Walter Rupp

Jesuiten-Spiegel


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Generals, imitierte zuweilen seinen Herrn, indem er sich Mühe gab, dass auch seine Berichte humorvoll ausfielen, was nicht immer gelang. So erlaubte er sich über einen Mitbruder die gewagte und nicht schmeichelhafte Bemerkung: "Er ist, wie mir scheint, nur noch deswegen am Leben, um vor seinem Tod noch recht viele Menschen zu belästigen, falls sie nicht heilig werden wollen."

       Ignatius von Loyola unterschied sich von Calvin und von Luther vor allem in einem Punkt: Er dachte weniger pessimistisch. Er redete nicht von der Verdorbenheit des Menschen und traute ihnen mehr zu.

       "Wer sich Gott geweiht hat, hat keinen Grund, traurig zu sein."

      Tips für das Gespräch

      Eine Sprechweise mochte der Ordensgeneral nicht: wenn jemand behauptend oder dekretierend, als hätte er Gesetze zu erlassen, sagte: "Es ist notwendig, dass diese oder jene Sache gemacht wird ... ", "dafür gibt es kein anderes Heilmittel als dieses ... ", "die Wahrheit ist das ..." Solche Leute nannte er „Dekretisten". Einem Gesandten, der so sprach: "Der Papst müsse dies oder jenes tun", antwortete er auf dieselbe Weise, indem er ihm Dinge seines Amtes anriet. Nachher sagte er: "Da er selbst Dekretist ist, soll er es ertragen, dass man ihm auch einige Dekrete gibt."

      Er selbst beherrschte eine Weise zu sprechen, die von seiner Umgebung bewundert wurde: etwas mit wenigen Worten und ohne jede Reflexion zu erzählen. Auf diese Weise überließ er denen, die zuhörten, die Reflexion und die notwendigen Folgerungen aus den Prämissen. So überzeugte er, ohne irgendeine Neigung zur einen oder anderen Seite zu zeigen, sondern indem er einfach erzählte. Was er an Kunstfertigkeit anwendete, war: Die wesentlichen Punkte, die überzeugen konnten, berührte er, und andere, die nichts beitrugen, liess er weg.

      Den Theologen, die für das Konzil von Trient angefordert worden waren, gab er folgende Instruktionen für ihr Verhalten mit: "Ich wäre liebevoll im Sprechen. Ich würde beim Zuhören zu lernen suchen. Mag man gleiche oder entgegengesetzte Ansichten vertreten, gebe man die Gründe dafür oder dagegen an. Ich würde mich nie auf irgendwelehe Personen berufen, am allerwenigsten auf solche von hohem Rang. Man schließe mit der Wendung, dass man sich dem Urteil besser Unterrichteter unterwerfen will."

       Ignatianische Regeln für das Gespräch:

       Rede nicht zur Befriedigung der eigenen Laune oder zum Zeitvertreib.

       Rede nicht ohne Nutzen, sondern nur zu eigenem oder des Nächsten Nutz.

       Lege es niemals darauf an, für einen geistreichen Plauderer gehalten zu werden.

       Lass dich mit niemandem hartköpfig in einen Wortstreit ein, sondern lege stets deine Gründe mit Geduld und Ruhe vor.

       "Sein Nein durch süße Worte versüßen" –

       Der Ordensgeneral gab den Mitgliedern des Ordens den Rat: Sie sollten einen Oberen, mit dem sie nicht zufrieden sind, nicht kritisieren, sondern dessen Vorgänger loben. – Bei dieser Gegenüberstellung muss sich ein Vorgesetzter fragen, warum er dieselobenswerte Eigenschaft seines Vorgängers nicht übernommen hat.

      Der strenge Vater

      Ignatius, der sonst weiträumig dachte und bei seinen Entscheidungen stets die ganze Welt vor Augen hatte, überließ nicht gern etwas dem Zufall und zeigte einen Hang, alles bis in die Einzelheiten hinein zu bestimmen. Er kümmerte sich selbst um die alltäglichsten Dinge und ordnete an, dass man die Schlafkammern täglich fegte und dass der Koch Fisch und Fleisch beim Zerschneiden und Austeilen nur mit Messer und Gabel berühren dürfe. Er interessierte sich für den Küchenzettel, für die Ausgaben der Häuser und für das Einhalten der Reinlichkeit.

