dazu beitragen, in einer neuen Beziehung achtsam und diesmal wohl wissend an die Paarbeziehung heranzugehen. Das steigert allemal die Chance auf eine stabile, gelingende Partnerschaft.
Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden auch im Folgenden personenbezogene Bezeichnungen generell in der allgemeinen, im Deutschen üblichen Form angeführt.
Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform beinhaltet keinerlei Wertung.
Beziehungsmuster - Der romantische Beziehungsstil
(Die beschriebenen Beziehungsstile finden sich in homosexuelle und heterosexuellen Beziehungen gleichermaßen.)
Die romantikorientierte Beziehung ist auf den Zauber der Liebe ausgelegt. Sie soll durch gegenseitige Ergänzung des Paares ihre Passgenauigkeit hervorbringen.
Gefühle, Schönheit, sinnliche Sexualität, Anmut, Schöngeistiges, Ästhetik, immerwährende Glückseligkeit – all dies und dergleichen mehr wird mit der romantischen Beziehung assoziiert und auch angestrebt.
In der Verliebtheitsphase, in der es magische Augenblicke der Verliebtheit gibt, mag dieser Anspruch an Beziehung vielleicht noch realistisch und realisierbar sein. Doch spätestens nach dieser Phase, wenn die rosarote Brille wieder abgenommen wird, kann und wird das Beziehungsgeschehen anders aussehen. Die Romantik muss spätestens dann den Fakten und Notwendigkeiten des realen Lebens weichen.
Auch Schönheit und Anmut kommen leider eher früher als später in die Jahre. Das romantische äußere Erscheinungsbild bröckelt wie der schöne Stuck einer alternden Hausfassade. Notwendige Renovierungsarbeit zum Erhalt der Schönheit werden immer aufwendiger. Auf Dauer wird der Aufwand als Belastung empfunden und die Lust darauf vergeht. In letzter Konsequenz verabschiedet man sich (vielleicht sogar schweren Herzens) von der Beziehung, um ein neues anmutiges, ästhetisch makelloses „Modell“ zu ergattern.
Während in der Verliebtheitsphase der romantischen Beziehung noch viel miteinander geredet wird, und reichlich sinnliche Sexualität miteinander geteilt wird, flauen diese Aktivitäten am Ende deutlich ab.
Schwindende Romantik und zunehmend fehlende erotische Sinnlichkeit können den ehemals vorhandenen Wunsch nach dauerhafter Bindung in der Paarbeziehung zerstören.
Auch die romantische Zuwendung weicht mit der Zeit immer mehr kleinen materiellen Aufmerksamkeiten. Diese sollen ein Zeichen des Bemühens um den Erhalt der Partnerschaft sein.
Im romantischen Beziehungsmuster soll der Partner sich möglichst anpassen, damit die Harmonie bestehen bleibt.
Auch soll er, um die Basis der Paarbeziehung zu erhalten, alles dafür tun, dass Schönheit, Ästhetik, etc. nicht schwinden. Denn schwindende Schönheit wird hier oft als Beleidigung für das sinnlich ästhetische Auge empfunden.
Die Wesenszüge dieses Beziehungsstils sind häufig anzutreffen. Sie werden untermauert von den Statements der Werbung. Jeder Mensch hat jung, schön, gesund, anmutig und so weiter zu sein, damit er zum einen im Beruf und im Leben Erfolg hat und zum anderen nur so den wahre Traumpartner finden kann. Jedem sollte klar sein, dass das lediglich ein märchenhaftes Klischee sein kann.
Das reale Leben sieht zum Glück anders aus. Der romantische Beziehungsstil existiert sowohl in homosexuellen als auch heterosexuellen Beziehungen. Beschriebenes gilt entsprechend.
Hinterfragen Sie sich bitte ehrlich:
Bin ich in einigen Wesenszügen selbst so gestrickt?
War meine Ex-Beziehung so angelegt?
Könnten Bestandteile daraus verantwortlich für das Scheitern gewesen sein?
Welche Anteile kann ich bei mir entdecken und akzeptieren?
Bedenken Sie, keine Beziehung ist oder war durchweg schlecht. Manche Anteile unterliegen oftmals sozialisierter Wertung.
