Tabea Thomson

INGRATUS - Das Unerwünschte in uns


Скачать книгу

noch gab.‹ –

      Nun ja die Capac sind geschäftstüchtig. Sie versuchen aus jeder greifbaren Gelegenheit ein lohnendes Geschäft zu machen. Dennoch frage ich mich, wie gelang es einem von Advenu, das Raumschiff von der U P C abzukaufen. Zumal die kontrollsüchtigen Diktaturen solcherlei Privatbesitz nicht mal den einheimischen höheren Untertanen erlaubte. Wie sollte da erst ein Außenweltler solchen Besitz erlangen. … – Es sei denn!, der Käufer hatte eine führende Position in der regierenden Oberschicht vom Planeten Vulkan. Dieser jemand musste zusätzlich noch für unsere Shumerer Regierung tätig gewesen sein ...« Am Satzende lachte Lennard dunkel. »... In welch Doppel Diplomatie sind wir da geraten? Wie auch immer, der zweiseitige "Vermittler" ist nach dem Untergang von Vulkan fein raus. Dessen ungeachtet wüsste ich nur allzu gern, wer der Reeder und somit unser Boss ist. Leider gibt der sich nicht zu erkennen. Somit werde ich nicht so schnell heraus bekommen, warum der Eigner das marode Raumschiff kaufte. Zumal ihm die ganze Modernisierung mit Sicherheit enorme Summen kostet.

      Egal nicht meine Knete! Dennoch wurmen mich seine teils recht unüberlegten Anschaffungen. Ein schräges Beispiel dafür sind die Quartiere. Sie haben eine gehobene Ausstattung. Dahingegen bei der Technik geizt er, wo es nur geht. Somit wird es noch lange dauern, bis das Raumschiff wieder flugfähig wird. Wenn es nicht so ist, hingen wir nicht nur im Trockendock ab, es sei denn: Es ist eine dauerhafte Stationierung ... Doch das kann nicht sein, weil meine Krankenstationen dafür gar nicht geeignet sind. Außerdem hatten wir noch nicht einen einzigen Notfallpatienten von außerhalb.

      Nach den Berichten meines Freundes Sorel Gwen, er ist hier der zweite Kommunikationsoffizier, besteht der Wartungszustand bereits seit Ewigkeiten. Genauer gesagt, seitdem er zum Zweiten ernannt wurde. Das geschah vor Jahren.

      Zudem sagte er mir: ›Es kommt mir so vor; als wenn es ein Raumschiff im Raumschiff wird. Selbst die Kennung änderte sich von U P C Viator in Visitor α U P.‹ –«

      Bei der letzten Erinnerungen schaute Lennard ungeduldig zum Scanstrahl, dazu murmelte er: »Ich persönlich wüsste nur zu gern, wer sich als neuer Eigner hinter U P verbirgt. Nur an diese Information komme ich irgendwie nicht ran. Eins ist aber anhand der Vulkan Technik klar: Es gehörte vor der Privatisierung eindeutig zur feindlich gesinnten Vereinten Planeten Gemeinschaft. Daher ist es verständlich, das fast nichts an Bord von der Heiler-Technik funktioniert. Schließlich hatten wir blutsverwandten Mischlinge, im verdrehten Hirn der U P C Führungselite von Vulkan, keine Daseinsberechtigung.« Lennard atmete einmal kräftig durch, dabei sah er zu seiner unruhig schlafenden Schwester. »Nur gut das der Spuk vorbei ist. Oder doch nicht? Das U P, welches hinter dem Raumschiff Namen steht, konnte gut und gern für eine neue Gruppierung stehen. Welche von Überlebenden der Vulkan Elite gegründet wurde. Was ist, wenn der neue Reeder und der damalige Vermittler ein und dieselbe Person sind. Aufgrund seiner alten Seilschaft Beziehungen könnte er sich damals rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben. Jetzt hatte er mit weiteren Gesinnungsfreunden sein eigenes Machtzentrum gebildet. Somit hätte das mit dem hier im Trockendock "abhängen" eine makabere Erklärung.«

      Am Ende seines Gedankens schielte er abermals zum Scanner. Von "Habe fertig", war dieser noch immer weit entfernt. Stirn kratzend ging er den Gedanken weiter nach. Dabei spülte es einige heftige Dispute mit seinen Freund Sorel an die Oberfläche: »Eine besonders derbe – atypische Unterhaltung blieb mir im Geist erhalten. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, läuft es mir herb-frisch übern Rücken und beim Nachfolgenden stehen mir glattweg die Nackenhaare zu Berge. Die Geschichte ereignete sich nach einem Fitnesstraining. Wieder mal lamentierte Sorel: ›Mich kotzt das Nichtstun hier dermaßen an.

      Ich erwiderte: »Suche dir doch einen neuen Arbeitgeber. Gute Kommunikationsoffiziere sind ja bekanntlich rar.«

      Wild schnaufend warf er mir mit scharfem Ton an den Kopf: ›Das ist für mich, einen unreinen Halbling von Vulkan, nicht so einfach möglich. Und ich kann dir nicht mal sagen, wann und wo ich den Abschluss als Offizier gemacht habe.

