Pfarrer Christian Sieberer

Weg


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zeigt dir Wege, dich selbst zu finden und anzunehmen?

      Wer führt dich zum Erwachsen-Sein?

      Zum reifen, in sich ruhenden Menschen, mit Realitätssinn, Verantwortung, Mut, Stärke,…

      Es ist gar nicht so einfach, Vorbilder zu finden.

      Suche sie nicht auf den ausgelatschten Pfaden von Erfolg, Geld und Einfluss. Frage nicht nach Zugriffszahlen, Likes und ähnlichen Lächerlichkeiten.

      Suche nach Menschen, die der Wirklichkeit dienen, anstatt sich selbst zur Wirklichkeit machen zu wollen.

      Wo könnte man sie finden?

      Irgendwo da draußen gibt es seit gut zweitausend Jahren Menschen, die irgendwann einmal genug hatten von Realitätsverweigerung.

      Die sich dem Leben stellen wollten.

      Die ihr kurzes Dasein auf Erden einem höheren Gut zu widmen versuchten.

      Menschen wie du und ich, mit Fehlern und Schwächen, aber auch dem gewissen Etwas: Eremiten.

      Ein Eremit (altgriechisch ἐρημίτης, eremítēs, aus griechisch ἔρημος, érēmos, das „Wüste“ und „unbewohnt“ bedeutet, daher „Wüstenbewohner“, deutsch auch „Einsiedler“) ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von den Menschen lebt (siehe Einsiedelei oder Eremitage).

      Begriff und Geschichte

      Ursprünglich wurde der Begriff nur auf Christen angewendet, die geistliche Motive für ihre Zuwendung zu dieser Lebensform hatten, nämlich die Wüstentheologie des Alten Testamentes, das heißt, die vierzigjährige Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten, die eine Herzenswandlung bewirken sollte.

      Teils wird der Begriff unkritisch auf jeden angewendet, der in Einsamkeit lebt.

      Im geistlichen Zusammenhang wird er manchmal als bedeutungsgleich mit Anachoret (aus griech. anachōreō, „zurückziehen“, „ins Land außerhalb der befestigten Stadt ausziehen“) benutzt, obwohl eine klare Unterscheidung geboten ist.

      In der frühen Kirche unterschied man allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Ordensgemeinschaften, Klöster oder auch Ortschaften.

      Das Eremitentum gehört zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des Mönchtums in Europa. In der Regel des heiligen Benedikt (6. Jh.) wird der Eremit als eine der vier Arten von Mönchen angeführt.

      Unter den Heiligen sind einige Eremiten, unter anderem die heiligen Bruno (der Gründer des Ordens der Kartäuser), Coelestin, Meinrad und Gunther von Niederaltaich.

      Der heilige Franziskus von Assisi verknüpfte das eremitische Leben mit der Wanderpredigt und dem Apostolat unter den Menschen („Stille und Stadt“). Ein selbständiger Ordenszweig innerhalb des Franziskanerordens mit gemäßigt eremitischer Prägung sind die Kapuziner.

      Die ersten Eremiten waren die im 3. Jahrhundert lebenden Wüstenväter. Sie verstanden sich als radikale Nachfolger Christi und suchten gleichsam aus Protest gegen die in ihren Augen allmähliche Verweltlichung der Staatskirche Zuflucht in der Einsamkeit der Wüsten Ägyptens, Palästinas und Syriens.

      Das Eremitenleben wurde asketisch, in Armut und Bescheidenheit (Ideal eines Einfachen Lebens), geführt. Ablenkungen und Reize wurden radikal ferngehalten, um nur in Dialog mit Gott zu sein. Die zentralen Aktionen waren das Beten, Meditieren und Büßen.

      Das Eremitentum als ursprüngliche christliche Lebensform wurde bis ins 15. Jahrhundert praktiziert und war hoch angesehen. Im Spätmittelalter verunmöglichten vor allem die Kriege eine eremitische Daseinsweise.

