Kerstin Wagner

Der Funken Liebe


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Computer wieder. Sie zeichnete eine Graphik für die Arbeit.

      „Geht das einhändig?“

      Sie fuhr erschrocken herum. „Man!! Lass das! Schleich Dich nicht immer so an!“

      Er lächelte, ging zu ihr und küsste sie auf den Kopf. „Hab die Stifte gekauft.“

      „Super. Jetzt sofort?“

      „Von mir aus.“

      Wilks zeichnete aus freier Hand einen großen Matrosen auf Abis Gipsarm, dazu noch ein Schiff und eine Meerjungfrau, Fische, Möwen, einen Seehund und einen Anker. Schließlich war der ganze Gips kunterbunt bemalt und Abi küsste Wilks überwältigt kichernd ab. „Ganz toll, ehrlich, ganz toll. Du bist der beste Zeichner der Welt.“

      Wilks sah Abi tadelnd an. „Ich bin nicht der Beste.“

      „Doch.“

      Wilks lachte. „Ok.“

      Abi besah sich ihren Gipsarm. „Ich war damals froh, dass Du das Zeichnen nicht aufgegeben hast, Wil. Und du verdienst doch wirklich gut damit!“

      Das stimmte, denn Wilks hatte drei Berufe gleichzeitig: Er unterrichtete am Institute of Art der Uni London Interessierte im Zeichnen und Malen, war nebenbei Graphikdesigner, obwohl er bemängelte, dass das heute alles nur noch mit Computer ging, und zusätzlich zeichnete er Portraits für Geld.

      Abi stand auf und ging zum Küchenschrank. Sie entnahm ihm eine große Plastiktüte und ein Gummi für ein Einmachglas und begann die Tüte über den Gips zu ziehen. „Ich geh jetzt duschen.“

      Während er ihr half das Gummiband zu befestigten meinte Wilks: „Das Auto ist kaputt.“

      Abi sah ihn entgeistert an. „Was ist es denn jetzt schon wieder?“

      „Keine Ahnung. Morris hat ihn.“

      „Hat er Dich wieder einfangen müssen?“

      „Ja.“ Wilks grinste. „Das heißt nein. Eine Rosie hat mich mit dem Abschleppwagen abgeholt.“

      Abi grinste. „Rosie, hm?“

      „Ja. Sie heißt Rosie und ist neu bei Morris in der Truppe.“

      „Sie ist KFZ-Mechanikerin?“

      „Ja. Und wirklich sehr hübsch.“

      Nun wusste Abi, wie Rosie aussehen musste, da Wilks einen ganz besonderen Geschmack hatte was Frauen anging: Schlank, Knutschmündchen und dunkle, lange Haare. Wahrscheinlich Locken.

      „Wann ist der Wagen fertig?“, fragte Abi.

      „Rosie sieht ihn sich grad an. Und Morris klingelt dann durch.“

      „Wir müssen nämlich bald einkaufen. Ich kann das schlecht mit dem Fahrrad machen.“

      „Dann fahr ich mit dem Fahrrad los. Was brauchen wir?“

      „Hab ich Dir schon per SMS geschrieben.“

      Wilks ließ das Küchengummi an den Gips knallen. „Okidoki.“

      2 Stunden später rief Morris an als Wilks einkaufen war.

      „Hi Abi!“, grüßte der nette Werkstattchef am Telefon. „Wo ist Wilks denn?“

      „Einkaufen. Was macht das Auto?“

      „Eine Zündspule ist kaputt.“

      „Also wird es nicht zu teuer und geht schnell?“

      „Genau. Ihr könnt den Wagen in einer Stunde wieder haben.“

      „Super.“

      Da die Werkstatt in der Nähe eines Einkaufszentrums lag fuhren Wilks und Abi mit dem Bus zum Einkaufszentrum und bummelten noch eine halbe Stunde durch die Läden. Abi ergatterte einen wunderschönen cremefarbenen Haarreif mit einer Feder und Glitzerschmuck als Dekoration darauf. Sie steckte ihn sich sofort in die Haare. Wilks lächelte. „Der steht Dir gut.“

      „Ich weiß!“

      Dafür wurde sie genasestupst.

