Robert Mähr

Handbuch für Zelebrantinnen und Zelebranten


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von Herkunft, Rasse, Geschlecht, Sprache, Alter, Kultur, Lebensform, religiöser, weltanschaulicher oder politischer Überzeugung, Gesundheit, Ansehen, Bildung, Entwicklung und sozialer Zugehörigkeit.

       Wir grenzen uns von Haltungen und Gruppierungen ab, die dem Leben feindlich gesinnt sind.

       Wir anerkennen die Autonomie und Würde unserer Mitmenschen und das Recht auf Selbstbestimmung.

       Wir sind den Menschen verpflichtet, für die und mit denen wir arbeiten.

       Wir stehen zu unserem eigenen politischen, religiösen und spirituellen Hintergrund, gehören jedoch keiner Sekte oder Geheimgesellschaft an.

       Wir tragen dazu Sorge, dass keine Abhängigkeiten entstehen.

       Über unsere Arbeit oder Beratungstätigkeit verpflichten wir uns zu Verschwiegenheit.

       Wir sind uns der Verantwortung für unser Handeln gegenüber Mitmenschen, Umwelt, Natur und uns selbst bewusst.

       Wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen und definieren eigenverantwortlich und situationsbezogen Absicht und Ziel unserer Arbeit.

       Wir sind uns unserer Möglichkeiten und Grenzen bewusst.

      Abgrenzung von kirchlichen Zelebranten

      Ein kirchlicher Zelebrant (Priester, Pfarrer, Imam u. Ä.) verpflichtet sich gegenüber einem Glaubenssystem, einer Glaubensgemeinschaft und/oder einer Kirche und handelt im Namen derselben. In der Regel wird er von dieser Glaubensgemeinschaft auch kontrolliert und im Bedarfsfall mit Sanktionen belegt. Ein Zelebrant dagegen muss sich bei seiner Tätigkeit keiner spezifischen Gemeinschaft gegenüber verpflichten. Zum Schutz der Kunden ist die vollständige Einhaltung des Ehrenkodex (siehe oben) für alle Zelebranten zwingend, um jeden Missbrauch auszuschliessen.

      Anstellung

      Im Gegensatz zu Priestern, Imamen oder Pfarrpersonen, die in der Regel von einer Religionsgemeinschaft angestellt sind, stehen Zelebranten in keinem festen Arbeitsverhältnis: Meistens sind sie selbständige Einzelunternehmer. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit zur Gründung einer Firma (Einzelfirma, AG oder GmbH), eines Vereins oder einer Stiftung. All diese Gesellschaftsformen unterliegen strengen gesetzlichen Auflagen und verursachen einen relativ grossen administrativen Aufwand. Einige Zelebranten üben ihre Tätigkeit als Nebenerwerb aus, was sie aber nicht vor der Deklaration gegenüber staatlichen Stellen befreit (Steuern und Abgaben).

      Entlohnung

      Für die Entlohnung gibt es keine staatlichen Vorschriften. Die Höhe des Honorars ist grundsätzlich mit den Kunden zu vereinbaren. Basierend auf den offerierten Stundenpauschalen müssen im Voraus die zu erwartenden Kosten beziffert werden. Es ist ratsam bei grösseren Aufträgen eine schriftliche Offerte zu erstellen. Bei kleineren Aufträgen reicht die mündliche Vereinbarung eines Kostendachs oder eines Pauschalbetrags.

      Die Rechnungsstellung erfolgt unmittelbar nach vollbrachter Dienstleistung, wenn nichts anderes (z. B. ein Vorschuss) vereinbart wurde. In der Regel wird eine Zahlungsfrist von 30 Tagen eingeräumt. Rabatte, Skonti und Ratenzahlungen sollten vermieden werden. Von Barzahlungen ohne Belege (Rechnung oder Quittung) ist dringend abzuraten, da dies in den meisten Staaten nicht legal ist.

      Inkasso

      Nach einem erfolgreich absolvierten Ritual werden die vereinbarten Kosten in Rechnung gestellt und in der Regel zeitnah vergütet. Bei Bestattungsritualen übernimmt dies oft ein Willensvollstrecker, was zu einer Verzögerung der Zahlung führen kann. Anstelle einer Mahnung wird der telefonische Kontakt mit dem Rechnungsempfänger empfohlen, dies ist in der Regel. Bei Differenzen hat es sich bewährt, dass der unzufriedene Kunde den Preis nach seinem Ermessen anpasst.

      Bei Unstimmigkeiten mit den Kunden empfiehlt sich grosszügiges Entgegenkommen, denn der Kunde hat im Zweifelsfall immer recht.

