G. L. Spring

Kann man Gott lernen?


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Kenntnis nimmt. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf den Stuttgarter Hauptbahnhof und bemerke zuerst einmal gar nichts. Dann fühle ich, wie ich mich von meinem Körper löse ich schwebe über mir. Ich öffne die Augen und sehe mich unter mir liegen, ich würde mich schon gerne auf meinen Beinen vorwärts bewegen. Warum bin ich nicht in Stuttgart, kaum gedacht schon gemacht, ich stehe mitten im Stuttgarter Hauptbahnhof, um mich herum eine Menge Leute, alle haben es eilig. Ich sehe mich um, ein großer Teil sitzt nur herum und macht einen einsamen Eindruck. In einer Ecke wird ein Mädchen von zwei Typen bedrängt. Die beiden sind sauer, ich höre «scharfmachen und dann abhauen, so geht es auch nicht». Kann ich mich in die Gedanken einklinken? Ich probiere es, «dieser blöden Kuh sollte ich einfach eine reinhauen» denkt er. Ich klinke mich ein und suggeriere ihm, dass das nur Stress gibt, das ist es nicht wert. Der Typ lässt von ihr ab und geht davon, sein Freund folgt ihm wohl aus Solidarität, vielleicht auch weil er alleine zu feige ist. Ich weiß es nicht, es ist auch egal. Viel wichtiger für mich ist, dass mich niemand sehen kann und ich Gedanken lesen und Einfluss darauf nehmen kann. Ich stehe vor einer Lotto-Annahmestelle, günstig da kann ich nach den Lottozahlen sehen, ich greife nach einem Infoheft. Das Heft wird unsichtbar, sobald ich es in die Hand nehme. Als ich die Zahlen sehe, wieder nicht gewonnen. Aber das sind die Zahlen der nächsten vier Wochen, das kann ich noch ändern, ob ich das Heft mit nehmen kann. Das hat Einfluss auf meine finanzielle Situation, ich probiere es, ich konzentriere mich auf mein Schlafzimmer, ich bin wieder da und sehe mich mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegen. Ich löse die Konzentration und bin in meinem Körper. Das Heft habe ich in der Hand. Das geht, gut! Ich drehe den Ring zurück in die Grundstellung.

      Mein Handy klingelt, ich schlafe so tief und fest wie schon lange nicht mehr. Es dauert eine Weile bis ich registriere, warum ich aufwache. Im Moment kann ich nicht richtig sortieren, was mir alles durch den Kopf geht. Manchmal kommt es mir vor, als wäre das alles ein Traum. Und die Situation explodiert über mir, da muss ich durch. In der nächsten Woche muss ich alles auf die Reihe bekommen, dann ist nämlich mein Urlaub vorbei. Und ich muss mir darüber klar werden, ob ich kündige oder nicht. Ich geh ins Bad und lasse Wasser einlaufen, es ist noch eine gute Stunde bis Drago kommt. Als ich aus der Wanne steige, ist es noch eine Halbe, ich hätte noch eine Stunde in der Wanne bleiben können. Den Rest des Hauses wollte ich mir heute ansehen, das wird nichts, keine Zeit. Ich bekomme Terminprobleme im Urlaub, lachhaft. Ich hasse Hektik, ich bin kein hektischer Mensch, bei mir geht es ruhig und unbeirrbar zum Ziel, aber hier entwickelt sich eine neue Situation. Ich gehe in die Küche, Drago ist beim frühstücken, dann alles in Ordnung. Ich setzte mich dazu, nehme einen Kaffee und ein Eierbrötchen. Mehr geht nicht, wenn ich hier zu Mittag esse, werde ich zur Tonne. Nach dem Frühstück gehen wir ins