Der symbiotische Beziehungsstil
Der Wesenskern des Symbiose-orientierten Beziehungsstils besteht aus dem unumstößlichen Grundsatz, dass in der Partnerschaft der Zusammenhalt oberste Priorität besitzt.
Die Partner sind quasi durch ihr Versprechen, das Leben gemeinsam zu verbringen, auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert und aneinandergekettet.
Anders ausgedrückt, um einen alt romantischen Terminus zu benutzen: Die Partner haben sich von Herzen einander verschrieben.
Das soll auf ewig so bleiben – „Bis dass der Tod uns scheidet. Mein Herz ist auf ewig Dein. Wir versprechen uns das und halten uns daran. Ich tue es und du musst es auch tun!“
Aus einer gewissen, von Liebe getragenen, Romanze wird nach der Verliebtheitsphase ein unabänderliches, nicht weiter verhandelbares Dogma.
Die Beziehung wird zur Verbindlichkeit, die oft mit Aufopferung einhergeht, bis hin zur selbstgewählten Versklavung.
Nur mit Disziplin lässt sich solch eine Paarbeziehung aufrechterhalten.
Zähne zusammenbeißen und durchhalten heißt hier die Devise.
Wo bleibt hier der Raum für Selbstentfaltung und Genießen des gemeinsamen Lebens?!
Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es obendrauf oftmals auch noch eine diffuse Portion Angst – Angst davor vom Partner ausgenutzt und dann verlassen zu werden.
Derjenige, der sich getreu des Versprechens des Zusammenhalts auf Gedeih und Verderb an die Vereinbarung hält, bekommt dann statt der erhofften Anerkennung, Wertschätzung, Respekt und Lob für die erbrachte Leistung, einen herabwürdigenden Stoß und geht getroffen zu Boden.
Die Symbiose-orientierte Beziehung kann tatsächlich funktionieren, solange man sich in einer gewissen Aufbauphase befindet, in der es hauptsächlich um Pflichterfüllung geht.
Klassisches Beispiel hierfür: Liebe, Heirat, Kinder, Hausbau. Früher oder später kommt es hier zu einer Krise. Spätestens dann muss sich das Beziehungskonzept bewähren. Die Paarbeziehung steht dann buchstäblich am Scheideweg. Mögliche Konsequenzen sind hier entweder die Partner trennen sich, sie treffen eine neue Vereinbarung wie es in der Beziehung gemeinsam weitergehen soll oder beide entscheiden sich aus Vernunftsgründen zur Besitzstandswahrung.
In der Besitzstandswahrung wird die Beziehung nur noch pragmatisch angegangen. Sie wird als bequeme Variante jenseits von Trennung, Schmerz und finanziellen Verlusten gewählt. Auch die Kinder müssen sich in diesem Agreement nicht umgewöhnen. Der Zusammenhalt als Partner, beziehungsweise eine gewisse Symbiose als Team besteht weiter.
Das Handeln der Partner ist mehr oder weniger wohl überlegt, oftmals berechnend. Vorrangige Frage ist hier: Wo liegt mein größter Nutzen?
Die ehemals vorhandene Herzensliebe ist einer, der Situation angepassten Verhaltensweise gewichen.
Die Schwäche des einen korreliert mit der Stärke des anderen und umgekehrt. In dem Fall ist eine perfekt funktionierende symbiotisch pragmatische Beziehung ohne nennenswerte Emotionen füreinander entstanden.
Voraussetzung für das Funktionieren dieser Übereinkunft ist allerdings, dass beide Partner sich nicht weiterentwickeln möchten, im Sinne von Selbstverwirklichung.
Als Beispiel sei hier das klassische, althergebrachte Rollenbild herangezogen: Er geht arbeiten, bringt das Geld nach Hause und Sie kümmert sich derweil um Kinder, Haushalt, Garten, etc. Wenn Sie nun (wieder) arbeiten gehen möchte, weil zum Beispiel die Kinder flügge geworden sind und sie sich endlich selbstverwirklichen möchte, dann wird die Passgenauigkeit der Symbiose zerstört. Der Mann müsste sich nun aus seiner Komfortzone des Rundum-Versorgungs-Sorglos-Paket herausbewegen und Aufgaben übernehmen.
Das hat schon so manche Beziehung