      Wenn einer seine Anordnungen nicht oder nicht genau befolgte, musste er die Erfahrung machen, dass der Vater sich dann streng und abweisend zeigte und für jede Nachlässigkeit gern eine Buße auferlegte. So berichtet Goncalves da Camara in seinen Erinnerungen: "Der Vater hat zwei gesehen, die draussen auf der Strasse liefen, und er rief mich und gab mir einen großen ‘Hut' (eine Buße), weil ich sie zusammen geschickt hatte, ohne sie gut zu kennen; und er stellte mir sehr heraus, mit wie wenig Beherrschtheit sie gingen. Als Buße liess er ihnen geben, dass sie während des Abendessens im Refektor einherschreiten, mit Beherrschtheit, und der „welcher vorangelaufen war, sollte jetzt hinterhergehen." War das Vergehen seinem Eindruck nach groß, konnte es geschehen, dass er den Ungehorsamen vom Bett aufstehen, ihm seine mitgebrachten Kleider geben ließ und darauf bestand, dass er unverzüglich aus dem Orden entlassen werde.

      Es lag ihm viel an einer vorteilhaften äußeren Erscheinung seiner Mitbrüder. Er schreibt vor, wie die Kleidung auszusehen hat, wie hoch der Kragen, wie breit der Gürtel sein soll, und dass sie keine zu langen und ungepflegten Bärte trügen. Denen, die kein gewinnendes Äußeres und keine guten Umgangsformen hatten, wollte er die Aufnahme in den Orden nicht gestatten. Im 1. Teil der Konstitutionen bemerkt er: „Man merke sich, dass wer immer eine körperliche Missbildung oder einen Defekt hat, wie z. B. einen Buckel oder etwas anderes Monströses, er möge nun so geboren sein oder es aus irgendeinem äußeren Grund bekommen haben, für unsere Gesellschaft nicht geeignet ist, wenn nicht dies alles durch hervorragende Tugenden oder Gaben Gottes ersetzt wird." Er fürchtete, dass die apostolische Wirksamkeit dadurch beeinträchtigt werden könnte. Nur bei Männern von großer Gelehrsamkeit oder von außerordentlicher Klugheit machte er eine Ausnahme.

      Vertrautheit wollte Ignatius nicht. Er war auch bei seinen engsten Mitarbeitern auf Distanz bedacht. Er wollte nicht, dass man ihm oder einem Gesprächspartner ins Gesicht blickt. Er verhielt sich, wie er es für angebracht hielt, einmal wie ein strenger Richter und dann wieder wie ein gütiger, verständnisvoller Vater. Aber mit denen, die sich nicht überwinden konnten, die zögerten und sich nicht mit ganzer Kraft einsetzten, ging er rigoros um.

      Allerdings war er mit sich selbst ebenfalls sehr streng. Das Bestreben, die eigene Seele zu retten, hielt er für ein zu kurz gestecktes Ziel. Er äußerte einmal: Wenn Gott mir sagte: “Wenn du jetzt sterben wolltest, würde ich dir sofort das Paradies schenken. Willst du aber weiter auf Erden leben, so lebst du auf eigene Gefahr" - da würde ich antworten: Lieber will ich in diesem Leben bleiben mit Gefahr - wenn ich damit Gott noch einen Dienst erweisen kann." Er verstand sich als Werkzeug Gottes und wollte, dass die, die sich seiner Gesellschaft angeschlossen haben, zur Ganzhingabe fähig sind.

       Der Ordensgründer war oft nicht bereit, einen, der sich berufen fühlte, in den Orden aufzunehmen. - Weil Gleichgültigkeit gegenüber der Welt nicht mit Aufgeschlossenheit für Gott verwechselt werden darf.

      

       Gibt es auch für Jesuiten - so wie bei anderen Orden. - eine Klausur? - Ignatius sah voraus, dass für seine Jünger nichts so schlimm sein würde, als wenn sie in einem Kloster leben müssten. Klausur gibt es immer nur für einige, aber da muss einiges vorgefallen sein.

      Die Ordensgründung

      Ihr gingen viele Jahre des Tastens und Überlegens voraus. Ignatius und seine Gefährten wendeten bei ihren Beratungen während ihrer Pariser Studienzeit, wie der neue Orden beschaffen sein soll, folgende Methode an: Sie "disputierten einmal in dieser und dann wieder in der entgegengesetzten Richtung, indem sie alle Vorteile und Gewinne und dann alle Nachteile vorbrachten, indem jeder positiv argumentierte und dann, indem er einen Unmöglichkeitsbeweis führte". Ihrer Ordensgründung standen vor allem drei Einwände entgegen: dass die Orden in schlechtem Ruf stehen; dass der Papst vielleicht versuchen könnte, ihnen Regeln aufzudrängen, die ihnen fremd sind; und dass einem aus ihren Reihen absoluter Gehorsam geleistet werden muss.

      Die ersten Gefährten, die Ignatius in Paris um sich sammelte und die an der Gründung des Ordens mitwirkten, waren sehr verschiedene Charaktere. Der Savoyarde Peter Faber kam aus ärmlichen Verhältnissen. Er war liebenswürdig und von nachdenklicher, fast grüblerischer Art. Er wurde der erste Jesuit, der in Deutschland wirkte und in Köln