Janine Zachariae

Lydia - die komplette Reihe


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      Sie nickte. »Ich war schon lange nicht mehr dort und mittlerweile gibt es einige neue Bücher, die ich mir gerne einmal ansehen möchte. Heute ist Donnerstag, da passt es doch gut, oder?« Steve gab sich geschlagen.

      Wenn es um Bücher ging, hatte er keine Chance.

      »Na gut. Aber nur, wenn wir einen Umweg um den Teich mit den Schwänen machen«, sagte er bereitwillig.

      Sie verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen und Steve kaufte ihr gleich zwei Bücher, auch wenn sie es gar nicht beabsichtigte.

      »Du weißt, ich schau sie mir immer gerne an und liebe den Geruch von neuen Büchern. Madlen - die Inhaberin - freut sich auch so, mich zu sehen. Ich hab mich übrigens dort beworben. Madlen hatte mir vorhin gesagt, dass ich gute Chancen hätte. Ich soll am Samstag mal Probearbeiten«, erzählte sie fröhlich. Lydia konnte von einem Thema zum anderen wechseln, ohne Luft zu holen.

      »Wann hat sie dir das denn gesagt?«, erkundigte sich ihr Bruder.

      »Als du dir die Sportzeitschriften angesehen hast.« Sie boxte ihn auf den Oberarm und lachte.

      Anschließend machten sie sich wieder auf den Weg nach Hause.

      »Der Umzugswagen ist schon weg.« Kaum hatte sie die Wörter gesagt, sahen beide jemanden auf dem Balkon.

      »Hallo!«, winkte ihr neuer Nachbar.

      »Hi!«, krächzte sie. Mehr brachte sie nicht heraus.

      »Lydia, was ist denn mit dir? Du wirst ja ganz rot!« Neckte ihr Bruder sie.

      »Quatsch. Ich hab nur einen Sonnenbrand«, stammelte das Mädchen.

      »Ja, alles klar, von den vielen Büchern sicherlich.« Er schubste sie etwas und beide gingen ins Haus.

      »Ach, da seid ihr ja. Steve, bleibst du zum Essen?«, fragte ihr Vater. Steve willigte ein, nachdem er auf die Uhr blickte und sich sicher war, dass er noch genügend Zeit hatte, ehe er wieder losmüsste. Kaum waren sie im Wohnzimmer, wurde Lydia auch schon in die Küche gerufen und Sammy bat sie, den Tisch zu decken. Er wusste, dass Steve über das Päckchen sprechen würde, welches einige Stunden zuvor angekommen war.

      »Lass es gut sein, Bruder. Mir hat er auch nichts erzählt«, seufzte Sammy, nachdem sich Herr Schaf wieder einmal herausgeredet hatte.

      »Wer hat wem nichts erzählt?« Lydia kam zufällig dazu, aber alle verstummten nur.

      »Deine Brüder wollten wissen, was in dem Päckchen war, das ich von eBay ersteigert hatte. Aber wenn ich es euch jetzt sage, ist es ja keine Überraschung mehr«, flunkerte der Vater.

      »Überraschung?«

      »Ja! Sam fängt bald ein neues Leben an und bei dir ist auch demnächst ein wichtiger Abschnitt zu Ende. Aus diesem Grund gibt es eine Überraschung, aber nun hab ich zu viel verraten.« So was konnte Sascha schnell erfinden, jetzt musste er allerdings noch zwei Geschenke besorgen.

      »Na, dann wollen wir mal nicht weiter fragen, nicht wahr Jungs?! Ach ja, wir können essen.«

      Sie drehte sich um und hüpfte in die Küche.

      »Gut gerettet, Vater!«, sagten die Jungs und klopften ihm auf die Schulter. Doch skeptisch war Steve trotzdem, denn dieses Mal schien es anders zu sein, als sonst. Nie erzählte ihr Vater ihnen, was los war. Sie alle wussten etwas, aber sie verschwiegen das Offenbare.

      Die Familie setzte sich, während Lydia die vollen Teller auf den Tisch stellte.

      »Ach, Schwesterchen, wolltest du nicht noch etwas erzählen?«

      Lydia sah Steve mit großen Augen an.

      »Hä? Ah ja, ich hab vielleicht einen Ausbildungsplatz.

