Stephan Lake

Palmer :Black Notice


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noch einmal Blut aus und holte Luft und versuchte, lauter zu sprechen und deutlicher, und es gelang ihm.

      „Wir sollten Palmer Druck machen und ihn hierher bringen, Lady. Genau das haben wir getan.“

      Ja, er hörte sich besser an. Vielleicht konnte er sogar aufsteh- ... ah, shit, no way, José. Sein Knie war sogar noch mehr geschwollen als am Vormittag. Es brannte und biss, als ob ein Nagel drin steckte. Aufstehen ... uh-unh, not a chance.

      Und er hatte noch nicht mal eine blöde Versicherung.

      „Palmer Druck machen, Druck. Nicht mit ihm eine Schlägerei anfangen. Der ist auf der Straße groß geworden, Typen wie Sie verspeist der ... ah. Suchen Sie sich schnellstens eine andere Einnahmequelle. Irgendwas mit Drogen vielleicht, damit scheinen Sie sich ja auszukennen.“

      Und jetzt auch noch blöde Belehrungen.

      „Geben Sie mir das Geld und verschwinden Sie, Azone. Verschwinden Sie.“

      Er hatte noch ein paar Amphetamine in der Tasche, die würde er gerne schlucken. Die würden ihm gut tun. Die Schmerzen betäuben und diesen armseligen Tag aus seinem Gedächtnis verschwinden lassen. Aber sein Mund war wieder voller Blut und sein Hals ausgetrocknet.

      Er spuckte das Blut aus.

      Und die verdammten Tabletten waren in seiner rechten Hosentasche. Wie sollte er mit seiner kaputten Hand in die enge Hosentasche kommen? Aussichtslos, absolut aussichtslos. Und mit links?

      Er drehte den Oberkörper, versuchte mit der linken Hand in die rechte Hosentasche zu greifen, aber sobald er den Arm streckte fühlte er wieder diesen stechenden Schmerz in der Schulter. Und sein Bauch war auch im Weg.

       Ah, fuck, what a fucking fuckday.

      „Haben Sie was gesagt, Hernandez?“

      „Nein. Ja. Fuck you.“

      „Sie wollten es unbedingt wissen, Hernandez, nicht? Ob Sie besser sind. Sie blöder Idiot.“

      „Hören Sie endlich auf, okay? Bezahlen Sie uns und verschwinden Sie.“

      Azone sagte, „Wo sind die beiden anderen?“

      Hernandez nickte auf die Motorräder. „Weg.“

      Ihm war übel. Die paar Biere konnten das nicht sein, das bisschen Weed auch nicht. Nein, das Blut, das er geschluckt hat, das wars. Ah shit ... nicht, solange diese Person noch da war. Reiß dich zusammen, Mann, du bist ein verdammter Coyote.

      Azone warf ihm einen Umschlag in den Schoß.

      Er öffnete den Umschlag mit seiner unverletzten Hand. Langsam.

      „Fünftausend?“

      „Wie verabredet.“

      „Ich denke, wir haben mehr verdient. Es war schwieriger, als wir dachten. Davon können wir kaum die scheiß Ärzte bezahlen.“

      „Sie hätten sich das ersparen können, Hernandez. Was passiert ist, ist allein Ihre Schuld.“

      Sie hätten sich das ersparen können. Genau, wie dieser verdammte Palmer. Haben die sich abgesprochen, oder was?

      „Meine Schuld? Sie haben mir nicht gesagt, was dieser Palmer für einer ist. Zu was der in der Lage ist. Dass der Knochen bricht.“

      „Und Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie ein armseliger Waschlappen sind. Genau wie diese beiden Brüder. Coyotes, ich lach mich tot.“

      „Gut, dann haben wir das ja geklärt.“ Ah, es kam ihm schon wieder hoch. Reiß dich bloß zusammen, Mann, reiß dich zusammen. „Wenn Sie schon nicht mehr bezahlen, dann geben Sie mir wenigstens meine Tabletten. In meiner Hosentasche, hier.“ Er deutete auf seine Hose.

      „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Sie anfasse, Hernandez.“

      Er schloss die Augen. Er wollte sie nicht mehr sehen. Er wollte nichts mehr sehen.

      „Dann verschwinden Sie endlich, Azone. Sie in Ihrem lächerlichen Kostüm, nehmen Sie Ihre aufgeblasenen Titten und hauen Sie ab.“

      Ah, shit, er konnte es nicht mehr zurückhalten.

