Stefanie Worbs

Wolfswege 4


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      Sie rollte sich auf die Seite und stand auf. „Du hast keine Ahnung, Xander! Wenn du wärst, was wir sind, würdest du es verstehen und uns nicht in die Quere kommen! Wir sind füreinander bestimmt! Ryan ist mein Wolf und ich seiner!“

      „Ihr seid gar nichts! Lass ihn in Ruhe!“

      „Niemals!“, knurrte sie und ihre Gestalt bebte nun ebenfalls.

      Ryan sah es und wusste, wenn sie Wolf war, würde er ihr gleich gar nicht mehr entkommen können. Er sprang vor und wieder an Xander vorbei. Er traf sie mit der Schulter und sie fiel erneut. Hart landete er auf ihr, rollte aber sofort wieder von ihr weg.

      „Ryan! Schluss damit! Bist du verrückt geworden?“ Das war Charlotte. Sie kam vom Waldrand gelaufen, hinter ihr erschien Tavis als schwarzbrauer Wolf, wurde aber im Laufen ebenfalls Mensch.

      „Was geht hier vor?“, hörte Ryan ihn fragen, als er selbst sich aufrappelte. Auch Amber setzte sich auf und Bedauern stieg in Ryan hoch. Er hatte sie mit einer Kralle am Unterarm erwischt und der Schmerz stand ihr als Tränen in den Augen. Seine Eltern kamen bei ihr an und Charlotte half ihr hoch.

      Tavis’ Blick flog zwischen ihnen allen hin und her und blieb dann bei Ryan. „Erklärt mir das! Warum greifst du sie an, Ryan?“

      „Er hat sie nicht angegriffen“, verteidigte Xander ihn sofort.

      „Mit dir hat keiner gesprochen!“, fuhr Tavis seinen mittleren Sohn an. „Ryan! Wandele dich, auf der Stelle!“ Ryan tat es und erhob sich. Noch bevor er etwas sagen konnte, war sein Vater bei ihm und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. „Hast du den Verstand verloren, Junge?! Wie kannst du sie angreifen, wenn du Wolf bist? Du hättest sie umbringen können!“

      „Ich habe nicht ...“

      „Sei still! Ich will nichts hören! Deine Ausreden und dein Gejammere gehen mir auf die Nerven! Ich habe versucht, dich zu einer starken Persönlichkeit zu erziehen! Ich habe mir alle Mühe gegeben, dir Respekt und Verstand einzubläuen! Was habe ich falsch gemacht?!“ Er wandte sich ab und Ryan wollte etwas sagen, doch sein Vater sprach schon weiter.

      „Ich verstehe nicht, wieso du so aufsässig geworden bist. Deine Brüder waren in deinem Alter schon so viel erwachsener.“ Tavis schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu Ryan um. „Warum kannst nicht einfach gut sein lassen, wie es ist? Warum kannst du dich nicht einfach zusammenreißen?!“

      Da war es wieder. Ryan sollte sich zusammenreißen. Er sollte erwachsen werden. Er war es, der Fehler machte. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung stieg in ihm auf. Wut, weil sein Vater ihm die alleinige Schuld an allem gab. Trauer, weil Tavis ihn nicht verstand und Verzweiflung, weil es jetzt wirklich nur noch einen einzigen Ausweg für Ryan gab.

      „Es tut mir leid“, sagte er, statt sich zu rechtfertigen, wie sonst immer.

      „Was? Dass du eine Enttäuschung bist?“ Tavis’ Worte trafen ihn wie ein Hammerschlag in den Magen.

      Er schaute seinem Dad in die Augen und antwortete: „Ja.“ Dann wandelte er sich wieder, drehte ab und lief davon.

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