      Am Samstag soll ich hier im Bücherladen Probearbeiten.«

      Sie war schon jetzt aufgeregt und freute sich ungemein. Es war ihr Lieblingsjob. Sie wollte diese Ausbildung unbedingt.

      »Das ist klasse. Gut gemacht. Du verstehst dich ja mit der Ladenbesitzerin so gut«, beglückwünschte sie Sam.

      »Das bedeutet, dass du hierbleiben willst?«

      Diese Frage von ihrem Vater kam unerwartet und ließ Lydia erst einmal innehalten. Sie blickte ihn verdattert an und runzelte die Stirn.

      »Dachte ich eigentlich. Äh, ich hatte gehofft, die Lehre über noch hier wohnen zu können. Aber wenn du nicht willst, dann such ich mir eine Wohnung, sobald ich etwas Geld gespart habe.«

      »Das meinte ich nicht. Natürlich kannst du solange hierbleiben, wie du magst. Ich dachte nur, du findest das Dorf vielleicht zu langweilig«, meinte ihr Vater ausweichend und nahm sich eine Gabel voll mit Spaghetti.

      »Nebenan ist eine Familie eingezogen, der Junge dürfte in ihrem Alter sein. Vielleicht wird es dann gar nicht mehr so langweilig«, stänkerte Steve.

      »Ihr habt die Nachbarn schon kennen gelernt?«, wollte Sascha wissen, ohne auf die Bemerkung einzugehen.

      »Nicht direkt. Wir haben heute nur gesehen, wie der Umzugswagen da stand und als wir wieder zurückkamen, war er weg. Dann haben wir auf dem Balkon diesen Jungen gesehen und das war es«, antwortete sie etwas überrumpelt.

      »Der Junge gefällt unsrer kleinen Schwester also?«, bohrte Sam nach.

      »Sie wurde jedenfalls rot, als er uns begrüßte.«

      Die Jungs lachten, nur Lydia war es peinlich.

      Keiner bemerkte den besorgten Blick von Sascha.

      Immer und überall hörte Lydia Musik und so auch auf dem Weg zur Schule. Dadurch bekam sie nicht gleich mit, dass nach ihr gerufen wurde. Sie rechnete gar nicht damit, angesprochen zu werden.

      »Hi, warte mal!«, rief jemand und hatte Lydia schon beinahe eingeholt. Sie drehte sich überrascht um und löste ihre Ohrstöpsel.

      »Hallo, neuer Nachbar!«

      »Tom Hafe.«

      »Lydia Schaf.«

      Er reichte ihr die Hand und sah ihr direkt in die Augen. Sie errötete und schaute verlegen zur Seite.

      »Bist du gerade auf dem Weg zur Schule?«

      Sie nickte und wartete ab, was er nun sagen würde.

      »Darf ich dich etwas begleiten? Ich kenne hier noch keinen und will mich nicht verlaufen.« Sie machte eine Kopfbewegung, die signalisierte, dass sie gehen konnten.

      Schmunzelte aber bei der Bemerkung, er könne sich in diesem Ort verlaufen.

      »Woher kommst du?«, wollte Lydia wissen und beobachtete ihn von der Seite aus, dabei brauchte sie gar nicht so weit nach oben blicken, denn so viel größer war er gar nicht.

      »Aus Köln«, antwortete Tom.

      »Warum seid ihr hergezogen?«

      »Meine Mutter hatte immer so starke Kopfschmerzen von dem Smog und mein Vater bat um eine Versetzung hier in diese Gegend. Tja, so sind wir hier gelandet«, meinte er schulterzuckend.

      »Was arbeitet dein Vater?«

      »Er ist Museumsdirektor. Im Museum, in der Stadt, wurde eine Stelle frei und die hat er sich sofort geschnappt, als es günstig stand. Meine Mutter ist Architektin, sie hat bereits neue Aufträge erhalten, zudem lehrt sie an der Universität in Heidelberg«, erklärte er.

      »Deine Eltern haben echt tolle Berufe. Was heißt aber ›günstig‹?«, hakte Lydia nach.

      »Ferienbeginn. Ja, das haben sie.«

      »Ach so, dann hast du schon Ferien? Ich muss noch etwas durchhalten.«

      Tom lachte.

      »Du bist in der Zehnten, oder?«

      »Jupp«,