man auch nahe genug, selbst nur die Umrisse des Körpers - der bei dem Fackellicht fast vollkommen weiß erscheint - unterscheiden zu können, und es bleibt dann nichts übrig, als mit der Kugel zwischen die Augen zu halten. Es schießt sich überdies bei Fackellicht vortrefflich und sicher, denn die Büchse liegt fest in der Gabel vorn, und das Licht der Flamme wirft seinen Schein so deutlich auf das helle Korn gerade von hinten, daß man es klar und genau im Visir unterscheiden kann. Beim Angehen beobachte man aber ja, daß man nie direct auf das Wild zugeht, sobald man erst in dessen Nähe ist, sondern immer etwas seitwärts davon abhält. Es wird in dem Fall viel eher stehen bleiben und in die Flamme schauen. Geht man zu scharf darauf zu, so erschrickt es schon an und für sich vor der sich nähernden Flamme und entflieht, oder weicht wenigstens eine weite Strecke zurück, so daß man von vorn beginnen muß. Auch davor muß man sich ganz besonders hüten, daß man nicht auf dürres Holz tritt oder sonst ein Geräusch macht. Sobald das Wild nur Verdacht schöpft, daß ein Mensch mit dem Feuer in Verbindung steht, ist es spurlos verschwunden und zeigt seine Lichter nicht wieder. Sind die Lichter des Wildes nach dem Schuß verschwunden und hört man gar nichts sich entfernen, so kann man ziemlich fest annehmen, daß man gefehlt hat. Ist das Wild dagegen getroffen, so verschwinden die Lichter allerdings ebenfalls, aber man hört es hastig nnd wild davon poltern, und in dem Fall kann man fest darauf rechnen, daß man auf dem Anschuß Schweiß findet.
Unbedingt nothwendig zu einer Feuerjagd ist aber eine vollkommen dunkle und ruhige Nacht, mit eben Luftzug genug, /104/ um den Rauch zurück zu treiben. Je offener die Gegend dabei ist, desto besser, denn desto weiter ist man in dem Fall im Stande, die Lichter zu erkennen. Bemerken kann ich noch hierbei, daß der Schein des Feuers gewöhnlich zu sehr auf den dem Auge des Jägers zugedrehten Theil des Visirs blitzt. Man verhindert das leicht dadurch, daß man das Visir vorher ein wenig über den Kienrauch hält, wodurch sich eine dünne Rußschicht bildet die ihm jeden störenden Glanz nimmt.
Als wir nach Mensa, in die Hochgebirge Abyssiniens und in ein vortrefflich zu dieser Jagd geeignetes Plateau gekommen waren, stellten sich ihr zwei Hindernisse entgegen. Erstlich war Mondschein, und dann - gab es kein Wild, auf das man hätte in der ganzen weiten Ebene jagen können. In Nordamerika wenigstens gelang es uns nie, einen Panther - bei Fackellicht und mit der Pfanne - zu schießen, denn der amerikanische Panther sieht wohl einen Moment scheu in die Flamme, wendet aber dann rasch wieder den Kopf und umkreist den Jäger, der die Fackel trägt, so lange, bis er Wind von ihm bekommt und dann entflieht. Nur ein einziges Mal in den langen Jahren glückte es mir, einen Panther bei Feuerlicht an der Salzlecke, unter einem Gestell sitzend, zu schießen. Der Panther war an die ziemlich hoch ausgewaschene Salzlecke gekommen, um nachzusehen, ob er nicht vielleicht einen Hirsch darin fände, den er anspringen könnte.
Aus diesem Grunde machte ich gar keinen Versuch, mit der Pfanne hinaus zu gehen und erst den letzten Abend, als wir vergebens die mondhellen Nächte auf dem Anstand gesessen und durch die ganze Gesellschaft erst eine einzige Hyäne erlegt war, holte ich den mitgenommenen Kien vor. An dem nämlichen Morgen war überdies ein Stück Vieh nicht weit hinter unserem Lager gefallen, und cs ließ sich denken, daß sich die Bestien rasch darüber hermachen würden. Der Mond war jetzt ebenfalls im Abnehmen und ging erst etwa um elf Uhr auf - Zeit genug also bis dahin, um einen Versuch zu machen.
Dicht hinter mnserem Lager befand sich ein mit rauhen Granitblöcken von allen Größen wild überstreuter Platz, den /105/ ich passiren mußte, um zu der Stelle zu kommen, wo das gefallene Rind lag. Hier war mir der Wind auch nicht günstig; ich achtete aber nicht darauf, weil ich die Raubthiere alle an jener Stelle glaubte. Mit der Pfanne, in welcher der brennende Kien loderte, auf dem Rücken, einen Sack mit gespaltenem Kien zum Nachlegen umgehängt, die Büchse in der Hand, stieg ich langsam in die Felsen hinein, und „suchte" noch nicht einmal.
Man „sucht" nämlich bei der Fackcljagd dadurch, daß man den Schatten des eigenen Kopfes - der durch die hinten getragene Flamme nach vorn fällt - überall langsam im Kreis umhergleiten läßt, denn nur in diesem Schatten oder unmittelbar daneben leuchten die Lichter des Wildes (der Jagdausdruck „Licht" paßt bei dieser Jagd wirklich vortrefflich). Der Boden war hier auch sehr rauh, und ich hatte genug zu thun, auf den Weg zu sehen, als ich, kaum fünfzig Schritt vom Lager entfernt, zufällig einmal emporschaute und dicht vor mir nicht allein die blitzenden Augen einer Hyäne leuchten sah, sondern sogar die ganze ekle, in der Flamme lichtgelb aussehende Gestalt der Bestie erkannte. Sie stand kaum zehn Schritt vor mir und hatte mich wahrscheinlich schon eine ganze Weile betrachtet.
