G. L. Spring

Kann man Gott lernen?


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ich lache.

      «Schön wäre es, ich glaube nicht. Wir hatten nichts miteinander zu tun, kannten sie ihn?» «Nein nicht wirklich, nur flüchtig aber man hört so einiges. Er war ein geheimnisvoller Mensch.» «Warum?» «Er hat sich mit Esoterik und Magie beschäftigt, lebte aber sehr zurückgezogen.» «Mit Magie? Ich bin immer mehr gespannt auf die Testamentseröffnung.» «Ich zeige ihnen ihr Zimmer.», sie will, nicht über meinen Onkel reden, Frau Biedenkopf geht vor mir die Treppe hoch. «Wollen sie auf die Straße sehen oder lieber einen Blick in den Garten werfen?», fragt Frau Biedenkopf. Ich nehme das Zimmer zur Straße, es ist hier ziemlich abgelegen. Also nicht viel Verkehrslärm. Frau Biedenkopf sagt, als sie das Zimmer verlässt, dass das Essen in einer halben Stunde fertig ist. Als ich nach unten komme, ist Frau Biedenkopf dabei den Tisch zu decken. Auf der Couch lümmelte Rasputins Enkel herum, ich frage. «Machen sie das alles alleine?» «Klar, ich bin noch fit, ich habe nur eine Putzhilfe. Die hilft gelegentlich auch in der Küche.»

      «Das ist eine gewaltige Leistung! Wir müssen noch über den Preis reden.» «Machen sie sich keine Sorgen, das Zimmer kostet inkl.

      Frühstück und Abendessen 45,-DM. Ist das zu viel?» «Nein, das ist in Ordnung, wie lange kann ich bleiben?»

      «Solange sie wollen, kein Problem!» Sie verschwindet in die Küche, ich fragte Rasputins Enkel, ob er meinen Großonkel kannte. Die Auskunft ist nicht ergiebig, er weiß, wer er war, und was man sich erzählte. Er wäre etwas seltsam gewesen, beschäftigte sich mit Esoterik und Magie etwas Genaues weiß niemand. Ich bin wirklich gespannt, warum ich hier bin. Inzwischen steht auch das Essen auf dem Tisch, es duftet köstlich. Der Sauerbraten ist absolut spitze, zu gut, ich kann mich kaum noch bewegen, so vollgefressen bin ich. Ich entschuldige mich und gehe auf mein Zimmer. Frau Biedenkopf sagt mir, bevor ich nach oben gehe. «Frühstück gibt es ab acht.», das Zimmer ist normal eingerichtet. Ein Doppelbett, ein kleiner Tisch und 2 Sessel. Ein Fernsehtischchen, mit einem Fernseher mittlerer Größe, dazu ein Schreibtisch mit passendem Stuhl. Ich mache es mir bequem, und seh mir die Nachrichten an. Danach eine Serie, gegen zweiundzwanzig Uhr lösche ich das Licht. Der Tag war anstrengend.

      Mmmm, ich verkrieche mich unter meiner Decke, aber der Lärm hört einfach nicht auf, dieses scheiß Handy. Ich krieche hervor und suche das Handy. Klar, ich muss aufstehen um an das Ding zu kommen, ich schleppte mich zu dem Tisch, schnappte das Handy, ein Blick darauf, ich habe den Wecker gestellt, warum? Die Testamentseröffnung ist um 15:30 Uhr, jetzt ist es 8:00 Uhr bisschen früh. Mir fällt siedend heiß die Beerdigung ein, die ist um 10:30 Uhr. Meinen Großonkel habe ich ewig nicht gesehen aber, wenn haben wir uns gut unterhalten. Und immer über seltsame Dinge über Gestaltwandler, Unsichtbarkeit und so´n Zeug. Und was man so alles machen könnte, wenn man das könnte. Langweilig war es nie, ich habe gerne mit ihm geredet.

      Ich geh ins Bad und mach mich fertig, ein dunkler Anzug mit schwarzer Krawatte ist eigentlich nicht mein Ding. Warum haben die es so eilig mit der Testamentseröffnung und warum bin ich dazu eingeladen. Ich denke, ich falle aus der direkten Erbfolge heraus. Andererseits, ein bisschen Bares wäre nicht schlecht, ich brauche jeden Pfennig. Ich habe keine Ahnung, was es hier zu holen gibt und wie viele Erben es sind? Das weiß ich alles nicht, ich weiß über diesen Zweig der Familie nichts, überhaupt nichts. Zugegeben, ich habe mich auch nie dafür interessiert. Ich gehe Frühstücken, es ist 8:30, zum Frühstücken reicht das allemal. Frau Biedenkopf sitzt am Tisch und frühstückt. «Guten Morgen.» «Guten Morgen! Wollen sie Eier zum Frühstück?» «Ja danke, zwei bitte.» «Wie lange brauche ich bis zum Waldfriedhof?», frage ich Frau Biedenkopf, sie holt in der Küche mein Frühstück.

      «Zu Fuß ca. eine halbe Stunde, mit dem Taxi 10 Minuten.» «Dann habe ich Zeit! Bestellen sie mir auf 10:00 Uhr ein Taxi?» «Selbstverständlich, ich rufe Ralf an.», dann sehe ich Rasputins Enkel wieder, gut.

