Izabela Becker

Das gesehene Mädchen und ihre tiefsten Gedanken


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fühlst. Ich bin bei Dir in der Hölle. Ich bin da wo du bist, immer. Und wir werden es zusammen schaffen dort herauszukommen. Es wird tatsächlich eine Weile brauchen, aber dann wirst Du verstehen, dass es sich gelohnt hat und all der Schmerz, den Du so lange empfunden hast, verpufft. Wie lange, das entscheidet das Schicksal. Aber auf dem Weg wirst Du viele gute Lektionen lernen, die Dich auf den Moment vorbereiten, auf den Du Dein ganzes Leben lang hoffst: Heilung Deiner Seele und aller Wunden. Wenn Du den Weg gehst und immer versuchst Dich trotz allem lieb zu haben, dann wird es Dir gelingen. Das verspreche ich Dir.

      2. Glaubensbekenntnis

      Ich glaube an die Liebe, die wahre, die einzige, die schöpferische Kraft des Herzens und die Freude der Seele. Ich glaube an Licht, Wärme und Sonnenschein, an die Tugenden, Wahrheit, Glück und Freundschaft.

      Ich glaube, dass Menschen sich gegenseitig bereichern können, wenn sie es zulassen und, dass Mut meine Gesundheit fördert, meine Ängste überwindbar sind und meine Hoffnungen mir helfen, mir meine Träume zu erfüllen.

      Ich glaube an Zukunft und an Schicksal, an Gott und Zeichen und Wunder. Ich vertraue auf die Gegenwart, in der ich lerne und mich durch die Jahreszeiten, mein Wesen und die Natur lenken lasse.

      Und vor allem glaube ich an mich, meine Fähigkeiten, meine Talente, meine Visionen und Phantasien. Ich glaube, dass mein Charakter durch alle meine Erfahrungen entstand und Engel in Menschengestalt mich formten.

      3. An Gott

      Siehe da, mein Herr, es ist vollbracht. Du wachst nun auf, betrachtest dein Werk und ich frage mich was du denkst. Bist du stolz? Bist du zufrieden? Bist du glücklich? Hast du dir dieses Resultat gewünscht? Ist es so wie du es wolltest? Und lässt du dich jetzt feiern?

      Siehe da, mein Herr, es bewegt sich. Du hörst zu, du beobachtest dein Werk und ich frage mich was du denkst. Hast du Angst? Ist es dir zu aufmüpfig? Ist es dir zu breit? Ist es dir zu schmal? Bereust du, dass du es erschaffen hast? Und zerstörst du es dann wieder?

      Siehe da, mein Herr, es spricht zu dir. Du schaust verdutzt, du antwortest deinem Werk nicht und ich frage mich was du denkst. Hörst du überhaupt zu? Interessiert es dich? Möchtest du darauf eingehen und kannst nur nicht? Und kannst du es verstehen?

      Ich sehe dich an, mein Herr und sehe, du erschufst ein Werk, das sich bewegt und spricht. Und ich frage dich, mich bewegend und zu dir sprechend, der du mich erschufst, ob du einem gezielten, durchdachten Plan folgtest, oder, ob du aus einer Laune handeltest.

      Ich sehe dich an, mein Herr und sehe nichts, ich höre gespannt hin, mein Herr und ich höre nichts, ich springe vor dir herum, mein Herr, doch du tust nichts. Und ich frage mich, ob es dich gibt, ob ich wirklich von dir erschaffen worden bin, oder du von mir.

      Ich sehe dich an, mein Herr und sehe niemanden, spüre nur Luft in meinen Lungen und Nebel um mich herum. Und ich frage mich, ob nur ich mir Fragen stelle, oder, ob du sie dir auch stellst. Ob wir da gemeinsam drin sind, oder, wie ich glaube, nur ich allein.

      4. Dein Tod

      Wo der Tod uns auch hin trägt,

      Gott geht mit uns.

      Was auch immer uns beschwert,

      es ist vorbei.

      Wie auch immer wir weiter gehen,

      wir sind nicht allein.

      Wozu auch immer wir bestimmt sind,

      wir nehmen es an.

      Und weder das Leben noch der Tod

      kann unser Schicksal beeinflussen.

      Wir lassen uns führen

      schweben dahin

      in der Himmel

      unseres Gottes.

      So bist auch du geflogen

      und hinterlässt uns

      dich begrabend

      mit der Erde verbunden.

