Ute Dombrowski

Tabu Wenn Liebe nicht sein darf


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Regal und machte sich zum Schlafen fertig. Lang ausgestreckt dachte er an Katja und malte sich seine Zukunft mit ihr aus. Sie müssten wahrscheinlich wegziehen, dorthin, wo sie niemand kannte. Aber er würde zu ihr stehen und für ihre Liebe kämpfen. Mit diesem Entschluss rollte er sich zusammen und schlief ein.

      *

      Katja lag zuhause im Bett und kämpfte mit den Tränen. Es war richtig, dass Nick wegging, aber gleichzeitig fühlte sie einen großen Schmerz. Im realen Leben würde sie nicht mit ihm zusammen sein können, aber in ihren Träumen lag sie in seinen Armen und gab sich seinen Küssen hin.

      Sie hatten sich für Freitag nach der Schule verabredet. Nick würde Katja besuchen und sie würden sich einen schönen Abend machen. Bis dahin war Schule und sie verhielten sich korrekt. Nach dem Unterricht hatte er ihr oft einen kleinen Zettel auf das Pult gelegt oder sich freiwillig zum Putzen gemeldet, nur um noch einige Minuten in ihrer Nähe zu sein.

      Am Freitag stand er mit einer roten Rose vor der Tür. Er hatte seiner Mutter gesagt, dass er zu seiner Freundin wollte, um zu klären, wie es weitergehen sollte, wenn er weg ist.

      „Geht es denn überhaupt weiter?“, hatte Bea gefragt und mit ungewohnt scharfem Ton hinzugefügt: „Du musst dich jetzt ernsthaft um deine Karriere kümmern, da ist so eine Liebelei schnell vergessen. Vielleicht findest du auch in München ein nettes Mädchen und verliebst dich.“

      „Nein, ich habe ein nettes Mädchen. Vergiss das mal wieder, ich werde mich nicht von ihr trennen.“

      Bea hätte zu gerne gewusst, wer dieses Mädchen war, aber sie war keine von den Müttern, die ihren Kindern hinterher schnüffelten. Sie vertraute ihrem Sohn und schließlich hatte das Mädchen ihn nicht von München abgehalten. Darum legte sie nun eine Hand auf seinen Arm und lächelte besänftigt.

      „Es ist ja gut so, wie es ist. Fahr zu ihr und seht, dass ihr eure Liebe über die Zeit in München retten könnt. Papa ist noch unterwegs, sei um Mitternacht zuhause, in Ordnung?“

      Nick umarmte seine Mutter liebevoll und verließ das Haus, glücklich, dass er und Katja den Nachmittag, den Abend und die halbe Nacht zusammen genießen konnten.

      Katja zog Nick ins Haus und nahm die Rose entgegen. Er küsste sie vorsichtig auf die Wange und lief voran ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen ließ. Katja klapperte in der Küche mit den Schranktüren und fand nach einiger Zeit eine passende Vase. Sie stellte die Rose ans Fenster, setzte sich in den Sessel und sah Nick an.

      „Geht es dir gut? Du strahlst so verdächtig.“

      „Mir geht es sehr gut. Erstens, weil ich bei dir sein darf. Zweitens, weil du so süß bist. Drittens, weil meine Mutter mir Ausgang bis Mitternacht genehmigt hat.“

      „Sehr gut, dann haben wir ja alle Zeit der Welt. Hast du Hunger? Wollen wir etwas kochen?“

      Nick schüttelte den Kopf.

      „Komm her!“

      Nun schüttelte Katja den Kopf.

      „Bitte, komm zu mir“, flehte er und sah sie unaufhaltsam an.

      Katja atmete tief durch und stand langsam auf. Sie ging zur Couch hinüber und setzte sich in die gegenüberliegende Ecke. Nick musste lachen.

      „So ein Quatsch, jetzt bist du genauso weit weg. Komm näher!“

      „Das geht nicht. Versteh doch bitte.“

      „Ich will aber nicht verstehen. In einer Woche bin ich weg und dann können wir uns nicht mehr nahe sein. Wir habe nur noch dieses Wochenende.“

      Katja entspannte sich und rutschte in die Mitte. Auch Nick kam ihr ein Stück entgegen, sodass sie sich sehr nahe gekommen waren. Katja strich ihm über die Wange und verursachte bei Nick eine Gänsehaut. Die beiden fühlten eine Anziehungskraft, der sie sich nicht länger entziehen konnten und wollten.