      Kunden

      Ein scharfes Kundenprofil lässt sich nicht erstellen. Viele Kunden und Kundinnen sind Menschen, die in einer bestimmten Religionsgemeinschaft aufgewachsen sind, entsprechend erzogen wurden und später aus dieser Gemeinschaft austreten. In der Regel haben sie gute Erinnerungen an die bekannten religiösen Rituale und wünschen sich oft etwas Ähnliches.

      Neben den Konfessionslosen gibt es eine weitere Kundengruppe, die zwar einer Kirche angehört, mit dieser aber nicht mehr zufrieden ist und nach Alternativen sucht. Diese Gruppe möchte sich mit «neuen Ritualen» und einer «neuen Führung» bewusst von der Kirche distanzieren.

      Vermehrt gibt es auch Kunden, die zwar weder zu einer Kirche noch zu einer Religion einen direkten Bezug haben, aber eine grosse Sehnsucht nach Spiritualität und stimmigen Ritualen verspüren. Sie möchten alternative Rituale, entwickeln auch eigene Rituale und suchen nach geeigneten Personen, welche diese umsetzen.

      Ein weiteres Kundensegment wünscht sich Rituale für ein multikulturelles Publikum. Neben den fünf Weltreligionen müssen auch unterschiedliche Naturreligionen berücksichtigt werden. Das heisst: «Multikulturelle Rituale» werden aus Teilen bestehender Rituale unterschiedlicher Traditionen kombiniert, verändert und zusammengesetzt.

      Marketing

      Zelebranten bieten mit Übergangsritualen eine sehr individuelle und persönliche Dienstleistung an, die von Kunden selten in Anspruch genommen wird und wenn, dann spontan. Klassische Werbemassnahmen wie Direktwerbung, Inserate, Plakate oder Radiowerbung haben eine dementsprechend bescheidene Wirkung und ein suboptimales Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch lohnt es sich nicht, die Werbung zu breit zu streuen, da die Dienstleistung oft lokal oder regional angeboten wird. So stellt sich also die Frage: Wie macht man potenzielle Kunden auf sein Angebot aufmerksam?

      Wichtig ist die Vernetzung mit Institutionen wie Bestattungsämtern und -unternehmungen, Altersheimen, Zivilstandsämtern, Spitälern, Hochzeitsplanern, Eventagenturen und ähnlichen Organisationen, die selbst auf das Angebot aufmerksam machen. Auch sind Publikationen im Feuilleton grosser Zeitungen oder Spezialpublikationen und der Lokalpresse preiswert und nützlich. Ferner sind Fachtagungen, Ausstellungen, Messen und Vorträge sinnvolle Anlässe, um mit potenziellen Kunden einen direkten Kontakt aufzubauen. Mit Abstand am wirksamsten – und darüber hinaus kostenlos – ist aber immer noch die Mundpropaganda. Einzig Steuerung und Dynamik können hier kaum beeinflusst werden.

      Ebenfalls erstrebenswert wäre die Zusammenarbeit mit kirchlichen Stellen und Konkurrenten, um gemeinsame Werbeaktivitäten zu organisieren und zu kanalisieren. Die Bereitschaft hierzu ist jedoch eher gering.

      Ein individueller Internetauftritt ist heutzutage schon fast ein Muss. Eine Website ist kostengünstig und wird von vielen Kunden erwartet. Sie soll Informationen zu wesentlichen Aussagen liefern wie «Wer bin ich?», «Was biete ich an?», «Wie arbeite ich?» oder «Mit welchem Kosten kann der Kunde rechnen?». Die Webinhalte sind stets aktuell zu halten. Werden auf der Website Personen (Kunden oder Teilnehmende) erwähnt oder gezeigt, müssen diese anonymisiert werden (z. B. andere Namen verwenden).

      Preiswerter und sehr schnell realisierbar ist eine Internetpräsenz auf einem vorhandenen Portal wie beispielsweise auf der Website des schweizerischen Ritualverbands (www.ritualverband.ch). Dort kann sich jeder Anbieter kostenlos registrieren und für wenig Geld sein aktuelles Angebot publizieren. Obwohl keine aktive Werbung gemacht wird, erhöht sich mit einem solchen Eintrag die Chance, dass die eigenen Dienstleistungen über Suchmaschinen gefunden werden.

      Ein weiterer preiswerter Werbeträger sind Flyer und Visitenkarten. Diese können heute mit der entsprechenden Computerausrüstung selbst erstellt oder für wenig Geld in Copy-Shops gedruckt werden. Solche Werbeträger können an passenden Stellen (Bestattungsämter und -institute, Standesämter, aber auch im Freundes- und Arbeitskreis u. Ä.) verteilt werden.

      Selbstkontrolle / Fremdkontrolle

      Zelebranten