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Kantelhardt, Sven R.: Britanniensaga Band 1-2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle. Hamburg, acabus Verlag 2020
Originalausgabe
ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-772-5
Print: ISBN 978-3-86282-660-5
Lektorat: Alena Behrens und Laura Künstler, acabus Verlag
Cover: © Marta Czerwinski und Annelie Lamers, acabus Verlag
Covermotiv: Nydamschiff: Archäologisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig; http://pixabay.com; © Sven R. Kantelhardt (Up-Helly-Ah auf Shetland)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.
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© acabus Verlag, Hamburg 2020
Alle Rechte vorbehalten.
http://www.acabus-verlag.de
Inhalt
Sven R. Kantelhardt
Hengist und Horsa
Die Britanniensaga
Band 1
---- | Römerstraßen |
Hoher Steinwall – Hadrianswall | |
……… | Antoniuswall (in der Mitte des 5. Jahrhunderts bereits eine Ruine) |
1 Cair Ebrauc/Eboracum – York
2 Lindum – Lincoln
3 Isca Dumnoniorum – Exeter
4 Londinium – London
5 Regulbium – Reculver
6 Durovernum caniacorum – Canterbury
7 Portus Dubris – Dover
8 Feddersen – Feddersen Wierde (hier wurde eine Wurtsiedlung aus dem 1. bis 5. Jahrhundert ausgegraben)
9 Beufleet – Beufleth (im 5. Jahrhundert nicht belegt)
10 Fahrstedt – Diekhusen-Fahrstedt (möglicherweise älteste Siedlung der Dithmarscher Südermarsch)
11 Stood – Stade (erst für das 7. Jahrhundert gesichert)
I. An den Ufern des Oceanus Germanicus
Litus saxonicum, Britannien, April 441
Ceretic
„Der Herr lasse dir die Sonne stets ins Gesicht scheinen und den Wind immer von deinem Rücken her wehen.“ Mit diesem Reisesegen hatte der kleine Gottesmann seinen Freund verabschiedet. Ceretic konnte ihn gut leiden, da Tallanus, so hieß der junge Diakon, sich im Gegensatz zu den meisten seiner Amtsbrüder weder aufblies, was ihm als secretarius des mächtigsten Bischofs des Landes wahrhaft nicht schwer gefallen wäre, noch ständig über die zweifellos verwerflichen Irrlehren der Agricolaner lamentierte.
Nun verschwamm die kleine Gestalt ebenso rasch im Dunst der See, wie sie für Ceretic und seine zwei Gefährten an Bedeutung verlor. Ein frischer Westwind wehte und über ihnen kreischten erwartungsvoll die Möwen. Aber dieses Mal würden sie enttäuscht werden, denn das kleine Boot fuhr nicht zum Fischen aus.
Zwei junge Männer, Tavish und Malo, begleiteten Ceretic auf einer wagemutigen Fahrt über die noch eiskalte graue See. Direkt zu dem gefürchtetsten aller Heidenvölker würde ihre Reise führen.
„Der Auftrag ist ein verdammter Sch…“, entfuhr es Ceretic. Erschrocken stellte er fest, dass er laut vor sich hin gemurmelt hatte. Es fehlte gerade noch, dass die zwei jungen Fischer aufgaben und umkehrten.
Tavish hatte ihn offensichtlich gehört. Was Wunder auch, er saß direkt vor ihm auf der Ruderbank. Mit großen Augen starrte er den Krieger an. „Aber der Hochkönig selbst hat es doch befohlen? Ein geheimer Auftrag von größter Wichtigkeit …“, protestierte er, doch das leichte Beben in seiner Stimme verriet Ceretic, dass er sich mit der Beteuerung vor allem selbst überzeugen wollte.
„Und so viel Silber verdienen wir sonst im ganzen Jahr nicht“, pflichtete ihm sein Gefährte Malo vom Bug her bei.
„Da habt ihr recht“, bestätigte Ceretic mit saurem Grinsen. Eigentlich hätte er es dabei belassen sollen, doch zwei gegensätzliche Gefühle drängten ihn nach einem Augenblick weiter zu sprechen: Zum einen seine schlechte Laune wegen des Auftrages selbst, zum anderen das ebenso schlechte Gewissen den beiden Fischern gegenüber. Und jetzt, wo sie auf See waren, konnten sie ohnehin nichts mehr verraten, da konnte er die beiden genauso gut in seine Sorgen einweihen.
„Vor drei Tagen erst hat der secretarius mir die vertrauliche Order des Comhairles überbracht und wir sind zusammen ohne Umwege an die Küste geeilt. Aber was meint ihr, warum der Hochkönig uns in aller Heimlichkeit losschickt? Warum sendet er nicht eine seiner schnellen Lusorien?“
Tavish schaute ihn mit blanken Augen an. Ceretic hatte die beiden nicht wegen ihrer Klugheit oder ihres Wagemuts ausgesucht, sondern weil sie als die besten Ruderer an Ruohims Küste galten.
„Vortigern ist ein schlauer Fuchs“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. „Er kann es sich nicht leisten, eines der wenigen Schiffe oder gar eine erfahrene Mannschaft zu opfern, falls die Barbaren nicht mit sich handeln lassen. Und es kommt noch besser: Wenn die Sachsen uns abmurksen, erfährt in Britannien niemand auch nur ein Sterbenswörtchen davon und Vortigern blamiert sich nicht einmal!“
Das Entsetzen in den Augen der beiden Männer ließ das schlechte Gewissen die Oberhand über Ceretics Verstimmung gewinnen. Als sie sich am Vortag handelseinig geworden waren, hatte er den Fischern nicht die ganze Wahrheit gesagt. Freilich konnte sich ein kluger Mann den Rest zusammenreimen, aber ein einfacher Fischer? Ceretic bemühte sich daher nun um einen beruhigenden Ton.
„Ihr habt ja mich“, behauptete er und ein etwas selbstgefälliges Grinsen schlich sich in seine Züge. „Und der König hat gute Gründe, warum er gerade mich, Ceretic ap Ruohim, für diese Fahrt ausgewählt hat.“
Das stimmte tatsächlich. Gemessen an seiner niederen Herkunft als verwaister Sohn einer Ruohimer Fischerfamilie hatte er es weit gebracht. Ganz allein hatte er sich am Hofe des Hochkönigs bewährt und den Respekt der anderen Krieger erworben. Dazu kannte er das Mündungsgebiet der Thamesa von klein auf,