Arbeitszimmer, ich erzähle Drago von meiner Astralreise und dass ich dazu noch einige Fragen habe. Er grinst nur vor sich hin. «Kann ich, wenn ich mit dem Astralkörper unterwegs bin, jemanden berühren, so dass er es spürt?», frage ich. «Du musst dich konzentrieren auf das was du willst. Das kostet eine Menge Energie und es kann passieren, dass du die Konzentration verlierst und wieder zu Hause bist.» «Okay, ich habe mir die Lottozahlen mitgebracht, die Ziehungen der nächsten vier Wochen.», Drago lacht. «Dann wirst du ja richtig reich! Aber sei vorsichtig, wenn du jede Woche den Jackpot bekommst werden die neugierig.» «Wie ist das mit der Unsterblichkeit, der Ring bestimmt wie lange ich lebe?» «Nicht unbedingt, da du aber nicht alterst musst du alle zwanzig oder spätestens vierzig Jahre, deine Identität wechseln. Du kannst nicht einfach neunzig werden mit dem Aussehen eines fünfunddreißig Jährigen, ohne dass es auffällt!», das leuchtet mir ein. «Ist es ein Problem eine neue Identität zu beschaffen.» «Musst du nicht lachen? Mit deinen Fähigkeiten, die du noch lange nicht alle kennst ist das kein Problem! Am besten du erzählst etwas von einem unehelichen Sohn, im Ausland. Dann kannst du in vierzig Jahren als dein eigener Sohn auftauchen und die Geschäfte von Onkel Günni weiterführen.» «Im Moment fällt mir nichts mehr ein, ich muss darüber nachdenken. Was ist jetzt wichtig, was muss ich jetzt tun.», Drago überlegt. «Du musst herausfinden was deine bucklige Verwandtschaft mit der Testamentsanfechtung vor hat und was die überhaupt treiben.» Das ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Obwohl Dr. Simmerling sagt, das Testament ist wasserdicht, aber ich sehe mir das trotzdem an, dass einzige was ich bisher über meine Verwandtschaft weiß ist, dass Tantchen fremdgeht und Onkelchen säuft. Über Friedrich, weiß ich gar nichts. «Drago, weißt du, wie meine finanzielle Situation aussieht?» «Du meinst die Stiftung betreffend?» «Ja.» «Genau weiß ich das nicht, das Vermögen der Stiftung beläuft sich auf mehrere hundert Millionen.», ich sehe ihn entgeistert an. «Und wer verfügt über die Kohle?» «Du bist der Vorsitzende der Stiftung und Dr. Simmerling ist dein Finanzberater und Verwalter, in der Funktion hat er ein Vetorecht. Aber solange du dich halbwegs normal benimmst wird er das kaum in Anspruch nehmen. Wenn du merkst, dass er dich über den Tisch ziehen will, musst du ihm eine Lektion erteilen, der hat auch ein paar Leichen im Keller. Außerdem lebt er praktisch von der Stiftung und ist durch sie reich geworden.» «Dann kann ich ruhig meinen Job kündigen.» «Das auf jeden Fall, selbst wenn die Testamentsanfechtung Erfolg haben würde hast du so viel Geld, dass du es niemals ausgeben kannst. Aber laut Dr. Simmerling droht keine Gefahr und er ist ein super Rechtsanwalt, rede einfach mit ihm.» Das bringt mich weiter, es gibt mir Sicherheit wenn ich finanziell unabhängig bin. Vor einer Woche wusste ich nicht, wie ich meine Schulden bezahlen sollte, jetzt habe ich Geld zu fressen. Geil! Um Onkel Friedrich, meinen anderen Onkel muss ich mich kümmern, er ist der ruhige Typ. Das mache ich heute Abend, vielleicht erfahre ich etwas Interessantes. «Wir gehen essen.», wir gehen in