Torsten Ratschat

Als Gott das Licht anmachte


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Für Leute von heute ist die Evolutionstheorie meist also Fakt, Realität, die Wahrheit.

      Die Bibel hingegen startet mit dem Satz "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.” (1. Buch Mose [= Genesis] [Kapitel] 1, [Vers] 1) - und damit für viele unserer Zeitgenossen mit zwei Unmöglichkeiten. Die Erste ist Gott selber. Und die Zweite ist, dass Gott die Welt erschaffen haben soll. “Damit”, so könntest du schlussfolgern, “kann ich die Bibel ja wohl ganz schnell wieder schließen und beiseite legen.” Es sei denn …

      Das Unmögliche möglich denken

      Was die Menschen und Völker von jeher eint, ist die Vorstellung, dass es einen oder verschiedene Götter gibt. Jene übernatürlichen Wesen, die über Macht verfügen, die das Leben der Menschen entscheidend beeinflussen können und die verehrt werden wollen. Die Vorstellungen der Menschen darüber sind uns in unzähligen Erzählungen und Schriften sowie durch Bilder und Abbildungen überliefert worden.

      In unserer modernen Gesellschaft spielt der Glaube an einen Gott längst nicht mehr eine so prägende Rolle wie in anderen Kulturen oder in den Gesellschaften vor unserer Zeit. Das Interesse an und die Sehnsüchte nach Übernatürlichem sind nach wie vor präsent, wie z. B. die vielen “spirituellen” Angebote zeigen. Die Welt- und Gottesanschauungen sind darüber hinaus heute viel individueller und vielschichtiger als früher. Persönlicher Glaube spielt sich – wenn überhaupt - nicht mehr ausschließlich im Rahmen größerer Glaubens- und Religionsgemeinschaften, sondern auch in Kleingruppen oder nur noch im Privaten ab. Das Religiöse lässt sich für den modernen Menschen scheinbar kaum noch mit Wissenschaft, Fortschritt und Zivilisation vereinbaren.

      Wie auch immer deine persönliche Haltung zu dem Themenbereich "Gott, Religion, Glaube" sein sollte, eines ist sehr wahrscheinlich: Du hast eine persönliche Haltung! Sie sei dir bewusst oder unbewusst - sie beeinflusst auf jeden Fall deinen Umgang mit Fragen zu diesen Themen. Es ist wichtig sich darüber klar zu sein. Ansonsten können sie als Vor-Urteile oder als Vorbehalte einer möglichst objektiven weiteren Beschäftigung mit dem Christentum hinderlich sein. Wenn du also meinst, dass Gott eine Unmöglichkeit ist, solltest du versuchen, diese Haltung zumindest zunächst zur Seite zu schieben. Ich lade dich also ein, das Unmögliche möglich zu denken!

      Zwei wichtige Prämissen

      Um sich weiter dem Thema "Christentum und christlicher Glaube" in sinnvoller Weise zu nähern, ist es aus meiner Sicht wichtig, zwei wesentliche Prämissen zuzulassen. Ich lade dich dazu ein, sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Es ist deine persönliche Entscheidung, sie anzunehmen oder zu verwerfen. Zunächst erscheint es mir jedoch vernünftig, einen festen Ausgangspunkt festzulegen, von dem aus wir die weitere Erkundung starten können.

      Die erste Festlegung lautet: Gott existiert. Die zweite Prämisse ist: Die Bibel ist eine zuverlässige Quelle über Gott.

      Was ist damit gemeint? Ich schlage vor, dass wir uns diesen beiden Punkten noch näher widmen. Aber bitte habe noch etwas Geduld!

      Kapitel 1

      Ein gefährlicher Glaube

      Christen wurden von Anfang an verfolgt. Wir können es im Neuen Testament, vor allem in der Apostelgeschichte, sowie in den Geschichtsbüchern nachlesen. Zu und nach dem ersten Pfingstfest nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung waren einige tausend Menschen in Jerusalem zum christlichen Glauben gekommen. Kaum hatten sie sich zu Gemeinschaften, zu Gemeinden, zusammengeschlossen, begannen zunächst die Juden, später auch die Römer damit die Christen zu verfolgen. Während dies sich in Jerusalem zunächst nur auf deren Anführer, die Apostel (= Jünger Jesu), konzentrierte, weiteten sich die Verfolgungen unter Saulus, dem späteren Apostel Paulus, sehr schnell aus. Die Verfolger gingen von Haus zu Haus, schleppten Männer und Frauen fort und warfen sie ins Gefängnis. Die christliche Gemeinde wurde zerstreut (Apostelgeschichte [Kapitel] 8, [Verse] 1 – 4). Erstaunlicherweise wuchs das Christentum trotz Verfolgung sehr stark und verbreitete sich im gesamten Römischen Reich.