      Ich entgegnete ihn mit ruhiger Stimme: »Geht doch nur bei einer Raumfahrt Akademie …«, weiter kam ich mit dem Satz nicht, denn wie ich an seinem Gesichtsausdruck sah, brachten meine Worte sein bodenloses Gedankenfass zum Überlaufen. Im nächsten Augenblick brüllte er mich mit bulliger Stimme an: ›An keiner Raumfahrt Akademie kennen die meinen Namen‹, seine Halsadern blähten dabei so sehr auf, dass ich annahm, sie zerbersten gleich. Und es sprengte mir fast die Lauscher weg. So hatte ich meinen Freund überhaupt noch nicht erlebt. Ich kannte ihn bisher als friedfertige und sympathische Persönlichkeit. Zu weilen ist er vergesslich und geistig abwesend. Jedoch aggressiv hatte ich ihn überhaupt noch nie erlebt. Doch das sollte erst der Anfang sein! Nach der verbalen Attacke nervte er mich stets und ständig mit: ›Weshalb ist die Visitor jetzt privat. So was darf es doch in der U P C nicht geben.

      Obwohl ich es überdrüssig war, habe ich stets geantwortet: »Das weiß ich nicht, aber bei uns sind neben vielen anderen Sachen solche Flugobjekte stets in privater Hand.«

      So wie Sorel das vernahm, lösten sich meine Worte in seinem Geist, wie kalter Rauch auf. Ich dachte zunächst, er hat kein Interesse an dem Thema. Allerdings!, was er dann zu mir sagte, machte mir große Sorgen.

      ›... Ich bin wegen meiner Erden Menschen Mutter nur ein minderwertiger Bastard. So was dulden die vom Säuberungskomitee überhaupt nicht. Ich bin für die gesamte Gemeinschaft nur eine Blut verunreinigende Schande. Genau aus diesem Grund haben die uns hier weggesperrt.‹ –

      Ich frage mich, was ist, wenn er recht hat. Zumal bisher all unsere Anträge auf Heimaturlaub zwar genehmigt wurden aber; stets kam was dazwischen. Mal waren die Portierplattformen außer Betrieb oder es gab dort schwere Störungen. Ein andermal waren die Shuttle-Andockvorrichtungen defekt. Schlussendlich verbrachten wir unsere freien Tage, ebenso die der halbjährigen vertraglichen Rotation an Bord ...«, für einige Wimpernschläge überlegte er, »... warum eigentlich funktionierte bloß dann nichts, sobald wir runter vom Raumschiff wollten? Das sollte ich genauer analysieren ...«, es klang entschlossen. Ungeachtet davon schüttelte es Lennard und sogleich sprach er den Grund dafür aus: »Als Sorel damals die Behauptung aussprach, fühlte ich seinen – an sich gerichteten Ekel. Dummerweise rutschte mir heraus: »Bastard?! Quatsch ich weiß das du, ein astreiner Shumerer Mischling bist. Der zudem alle Kalab Weihen erhielt.«

      Kaum das er das hörte, fauchte er mich gallig an: ›Wir! – Shumerer?! – Was hast du dir fürn Zeug rein geworfen! Die unsaubere Brut ist doch bereits vor Urzeiten umgekommen.

      Um ihn nicht abermals bis zum Äußersten zu reizen, gab ich vor, da was verwechselt zu haben.

      Sorel stimmte dem zu und erteilte sogleich eine astreine Geschichtsstunde. Je mehr er mir von den Disputen vorschwärmte, um so mehr kam es mir vor: Er betet was "Eingetrichtertes" herunter. Um eine Bestätigung zu erhalten, fragte ich ab und an scheinbar neugierig dazwischen. Mein Verdacht verhärtete sich. Und als ich irgendwas von den "Shumerer" erfahren, löste das Wort schlagartig eine verpuffende Reaktion in seinem Geist aus. Nicht mal die Frage konnte er wiederholen.

      Und dann der Hammer! Sobald wir uns nicht über privates Zeug unterhielten, tauchten ständig weitere Begriffe und logische Zusammenhänge auf, welche die gleiche verpuffende Reaktion hervor riefen. Dem nicht genug! Es ging soweit, das Sorel sich selber ins Gesicht schlug, sobald ich ihm von den eigentlichen Machenschaften der U P C Diktatoren berichtete. Oder er stellte seine spitzen Ohren auf Durchgang wenn ich ihm, was über die Freiheitskämpfer erzählte.

      Damit er sich keine ernsthaften Verletzungen zufügt, zog ich meine Konsequenzen: Spaa Gen, Shumerer, Advenu, ebenso unsere Gaben …, streiche ich bei unseren Gesprächen aus meinem Sprachgebrauch. Klappt bestens! Allerdings!, warum das so ist oder weshalb Sorel glaubt: Nur ein unreiner Halbling zu sein, ergründete ich noch nicht. Ebenso verhält es sich mit seinem Hauptwohnsitz. Er behauptet doch allen Ernstes: die Stadt Sinu i wäre auf dem Planeten Anuna. Ich kenne nur eine Stadt, die so heißt und die ist auf Advenu, aber weil es besser für unsere Nerven ist, lasse ich ihm in den Irrglauben. Mal abgesehen von diesen Marotten ist Sorel einer, auf dem man sich verlassen kann.

      Er ist, soweit ich es beurteilen kann, genauso intelligent