Kerstin Wagner

Der Funken Liebe


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merken. Wollen wir uns die Sendung gleich im Fernsehen angucken?“

      Abi nickte. „Gern.“

      Nach dem Essen räumte Wilks das Geschirr in den Spüler während Abi sich bei offnener Zimmertür rasch umzog.

      Wilks strahlte als er Abi sah. „Das mag ich so an Dir, Abs.“

      „Was denn?“

      Er zeigte auf ihre Jogginghose und das Shirt. „Du siehst total schmuddelig aus und absolut stilvoll.“

      „Danke. Ich hol den Wein, Du die Gläser.“

      Die beiden setzten sich vor den Fernseher und sahen sich noch eine Weile Micky-Maus-Filmchen auf dem Kinderkanal an bevor Wilks umschaltete auf BBC One.

      Nun sah Abi sich das erste Mal selbst. Und war total erschrocken und dann tief traurig.

      „Ich bin eine fette Kuh“, weinte sie leise.

      Wilks tätschelte ihren Oberschenkel. „Du bist keine fette Kuh. Du wiegst nur etwas zu viel.“

      „20 Kilo.“

      Wilks lächelte milde. Abi zeigte tragisch auf den Fernseher. „Schau mich doch nur an, Wilks. Neben Huffner sehe ich echt jubba-the-hut-artig aus.“

      Wilks wusste, dass er das Kommentieren jetzt sein lassen musste um den Abend nicht zu vermiesen und so änderte er das Thema. „Dass die den eingeladen haben! Aber er hat ja ganz cool reagiert, nicht?“ Er wischte ihr die Tränen mit seinem Ärmel ab.

      Abi war dankbar für den Themenwechsel und nickte. „Ja, das war schon ok. Aber ganz ehrlich hatte ich auch nichts anderes erwartet.“

      „Warum hast Du das eigentlich geschrieben, Absi?“

      Abi zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich war beim Schreiben an dem Tag ein wenig anti-alles. Ich habe mir nur vorgestellt, wie es sich schreibt, dass mal eine Frau ihn nicht haben wollen würde. Und das ist es dann geworden.“

      Wilks lachte. „Naja, das hat auf jeden Fall die Verkaufszahlen in unbekannte Höhen getrieben.“

      Victor unterhielt sich grad mit Huffner über dessen Geburtsort Hannover. Wilks lachte. „Da war ich auch schon mal.“

      „Echt?“

      „Hm. Moms Schwester Desiree wohnt da. Das ist die, die mit diesem Versicherungsfritzen Boris verheiratet ist.“

      Abi fiel es wieder ein, sie nickte und blickte wieder auf den Fernseher. Sie sah Michael Huffner an. Er war in der Tat sehr hübsch. Das kam aber erst durch den Fernseher. In Wirklichkeit war er fast nur ein normaler Kerl. So von Nahem.

      Ein Kerl mit horizontalen Falten auf der Stirn, einer Krone im Mund und einer länglichen Narbe auf dem linken Handrücken.

      Abi fand es sehr unhöflich, dass Huffner sich nach der Sendung nicht mehr von ihr verabschiedet hatte. Aber sie war sich auch sicher, dass sie nicht der Typ Frau war, die es in seinen Augen überhaupt verdiente Höflichkeit von ihm zu bekommen. Der Mann ging mit Supermodels aus!

      „Woran denkst Du?“, fragte Wilks neben ihr.

      Sie sagte es ihm.

      „Naja…tja…wirklich höflich war das nicht“, gab Wilks zu. „Er hätte sich ja höflichkeitshalber noch verabschieden können.“

      An einem anderen Ende der Stadt fuhr Michael Huffner mit seinem BMW in die Tiefgarage des Hauses in dem er sein Appartment hatte.

      Er stellte das Auto auf dem Parkplatz ab, an dessen Kopfwand ein Schild mit einer „31“ montiert war und sah, dass neben seinem Auto der Fiat von Rosie stand. Sie war also zu Hause.

