Jürg Rohrer

1x1 des Bewusst-Seins


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oftmals sind wir uns dessen aber nicht bewusst.

      Es liegt deshalb an Ihnen bzw. an Ihrer Intuition, um herauszufinden, ob die Grundrechte des Seins Ihrer Meinung nach Gültigkeit haben oder nicht. Wir schreiben sie nochmals auf:

      Die Grundlage für alles Sein auf unserem Planeten ist das gleichwertige Recht aller Wesen, hier zu leben, sich zu entwickeln und ihre Aufgaben auszuführen.

      In vielen Arbeiten wird die «bedingungslose Liebe» als Grundlage von allem Sein bzw. von allem Sein auf der Erde beschrieben. Ist dies etwa falsch? Natürlich nicht, die bedingungslose Liebe und die Grundrechte des Seins beschreiben dasselbe. Wer die Rechte von allen Wesen gemäss den Grundrechten des Seins voll und ganz achtet, handelt in bedingungsloser Liebe. Wer alle Wesen auf der Erde bedingungslos liebt, wird allen Wesen zweifellos das Recht zubilligen hier zu leben, sich zu entwickeln und ihre Aufgaben auszuführen. Der Begriff bedingungslose Liebe und die beschriebenen Grundrechte des Seins sind deshalb weitgehend identisch.

      Doch kommen wir zurück zur Grundlage unseres Lebens auf der Erde: Aus dem oben dargelegten Recht zu leben, sich zu entwickeln und seine Aufgaben zu lösen lassen sich eine Reihe von zusätzlichen Rechten und Pflichten ableiten. Hierarchisch gesehen sind diese Gesetze den Grundrechten des Seins untergeordnet.

      Es folgt daraus zum Beispiel für alle Wesen das Recht auf Nahrung (sonst wäre die Existenz gefährdet, d.h. das Recht hier zu sein würde verletzt), auf körperliche und geistige Freiheit (sonst wäre die freie Entwicklung und/oder das Recht seine Aufgaben zu lösen gefährdet), sowie das Recht auf Selbstbestimmung (sonst wäre die freie Entwicklung gefährdet) für alle Wesen. Aus dem Recht zur Selbstbestimmung ergibt sich als logische Folge die Pflicht zur Selbstverantwortung für alle Wesen (wer selbst frei bestimmen kann was er tut oder nicht tut, ist logischerweise auch für alle seine Entscheidungen selbst verantwortlich). Auf Selbstbestimmung und Selbstverantwortung werden wir später noch eingehend zu sprechen kommen.

      Noch fast einfacher ist es, aus den Grundrechten des Seins bestimmte nicht zulässige Handlungen abzuleiten. Als direkte Folge ist es zum Beispiel nicht zulässig jemanden zu töten (zum Beispiel Todesstrafe, Verbrechen, Krieg) oder jemandem seine eigene Meinung zu verbieten (totalitäre Regimes).

      Wie wahrscheinlich bereits an diesen wenigen Beispielen deutlich wird, kommt man beim Durchdenken von Situationen im Alltag bald in Konflikt mit weit verbreiteten Weltanschauungen. Ist es zum Beispiel zulässig, in einem Land militärisch zu intervenieren und dabei das Töten von Menschen in Kauf zu nehmen um dort das Recht auf ein freies Leben für die Menschen durchzusetzen? Die Antwort lautet klar: Nein.

      Aus den Grundrechten des Seins folgt weder ein Recht und schon gar nicht eine Pflicht für gewisse Menschen, diese Grundrechte auf der Erde durchzusetzen! Aus der Verletzung der Grundrechte des Seins durch bestimmte Menschen folgt ebenfalls auf keinen Fall das Recht für andere Menschen dies ebenfalls zu tun – selbst dann nicht, wenn damit andere Wesen zur «Vernunft», d.h. zur Einhaltung dieser Rechte, gebracht werden sollen! Eine «Weltpolizei» mit Sonderrechten findet darin keine Begründung!

      Die Grundrechte des Seins gelten immer und für alle, es gibt keine Ausnahmen. Alle Wesen (Menschen, Pflanzen, Tiere, usw.) haben sich danach zu richten. Und man darf diese Rechte natürlich auch nicht verletzen, um sie durchzusetzen.

      Die vorherige Diskussion ruft nach der Frage, wer dieses Gesetz denn durchsetzt, wenn dies nicht die Menschen durchsetzen «dürfen» oder müssen. Wer massregelt die «Übeltäter»? Diese Frage ist umso interessanter, weil wir alle dieses Gesetz vermutlich mehrmals täglich verletzen. Lassen wir die Frage nach dem Richter einmal offen und betrachten wir was passiert, wenn ein Wesen dieses Gesetz verletzt:

      Bei der Betrachtung der Bedürfnisse der Menschen haben wir gesehen, dass wir zuerst die Sicherung der physischen Existenz anstreben und als höchste Stufe jeweils das totale Glück, Selbsterfüllung, Harmonie und Friede mit uns selbst suchen oder wie man das höchste aller Ziele immer nennen mag. Wir können wohl davon ausgehen, dass eine analoge Bedürfnishierarchie auch bei Tieren und Pflanzen besteht, sie also ebenfalls einem Zustand der totalen Erfüllung zustreben.

