er und seine Kompanie abmarschbereit. [Anm. d. Übers.: Laut der Legende rief Martin nach kurzem Zögern aus: "Ach, zum Teufel mit dem Schwein!" und stürzte sich mit ungeteiltem Eifer in seine militärischen Pflichten.]
Adjutant Hincks benachrichtigt Captain Knott V. Martin
Die zurückbleibenden Angehörigen konnten dem Abmarsche ihrer Lieben, die einem ungewissen Schicksale entgegenzogen und womöglich nicht mehr zurückkehren würden, nicht ruhig zusehen. So spielten sich an den verschiedenen Bahnsteigen zahlreiche anrührende Szenen ab, als die Männer die Züge nach Boston bestiegen. Als die Kompanien aus Marblehead die Stadt erreichten, brandete ihnen ein beispielloser Jubel entgegen und bei jeder neuen Abteilung von Soldaten, die auf den Straßen erschien, erschallten von den Gehsteigen entlang der gesamten Marschkolonne donnernde Hochrufe. In den ersten Monaten des Krieges ging es in Boston hoch her, denn nicht nur marschierte die Mehrzahl der Regimenter aus Massachusetts auf dem Wege an die Front durch die Straßen der Stadt, sondern auch jene aus Maine und New Hampshire. Ein auf dem Parkgelände rastendes Regiment oder eine zu den schmetternden Klängen einer Militärkapelle zu einem Bahnhofe marschierende Einheit war dort in jenen Tagen ein alltäglicher Anblick.
Captain Knott V. Martins Kompanie auf ihrem Weg zur Faneuil Hall in Boston
Ich hatte stets den Eindruck, dass diese "Dreimonatsmänner", also die ersten, für neunzig Tage einberufenen Milizionäre, nicht einmal die Hälfte jener Anerkennung erhalten haben, welche ihnen für ihre geleisteten Dienste zusteht. Die Tatsache, dass ihre Dienstzeit im Vergleich zu den später aufgestellten Einheiten so knapp bemessen war und dass sie an keinen nennenswerten Kampfhandlungen teilnahmen, erwies sich hierbei wohl als abträglich. Doch ließen diese Männer gänzlich unvermittelt ihr Alltagsleben zurück und eilten zur Verteidigung der Hauptstadt, ohne zu wissen, was das Schicksal für sie bereithalten mochte und mit ihrem glühenden Patriotismus als einziger Motivation. Dies erscheint mir nicht weniger achtenswert als das Opfer der später nachfolgenden Soldaten, als ihr Dienst unzweifelhaft notwendig war, die Not des Krieges bereits spürbar war und keine Illusionen bezüglich seiner blutigen Realität mehr bestanden. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass das zeitige Eintreffen dieser kurzzeitig dienenden Milizionäre nicht nur die Hauptstadt rettete, sondern auch den Rebellen zeigte, dass der Norden in der Lage war, binnen kürzester Zeit eine große und vergleichsweise gut ausgerüstete Streitmacht ins Feld zu führen und zudem willens war, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Darüber hinaus verschafften diese Soldaten der Regierung eine dringend benötigte Atempause, um mit der gebührenden Sorgfalt ihre Lage zu überdenken und einen Aktionsplan auszuarbeiten.
Kapitel 02: Die Männer melden sich zur Fahne
"Oh, siehst du ihn auf der Straße in der Uniform so blau;
Von den Trommeln und Trompeten tönt martialischer Radau,
So viel mächtiger als all die lauen Lüftchen der Rebellen,
Die des Nordens Fahn' zerreißen sollen, doch nur an ihr zerschellen."
– Lucy Larcom, 'Erneut verpflichtet'
Die "Dreimonatsmänner" hatten kaum die Front erreicht, als sich bereits herausstellte, dass es ein Fehler gewesen war, nicht mehr Männer (und diese für einen längeren Zeitraum) zu den Waffen zu rufen. Es dauerte eine lange Zeit, bis wir uns des schieren Ausmaßes dieser Rebellion, der wir uns gegenüber sahen, vollends bewusst wurden. Am 3. Mai erließ Präsident Lincoln also einen Aufruf an weitere Freiwillige, sich für drei Jahre zu verpflichten, sofern nicht bereits früher Anlass zu ihrer Entlassung bestehen sollte. Sogleich eilten tausende loyaler Männer zu den Waffen, ja tatsächlich waren es so viele, dass viele Einheiten in vollständiger Regimentsstärke nicht gleich in Dienst gestellt werden konnten.