      5. Der Wunsch

      Es war einmal ein Regenbogen, geboren durch Blitze, Donner, Regen und Wärme. Er war noch klein, aber dadurch um so schöner für alle, die ihn sehen konnten. Mitten in der Wüste, unter den Wolken, tobte der Wind, während der farbenprächtige Regenbogen seine Flügel ausbreitete. Kein Mensch konnte ihn anfassen, der Regenbogen war unantastbar und deshalb auch so kostbar. „Ich wünschte ich wäre dieser Regenbogen“, dachte sich ein kleines Mädchen, das von der Welt genug hatte. Sie stand auf einem Sandhügel und blickte in die Höhe. Ihre Seele war rein, aber man strafte sie mit Arbeit und schimpfte sie aus. Sie war gepeinigt und verstand die Welt nicht. Wieso mussten gute Menschen leiden? Und sie meinte nicht sich selbst. Sie sah die alten Leute, die nicht mehr für ihre Nahrung arbeiten konnten und deshalb verhungerten. Auch sah sie böse Menschen, die andere nur bestohlen und logen, und die davon kamen ohne dass sie bestraft wurden. Was hatte das Leben für einen Sinn? Ein Regenbogen müsste man sein. Er trotzt den Gezeiten und wird immer wieder geboren. Der Regenbogen wiederum betrachtete sein Leben, das ihn langweilig erschien. Immer wurde er nur betrachtet, er hatte keine Freunde bis auf Blitze und Donner, die beschäftigt waren. Nur Wolken um ihn herum, unter denen er sich präsentieren konnte. „Mensch müsste man sein“, dachte sich der Regenbogen. Da ist man nicht allein, war seine Auffassung. Man kann andere unterstützen und ist nützlich.

      So kam es eines Tages, dass ein Zauberer in die Wüste kam und das Mädchen kennen lernte. Sie bediente ihn in seinem Zelt und wollte wieder gehen, da hielt er sie fest. „Du hast einen großen Wunsch“, sagte er. „Ich werde ihn Dir erfüllen, denn Deine Seele ist rein“. Das Mädchen guckte zuerst ganz verdutzt, dann aber erhellte sich ihr Gesicht und sie brach in Tränen aus. Der Zauberer gab ihr ein Elixier und sagte: „Heute Nacht, wenn Du alleine bist, trinkst Du das. Und am Morgen ist Dein Wunsch erfüllt.“ Das Mädchen nahm den Trank an sich und bedankte sich.

      Des Abends, als sie alleine war, trank sie dann das Fläschchen aus und schlief ein. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Kein Mensch machte sich Sorgen, waren sie alle doch böse und wollten das Mädchen eh nicht haben.

      Im Himmel aber, da wurde gefeiert. Das Mädchen erwachte als ein wunderschöner kleiner Regenbogen neben dem anderen kleinen Regenbogen. Ihr Freund war ganz verdutzt, als sie plötzlich auftauchte. Er kannte sie ja noch nicht, doch die beiden hatten sich viel zu erzählen und das Mädchen erzählte ihm von den Menschen und dem, was sie beobachtet hatte. Dass sie böse sind und sie froh sei jetzt ein Regenbogen zu sein. Ihr Freund begrüßte sie herzlich. Jetzt war er nicht mehr allein, jetzt hatte er für alle Zeiten eine Freundin, mit der er immer reden konnte und er war auch froh nicht selbst zum Menschen geworden zu sein, wie er es sich gewünscht hatte. Er wusste ja jetzt wie sie waren und fand es schön das Mädchen bei sich zu haben, das letzte mit einer lieben reinen Seele. Und beide verbrachten ihre Zeit in trauter Zweisamkeit. Ende.

      6. Der Widder und der Philosoph

      Ich kannte da mal einen Philosophen, er war gut und gerecht. Er hatte die Welt gesehen und seine Freundin nicht. Er hatte die Erkenntnisse erhalten, seine Freundin nicht. Er hatte die Lektionen gelernt, seine Freundin nicht. Und so lief er ihr hinterher und beobachtete sie eine lange Zeit lang und sie, sie hatte keine Wahl als sich seiner Weisheit hinzugeben, als sich zu fügen, als sich endlich mal führen zu lassen, ob sie nun wollte oder nicht.

      Sie aber war stur und bockig. Ein Widder, der meinte, er könne springen wann es IHM passt und er wüsste selbst am Besten, was für ihn gut sei und ließe sich auch von dem Freund nichts sagen. Nun, doch dies war falsch. Denn der Widder musste einfach mal begreifen, dass es im Leben nun einmal auch anders herum laufen kann. Auch Widder können sich irren. Auch Widder haben nicht immer bloß Recht und sind die Klügsten auf dieser