die Küche, außer Martha sind alle da. «Wo ist Martha?» «Die liegt im Bett, sie ist krank.», sagt Johann. «War schon ein Arzt da?» «Nein das will sie nicht, sie glaubt, dass morgen wieder alles in Ordnung ist. Sie ist schon die letzten Tage so komisch.» «Wie viel Personal haben wir eigentlich?» «Es sind alle hier, außer Martha.», sagt Johann (Ich dringe in Johanns Gedanken ein, er macht sich Sorgen um Martha.) «Dann sind wir fünf, können wir Martha zwei Stunden alleine lassen?» «Ja, sie schläft.», sagt Johann. Ich rufe bei Frau Biedenkopf an. «Frau Biedenkopf, Günni Laurenz, ich habe ein Attentat auf sie vor.» «Wollen sie zum Abendessen kommen?» «Nicht zum Abendessen, jetzt mit 5 Personen können sie das machen?» «Jetzt reicht der Platz nicht, dreizehn Uhr fünfzehn wäre möglich, wenn das nicht zu spät ist?» «Ok, wir kommen, was gibt es?» «Tafelspitz, mit Petersilienkartoffeln und Meerrettich.» «Klasse, wir sind pünktlich.», ich lege auf und schaue mein Personal an. «Ihr habt es gehört, wir gehen essen.» «Edgar, passen wir alle in den Bentley?» «Klar, kein Problem!», antwortet er. «Dann fahren wir so weg, dass wir kurz nach 13:00 Uhr bei Frau Biedenkopf sind. Wer sieht nach Martha?» «Das mache ich!», sagt Johann. Zehn Minuten vor dreizehn Uhr fahren wir weg. Johann hat Martha Bescheid gesagt, in zwei Stunden sind wir wieder da. Als wir ankommen werden wir begrüßt als wären wir schon jahrelang Stammgäste. Rasputins Enkel ist auch da, Frau Biedenkopf entschuldigt sich dafür und sagt. «Ein Platz am Tisch ist noch frei, wenn sie nichts dagegen haben.» «Mir ist das Recht.», mein Personal schaut ihn, mit seinen, langen Haaren und seinem riesigen Bart komisch an, mal sehen wie sich das entwickelt. Drago kommt sofort mit «Rasputins Enkel» ins Gespräch, das Personal, fremdelt ein bisschen. Johann fragt Frau Biedenkopf, ob er etwas helfen kann, was Frau Biedenkopf gerne annimmt. Ich höre dem Gespräch zwischen Drago und Rasputins Enkel zu. Sie unterhalten sich über den üblichen Tratsch. Ein bisschen Lokalpolitik, ein bisschen Bundespolitik, und so weiter. Ich frage Rasputins Enkel, wie es kommt, dass er hier ist, sein Geschäft müsste, um diese Zeit brummen. Er sagt. «Die Zeiten sind schon lange vorbei, ich muss dass Taxi verkaufen muss, es lohnt sich nicht mehr. Die Leute haben immer weniger Geld und das kommt bei den Taxen direkt an.», ich frage ihn, was er gelernt hat. Er ist Elektriker, vor seiner Lehre als Elektriker hat er eineinhalb Jahre Schreiner gelernt. Auf meine Frage ob er hier in der Gegend eine Stelle bekommt, verdreht er nur die Augen. Auch eine Antwort. Johann hat zusammen mit Frau Biedenkopf den Tisch gedeckt, wir setzten uns, sie hat sich wirklich reingehängt. Eine Markklößchen Suppe als Vorspeise, dann der Tafelspitz und zum Dessert gemischtes Eis einfach super. Dem Personal schmeckt es, könnte Martha sehen, wie sie reinhauen wäre sie neidisch. Als alle fertig sind, frage ich Frau Biedenkopf, ob sie die Rechnung schicken kann. Johann sagt. «Ich mache das, gnädiger Herr!» «Danke Johann, haben wir in der Villa einen Hausmeister?» «Nein, wir haben noch nie einen gebraucht». «Dann brauchen wir jetzt einen.», ich wende mich an Rasputins Enkel. «Wollen sie