      Nun kommt eine ganz entscheidende Überlegung: Nehmen wir an, wir befinden uns in einem System, wo gewisse Regeln gelten, welche wir nicht verändern können. Wir können dieses System auch nicht verlassen, sondern wir sind einfach drin in diesem System.

      Wie kann ich mich innerhalb eines solchen Systems wohl fühlen? Indem ich die Regeln befolge oder indem ich mich gegen diese Regeln – die ich ja nicht verändern kann – sträube? Natürlich werde ich mich in diesem System nur wohl fühlen können, wenn ich seine unumstösslichen Regeln möglichst konsequent befolge. Wenn ich diese Regeln akzeptiere, wenn ich «mitmache». Dies macht wirklich Sinn, denn wir haben ja vorausgesetzt, dass wir die Regeln nicht ändern können. Weshalb also gegen etwas ankämpfen, was wir nicht ändern können? Betrachten wir dies anhand von 2 Beispielen:

      1 Wenn ich mich im «System Wasser» als Mensch wohl fühlen will, muss ich mich wohl oder übel an die Regeln des Wassers halten. Es steht mir frei zu behaupten: «Ich kann auch unter Wasser atmen, ich brauche nicht schwimmen zu lernen.» Wenn ich das Wasser tatsächlich einatme, wird mich der darauf folgende Husten früher oder später zur Einsicht kommen lassen, dass ich mich gewissen Gesetzmässigkeiten unterordnen muss. Ich muss dies einfach akzeptieren und kann zum Beispiel schwimmen lernen, dann wird es mir im System Wasser viel besser gehen!

      2 Nehmen wir als nächstes Beispiel an, ich möchte beim Fussballspiel Freude und Erfüllung finden. Halte ich mich an die Regeln des Fussballs, ist dies möglich. Verletze ich hingegen diese Regeln, werde ich vom Schiedsrichter früher oder später zurück gepfiffen, vielleicht sogar vom Platz gewiesen.

      Weitere Beispiele könnten leicht aufgezählt werden. Es ist deshalb recht offensichtlich, dass man die entsprechenden Regeln befolgen muss, wenn sich jemand in einem bestimmten System wohl fühlen möchte.

      Ganz analog verhält es sich auf globaler Stufe mit den Grundrechten des Seins: Wenn wir uns auf der Erde wohl fühlen wollen – wenn wir hier dauernd Harmonie und Gelassenheit, Friede und Glück erlangen wollen, müssen wir uns an die Regeln halten. Je besser wir diese Regeln beachten, desto näher befinden wir uns bereits an unserem Ziel.

      Dies führt uns möglicherweise zurück zur ursprünglichen Frage, ob die Grundrechte des Seins tatsächlich gelten. Wie bereits mehrfach erwähnt: Dies müssen Sie für sich persönlich mit Hilfe Ihrer Intuition entscheiden.

      Wir können uns auch fragen, ob das unserem System Erde zugrunde liegende Gesetz von uns Menschen zum Beispiel zu unseren Gunsten verändert werden könne. Dazu eine kurzer Gedankenanstoss:

      Die einem System zugrunde liegenden Regeln werden jeweils von dem oder denen aufgestellt, welche das System gründen bzw. ins Leben rufen. Wer auch immer das System Erde geschaffen hat – wir Menschen waren es sicher nicht, wir sind erst sehr spät dazugekommen! Es wäre deshalb ziemlich eigenartig zu glauben, dass wir Menschen die Regeln zur Grundlage des Systems Erde verändern könnten.

      Gemessen am Alter der Erde und der Natur entspricht der Mensch einem Baby, welches noch in den Windeln steckt. Vielleicht ist dieser Vergleich gar nicht so schlecht: Wer Kinder grossgezogen hat, wird sich bestimmt daran erinnern, dass die Kinder der Familie ebenfalls die Regeln des Zusammenseins diktieren wollen. Im Rahmen der Erziehung zwingen wir sie aber dazu, sich an die bereits bestehenden Spielregeln zu halten: Man isst aus einem Teller, benützt Gabel und Messer, zieht sich ordentlich an, wenn man aus dem Hause geht, usw. Vielleicht wäre deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt für uns Menschen gekommen, die Spielregeln im System Erde – die Grundrechte des Seins – zu akzeptieren und nicht mehr wie ein Kind erfolglos zu versuchen, dem System unsere eigenen Regeln zu diktieren.

      Wer dennoch unerschütterlich daran glaubt, dass die Menschen die Grundlage des Seins auf der Erde bestimmen oder verändern können, muss zumindest zugeben, dass sich unser Wirken auf der Erde global gesehen bisher nicht sehr positiv ausgewirkt hat. Die Zeichen deuten eher auf zunehmende