G. L. Spring

Kann man Gott lernen?


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deine Taschen leer, alles was mir gehört, bleibt hier.» Die Frau meines Großonkels, würde am liebsten im Boden versinken, sie ist hochrot und knetet ihre Hände. Der Butler sieht die Decke an und mein Großonkel Gerhard startet doch in Richtung Tür. «Ich würde es nicht probieren an deiner Stelle, es wird wehtun!», sage ich als Warnung. Ich glaube, er sieht mir an, dass jetzt der Spaß zu Ende ist. «Ich warte!» Zähneknirschend räumt mein Großonkel seine Sakkotaschen aus, als er fertig ist, rufe ich Johann zum Tisch. «Johann, erkennen sie etwas als Eigentum meines Großonkels wieder?» Der Butler schüttelt den Kopf. «Dann sehen wir uns jetzt die Hosentaschen an.» Mein Großonkel bekommt einen hochroten Kopf und setzt zu erneutem Geschrei an. «Es reicht jetzt, mach vorwärts, du hältst hier den ganzen Betrieb auf, soll ich dir helfen?», er räumt seine Hosentaschen auf und ich rufe wieder nach Johann. Er sieht sich alles an und sagt. «Der goldene Füller und das Amulett mit dem Pentagramm, die Dinge lagen in der Schreibtischschublade. Auf dem Füller sind die Initialen des gnädigen Herrn EL eingraviert.» Ich sehe mir den Füller an, er trägt die Initialen meines Großonkels. Ich stecke mir den Füller und das Amulett ein. Und sage. «Geh mir endlich aus den Augen!», ich werde lauter, schreie ihn an. «Verschwindet aus meinem Haus!» Endlich bewegen sich die beiden und gehen an mir vorbei, mein Onkel mit hochrotem Kopf, seine Gattin mit gesenktem Blick. Die ist nicht älter als fünfzig, er fast neunzig. Die hat er nur zum Vorzeigen. Nachdem sie weg sind, nickt der Butler zustimmend mit dem Kopf. «Wollen sie etwas sagen?», frage ich. «Nein! Das haben sie gut gemacht! Herr Nikolajew ist da, er ist gerade eingetroffen.» «Bringen sie ihn bitte herein, wie viel Uhr ist es?» «Es ist Viertel vor Zwölf.» «Ich hab mich zwei Stunden mit diesem Idioten herumgeärgert. Wann ist das Essen fertig?» «Martha bereitet das Essen immer auf 13:00 Uhr vor.» «Herr Nikolajew ist eingeladen.», sage ich zu Johann. Drago kommt herein, er hat ein Grinsen im Gesicht, es ist nicht zu übersehen, er hat sich köstlich amüsiert. «Du hast deine Verwandtschaft kennengelernt?» «Nicht wirklich, ich habe den Idioten rausgeworfen zusammen mit seiner Frau, fast habe ich ihm die Fresse poliert.» «Dann können wir uns um den Brief und die Kassette kümmern?» «Genau, wo ist das Zeug, ich habe es gestern Abend hier gelassen.» «Wie rufe ich den Butler, Drago?» «Es ist ein Knopf hinter der Tür, und einer unter dem Schreibtisch.» Ich sehe den Knopf und drücke drauf, nach zwei Minuten steht Johann im Zimmer. «Johann, wissen sie wo der Brief und die Kassette ist?» «Selbstverständlich, ich habe den Brief und die Kassette in den Räumen ihres Onkels eingeschlossen. Sie wollen dort einziehen?» «Ich kann mich erinnern, dann sehen wir uns das an, zeigen sie mir bitte den Weg.», der Butler geht voraus in den zweiten Stock (erstes OG). Von dort nach links durch einen Flur. In der Mitte ungefähr zieht der Butler einen Schlüssel aus seiner Weste und schließt eine Tür auf. Wir betreten eine Art Wohnzimmer, mit einer bequemen Sitzgarnitur und einer großen Schrankwand. Ich vermute Büffelleder, richtig wuchtig.

      «Hier auf der linken Seite ist das Schlafzimmer, auf der rechten Seite das Arbeitszimmer. In jedem der beiden Räume gibt es ein Bad mit Toilette. Im Schlafzimmer mit Wanne und Dusche, im Arbeitszimmer nur mit Dusche. Das Bad im Arbeitszimmer wurde, soweit ich weiß, noch nie benutzt. Den Brief und die Kassette, habe ich im Schreibtisch auf der rechten Seite eingeschlossen. Die Schlüssel für diese Räume, liegen auf ihrem Nachttisch.» «Das ist eine Wohnung, in der Wohnung.», sage ich erstaunt. «Das war der private Bereich ihres Onkels, offizielle Dinge fanden im Arbeitszimmer, im Erdgeschoss statt.» «Ich danke ihnen.» «Soll, ich das Mittagessen hier servieren?», fragt Johann. «Wäre das üblich?» «Nein, wenn nichts Besonderes war, nahm der gnädige Herr sein Essen im Erdgeschoss, im Arbeitszimmer, oder zusammen mit dem Personal in der Küche ein.» «Drago, was machen wir?», frage ich meinen neuen Freund. «Wir essen in der Küche, die Köchin ist super, man muss ja nicht das Personal quälen».

      «Sagen sie uns Bescheid, wenn das Essen fertig ist.» Ich gehe voraus ins Arbeitszimmer, setze mich hinter den Schreibtisch und suche nach der Kassette. In der rechten untersten Schublade werde ich fündig. Obenauf liegt der Brief, Drago setzt sich vor den Schreibtisch.

