Klaus Muller

Cuba Libre!


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das verlangte ich auch von meinem Partner. - Und diese Kanone war ein sehr schwergewichtiger Partner!

      Er sprach genau die einzige Sprache, die einige der Ratten dieser Stadt verstanden.

      „Wir werden Hammersmith verständigen müssen“, bemerkte ich.

      „Das bedeutet Ärger, Mr. Carlo“, stellte Lisa richtig fest.

      Ich beugte mich über ihre Schulter.

      „Pass auf Lisa. - Du rufst Hammersmith an und erzählst ihm von unserem Päckchen...“

      „Und sie?“

      „Ich habe keine Zeit, tausend unnötigen Fragen des Inspektors zu beantworten und kümmere mich lieber um wichtigere Dinge.“

      „Was haben sie vor?“

      „Es ist besser du weißt es nicht“, erklärte ich. „Sag Hammersmith ich würde ihn von unterwegs anrufen.“

      Sie spitze die Lippen und schaute mich lange an. Lisa kannte mich gut genug, um zu wissen, wann der Ärger gefährlich wurde den ich mir in steter Gleichmäßigkeit alle paar Monate aufhalste.

      Und in ihren Augen läutete Alarm wie ein ganzes Arsenal von Feuerwehrglocken.

      „Das wird er nicht mögen, Mr. Carlo“, sagte sie und strich sich dabei durch ihr blondes Haar.

      „Er wird es hassen Darling! Und dann wird er seine geifernden Hunde loshetzen.“

      Kapitel 5

      Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die hier lebten, mochte ich den April in New York. Es war noch nichts von die­sem trocknen, staubigen Dreck des Sommers in der Luft, der vermischt mit den Autoabgasen an allem klebte, und sich bei den Leuten, die nicht aufs Land fahren konnten, ins Gehirn fraß und sie verrückt machte.

      Der einzige Monat, in dem draußen und drinnen die gleiche, angenehme Temperatur herrschte. Keine Klimaanlagen, die entweder Kühl­schränke oder Brutkästen erzeugten. Keine Dauererkältung!

      Die Damen trugen schon leichte Kleidung, aber noch nicht so leicht, dass es wie im Sommer, keine Geheimnisse mehr gab.

      Selbst, wenn man ein Auto wie ich ohne Klimaanlage fuhr, konn­te man die Sonne hinter der Windschutzscheibe genießen.

      Langsam und ohne Eile grummelte ich in meinem Buick in Rich­tung "Jo`s Palermo Hotel". Der einzige Ansatzpunkt in diesem Fall. Irgendjemand hatte Harry dort aufgestöbert und fertig gemacht.

      Ich konnte mir nicht erklären, wie jemand herausbekommen hat­te, wo Harry untergekrochen war. Es wussten nur drei Leute davon, dass ich ihn dort hingebracht hatte. Ich, Harry selbst und Jo.

      Und Jo wusste nichts von dem Vorfall in der Blue Moon Bar. Au­ßerdem gehörte er nicht zu denen, die für ein paar Dollar das Maul aufmachten. Aber wer weiß, wie viel Dollar hier im Spiel wa­ren!?

      Ich drückte mich etwas tiefer in das weiche Polster des Fah­rersitzes. Mein Schädel brummte wie der Motor vor mir, noch von dem scheiß Whisky gestern Abend. Gemeinsam soffen der Wagen und ich Löcher in meine Taschen.

      Löcher, zu deren Reparatur Fälle wie dieser, nicht unbedingt beitrugen.

      Ich bog in die Grandstreet ein und hielt ein Block vom Hotel entfernt.

      Da ich von hier aus, den Eingang gut einsehen konnte, blieb ich noch etwas sitzen. Was immer ich auch zu sehen erwartet, ich sah es nicht. Das Hotel stand da wie immer. Nichts neues, nichts Ungewöhnliches. Ich war mir sogar sicher, dass es nach derselben Hundescheiße roch wie gestern.

      Mir erschien das Auto im Moment wie eine schützende Schale. Widerstrebend stieg ich aus und ging zum Hotel hinüber.

      In der Eingangstür hatte ich das Gefühl, in den Magen eines hungrigen Monsters zu schauen.