Die Vorgehensweisen, nach denen diese Regimenter aufgestellt wurden, waren mannigfach. Im Jahre 1861 war es üblich, dass ein Soldat, der bereits in der regulären Armee gedient oder zumindest einen hohen Posten bei der Miliz innegehabt hatte, selbst die Initiative ergriff und eine Rekrutierungsliste kursieren ließ, in welche sich Freiwillige eintragen konnten. Kam auf diese Weise eine Kompanie zustande, so konnte er sich berechtigte Hoffnungen machen, für seine Mühen zu ihrem Captain ernannt zu werden. Hatten ihn einige Männer bei seiner Initiative unterstützt und sich dabei ausreichend beliebt gemacht, so waren diesen die Positionen der Lieutenants nahezu sicher. Als die "Dreimonatstruppen" aus dem Felde zurückkehrten, verpflichteten sich etliche der Kompanien sofort geschlossen für drei Jahre, manchmal sogar unter denselben Offizieren, unter denen sie bereits gedient hatten. Eine große Zahl dieser "Kurzzeitveteranen" machten ihren Einfluss in den Hauptstädten ihrer Heimatstaaten geltend, um sich Offiziersposten in den neu aufgestellten Regimentern zu sichern. War ihr Wohnort zu klein, um seine eigene Kompanie aufbieten zu können, so gingen die Männer in ein Nachbarstädtchen und schrieben sich dort ein.
Im Jahre 1862 wurden Männer, die bereits ein Jahr Erfahrung im Felde gesammelt hatten, ausgewählt, um einige der zu vergebenden Offizierspatente für neue Einheiten zu erhalten. Gerechterweise hätten die Gouverneure alles in ihrer Macht Stehende tun müssen, um ausschließlich diese Männer zu befördern. Das Wesen der Rekrutierungen wandelte sich jedoch bald dahingehend, dass nun entweder Einzelpersonen aus eigenem Antriebe in den Rekrutierungsbüros erschienen oder ganze Gruppen sich wie folgt meldeten: Zwanzig, dreißig, fünfzig oder gar mehr Männer tauchten zugleich in einem der Büros auf und bekundeten ihre Bereitschaft zum Dienst in einem bestimmten Regiment unter der Bedingung, dass einer von ihnen (den sie bereits ausgewählt hatten) zu ihrem Captain ernannt wurde. Manchmal, wenn die Werber nicht kompromissbereit schienen, ließen sie mit sich reden und gaben sich mit dem Posten eines Lieutenants zufrieden, aber häufig konnten sie ihre Forderungen durchsetzen, da man auf ihre Dienste nicht verzichten wollte. Dieser Wettbewerb um die Führungspositionen förderte so manchen überraschend fähigen Offizier zu Tage, aber viele erwiesen sich als vollkommene Bauerntölpel, die sich bereits nach kurzer Dienstzeit an der Front nicht mehr außerhalb der sicheren Etappe blicken ließen.
Im selben Jahr arbeitete das Kriegsministerium eine systematischere Verfahrensweise aus und sobald nun ein neuer Aufruf an die Freiwilligen erging, wurde jedem Staat eine Quote zugemessen. Einer jeden Stadt wurde von der Regierung ihres Bundesstaates unverzüglich mitgeteilt, wie viele Männer sie zu stellen hatte. Die Kriegsbegeisterung war 1862 im Vergleich zum Vorjahr bereits merklich abgekühlt und so schossen in den Städten und größeren Gemeinden unzählige neue Rekrutierungsbüros aus dem Boden. Es gab zwei Arten von Büros: jene, welche frische Rekruten für die bereits im Felde stehenden Regimenter und Batterien beschaffen sollten und jene, welche um Rekruten für neu aufzustellende Einheiten warben. Letztere waren ohne jeden Zweifel bei den Männern weitaus populärer.
Der erstgenannten Art von Büro stand jeweils ein aktiver Frontoffizier vor, dem einige Männer zur Seite standen, welche ebenfalls "bereits das Pulver gerochen" hatten. Die letztgenannte Art von Büro wurde in der Regel von einem erfahrenen Soldaten geleitet, der erst kürzlich sein Offizierspatent empfangen hatte oder aber darauf spekulierte, bald ein solches zu erhalten.
Die flammenden Aufrufe, welche die Zeitungen in jenen Tagen füllten und die an allen öffentlichen Orten angeschlagenen Plakate waren die Köder, mit denen die Menschenfischer ihren Fang einbrachten. Hier ist ein Beispiel aus dem "Boston Journal" vom 12. September 1861:
[Es werden noch Freiwillige aus Massachusetts akzeptiert ! ! !
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Die unverzügliche Aufstellung von drei Regimentern ist vorgesehen !
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