      «Lese erst den Brief!», sagt Drago. Ich nehme den Brief aus der Schublade und suche nach einem Brieföffner, es sind zwei DIN A4 Seiten. Er lautete. Lieber Günni, wenn du diesen Brief erhältst, bin ich tot und beerdigt. Du wirst dich wundern, dass ich dich in meinem Testament, so umfangreich bedacht habe. Ich bin überzeugt davon, dass du dir über den tatsächlichen Umfang deines Erbes noch keine Vorstellungen machen kannst. Das ist nicht wichtig. Ich habe dich ausgesucht. Weil ich mit dir interessante Gespräche geführt habe. Dabei habe ich festgestellt, dass du dir Gedanken über, übersinnliche Phänomene machst. Und sie nicht von vorne rein, als Spinnerei ablehnst. Wenn du die Kassette öffnest, wirst du darin ein Buch und einen Ring finden, das Buch erklärt den Ring zum großen Teil. Weitere Erklärungen wirst du von meinem Freund Drago bekommen, der mir versprochen hat, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es wird viel auf dich zukommen. Vieles, was dir bisher unmöglich vorgekommen ist, ist auf einmal für dich möglich. Der Ring ermöglicht dir, Magie zu nutzen. Du kannst damit helfen oder schaden, du kannst Informationen bekommen, die du sonst nie bekommen würdest. Näheres wird dir Drago erklären, er weiß, wie das funktioniert und er hat einige übersinnliche Fähigkeiten. Ohne den Ring. Ich bezahle meinem Freund Drago, ein Beraterhonorar von 12000,- Dollar monatlich. Das habe ich in meinem Testament legalisiert und ich verhalte mich ihm gegenüber, in jeder Beziehung großzügig, ich hoffe, du behältst dies bei.

      Ich bin allen meinen Angestellten gegenüber großzügig. Weil ich der Meinung bin, «nur glückliche Kühe geben gute Milch». Über die Möglichkeiten des Rings ist nur Drago informiert und einbezogen. Das sollte auch so bleiben. Nun habe ich alles gesagt, was zu sagen ist. Ich wünsche dir eine schöne erfolgreiche Zeit mit dem Ring. Kommt die Zeit, den Ring weiterzugeben, wirst du das bemerken. Bei mir war es genauso, ich hatte den Ring über 60 Jahre.

       Ach ja, noch etwas zum Schluss. Lasse dir von meinen Geschwistern nicht auf der Nase herumtanzen, das haben sie mit mir, lange genug gemacht. Dein Großonkel Eduard.

      «So und jetzt?», sehe ich Drago fragend an. Im selben Moment klingelte das Telefon. Ich schaute verdutzt, wer ruft mich hier an? Es ist Johann, das Essen ist fertig. «Dann gehen wir erst essen, weißt du wo?», Drago grinst vor sich hin. «Selbstverständlich, du solltest eine Hausbesichtigung machen. Vom Speicher bis zum Keller. Das Haus hat ungefähr 50 Räume, das dauert einen halben Tag, bis du alles gesehen hast.», wir gehen los, die Küche ist am hintersten Ende des Hauses, riesengroß. Mit einem Tisch an dem bestimmt 12 Personen Platz haben. Ob es hier so viel Personal gibt? Ich muss noch viel lernen über mein neues Zuhause. Als wir in die Küche kommen, sitzen Chauffeur und Butler am gedeckten Tisch. Mit dem Auftragen des Essens ist die Köchin Martha und eine junge Frau, ca. 25, vermutlich eine Küchenhilfe, beschäftigt. Auf dem Tisch steht ein Rinderbraten mit Rotkraut und Kartoffelpüree, ganz meine Linie. Aber oft darf ich hier nicht essen, sonst werde ich zur Tonne, ich setze mich an den Tisch und wünsche allen einen guten Appetit. Die haben mit dem Essen auf mich gewartet, das werde ich ändern, nicht dass das Personal verhungert, nur weil ich keinen Bock habe zu essen. Ich esse lieber morgens zwischen acht und elf Uhr, dafür mittags nichts. Und erst abends wieder eine Kleinigkeit oder auch mehrere, meine Vorliebe für Süßes nicht vergessen. Das Essen war super, lobe ich die Köchin, das geht ihr runter wie Öl. Sie strahlt über alle vier Backen. Als Dessert gibt es Schokoladenpudding mit Vanillesoße, ob die mich ausspioniert haben? Das ist mein Lieblingsdessert, ich könnte mich reinlegen. Nach dem Essen gehe ich mit Drago in mein Arbeitszimmer. Ich bin neugierig, Drago grinst satt und zufrieden vor sich hin. Im Arbeitszimmer stelle ich die Kassette auf den Schreibtisch und öffne sie. In der Kassette liegen ein Schmucketui und eine Art Kladde, beides lege ich vor mich auf den Schreibtisch und mache das Etui auf. Darin ist ein Ring, einen Zentimeter breit, aufgeteilt in drei Ringe mit verschiedenen Symbolen darauf, etwas besonderes ist der Ring nicht, er ist unscheinbar. Ich sehe Drago an. «Und weiter?» «Ich erkläre dir jetzt den Ring und die Wirkungsweise, mit dem Anlegen des Rings wird sich für dich etliches ändern. Es wird deine körperlichen und geistigen, besonders aber deine mentalen Fähigkeiten verändern. Nachdem ich dir diesen Ring angelegt, und verriegelt habe, wird er sofort wirken. Das Verriegeln geschieht auf magische Weise. Würde ich es nicht tun, würde sich der Ring, in den nächsten 6 Monaten selbst verriegeln. Ich war ein guter Freund um nicht zu sagen, der Vertraute deines