dein Elfenstaub, oder was immer das sein soll, nutzen? Sieh mal wie winzig Du bist und wie groß ich gegen Dich bin. Selbst Emilie ist riesig, im Verhältnis zu Dir. Dein Zauberstaub, er wird uns niemals tragen können.«

      »Doch, Tobias, vertrau mir einfach. Bitte.« Mit flehenden Augen sah Minze den Jungen an. Auch Schniefer sah Tobias mit bittenden Augen an.

      Tobias schluckte und seufzte, dann sagte er: »Auch, wenn ich dies alles doch sehr bezweifle, so bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, wie Euch, Dir Minze, zu vertrauen...«

      »Wenn Du nicht mehr kannst, wenn das Elfenpuder, der Elfenatem, nein, Elfenhauch, ach geisteregal, also, wenn Du nicht mehr kannst, Tobias, ich werde über Dir schweben, und wenn Du nicht mehr kannst, dann werde ich Dich einfach festhalten. Und Dich an Land ziehen. Also hast Du mal so gar nichts zu befürchten. Und jetzt lasst Euch anhauchen, damit es endlich weitergehen kann. Bitte.« bat der Geist.

      Die Elfe Minze kam zu Tobias und Emilie geflogen. Sie nahm ihre rechte winzige Elfenhand und legte sie an ihren linken Elfenflügel. Ganz vorsichtig strich sie über diesen drüber. Dann zog sie ihre Hand vor ihren Mund, beugte sich zu Emilie und blies den Elfenstaub Emilie ins Gesicht. Anschließend wiederholte sie die gleiche Prozedur nochmals und blies auch Tobias ihren Elfenflügelstaub ins Gesicht.

      Danach flog sie über den großen Fluss hinweg. Tobias sah der Elfe nach. Langsam ging er auf das Wasser zu. Er zog sich die Schuhe aus und band sich diese an die Hose. Langsam ging er hinein ins kalte Wasser. Dachte er, denn das Wasser war kein bisschen kalt, im Gegenteil, es fühlte sich an wie frisch eingelassenes Badewasser.

      – Auch gut –, dachte er, – dann muss ich wenigstens nicht frieren –.

      Emilie tat es ihm gleich. Auch sie ging ins Wasser und strampelte mit ihren kleinen Beinchen so gut sie konnte.

      Auch, wenn es sehr lange dauerte, bis sie das Wasser durchschwommen hatten, so gelang es ihnen letztendlich. Und das so ganz ohne die Hilfe des Geistes. Der Elfenstaub allerdings, der hatte wahre Wunder bewirkt. Tobias hatte das Gefühl vom Wasser getragen zu werden, so leicht war ihm das Schwimmen gefallen.

      Und auch Emilie hatte sich ihre kleine Mops-Malteser-Beinchen nicht überanstrengt.

      Tobias hatte das Ufer erreicht und kletterte aus dem Wasser.

      Gleich neben ihm kam Emilie an Land. Sie schüttelte sich neben Tobias ab, so dass dieser noch eine zusätzliche Fuhre Wasser zu seiner klatschnassen Kleidung bekam.

      Doch auch hier wusste Minze eine Lösung. Wieder sah sie den Jungen und seinen Hund an. Dieses Mal glitten ihre Finger durch ihr Haar. Danach flog sie auf die Köpfe der beiden und im nächsten Moment waren beide, sowohl Tobias, wie auch Emilie, wieder trocken. Schniefer verfolgte das Ganze mit so viel Interesse, dass er vor Begeisterung in seine Geisterhände klatschte.

      »Jetzt müssen wir aber weiter, Freunde. Ihr wisst, dass wir in einer verzauberten Welt sind. Hier kann uns alles passieren und es gibt nichts, was uns nicht begegnen kann. Also wäre es ratsam, wenn wir uns nicht zu lange an einem Ort, oder an einem Platz, aufhalten würden. Es könnte andere Wesen auf uns aufmerksam machen.« riet die Elfe.

      »Andere Wesen? Was willst Du damit sagen?« Mit großen Augen lugte Tobias durch seine Brillengläser die Elfe an.

      »Das muss ich Dir jetzt nicht erklären. Wäre auch nicht gut, wenn ich das täte. Dazu ist immer noch Zeit, wenn uns so etwas begegnet. Jetzt lasst uns einfach weitergehen, immerhin wollen wir ja die Vergangenheit des Geistes finden. Schon alleine deswegen sollten wir endlich gehen.« Die Elfe flog davon, so dass Tobias und Emilie nichts anderes übrig blieb, als dieser zu folgen.

      Auch Schniefer folgte der Elfe, wurde aber mal wieder von Tobias zurückgerufen. Er musste es erst noch lernen auf seinen Menschenfreund zu warten, immerhin hatte er in den vergangenen vierhundert Jahren in dieser Hinsicht auf niemanden mehr Rücksicht nehmen müssen. Aber er nahm ja gerne auf Tobias Rücksicht, auch wenn es ihn in seinen Geisterfüßen juckte, immerhin versuchte Tobias ja auch ihm zu helfen. Ohne ihn bräuchte der Menschenjunge erst gar nicht hier zu sein. Und, dass Tobias dies ihm zuliebe tat, das wusste der Geist sehr wohl zu schätzen.

      Was die Angst anging, die hatte der Geist genauso wie Tobias, denn auch Schniefer war noch niemals in dieser anderen Welt, dem Reich Spiritos, gewesen. Niemals zuvor, noch hatte er gewusst, dass es eine solche, oder gar Spiritos Reich, überhaupt gab.

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