      Kristina stieg in ihren Wagen, legte den Revolver ins Handschuhfach und fuhr los. Der Lichtkegel huschte über den Rocker und sie sah, wie Hernandez sich zum zweiten Mal übergab.

      Welch ein Waschlappen.

      Kurz hinter Benson Trail nahm sie ihr Telefon und drückte die Schnellwahltaste und gab ihre Informationen durch. Sie berichtete auch von der Arbeit der Coyotes und empfahl, zukünftig auf die Hilfe der Rocker zu verzichten.

      Sie atmete durch, zufrieden. Palmer hatte ihr Angebot abgelehnt, aber okay, das hatte sie nicht wirklich überrascht. Trotzdem, sie vermutete, dass sein Interesse geweckt war. Und mehr hatte sie sich nicht erhofft.

      Allerdings war sein Verhältnis zu Mark Li anders, als sie gedacht hatte. Distanzierter. Er hatte ihn immer nur beim Nachnamen genannt. Darüber war sie überrascht.

      Sie steckte das Telefon wieder ein. Sie wusste, dass sie mit diesem Anruf dreitausend Kilometer östlich in einem Büro im Nebraska Avenue Complex in Washington D.C. zwei Stockwerke über ihrem eigenen Büro die Maschinerie in Gang gesetzt hatte.

      Ja, sie war zufrieden mit sich. Alles in allem ist es gut gelaufen. Obwohl er nicht auf ihre Flirtversuche eingegangen war. Kein verstohlener Blick in ihren Ausschnitt, keiner auf ihre Beine. Nicht viele Männer hielten ihr stand, wenn sie es darauf anlegte. Von wegen aufgeblasene Titten.

      Sie fand ihn sympathisch. Attraktiv. Warum also gerade er?

      Verdammt.

      Sie ließ das Fenster herunter, drückte das Gaspedal durch, hörte den Motor aufheulen. Sie wollte so schnell wie möglich zurück nach Santa Fe, in ihr Motelzimmer. Diesen dämlichen Fummel ausziehen. Eiskalt duschen. Dann vielleicht noch ein Drink.

       Verdammt.

      14

      Im Büro des National Protection and Programs Directorate im Nebraska Avenue Complex in Washington D.C. drückte Dave Kurtz das Gespräch weg, behielt den Hörer aber in der Hand.

      Dieser Palmer hatte also angebissen. Wahrscheinlich, wie Kristina formuliert hatte, aber Kristina formulierte immer vorsichtig. Auch, wenn sie sich sicher war.

      Sie hatte Palmer herumgekriegt. Ihm gedroht, ihn bezahlt, verführt, wie auch immer. Es spielte keine Rolle. Sie hatte ihn herumgekriegt.

      Kurtz nickte zufrieden. Mit Palmer haben wir eine Chance, diesen verdammten Li und diesen Wang zu schnappen. Vielleicht ist Palmer mittlerweile die einzige Chance.

      Dann wählte er die Nummer, die er in den vergangenen Wochen so oft gewählt hatte, dass er sie auswendig kannte und von der er wusste, dass sie zu einem Telefon des Grenzschutzes in der Pennsylvania Avenue gehörte. Und der für Internationale Angelegenheiten zuständige Abteilungsleiter würde, wie immer in den vergangenen Wochen, persönlich antworten. Ein derzeit unter großem Druck stehender Anthony Matthew Torres II.

      „Torres hier.“

      „Ich bins“, sagte Kurtz. „Na, wie läufts bei der Customs and Border Protection?“

      „Sind Sie das etwa, Kurtz?“

      „Wer sonst?“

      Er hörte Torres schnaufen. „Können Sie sich verdammt nochmal mit Ihrem Namen melden?“ Und als Kurtz nicht antwortete, „Ich hoffe, Sie haben wenigstens gute Nachrichten.“

      Kurtz gefiel die Situation zwischen ihnen. Torres hasste ihn, konnte ihm aber nichts anhaben. Denn der Präsident persönlich hatte Kurtz für diesen Posten vorgeschlagen, der Senat hatte ihn bestätigt. Er stand nur zwei Positionen unterhalb der Ministerin für Homeland Security und würde sie eines Tages beerben. Vielleicht schon bald. Sofern ihm diese Sache