      Global betrachtet leben Christen in der heutigen Zeit ebenfalls gefährlich. Die Religionsfreiheit in den westlichen, industrialisierten Ländern täuscht darüber hinweg, dass Christen weltweit verfolgt werden. Und das längst nicht nur in muslimischen Ländern. Auch in vielen Nationen mit anderen religiösen und weltanschaulichen Hintergründen wird Christen heutzutage großes Leid zugefügt. Die Verfolgungen gehen soweit, dass Menschen wegen ihres christlichen Glaubens geschlagen und misshandelt, eingesperrt und gefoltert, bedroht und getötet werden. Und das passiert nicht nur in Einzelfällen. In manchen Staaten wird die Christenverfolgung systematisch betrieben. Ziel ist es dabei, das Christentum im eigenen Einflussbereich zurückzudrängen oder gar völlig zu vernichten. Vielerorts werden Kirchen zerstört, Bibeln verbrannt und Gottesdienste unter Strafandrohung verboten. Christen müssen befürchten, angezeigt zu werden, können ihren Glauben nur im Verborgenen leben oder sterben als Märtyrer. Wie können das die Betroffenen aushalten? Viele bleiben ihrem Glauben treu - sogar bis in den Tod! Wie ist das möglich? Und wie kann es sein, dass in einer Vielzahl von Ländern, in denen Christen verfolgt werden, das Christentum dennoch stärker wird und teilweise in erstaunlicher Weise wächst?

      Woher kommt der Name?

      Durch die Verfolgung in Jerusalem wurden die Christen in Judäa und Samarien zerstreut. Teilweise kamen sie bis nach Phönizien, Zypern und nach Antiochia in Syrien (Apostelgeschichte Kapitel 11, Vers 19). In Antiochia verbreiteten sie ihren Glauben unter den dort ansässigen Juden und Heiden. Es entstand eine große Gemeinde. Dort in Antiochia wurden die Anhänger des neuen Glaubens zum ersten Mal Christen genannt (vgl. Apostelgeschichte 11, 26). Dieses Wort leitet sich vom griechischen Wort Christos ab, welches dem hebräischen Wort Messias entspricht und "Gesalbter" bedeutet.

       Die Christen wurden - vermutlich einfach in Kurzform - so genannt, weil sie sich selber als Nachfolger, als Jünger von Jesus Christus bezeichneten. Für sie war Jesus von Nazareth der Christus, der Messias, also der Held und Retter, auf den die Juden schon so lange warteten.

      Das Warten auf den Messias

      Die Juden warten seit mehreren tausend Jahren bis heute auf den Messias, den Gesalbten. Im Judentum wurden Hohe Priester und Könige gesalbt. Häufig geschah dies durch Propheten, von Gott besonders beauftragte Boten und Gottesmänner. Teilweise wurden auch Gegenstände oder Kleidungsstücke gesalbt - zum Beispiel der Altar im Heiligtum oder Kleidungsstücke des Hohen Priesters. Sinn und Zweck der Salbung war es, dass der Gesalbte bzw. das Gesalbte für Gott und für den Dienst für Gott geweiht wurde. Dem Gesalbten wurde durch die Salbung zudem eine ganz besondere Autorität und Vollmacht von Gott zugeteilt. Der Messias ragt dabei nochmals über die Reihe der Hohen Priester und Könige heraus. Er ist der von Gott vorausgesagte und versprochene, einzigartige Retter, König und Erlöser. An vielen Stellen des Alten Testaments wird auf sein Kommen hingewiesen und sein Erscheinen in Aussicht gestellt.

      Falsche Erwartungen

      Zur Zeit von Jesus von Nazareth stand Judäa unter der Herrschaft Roms. Die Kultur und Sprache der damaligen Welt war griechisch. Aber die Herren der Welt waren die Römer. Für die Juden war dies eine tiefe Demütigung. Sie, das Volk Gottes, die Auserwählten des Allmächtigen, standen unter der Gewalt von Menschen, die aus ihrer Sicht Heiden waren. Römer, Griechen - egal, nach ihrer Einschätzung alles nur Ungläubige, Barbaren und insofern minderwertig! Der Messias, der Retter, auf den sie hofften und den sie sich herbei sehnten, war ein Held, ein mächtiger Kriegsherr, der sie von der Schmach der römischen Herrschaft befreien würde. Er würde Israel, die Hauptstadt Jerusalem, den Tempel und vor allem ihren Gott für alle wahrnehmbar wieder groß machen (vgl. McDowell/Wilson 1995: Seite 575 - 583). Wie sehr sie doch mit ihren Erwartungen daneben lagen!

      Die eigentliche Aufgabe

      Die meisten Juden zur Zeit Jesus von Nazareth hatten wichtige Informationen über den versprochenen Messias nicht mehr im Blick. Vielleicht hatten