Kerstin Wagner

Der Funken Liebe


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mein Leben.“

      Wieder lachte das Publikum.

      „Schreibst Du eigentlich schon wieder an einem neuen Roman?“

      Abi trank einen Schluck. „Derzeit noch nicht. Aber ich habe schon eine Idee.“

      „Worum geht’s?“

      Abi stellte ihre Tasse wieder auf seinem Tisch ab und legte den Kopf schief. „Das verrate ich Dir doch jetzt noch nicht!“

      Das Publikum raunte enttäuscht auf. Victor grinste sie einen Moment lang verdutzt an, beließ es aber dabei. „Ich nehme das mal so hin. Nun ja. Mit Deinem Erstlingswerk hast Du ja für viel Furore gesorgt!“

      Abi blickte gespielt-beschämt zu Boden.

      Victor fuhr ungerührt fort: „Seit 16 Wochen bist Du auf Platz 1 der New York Times Bestseller-Liste, meine Liebe. Was hast Du dazu zu sagen?“

      „Was ich dazu sage?“ Abi grinste. „Jippiie!“

      Das Publikum lachte laut.

      Victor nahm das Buch in die Hand und schlug es auf. „Nun, Dein Buch hat für viel Furore gesorgt in der Damenwelt. Es hat die Lager in zwei Teile gespalten. Die, die Michael Huffner bis aufs Blut verteidigt haben und die, die Dir Applaus gespendet haben. Moment mal, ich les die Stelle mal einfach vor, damit auch die Zuschauer, die das Buch leider noch nicht gelesen haben wissen, worum es in der Presse ging.“

      Victor hatte eine Seite rausgesucht und las laut vor: „Chloe blickte Amber an und runzelte die Stirn. „Schatz, auch wenn Quasimodo mich schwängern würde wäre mir das immer noch lieber als Michael Huffner. Er ist androgyn und absolut unerotisch. Wer will das schon! Du spinnst wohl!“ Amber lachte. „Oh, Chloe, das ist nicht Dein Ernst! Michael Huffner ist doch unglaublich anziehend.“ Aber Chloe schüttelte traurig den Kopf. „Mein Fall ist er überhaupt nicht.““

      Victor schloss das Buch wieder und legte seine Hand darauf. Erwartungsvoll sah er Abi nun an. „Also, Du bist jetzt in der Presse die Buhfrau, weil Du es als einzige Frau auf diesem Planeten gewagt hast, laut auszusprechen, dass es Frauen geben könnte, die KEIN Kind von Michael Huffner haben wollen würden. Und dann schreibst Du noch, dass Michael unerotisch ist.“ Gespielt entsetzt fuhr er fort: „Bist Du verrückt, Abigail? Du kannst doch so was nicht schreiben! Der Kerl ist ja wohl heiß! Und ich weiß was wovon ich spreche!“

      Das Publikum lachte und klatschte sich zu Tode.

      Abi aber lächelte bloß. Diese Sorte von Gespräch hatte sie in den letzten Wochen schon zu Genüge geführt. Mit zahllosen Damen in ihrem Verlag, mit ihrer Mom, mit ihrer Lieblingskollegin Amanda, einer 45-jährigen zweifachen Mutter und Hausfrau aus Ealing, sowie mit vielen weiblichen Interviewerinnen.

      Victor tat, als müsse er Abi wie eine 5-Jährige auf diesen Fehler hinweisen. „Abigail, man schreibt nicht, dass man mit Michael Huffner keinen Sex haben möchte geschweige denn kein Kind haben wollen würde, ja? Der Kerl ist ein Gott.“ Die Frauen im Publikum stimmten ihm mit Füßetrampeln und wildem Klatschen zu. Victor grinste sie kurz an und wandte sich dann wieder Abi zu. „Du hast Dich da echt mit dem kompletten weiblichen Teil der Weltbevölkerung angelegt, Du!“

      Abi lächelte geduldig. „Da gehen die Meinungen wirklich auseinander. Ich habe schon Frauen kennengelernt, die mir beigepflichtet haben.“

      „Ja, bestimmt“, sagte Victor sarkastisch. „Lesben.“

      „Sehr witzig, Victor“, bemühte sich Abi freundlich zu bleiben.