      „Holen wir jetzt das Auto ab?“

      „Das machen wir.“

      Abi und Wilks schlenderten gemeinsam zur Werkstatt. Der Käfer stand bereits auf dem Hof, aber von Morris sah man nichts. Die beiden betraten den Vorraum und suchten ihn, aber Jenny kam ihnen mit einer vollen Tasse Kaffee entgegen, begrüßte sie herzlich und verwies sie auf die Werkstatt.

      Morris stand mit einem Klemmbrett und einer Menge Zetteln in den Händen vor einem alten Alfa Romeo und schrieb sich etwas auf. Er blickte hoch.

      „Absi“, grüßte er und nahm Abi in den Arm.

      „Na, Morris, hat Wilks mal wieder die Karre kaputt gekriegt!“

      Wilks war empört, aber Morris lachte. „Ich glaube nicht, dass Wilks diesmal Schuld war.“

      Abi sah Wilks belustigt von der Seite an. „Na, dann bist Du ja diesmal fein raus.“

      Die Tür ging auf und Rosie kam herein.

      „Wilks“, sagte sie erfreut. „Du holst den Käfer ab!“

      Wilks nickte. Er sah Abi an und dann Rosie. „Darf ich vorstellen, meine Mitbewohnerin Abs. Abs, das ist Rosie. Meine Abschlepperin.“

      Morris reichte Wilks eine Rechnung. „Wieder mit Kreditkarte?“

      Wilks nickte. Dann gingen die beiden Männer weg.

      Abi grinste Rosie an. „Ich finds cool, dass Du Autos reparierst.“

      „Meine große Leidenschaft.“

      „Ich bewundere Frauen, wenn sie einen typischen Männerberuf haben.“

      „Und was machst Du?“, erkundigte sich Rosie neugierig.

      „Ich bin Creative Director bei Helmet&Lynch.“

      „Das macht doch bestimmt auch viel Spaß.“ Rosie blickte auf Abis bunten Gips. „War das Wilks?“

      Abi nickte. „Ja. Er ist der tollste Künstler, den ich kenne.“

      Rosie lachte laut. „Und zu mir sagt er, er könne nur „ein wenig“ zeichnen.“

      „Er untertreibt maßlos.“ Abi drehte ihren Gips. „Hier. Guck mal. Ist die Möwe nicht toll geworden? Wie dreist sie guckt!“

      Die beiden Frauen schauten sich noch den Gips an, als Wilks schon wieder kam.

      „Das ist aber nicht nur „ein bißchen zeichen können“, Wilks!“, tadelte Rosie den Mann vor sich, der promt begann verlegen zu grinsen und vom Thema ablenkte. „Sollen wir uns mal auf einen Kaffee treffen?“

      Die blickte ihn baff an. „Ehm. Na klar, gerne.“

      Abi ließ die beiden taktvoll alleine und sah sich einen Nackte-Frauen-Kalender an der Wand an.

      Hinter sich hörte sie Wilks sagen: „Morgen nachmittag um 4 im Bella Botega?“

      Rosie schien genickt zu haben, denn Wilks sagte: „Dann freu ich mich darauf.“

      Rosie musste weiterarbeiten und Wilks trat zu Abi. Er war aufgeregt und Abi bemerkte es belustigt. „Na, Mister? Haben wir ein Date?“

      „Ich habe ein Date. Ja. Oh Mann und ich habe keine Ahnung was ich anziehen soll!“

      Später am Abend arbeiteten Abi und Wilks dann ein Klamottenkonzept für das morgige Date von Wilks aus. Das war gegen 19 Uhr.

      Zu gleichen Zeit kam Rosie nach Hause. Sie zog sich noch im Flur aus und ging direkt ins Bad. Sie hörte zwar, dass Mick auch zu Hause war, aber da es sie überhaupt nicht störte, wenn er sie nackt sah, ließ sie die Badezimmerztür offen.

      Als