Michael Wühle

Oh je, Herr Carlowitz


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seine Vorratskammer, die aber gepflegt werden muss. Es braucht Können, Wissen und Fleiß, um Holz richtig anzubauen und zu erhalten, damit es eine dauerhafte, beständige und nachhaltende Nutzung gibt, denn Holz ist unentbehrlich und die Landeswohlfahrt hängt davon ab.

      Auch Importe aus anderen Ländern wie Tyrol, Baiern oder Italia führen nicht weiter, sie wären sehr teuer, nicht wirtschaftlich, nicht nachhaltig. Zudem bedroht der Holzmangel bereits ganz Europa. Es gibt also nur einen Weg und das ist Säen und Pflanzen von Bäumen. Wenn wir den mageren jährlichen Ertrag aus Feldfrüchten bei uns im Erzgebirge mit dem Ertrag vergleichen den wir in 50 Jahren aus Holz erzielen können, dann ist letzterer mit vielen tausend Talern unvergleichlich höher.

      Unsere Grundbesitzer und Betriebe haben das Können um Holz richtig zu verarbeiten und unser allergnädigster Landesfürst wird schon dafür sorgen, dass sie mit dem nötigen Fleiß bei der Sach sind. Das Wissen, wie die Waldsaat geht und wie Bäume nachhaltig gepflanzt, gepflegt und genutzt werden, dieses Wissen haben wir nun aufgeschrieben. Es steht jetzt allen zur Verfügung, die Baumzucht betreiben und Wälder nachhaltig nutzen wollen.“

      Carlowitz holt tief Luft und sieht seinen Lehrling aufmerksam an. „Hast du jetzt verstanden, warum wir uns hier plagen und woran wir arbeiten?“ Es ist klar, dass der Meister jetzt eine Antwort von Felix will. Entgegen zu vielen anderen ähnlichen Situationen in der Vergangenheit hat Felix aber diesmal keine Angst vor der Antwort, denn nun versteht er die Zusammenhänge.

      „Ja Meister, ich hab´s kapiert. Nur wenn wir jetzt genügend Bäume pflanzen, dann haben auch unsere Kinder genügend Holz zum Bauen, Heizen und Erzabbau und sie müssen es wiederum unseren Enkeln lernen, damit es immer so weitergeht. Dann haben wir einen immerwährenden, nie versiegenden Quell für Reichtum und Wohlstand. Und auch wir haben zu Lebzeiten einen Lohn vom Pflanzen und Sähen. Wir können einen Teil der jährlich ausschlagenden Stöcke der jungen Bäume ernten, die immer wieder nachwachsen und haben so unseren Nutzen.“

      Da ging ein sanftes Lächeln über das Gesicht von Carlowitz und er sah sehr zufrieden aus. Er hatte aus den Worten seines Lehrlings Felix das Echo seiner Worte gehört und das Verständnis von Felix bemerkt. Er wusste nun, dass hier, an diesem Tag und an dieser Stelle etwas Nachhaltiges passiert war. Er hatte die Saat seiner Wissenschaft in seinem jungen Lehrling aufgehen sehen und war sich in diesem Moment sicher, dass diese Saat ihre Früchte tragen würde. „Gut, gut“, murmelte er, „ich glaub, du hast es jetzt verstanden“ und ging deutlicher entspannter als zuvor zu seinem Lehnstuhl zurück, zündete seine Pfeife neu an und vertiefte sich wieder in die Lektüre seines Buchs.

      Felix ist auch hochzufrieden mit allem, was er heute erfahren, was er heute gelernt hat. Nun ist aber wirklich Feierabend. Gähnend und mit sich im Reinen steht er auf, denkt an die Schenke unten im Dorf, an die guten Würste, das gute Bier und die hübsche Wirtstochter, die er so gerne ansieht. Er geht flotten Schrittes die Turmtreppe herunter und denkt nicht mehr an seinen Meister, oder an die Forstwirtschaft, sondern an den schönen Abend mit seinen kleinen Vergnügungen.

      Das war sie nun, meine fiktive Geschichte über Carlowitz und seinen taffen Studiosus. Hat sie ihnen gefallen? Ich hoffe doch!

      Durch meine Recherchen über Carl von Carlowitz, seine Zeit und deren Herausforderungen habe ich wieder eine Menge über Nachhaltigkeit gelernt. Ich meine damit nicht das Faktenwissen, sondern die emotionale Komponente, die ich mit meiner kleinen Geschichte versuche einzufangen. Dieser emotionale Zugang zur Nachhaltigkeit, die unseren englischsprachigen Freunden anscheinend schon muttersprachlich in die Wiege gelegt wird, dieses Gefühl brauchen wir, um Nachhaltigkeit wirklich leben und umsetzen zu können.

      Es ist das Gefühl, das wir haben, wenn wir unsere Hand auf die Borke eines alten Baums legen. Sie wissen was ich meine.

      Oh je, Herr Carlowitz möchte man fast sagen, wenn wir uns in seine Zeit und seine Probleme hinein versetzten. Er hatte eine gigantische Aufgabe vor sich, die langfristige Strategien verlangte und die vor allem in die Köpfe der Menschen gepflanzt werden musste.

      Gut, damit sind wir nun auch emotional im Thema angekommen. Wir erkennen und akzeptieren, dass unsere Gefühle, unsere Emotionen der unverzichtbare Kitt ist, der die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu einem Objekt, zu einer Einheit verschmilzt, das ein sehr mächtiges Potenzial in sich trägt. Auch Carlowitz wäre mit seinem revolutionären neuen Konzept einer „Wilden Baumzucht“ nicht weit gekommen, wenn er seine Mitmenschen nicht gewonnen hätte. Allein der Befehl seines Landesfürsten hätte sicherlich nicht gereicht. Daher sollten wir uns nun der Frage zuwenden, warum Nachhaltigkeit gerade im Zeitalter der globalen Erwärmung und der damit verbundenen Emotionen zu einem unverzichtbaren Werkzeug bei der Abfederung der Folgen wird.

      Bevor wir diese Frage gemeinsam beantworten können, müssen wir uns noch vor Augen führen, dass Menschen am einfachsten auf einen neuen Weg mitgenommen werden können, wenn wir das Ziel und das Ergebnis am Ende dieses Wegs visualisieren können. Wenn wir ein Bild dessen, was wir wollen anschaulich darstellen, dann folgen uns auch die Menschen.

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