Ueberrascht fuhr ich mit der Büchse in die Höhe; die Bestie war aber zu nah, um in dieser Entfernung lange auszuhalten. Ehe ich zielen konnte, glitt der helle Körper zwischen die Felsbrocken hinein und eine halbe Minute später vielleicht sah ich etwa auf fünfzig Schritt Entfernung erst die Lichter wieder scheinen.
Hätt' ich mir jetzt Zeit genommen, so mußte ich ihr die Kugel jetzt mitten dazwischen hineinsetzen, so aber war ich zu hitzig geworden, zielte rasch und drückte ab, und mit dem Knall war die Bestie verschwunden. Jedenfalls schoß ich zu hoch. Ich hatte in der That gar nicht darauf gerechnet, zum Schuß zu kommen, und deshalb sogar meine Kugeltasche im Zelt gelassen. Jetzt sprang ich rasch genug zurück, sie zu holen und den abgeschossenen Lauf wieder zu laden, und umging diesmal den steinigen Platz, um mit besserem Wind der Hyäne in den Rücken zu kommen. /106/
Der Platz, wo der gefallene Stier gelegen - denn seit Dunkelwerden hatten ihn die gefräßigen Bestien schon total verzehrt oder zerrissen und in das Dickicht geschleppt - war eine kleine offene Wiese von vielleicht zweihundert Schritt im Durchmesser, und hier begegnete ich zuerst einem der kleinen Schakals, die kaum etwas größer als ein starker Fuchs sind. Er sah mich mit den kleinen brennenden Lichtern einen Moment scharf an, verschwand dann aber im Nu und ließ sich, obgleich ich überall aufmerksam absuchte, nirgends wieder blicken. Er hatte die Flamme außerordentlich übel genommen. Weiter durch die Büsche gehend, traf ich wieder auf die Lichter einer Hyäne, die mich lange und aufmerksam anglotzte. Die Lichter standen aber noch zu nah zusammen, sie war zu weit entfernt, und als ich sie angehen wollte, wich sie furchtsam zurück, verschwand für wenige Minuten und tauchte viel weiter zurück wieder auf. Ich folgte ihr auch dahin, aber sie kreuzte jetzt eine dicht mit Dornbüschen bewachsene Schlucht, und dahin konnte ich ihr nicht mit der Pfanne nachgehen, denn die stachligen Zweige hätten mir die brennenden Kienspähne bei jedem Schritt hinabgeworfen. Ich suchte nachher noch einen großen Theil der Hochebene ab, ob sich nicht vielleicht ein anderes Raubthier in die Nähe der menschlichen Wohnungen gezogen hätte, aber es blieb Alles leer und dunkel, und ich mußte endlich, als mein mitgenommener Kienvorrath verbrannt war, unverrichteter Sache wieder abziehen.
Am nächsten Morgen brachen wir zurück nach Umkullo auf. Ich hatte aber doch jetzt den Beweis bekommen, daß es in Afrika möglich sei, auf Raubthiere mit Feuer auszugehen, und wenn unsere Zeit dort auch nur auf zwei Nächte beschränkt war, wollte ich doch wenigstens einen Versuch machen.
Am ersten Abend war ich zu erschöpft, denn ich hatte den ganzen Tag durch die glühende Samhara gebürscht und kam erst etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang mit einem tüchtigen Semaringibock in Umkullo an. Am nächsten Tage bereitete ich aber Alles vor, und da Fürst Hohenlohe der nächtlichen Suche gern einmal beiwohnen wollte, holte ich ihn etwa elf Uhr Nachts ab, wo die Hunde zum ersten Mal an-/107/schlugen, und ich also wußte, daß sich unsere nächtlichen Besucher wieder eingefunden.
Schon als ich mit der Fackel nach den nächsten Gebäuden hinüberging, sah ich die Lichter von zwei Hyänen scheinen, die etwa zweihundert Schritt entfernt sein mochten und die Flamme erstaunt anstarrten. Ich ließ sie aber noch unbelästigt stehen und suchte dann, etwa zehn Minuten später, mit dem Fürsten zusammen und jetzt mit gutem Winde den Platz wieder ab, ohne sie gleich wieder zu finden. Etwas weiter hin trafen wir aber eine andere Hyäne, der wir jetzt mit aller Vorsicht und gutem Wind anzukommen suchten - umsonst. Die Bestie wich scheu vor uns zurück, hielt bis auf etwa hundert Schritt und drehte dann den Kopf ab, um nach einer Weile wieder eine Strecke entfernt auf's Neue herüber zu starren.
Um das Lager herum machten wir jetzt einen halben Bogen und trafen nach kaum einer Viertelstunde wieder eine Hyäne, die uns gerade so behandelte. Sie ließ sich das Licht nicht gefallen, obgleich nichts auf dieser Jagd Nöthiges versäumt und jede Regel befolgt wurde. Allerdings ging der Fürst vor mir her, weil ich mit der Flamme