Ann Bexhill

Mord zum Picknick


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Polizist nach Times und seinen eigenen Worten zog es vor, in einer bei anständigen Menschen verrufenen Räuberhöhle zu leben. Sein Butler war ein notorischer Raufbold und kannte die Wachstuben der großen Stadt London so gut, dass er die Zellenwärter mit einem formlosen du begrüßte.

      Seine Haushälterin, die attraktive Miss Hastings war in jungen tagen eine großartige Zeitungsbetrügerin gewesen, deren Heiratsannoncen manche Jünglinge um das Ersparte gebracht hatten. Wann hatte Walter nur angefangen sich seine Umgebung gerade aus diesem Stand zusammen zu, prozessieren? Der Butler, das wusste der Minister, der sich genau über Walter informieren ließ, stand vor Jahren wegen eines ohne Zweifel begangenen Mordes vor Gericht und kurz, nachdem Walter seinen Fall wieder aufrollte, ihn so glänzend verteidigt hatte, in seinem Dienst. Ein Exzentriker das war Mister Littelwood der illegitime Sohn des Bischofs von Canterbury und einem Stubenmädchen, sein angeblicher Onkel schon immer gewesen aber es wurde immer auffallender. Littelwood war groß, hager und blass und trug einen schwarzen Hausrock, graue Beinkleider, kurze Gamaschen und braune, lederne Hausschuhe. Das gemütliche Wohnzimmer mit dem brennenden Kamin bewies Geschmack. Weder überladen noch karg. An den Wänden, an denen Bleigrün Tapete klebten, hingen einige gute Gemälde. Die dicken samtenen Fenstervorhänge standen aufgezogen und ließen den Blick auf die recht belebte von Gaslicht beschienen Straße zu. Vor seinem Stadthaus befindet sich ein um diese Zeit recht gut besuchter Droschkenstand.

      »So ist es recht Mister ist ein verfluchter kalter Abend, regnet Tauben von den Dächern nicht wahr nicht? Sauwetter ein Schluck Gin hilft da Wunder nicht! Gin desinf... desinf... ermordet die Bakterientierchen.«

      Walter Littelwood lächelte voller Zärtlichkeit und sagte: »Eve glaubt Bakterien sind kleine Tierchen, wie winzige Foxterrier.« Walter sah ihr hinterher und rief: »Wir sind feine Pinkel liebe Miss Eve wir trinken keinen Gin wir trinken uralten schottischen Whisky.«

      Der Minister fragte sich gerade, wie ein Beamter nur derartig provokant gegen Moral und Sitten verstoßen konnte. Er interessierte sich anscheinend weder darum was sein Vater der Bischof oder die Leute der Gesellschaft von ihm hielten oder redeten. Er ignorierte die feine Gesellschaft, als sei er ihrer überdrüssig, was ihn zu einem seltenen und gern gesehenen Gast auf Dinners und gesellschaftlichen Veranstaltungen machte. Meistens besuchte er privat nur die Dinner und Essen von Freunden oder interessanten Personen. Die Theaterleute des Savoy sahen ihn öfter.

      »Deshalb haben Sie sich so ins Zeug gelegt, sie vom Galgen zu retten?«

      »Natürlich, Minister! Haben Sie sie nicht gesehen? Außerdem konnte ich drei der Leute nicht leiden bei denen sie ihre Touren gemacht hat.«

      »Ihre Touren, Mister Littelwood? Sprechen Sie etwa die Sprache der Londoner Unterwelt?«

      Walter lachte auf, »ich muss mich doch mit meinen Hausgenossen verständigen können oder?«

      Der Minister schüttelte den Kopf. Wie konnte es sein das ein derartig abstruser Charakter die einzige Hilfe in London sein sollte? Sie waren unterschiedlich wie Tag und Nacht.

      »Dieser Mister Swift, der fette schwitzende Tuchfabrikant aus dem Munster Square ... Ich glaube man hat ihm den Sirs Titel verkauft ... am botanischen Garten, der alle naselang, Leute verklagt, ist ein Schwätzer ohne Courage zu einer eigenen Meinung. Ich habe sie gerettet, weil ich sein Gesicht beim Verkünden des Urteils Freispruch sehen wollte. Und weil sie ein ganz patentes Mädchen ist, auch wenn sie weder sauber machen noch kochen kann. Sie ist amüsant und das ist mehr als ich in meinem Alter erwarten kann. Also was führt Sie zu mir ich sehe Sie sind über alle Maßen besorgt.«

      »Immer geradeheraus und ehrlich«, sagte Phineas spöttisch.

      »Das liegt wohl daran, dass ich keine Zeit mehr habe ich bin zu alt und habe zu viel zu tun, um mich mit Förmlichkeiten aufzuhalten«, antwortete Walter.

      »Mein Sohn Neville.«

      »Natürlich der kleine Neville wie alt ist er inzwischen«, fragte Walter.

