E.R. Greulich

Die Verbannten von Neukaledonien


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      E.R. Greulich

      Die Verbannten von Neukaledonien

      Historischer Roman

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       VORBEMERKUNG

       ERSTES KAPITEL

       ZWEITES KAPITEL

       DRITTES KAPITEL

       VIERTES KAPITEL

       FÜNFTES KAPITEL

       SECHSTES KAPITEL

       SIEBENTES KAPITEL

       ACHTES KAPITEL

       NEUNTES KAPITEL

       ZEHNTES KAPITEL

       ELFTES KAPITEL

       ZWÖLFTES KAPITEL

       DREIZEHNTES KAPITEL

       VIERZEHNTES KAPITEL

       FÜNFZEHNTES KAPITEL

       SECHZEHNTES KAPITEL

       SIEBZEHNTES KAPITEL

       ACHTZEHNTES KAPITEL

       NEUNZEHNTES KAPITEL

       ZWANZIGSTES KAPITEL

       EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

       ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

       DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

       VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

       Impressum neobooks

      VORBEMERKUNG

      Eine Leserzuschrift machte mich auf die authentische Unterlage dieser abenteuerlichen Flucht aufmerksam. Der Titel jener sozialdemokratischen Broschüre aus dem Jahre 1876 lautet: "Die Märtyrer der Commune in Neu-Caledonien. Bericht zweier Entwichener." In kleinerer Druckschrift steht auf dem Titelblatt: "Der Ertrag dieser deutschen Übersetzung ist für die deportierten Communards und deren Familien bestimmt." Nicht zuletzt diese Dokumentation internationaler Solidarität war für mich der Anreiz, den Roman zu schreiben.

      Zu den von der Thiers-Regierung Deportierten gehörten auch Louise Michel, der weibliche "Garibaldi", wie Clara Zetkin sie nannte, ferner Natalie Lemel und der ehemalige Marineoffizier Kervizic sowie die Journalisten Grousset und François Jourde. Die letzteren zeichneten als Verfasser des Berichts, doch da Jourde zur Fichteninsel deportiert wurde, von der unmöglich zu entkommen war, ist anzunehmen, dass Grousset mit Kervizic flüchtete. Aus begreiflichen Gründen schwiegen sich die Geflohenen über Weg und Umstände ihrer Flucht aus, deshalb mussten sie aufgrund von Studien und einer Reihe von Andeutungen in dem Bändchen rekonstruiert werden. Die Unerschrockenen gelangten nach England, wo sie in der "Times" und anderen Zeitungen die öffentliche Meinung Europas für ihre Leidensgenossen auf Ducos und der Fichteninsel zu mobilisieren suchten. Auch ihrem beharrlichen Bemühen war es zu danken, dass sich die Versailler 1880 zu einer Amnestie genötigt sahen.

      Das gewagte Unternehmen war eine von vielen ähnlichen Episoden am Rande des historischen Geschehens der Pariser Kommune, dennoch haben es die Beteiligten verdient, dass man sie und ihre mutige Tat der Vergessenheit entreißt.

      Für die zeitweilige Überlassung jener Broschüre möchte ich dem Genossen Alfred Musil herzlich danken.

      E. R. Greulich

      ERSTES KAPITEL

      Zehntausend Meilen hinter der Kimm

      Der Sarg war aus Kistenholz, sechs Männer trugen ihn, gebückt unter der leichten Last, als drücke die Sonnenglut sie nieder. Ein langer Zug Deportierter gab dem toten Kommunarden das letzte Geleit, und dicht hinter dem Sarg schritten die wenigen Frauen des Lagers. In der ersten Reihe der Männer befanden sich der Journalist Paschal Grousset und dessen Freund, der ehemalige Marineoffizier Roger Kervizic, der öfter seinen Blick auf eine der Frauen richtete. Sie erschien größer, da sie erhobenen Hauptes ging. Als sie sich kurz umwandte, um den Zug zu überschauen, sah Kervizic die Trauer in ihren großen dunklen Augen. Louise Michels Gesicht wirkte herb, der selbstbewusste Blick, die lange gerade Nase, der dünnlippige Mund verrieten Intelligenz und Tatkraft.

      Ein Engpass war erreicht, hier musste eine Felsstufe erklommen werden. Die Männer halfen den Frauen, Kervizic reichte Louise Michel die Hand. Sie sagte leise danke, dabei glitt ihr Blick prüfend über sein Gesicht, und er wusste, sie hatte einige Fragen auf dem Herzen.

      Andere Männer übernahmen den Sarg, wie ein altersschwacher Nachen schwankte er vor dem schweigenden Zug her. Am Ende des mühevollen Aufstiegs hoben viele Hände den Schrein von den Schultern der Träger und stellten ihn sanft neben das Erdloch. Es war kaum einen Meter tief. Überall unter dem gelbgrauen Sand der Halbinsel trat bröckliges Gestein zutage. Es hatte die Kameraden des Verstorbenen Anstrengung gekostet, mit unzulänglichem Grabzeug die flache Grube auszuheben.

      Dichtgedrängt standen die Trauernden auf dem kleinen Areal mit den vielen Kreuzen aus Treibholz, auf denen die eingekerbten Namen bald verwittert sein würden. Die Deportierten nahmen ihre Kopfbedeckungen ab, speckige Mützen, ausgebleichte Kappen, selbstgeflochtene Sonnenhüte. Der Sarg wurde hinabgelassen, es polterte dumpf. Paschal Grousset trat an die Grube, er hielt die Hände zu Fäusten verkrampft. Nicht zum ersten Mal sprach er die Abschiedsworte für einen toten Kameraden, und jedes Mal hatte er versucht, durch alle Trauer Zuversicht hindurchleuchten zu lassen. Den Hass in seiner kurzen Rede dämpfte er nicht, er erinnerte daran, dass wieder einer fortgegangen war, zu den gemordeten Kämpfern an der Mauer der Föderierten, zu