Michael Wühle

Oh je, Herr Carlowitz


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Tempel der Nachhaltigkeit

       Anhang 3: Nachhaltigkeitskriterien für den Einkauf

       Anhang 4: Handlungsfelder kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements

       Anhang 5: Nutzen eines Nachhaltigkeitsberichts

       Anhang 6: Strategische Eckpunkte für eine nachhaltige Entwicklung in Kommunen

       Anhang 7: Sustainable Balanced Scorecard

       Anhang 8: Checkliste – Abschwächung des Klimawandels

       Anhang 9: GRI-Standards

       Anhang 10: Transformation von GRI –G4 zu GRI-Standards

       Anhang 11: Links zu hilfreichen Tools

       Anhang 12: Der Rucksack des Nachhaltigkeitsmanagers

      Die Entstehung dieses Buchs hat eine Vorgeschichte, die im Jahr 2013 begann und mit der Erstveröffentlichung von „Oh je, Herr Carlowitz“ im Juni 2016 einen vorläufigen, aber nicht endgültigen Abschluss fand. Das Buch ist das Ergebnis meiner Findungsphase als Selbstständiger und in ihm werden genau die Themen, Erlebnisse, Erkenntnisse, Tools und Tricks beschrieben, mit denen ich nun beruflich erfolgreich unterwegs bin.

      Gerade am Anfang kann es leicht passieren, dass der angehende Unternehmer viel zu viele Tätigkeitsfelder abdecken will und sich einen unüberschaubaren Bauchladen anschafft, der alles andere als effektiv ist. Genauso ist es damals auch mir ergangen und als ich mir dessen bewusst wurde, habe ich vieles aussortiert und über Bord geworfen. Die Teile, die ich weiter beruflich verwenden wollte musste ich irgendwie sinnvoll zusammenfassen. Das Ergebnis haben Sie gerade in der Hand oder auf Ihrem Bildschirm.

      Seit der Veröffentlichung ist nun ein gutes Jahr vergangen.

      Das Feedback meiner Leser und meiner Seminarteilnehmer, sowie die Selbstreflexion nach einem beruflich sehr erfolgreichen Jahr hat mich dazu gebracht, mich wieder an das Manuskript zu setzen und eine Überarbeitung des Buchs vorzunehmen. Manches aus der Erstauflage wie z.B. das Thema Genossenschaften, das inzwischen an Bedeutung verloren hat, musste rausfliegen oder zumindest stark gekürzt werden.

      Dafür habe ich neue Inhalte wie Ressourceneffizienz, Energieeffizienz, Ökobilanz, Carbon Footprint und etliche mehr aufgenommen, Themen die in meinem beruflichen Alltag als Nachhaltigkeitsmanager eine größere Rolle einnehmen als noch vor ein, zwei Jahren.

      Den Themenkomplex Nachhaltigkeitsberichterstattung und die EU-weite „nichtfinanzielle Berichterstattung“ habe ich ausgebaut bzw. neu aufgenommen. Die bisherige Unverbindlichkeit für Unternehmen und Organisationen hat inzwischen angefangen zu verschwinden und darauf wollte ich reagieren, ist dies doch ein deutliches Zeichen für die steuernde Hand der Politik in Richtung Nachhaltigkeit.

      Ich habe jedoch auch darauf geachtet, soviel Inhalt wie möglich unverändert zur Erstausgabe zu lassen, denn ich möchte unbedingt den „Geist“ erhalten, der mich damals beim Schreiben erfüllt hat. Mehr als zwei Jahre lang habe ich an dem Manuskript gearbeitet, bis ich im Juni 2016 das Buch veröffentlichen konnte.

      In diesen zwei Jahren habe ich mich in einer für mich einzigartigen Konzentration mit den Aspekten der Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Diese Konzentration und die damit verbundene Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit spüre ich auch bei dieser Überarbeitung und versuche sie so weit wie möglich zu konservieren, indem ich so wenig ändere wie möglich.

      Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen und beim Ausprobieren meiner diversen Übungen bzw. Tipps und freue mich bereits jetzt auf Ihr Feedback.

      Hohenlinden, 28. Dezember 2017, Michael Wühle

      Im Jahr 1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, die sogenannte „Brundtland-Kommission“, eine moderne Definition des Begriffs Nachhaltigkeit. Der Name leitete sich von der Vorsitzenden der Kommission, der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland ab.

      „Sustainable development meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs“

      Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

      Ungefähr 300 Jahre vorher hat Hans Carl von Carlowitz den Begriff in einem neuen forstwirtschaftlichen System verwendet und damit quasi vorgeprägt. Dazu später mehr.

      Dieses Buch richtet sich an Menschen, die vor nachhaltigen Entscheidungen stehen. Sei es ehrenamtlich, zum Beispiel im Engagement für die eigene Gemeinde, oder sei es im beruflichen Bereich. Ich möchte dem geneigten Leser die Bedeutung, die Missdeutung und die Tiefe des Begriffs Nachhaltigkeit nahebringen. Dabei liegt mir viel daran zu verdeutlichen, dass Nachhaltigkeit kein abstrakter und theoretischer Begriff ist, sondern vielmehr ein mächtiges Werkzeug sein kann, um unser Handeln in der Praxis zu vereinfachen und zu optimieren.

      Wann begann ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen? Ich glaube es war Anfang 2009 und ich hatte gerade eine neue berufliche Herausforderung als Leiter der Umweltabteilung eines größeren Unternehmens begonnen. Eine meiner Aufgaben war es, eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Unternehmen zu entwickeln und einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Mir kam es damals so vor, als wäre auf einmal alles um mich herum nachhaltig. Die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens, die Nachhaltigkeitsstrategie, nachhaltige Treibstoffe, nachhaltiger Umweltschutz, nachhaltige Reduzierung von Luftverschmutzung und Fluglärm, nachhaltige Ernährung, nachhaltiges Mobbing, alles war nachhaltig und hip. Nachhaltigkeit war in Mode gekommen.

      Inzwischen ist Nachhaltigkeit ein misshandelter und verbrauchter Begriff geworden, der für Alles und Nichts steht. Unsere nachhaltige Politik am Hindukusch, das nachhaltige Streben nach Frieden in Nahost, nachhaltige Ernährung, die große Nachhaltigkeit im kulturellen Gedächtnis, die nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum und und und. Wenn man so will, dann ist auch ein Kampfpanzer deutscher Fertigung nachhaltig. Sie glauben mir nicht?

      Lassen Sie uns das spaßeshalber durchgehen. Ein Kampfpanzer funktioniert Jahrzehnte mit größter Präzision und vernichtet in dieser Zeit alle Ziele (und damit natürlich auch Menschen) die er bekämpfen soll mit hoher Effizienz. Die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit ist damit schon erfüllt. Zudem gehören diese Gerätschaften zum High-End-Portfolio der Rüstungsindustrie, sie werden auch bei uns in Deutschland produziert, sie erhalten und schaffen Tausende von bestbezahlten Arbeitsplätzen. Daher könnte man hier von sozialer Nachhaltigkeit sprechen. Worüber reden wir also eigentlich? Und ökologisch gesehen? Bestens! Im Vergleich mit amerikanischen und russischen Panzern haben Panzer „Made in Germany“ bestimmt den geringsten Treibstoffverbrauch und die kleinsten CO2-Emissionen bei Herstellung und Betrieb (z.B. ein Kampfpanzer Leopard 2 mit 1.5 kg CO2/Kilometer1 in der gleichen Effizienzklasse wie ein VW Golf). Also, ein wahrlich nachhaltiges Produkt. Oder? Es bringt nachhaltig Menschen um, darum ist der Kampfpanzer nachhaltig. Richtig?

      Natürlich nicht, aber mit diesem etwas zugespitzten