      Er erinnerte sich an Phineas Sohn, an einen recht aufgeweckten Knaben der mit seinem Holzgewehr, durch das Haus in Bellgravia gerannt war und die Besucher seines Vaters mit einem Peng ich habe dich erschossen begrüßt, hatte. Neville hatte die Substanz vom Vater geerbt und das Aussehen von seiner Mutter, was ein Glücksfall war. Andersherum eher eine Tragödie. Frau Ministerin hatte die Weisheit nicht gerade tellerweise gegessen, höchstens daran genippt. Walter sah auf und sah in das Gesicht seines unerwarteten Gastes. Er war überrascht. Aus Phineas Augen sprachen tiefe Enttäuschung und Schmerz. Phineas sprach ruhig und klar und versuchte die Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen.

      »Ungefähr vor einem Jahr änderte sich sein Wesen, er fing an Widerworte zu geben und unschickliche Plätze in der Stadt aufzusuchen, wo die Genüsse noch gewöhnlicher und tiefer sind, als Sie es sich vorstellen können. Nicht nur das Wetten und Trinken vor allem war es die Gewalt, die ihn zu faszinieren schien. Er spielte, er trank hemmungslos, er gab sich der schockierenden Laster hin. Er war besessen und meine väterliche Gewalt über ihn genügte nicht um ihn zur Vernunft zu, bringen. Zweimal musste ich ihn wegen eines Aufruhrs, den er verursacht hatte, aus dem Gewahrsam holen. In seinem Charakter entdeckte ich eine Grausamkeit, die jeder normalen Entwicklung oder Impuls Hohn sprachen, es war als währe mein Sohn ein anderer Mensch. Ich denke er ist krank und eine Gefahr für sich und andere und meinen Ruf. Wenn eine seine Untaten an die Presse gelangte, wäre das mein Ruin.«

      Er hielt inne, aber Walter Littelwood schwieg und starrte in die Flammen. Das Feuer brannte und der Wind drückte den Kohlenrauch vom Schornstein in das kleine Wohnzimmer. Walter nahm mit der Kohlenzange zwei Stück Kohle und warf sie in den Kamin. Draußen fuhr eine der Droschken an und ratterte langsam über das Kopfsteinpflaster.

      »Es klingt nach Wahnsinn nach einer Krankheit, die vielleicht zu behandeln ist. Ich bin kein Theologe aber ich bezweifle das sich Dämonen die Mühe machen jemanden zu besitzen, meistens genügt es doch schon dem Menschen einen Souvereign vor die Nase zu halten.«

      »Ich stimme Ihnen darin ganz und gar zu. Nicht nur, weil ich als ehemaliger Friedensrichter sehr genau weiß was der Mensch aus Bosheit Schreckliches seinem Nächsten anzutun bereit ist. Sein Wahnsinn, aus den verschiedensten Ursachen. Vielleicht die Leber oder ein unbehandelter Sonnenstich, der sich zu zeitweiligen Attacken von Wahnsinn entwickelt. Es gibt Menschen, die auf diese Behandlungen des Geistes und Geisteskrankheiten spezialisiert sind. Doch mein Sohn ist spurlos verschwunden«, erzählte Phineas. »Er hat sich in Luft aufgelöst er ist verschwunden in einer der dunklen Welten zwischen Eastend und dem Old Nicol. Niemand kann ihn finden, wenn er es dort nicht will und die Polizei kann mir nicht helfen. Tiefer kann ich in diese dunkle Welt nicht eintauchen, ich habe dort Feinde. Es bleibt nicht viel Zeit es wird immer schlimmer mit Neville. Er wird gewalttätig auch gegen mich und seine Pfleger. Hätte ich ihn nicht eingeschlossen und unter Beobachtung ich glaube er hätte jemanden umgebracht. Ich werde ihn in einem privaten Sanatorium unterbringen, selbst wenn die Konsequenz ist, dass er dort den Rest seiner jungen Tage verbringt. Es bricht mir das Herz ... er ist unser einziger Sohn.«

      »Ich kann Ihren Schmerz sehen«, antwortete Walter betroffen, »was kann ich für Sie tun soll ich einen Nervenarzt empfehlen, dem absolut zu vertrauen ist?«

      »Nein finden Sie meinen Sohn in seinem Exil in den Schlünden der Sünde und moralischer Verdammnis. Finden Sie Neville. Wenn ich nach ihm suche, finde ich dort den Tod und wer kontrolliert dann diese Bestie die mein Sohn geworden ist? Wer achtet auf den ruf der Familie?« Er sah auf und traf Walter Blick. »Ich bin mir darüber bewusst, was ich erbitte.«

      Walter schüttelte den Kopf.

      »Neville ich glaube kaum, dass er sich noch so nennen wird. Natürlich werde ich ihn suchen, aber ich glaube nicht dass, es so einfach wird. Aber verlieren Sie nicht den Mut und vor allem die Hoffnung.«

      Walter Littelwood trank seinen Whisky in einem Zug. Er wurde ernst.

      »Wenn ich Neville finden soll, muss ich wissen, was Sie über ihn in Erfahrung gebracht haben und einiges mehr.«

      Mister Archer seufzte. »Natürlich. Aber das heißt nicht, dass es mir leicht fällt, Ihnen mehr von