      In den Ländern der Habsburgischen Monarchie wurden die kontemplativen Orden und das Eremitentum unter Kaiser Joseph II. um 1780–1790 aufgehoben, obwohl die Landbevölkerung zu den Einsiedlern hielt und diese erfolglos zu verteidigen versuchte. Viele Eremiten flohen deshalb in die Schweiz.

      Im 20. Jahrhundert erlebte die bis dahin als rückständig geltende Lebensform in Europa eine Wiedergeburt dank Berichten über Eremiten in der Sahara.

      Diözesaneremitentum

      In der römisch-katholischen Kirche ist das Eremitentum eine der von der Kirche anerkannten Formen des geweihten Lebens. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der sich daraus ergebenden Revision des Kirchenrechts hat die Kirche die Lebensform des Eremiten, der dem Ortsbischof unterstellt ist, in das Kirchenrecht (Canon 603 des CIC) aufgenommen:

      § 1: Außer den Instituten des geweihten Lebens anerkennt die Kirche auch das eremitische oder anachoretische Leben, in dem Gläubige durch strengere Trennung von der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt weihen.

      § 2: Als im geweihten Leben Gott hingegeben wird der Eremit vom Recht anerkannt, wenn er, bekräftigt durch ein Gelübde oder durch eine andere heilige Bindung, sich auf die drei evangelischen Räte öffentlich in die Hand des Diözesanbischofs verpflichtet hat und unter seiner Leitung die ihm eigentümliche Lebensweise wahrt.

      (Wikipedia)

      Ein geistreiches und witziges Buch zum Thema hat Hans Conrad Zander geschrieben:

      Als die Religion noch nicht langweilig war

      Die Geschichte der Wüstenväter

      ISBN-10: 3579065696

      Einsiedler sind also keine weltfremden Spinner, sondern brauchen einen klaren Blick auf die Realität, der sie sich so radikal aussetzen.

      Einfach mal Ruhe haben wollen, ist hier keine ausreichende Motivation, denn das authentische geistliche Leben kennt weder Chillzonen noch Plüsch-lounges.

      Normalos können von den Einsiedlern eine ganze Menge lernen, insbesondere die durchaus erfreuliche Tatsache, dass jeder Mensch auch Einsiedler ist.

      Dies bedeutet, dass jeder Mensch auch Zeiten des Alleinseins braucht, um ganz Mensch sein zu können. Zeiten des Nachdenkens und Prüfens, ob er sich (noch) auf dem richtigen Weg befindet. Zeiten des Abstands, um wieder zu sich selbst zu kommen.

      Heutzutage leben wir in einem Überangebot an (oft kurzlebiger) Gemeinschaft, ständig sind wir real oder virtuell von Menschen umgeben.

      Wie viele Menschen suchen auch daher in einem anderen Menschen ihre eigene Identität.

      Oder sie suchen im Mitmenschen den Alleskönner und Allesversteher, gleichsam den lieben Gott selbst?

      Wie viele Menschen fühlen sich bei diesen Erwartungen an sie durchaus geschmeichelt? Wie viel Zeit wird verschwendet im absurden Idol-Kult, der eine Spur der Verblödung durch unsere Welt zieht.

      Doch alle Menschen-Anbeter müssen früher oder später erkennen, dass sie einem Hirngespinst folgen, einer Fata Morgana. Dass sie unter dem Anschein der Liebe und Bewunderung einen anderen Menschen mit ihren unerfüllbaren Wünschen überfordern.

      Dasselbe gilt für die süßen kleinen und großen Tierchen, die so brav überfüttert und verhätschelt und degeneriert werden, bis auch das letzte Quäntchen Tier aus ihnen herausgequetscht ist.

      Ja, es gilt für die gesamte Schöpfung, die belebte (Engel, Menschen, Tiere und Pflanzen) ebenso wie die unbelebte (Sonnen, Planeten, Kometen, Berge, Steine, Wind, Meer, Kristalle, Gase, Feuer, Strahlen, Blitze, Funken, Sandkörner und so weiter).

      Der Schöpfer selbst spricht deutlich aus, was er von übertriebener Verehrung seiner Schöpfung hält:

      „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die