      Der Lift fuhr ihn in den 14. Stock wobei die Aufzugtür als Wohnungstür diente. Im Flur brannte Licht und aus Rosies Schlafzimmer drang eine Stimme. Mick legte seine Schlüssel in die Schale neben der Eingangstür. Er öffnete Rosies angelehnte Zimmertür nachdem er geklopft hatte.

      Rosie lag telefonierend auf ihrem Bett. Als sie ihn sah, freute sie sich und winkte leicht. „Mom“, deutete sie mit ihren Lippen an. Michael verstand. Er verließ sie wieder und hörte noch beim Weggehen „Die Tischsets waren aber braun und nicht grün, Mom“.

      Mick grinste und zog sich um.

      Als er fertig war hatten Rosie und ihre Mutter tatsächlich schon aufgelegt und Rosie kam ihm in Slip und Unterhemdchen entgegen. „Essen kochen oder bestellen?“, fragte sie und umarmte ihn kurz.

      „Bestellen“, brummte Mick und ließ sich in seinen Sessel fallen.

      „War’s gut?“

      Irritiert blickte Mick seine beste Freundin an. „Ja“, entgegnete er. Aber es hatte schon zu lange gedauert um Rosie davon abzuhalten weitere Fragen zu stellen.

      „War der Frankly doof zu Dir?“

      „Nein. Der ist in Ordnung.“

      „Was war es dann? Ach, wer war übrigens Dein Nebengast?“

      „Abigail Audrun.“

      Rosie lachte. „Oh je!“ Sie holte eine Dose Handcreme zu sich. „Und?“

      „Sie war nett.“

      „Hat also Frankly sich mehr über das Buch aufgeregt als sie.“

      „Sie hat sich gar nicht über mich aufgeregt. War ganz lässig.“

      Rosie zückte einen kleinen Stapel Bestellflyer aus der Küchenschublade. „War sie also nett, ja?“

      Michael sah sie nachdenklich an. „Ja, sie war nett.“

      Irgendwas musste in seinem Ton gewesen sein, denn Rosie fragte nicht mehr nach.

      Dann bestellten sie beim Mexikaner.

      Als das Essen da war und beide in ihren Sesseln im Schneidersitz saßen und futterten, fragte Rosie aber doch noch mal nach. „Worüber habt ihr gesprochen?“

      Michael stach in eine rote Bohne und blickte Rosie an. „Er hat sich ein bißchen lustig gemacht über „Forbidden“ und hat mich nach dem neuen Film befragt…ehm… und wir haben über Deutschland gesprochen…“

      Rosie lachte. „Schon wieder?“

      Michael nickte. „Ja, als ob was dabei wäre, dass ich da geboren wurde.“ Er nahm die Bohne in den Mund und kaute. „Und dann mussten Abigail und ich noch eine Szene aus Stolz und Vorurteil vorlesen.“

      „Warum?“

      „Weil sie das Buch scheinbar mag.“

      „Ich mag das Buch auch. Mr. Darcy ist eine Vision eines perfekten Mannes.“ Rosie sah gedankenverloren auf den schwarzen Fernsehbildschirm. „Gucken wir gleich mal in die Show rein?“

      „Na klar.“ Michael lachte. „Und ich glaube, ich habe 5 Mal nach gefühlt, ob der Reißverschluss der Hose zu war.“

      Rosie grinste. „Kauf Dir endlich eine Neue.“

      „Ich liebe diese Hose!“

      „Du sollst sie ja auch nicht sofort wegschmeißen!“

      Beide grinsten sich zufrieden an und fühlten sich einfach pudelwohl.

      Nach dem Essen warf Rosie die Styroporverpackungen in den Müll und dann setzten sich beide vor den Fernseher. Mick hatte einen gigantischen Fernseher haben wollen obwohl Rosie das unnütz gefunden hatte, und so hatte Mick den Fernseher eben alleine bezahlt.

      Die Einspielmusik lief schon als Mick auf den Sender schaltete. Victor begrüßte das Publikum und erzählte ein paar Witzchen um die Stimmung aufzuheitern. Dann begrüßte er Abigail Audrun.

      Rosie sah eine junge Frau hereinkommen und musste unwillkürlich lächeln. Die war so süß! Sie hatte weißblonde, strohig geföhnte Haare