      Niemand war zu sehen, und ich ging direkt in die Lounge. Je­denfalls war es mal eine, - in den besseren Zeiten.

      Jetzt standen hier nur noch ein paar plüschige Sofas hinter kleinen Tischen und warteten vergeblich, dass jemand sich setz­te, um vielleicht einen Cocktail zu bestellen.

      Nur, hier hatte seit Jahren keiner mehr einen Drink bestellt.

      "Was willst du hier, Floyd?" hörte ich hinter mir eine weibli­che Stimme fragen.

      Langsam drehte ich mich um und schaute über den Tresen auf Jo`s Frau.

      Ich konnte nur schwer schätzen, wie alt sie war. - Fünfzig vielleicht. Die schwarze Kleidung, die sie trug, machte sie wahrscheinlich äl­ter.

      Ich hatte immer schon den Eindruck, dass Italienerinnen, in ihrer Jugend alles, was sie für ihr Leben an Farben mitbekamen verbrauch­ten, und dann später nur noch schwarz übrigblieb.

      Lenas Haut war grau. Ich hatte sie schon lange nicht gesehen. Sie wirkte auf mich, wie eine von den abgearbeiteten, ausgebrannten Frau­en, die nur noch am Ofen sitzen wollten, um an die Enkelkinder und die gute, al­te Zeit zu denken.

      Ich lehnte meine Ellenbogen auf den Tresen und lächelte sie an.

      "Hallo Lena, wir haben uns lange nicht gesehen", stellte ich ehrlich erfreut fest.

      Es klingt wie ein Klischee, aber sie machte tatsächlich die besten Spagetti Neapolitana die ich jemals gegessen hatte.

      Sie kam mit entschlossenen Schritten auf mich zu.

      "Was willst du noch hier?"

      Ihre Stimme klang scharf, aber nicht aggressiv. Eher traurig und resigniert, ohne ihren sonstigen melodischen Singsang.

      "Ich muss dringend Jo sprechen."

      "Er ist nicht da!"

      "Es ist wichtig", unterstrich ich meine Worte.

      "Ich sagte doch, er ist nicht da."

      Ich nahm den Hut ab und legte ihn auf den Tresen, während Lena anfing, mit einem Tuch das Abtropfblech zu polieren. Es hatte eine Politur so nötig wie ich ein Aspirin.

      "Gib mir eine Schachtel Luckys Lena", bat ich und legte einen Dollarschein auf die Theke.

      Sie schmiss die Zigaretten auf meinen Hut und würdigte den Geldschein mit keinem Blick.

      Ich öffnete die Schachtel, klopfte eine heraus und zündete sie an.

      "Verdammte Scheiße Lena!" platzte ich heraus und hielt sie mit der linken Hand am Handgelenk fest. "Was ist hier los? - Sag mir was passiert ist!"

      Sie riss ihren Arm los und ihr Blick durchbohrte mich.

      "Kannst du nicht gehen! Du hast genug angerichtet!"

      Ihre Augen verengten sich und waren von einer enormen Kraft beseelt.

      "Geh endlich!" Sie deutete mit ihrem Lappen zur Tür.

      Ich setzte mich demonstrativ auf den Barhocker.

      "Ich gehe nicht, ohne mit Jo gesprochen zu haben!"

      Ein langer, eisiger Blick ging quer durch meinen Körper und senkte meine Temperatur um einige Grad.

      "Lena", versuchte ich es erneut "sag mir wo Jo ist. Wir sind doch alte Freunde."

      "Freunde!?" rief sie und lachte gepresst.

      "Vielleicht kann ich euch helfen," versuchte ich zu beruhigen.

      Ihr Blick kam von oben herab wie ein Habicht aus den Wolken und traf mich mitten ins Gesicht.

      "Ich werde dir zeigen, wie du uns geholfen hast und was deine Freundschaft wert ist."

      Sie drehte sich um und ging durch die Tür, durch die sie vor­hin hereingekommen war.

      Ich stand auf und folgte ihr.

      Wir kamen ins Wohnzimmer. Mitten im Raum stand ein großer, runder Esstisch mit sechs Stühlen. Vor Jahren ist dieser Tisch der Altar für unsere