      Nicks blaue Augen leuchteten, als sie ihre Hand wegnahm und seine Finger berührte. Sie küsste die Fingerspitzen. Er fuhr ihr mit dem Zeigfinger über die Lippen und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Katja fuhr ihm durch die kurzen blonden Haare. Ihr Verstand rief: Du musst jetzt weglaufen! Ihr Herz hielt tapfer dagegen: Es ist Liebe, los, küss ihn! Es schlug wild und ungestüm, als sie sich zu Nick hinüber beugte. Sanft berührten ihre Lippen seine und ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Nick lächelte und Katja dachte: Oh nein! Als sich ihre Lippen zum zweiten Mal berührten, legte er einen Arm um sie und Katja ließ es zu. Beim dritten Kuss nahm das Verhängnis seinen Lauf.

      Sie saßen eng umschlungen auf der Couch und knutschten hemmungslos. Nick wähnte sich im Himmel und dachte nur noch an den Augenblick. Plötzlich konnte Katja wieder denken, entzog sich erschrocken seinen Armen und sprang auf.

      „Das dürfen wir nie wieder machen! Du bist mein Schüler und der Sohn meiner besten Freundin. Das geht absolut nicht. Oh mein Gott, wie konnte ich nur! Nicht auszudenken, wenn uns einer dabei erwischen würde.“

      Nach dem Essen, von dem Katja erhoffte hatte, dass es wieder Distanz bringen würde, landeten sie erneut auf der Couch und gaben sich den so verbotenen Küssen hin. Nachdem Nick heimgefahren war, ging Katja ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Ich kann nie wieder ruhig schlafen, dachte sie, und ihr schlechtes Gewissen lief auf Hochtouren.

      *

      Am Samstagmorgen betrachte sich Nick lange im Spiegel. Hatte er sich verändert, seit er eine richtige Frau liebte? Er fühlte sich gut, seine Gefühle für Katja waren sehr intensiv und nun wünschte er sich, doch nicht nach München zu gehen, sondern hier bei ihr zu bleiben.

      Seufzend wandte er sich ab und zog sich an. In einige Mädchen war er schon verliebt gewesen und hatte mit dem Satz: „Ich liebe dich“ achtlos um sich geworfen, denn die Mädchen in seinem Alter hörten das gerne und bisher dachte er, das Gefühl zu kennen. Dieses Mal war alles anders.

      Seine Mutter betrachtete ihn beim Frühstück schweigend. Nick sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete und dachte: Hoffentlich kriegt sie niemals raus, dass ich mit Katja zusammen bin. Aber war er das wirklich? Sie hatten sich geküsst, das hatte er auf keinen Fall geträumt, das war die Realität gewesen. Aber plötzlich hatte sich Katja zurückgezogen und ihre Zweifel laut ausgesprochen. Hatte sie etwa recht?

      Bea und Katja waren seit langer Zeit Freundinnen, sie achteten und vertrauten einander. Nicks Mutter wäre sicherlich sehr enttäuscht, wenn sie von dem Kuss erfahren würde, denn sie hielt Katja für eine gute Lehrerin, die wusste, was sie tat. Das war sie, auch wenn sie in der Freizeit nicht wie eine Lehrerin mit ihm umging, dafür kannten sie sich zu lange. In der Schule konnte er bei ihr richtig gut lernen, denn ihr lebhafter Unterricht hielt wach und motivierte zum Mitmachen.

      Seine Mutter unterbrach diese Gedankengänge: „Sag mal, willst du mir nicht sagen, wer sie ist? Du kannst mir doch alles anvertrauen.“

      „Nein, auf keinen Fall. Du wärst mit Sicherheit nicht froh darüber, aber ich liebe sie.“

      „Das glaube ich dir gerne und ich denke, sie tut dir gut. Schließlich steht sie hinter deinen Plänen und wenn eine Frau das macht, dann sollte man sie halten.“

      „Ja, ich weiß“, erwiderte Nick, der bei dem Wort Frau unmerklich zusammengezuckt war. „Ich will sie auch nicht verlieren. Aber sei nicht sauer, wenn ich es dir nicht sage. Es geht wirklich nicht.“

      „Ich vertraue dir und hoffe, du weißt, was du tust.“

      Nicks schlechtes Gewissen meldete sich jetzt, aber er wusste, dass sie auch irgendwie recht hatte und redete sich ein, dass alles richtig war. Katja tat ihm gut, nicht nur seinen Leistungen und seinem Ehrgeiz, sondern auch seinem männlichen Ego. Er war überzeugt, dass er mit ihr für immer zusammenbleiben wollte, egal, wie viele langbeinige Teenager ihm noch schöne Augen machen würden.

      So, wie er kein anderes Mädchen kennenlernen wollte, so