      Victor schien das zu merken, denn er änderte das Thema. „Abi, für was für Dinge, außer Schreiben, bist Du noch empfänglich?“

      Abi grinste. „Ich zeichne sehr gerne und ich liebe Handtaschen.“

      „Nein!“

      „Doch.“ Und sie fügte gespielt gen Himmel hinzu. „Was hat die Natur mir nur angetan?!“

      Das Publikum klatschte tobend. Victor ließ es toben und sagte nach einer Weile: „Ok, dann holen wir mal unseren zweiten Gast dazu.“

      Er stand auf. „Er ist hier. Heute und frisch und gut gelaunt, wie ich eben schon hinter der Bühne feststellen durfte. Der Meister des großen Kinos, der frisch gekührte Golden-Globe-Gewinner Michael Huffner, meine Lieben!“

      Die Frauen im Publikum pfiffen, grölten und klatschten sich die Hände wund.

      Abi sah den Schauspieler durch die gleiche Tür eintreten durch die sie selbst auch reingekommen war. Ihr wurde unwillkürlich flau im Magen und sie bekam etwas Angst vor Konfrontation. Michael Huffner ging aber auf Victor zu und gab ihm herzlich die Hand. Er trug ein weißes Oberhemd mit offenem Kragen, blaue, enge Jeans und ein schwarzes Jackett. Es stand ihm gut, befand Abi.

      Abi fand ihn nun live betrachtet recht attraktiv, aber er war bestimmt ein Lackaffe, der wusste, dass er sich auf sein Aussehen was einbilden konnte.

      Huffner betrat das Podest auf dem der Tisch und die Gästesessel standen, gab Abi die Hand ohne sie wirklich anzusehen und setzte sich rechts neben sie.

      Victor begann. „Michael, schön, dass Du da bist.“

      „Ich freu mich auch hier zu sein“, sagte Huffner mit einer rauen, bedächtigen Stimme, die Abis Herzschlag beschleunigte.

      „Du kommst gerade aus Deutschland, nicht?“

      Huffner nickte. „Ja, von einem Dreh.“

      „Wieso Deutschland?“, erkundigte sich Victor interessiert. „Ist das Drehen da so billig?“

      Das Publikum lachte und Huffner schmunzelte. „Nein. Darum ging es nicht. Der Film spielt im Mittelalter und Deutschland hat sehr schöne alte Städte und außerdem sehr großzügige Ordnungsämter, die unsere Drehanfragen ohne mit der Wimper zu zucken genehmigt haben.“

      „Du bist auch halber Deutscher, nicht?“

      „In der Tat. Mein Vater kommt aus Hannover.“

      „Ich kenn nur die Pferde.“

      Das Publikum lachte und Huffner antwortete galant: „Ja, daher heißen sie so.“

      „Worum geht es in dem Film? Erklär es uns.“

      „Krieg ich erst eine Tasse Kaffee?“

      Victor lachte und zückte die Kaffeekanne. „Na klar. Aber nur, wenn Du schon mal anfängst.“

      „In Ordnung. Ich spiele einen Arzt, der heiraten will, sich aber dann mit Syphilis ansteckt, weil er seiner Verlobten fremdgegangen ist.“

      Victor goss zu Ende ein und schob Huffner dann ernst die Tasse zu. „Du spielst oft solche Rollen wo Du entweder nackt bist oder eine Geschlechtskrankheit hast, nicht?“

      Das Publikum kicherte.

      Huffner schnappte sich die Tasse und trank vorsichtig. „Oder beides.“

      Abi musste nun selbst leise lachen und erntete dafür einen verdutzten Seitenblick des Schauspielers neben sich.

      Auch Victor wurde wieder auf Abi aufmerksam.

      „Abigail, schreib doch mal einen Roman ohne Nacktheit und Geschlechtskrankheiten und schick ihn an Michael, ja?“

      Nun hörte Abi Huffner neben sich lachen. „Das wäre mal eine Idee!“

      Abi blickte Victor an und zeigte mit ihrem Daumen nach rechts auf Huffner. „Am besten also einen Film aus der Zukunft. Wo es keine Geschlechtskrankheiten mehr gibt und Nacktheit endgültig verboten ist.“

      Victor trank grinsend aus seiner üblichen Duffy-Duck-Tasse. „Es klingt so, als hättest du nichts gegen Nacktheit.“

      „Nein, habe ich auch nicht.“

      „Apropos. Michael“, fuhr Victor dann fort, „gibt eigentlich einen Grund für die arg kurzen Sexszenen in „Forbidden“?“

      Abi sah Victor missbilligend an,