      Das Frühstück ist gut und reichlich, ich lass es mir schmecken. Während ich frühstücke kommt Rasputins Enkel, er unterhält sich mit Frau Biedenkopf, während er seinen Kaffee trinkt. Ich glaube, er kommt hier öfters vorbei, nicht wie Frau Biedenkopf andeutete, seit Monaten nicht gesehen. Ich frage, wie lange wir brauchen bis zum Friedhof, Rasputins Enkel sagt. «Allerhöchstens 15 Minuten!» Wir gehen los, nach 15 Minuten stehen wir vor dem Friedhof. Hier ist richtig was los, Onkel Eberhard war, wie es scheint, beliebt. Ich steige aus und mische mich unter die Trauergäste, die Menge ist schon enorm. Ich zünde mir einen Zigarillo an, schlendere über den Friedhof und sehe mich um, wo ist die Kondolenzliste? Und ich höre den Trauergästen zu. So richtig beliebt war Onkel Eduard doch nicht, zumindest nicht bei allen. Die meisten sind hier um gesehen zu werden oder vielleicht auch weil sie Angst haben, nicht gesehen zu werden. Etwas abseits, steht ein älterer Herr mit Hut und Cape, der ist wohl in der Vergangenheit hängen geblieben. Eigentlich darf ich darüber nicht einmal nachdenken, ich bin auch nicht gerade up to date. Mode hat mich noch nie interessiert. «Jetzt ist der alte Sack endlich tot, dann müssen wir nicht mehr um jeden Pfennig betteln.», höre ich eine ältere Dame zu ihrem Begleiter sagen. Es ist immer so, sobald es etwas zu erben gibt, kommen sie aus allen Löchern. Ich bin gespannt, wer das ist, ich habe die beiden noch nie gesehen. Es geht los, alles bewegt sich in Richtung Kapelle. Ich beeile mich und trage mich in die Kondolenzliste ein. Die ersten vier Reihen in der Kapelle, sind für Familienmitglieder und gute Freunde freigehalten. Ich setze mich in die vierte Reihe, dort sitzt auch der Alte mit dem Cape. Ich grüße durch Kopfnicken, er wirkt freundlich. In der Mitte steht ein wuchtiger Sarg, davor ein Bild von meinem Großonkel, ein gewaltiger Auftritt. Es geht los, der Pfarrer kommt durch einen Nebeneingang, die Musik setzt ein. «A Kind of Magic» von Freddy Mercury. Das hätte ich meinem Großonkel nicht zugetraut, in der ersten Reihe, die nahen Verwandten, dazu gehört auch die bösartige Zicke die jetzt nicht mehr betteln muss, fallen beinahe bewusstlos von der Bank. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht loslache. Der ältere Herr neben mir schaut mich an, und hebt die Augenbrauen. Ich deute mit dem Kopf nach vorne, er fängt an zu schmunzeln. Nachdem die Musik verklungen ist, beginnt der Priester mit dem Gottesdienst. Ich glaube, nicht dass mein Onkel, darauf Wert gelegt hätte, wenn ich mich richtig erinnere hatte er mit der Kirche nichts am Hut. Dann kommen die Nachrufe. Vom Verband der Goldschmiede, vom Bürgerverein und am Schluss spricht einer aus der ersten Reihe, sein Bruder? Kann der Lügen! Seinem Nachruf entsprechend, hatte Onkel Eduard einen Heiligenschein. So großzügig wie er seiner Familie gegenüber war, mit der Beteuerung alles im Sinne meines Großonkels weiterzuführen endet er. Das ist also der Alleinerbe. Der ältere Herr neben mir schmunzelt, ob der mehr weiß wie ich? Das ist auch keine Kunst, danach taucht ein Sänger auf und singt das Ave Maria, der ist wirklich klasse. Danach beendete der Pfarrer den Gottesdienst und lädt alle Anwesenden ein ihm zur Bestattung zu folgen. Und die, die wollen sind anschließend in einem Café zum Leichenschmaus eingeladen. Als der Sarg von Onkel Eduard hinausgeschoben wird, setzt die Musik ein «We are the Champions», wieder von Freddy Mercury. Die Gesichter stürzten wieder ab, die kannten ihren Bruder auch nicht besser wie ich. Ich folge ihnen mit einem Grinsen im Gesicht, das gefällt mir, ich will auch solche Musik bei meiner Beerdigung. Wir durchqueren den Friedhof, der Pfarrer an der Spitze. Fast auf der anderen Seite des Friedhofs, stoppt die Karawane. Das Hilfspersonal stellte den Sarg, auf einer Hebevorrichtung ab. Der Pfarrer spricht noch ein paar Worte, dann wird der Sarg abgelassen. Jetzt geht es rundum, ein paar Schaufeln Sand auf den Sarg, ein paar Gedanken an den Toten, oder auch nicht. Ein großer Teil der Trauergäste nimmt daran nicht teil. Als ich an der Reihe bin und an dem Grab stehe, überlege ich mir, warum ich hier bin. Obwohl wir uns nicht so gut kannten, habe ich das Gefühl, als würde mein Großonkel schallend lachen. Wahrscheinlich, hat er auch gelacht als er die Musik, von Freddy Mercury für seine Beerdigung aussuchte. Das war eine lange Beerdigung, es ist jetzt 12:30 Uhr. Bisher dachte ich, dass eine Beerdigung spätestens nach einer Stunde vorbei ist. Ich frage den älteren Herrn, ob er weiß wo der Leichenschmaus stattfindet. Er ladet mich ein, ihm zu folgen das ist auch sein Ziel. So betreten wir dann das Café. Als wir eintreten, verstummen die Gespräche, alle sehen uns an, als wollten wir ihnen die Geldbeutel stehlen. Seltsam, ich frage meine Begleitung, ob er die Leute kennt. Er sagt, die vier ganz hinten, sind die Geschwister von Eduard samt Anhang. Die anderen sind Geschäftsfreunde die hoffen, sich ein Stück vom Kuchen abschneiden zu können. «Wer sind sie?» «Ich bin der engste Freund und Vertraute von Eduard. Ich glaube, seine Verwandtschaft kann mich nicht leiden.» «Damit kann man leben,