Dantse Dantse

Aufstand der Kinder: "Papa, Mama, jetzt rebelliere ich! Lasst mich einfach Kind sein!"


Скачать книгу

       „Ich liebe dich nicht, geht weg.“

       „Ha, verschwinde, verschwinde auf der Stelle, du bist beruflich erfolgreich, aber das kann leider nicht meine Liebe erzwingen.“

       „Geld macht nicht unbedingt sexy? Warum siehst du so aus?“

       „Du fragst mich, warum ich dir keine Liebe zeige? Wer liebt mich denn?“

       „Ja, du hast Recht, ich frage mich selbst, warum ich euch auf die Welt gebracht habe, mir wäre lieber, ich hätte euch nicht gekriegt.“

       „Von mir aus kannst du zum Teufel gehen und dich nie mehr hier blicken lassen.“

       „Du verdienst nicht, geliebt zu werden, sei froh, dass er bei dir ist.“

       Und viele mehr

      Sie hatte jahrelang alles unterdrück und nie darüber reden wollen. Sie wollte über ihren beruflichen Erfolg die persönliche Niederlage wettmachen. Deswegen waren diese schlimmen Sätze immer aus ihren aktiven Gedanken verbannt.

      Aufgrund der mangelnden Liebe ihrer Mutter hatte sie sich Männer ausgesucht, die die so behandelten, wie ihre Eltern sie behandelt hatten, nämlich lieblos.

      Sie war nach außen stark und innen zerbrechlich. Sie litt unter mehreren Arten von Zwangsstörungen, sie zeigte mir ihre Beine, wo sie sich ständig zerkratzte. Sie fand sich selber hässlich und hatte deswegen immer nur nach Männern, die mit ihren eignen Worten „hässlich und dumm“ waren gesucht.

      Nun sagte sie mir, ihr großer Traum wäre, dass ihre Mutter sie in den Arm nimmt, und sie einfach festhält. Sie müsste gar nicht „ich liebe dich“ sagen, einfach nur in den Arm nehmen. Sie würde ihr so gerne alles verziehen.

      Wir können Anhand dieses Beispiels sehen, was für ein Leid die mangelnde Liebe der Eltern den Kindern auch im Erwachsenalter verursacht.

       Fehlende Liebe der Mutter

      Die Frau in meinem Beispiel hatte sogar noch Glück, wenn ich es so nennen darf. Sie wurde trotz allem nicht körperlich misshandelt. Manche Mütter, die keine Liebe zu ihren Kindern spüren, gehen viel weiter, indem sie die Kinder regelrecht misshandeln. Wir kennen Geschichten von Müttern, die ihre Kinder töten, sie verhungern lassen, schlagen. Ich habe mich nach der Erfahrung mit dieser Kundin sehr intensiv mit diesem Thema befasst. Meine Recherchen und Gespräche mit den Betroffenen haben gezeigt, dass dieses Phänomen gar nicht so selten ist. Ich weiß, dass das Thema der fehlenden Mutterliebe tabuisiert wird, doch es gibt sie, es gibt viele Mütter, denen es schwerfällt, gesunde und liebevolle Beziehungen und Bindungen zu ihren Kindern aufzubauen. Es gibt viele Gründe, warum diese Mütter ihre Kinder nicht lieben können: Überforderung, Depressionen, Drogen und Alkohol, kein Wunschkind, Kinder aus Vergewaltigung usw.

      Viele haben selbst nicht genug elterliche Liebe bekommen und können diese dann eben auch nicht an ihre Kinder weitergeben.

      Der Schaden für die Kinder, ist wie gesagt immens, da Kinder diese Mutterliebe sehr brauchen, um innere Stabilität zu entwickeln und innere Sicherheit zu spüren.

      Kinder, die nicht geliebt werden oder wurden, werden es selbst schwer haben, zu lieben. Sie werden ein zerstörtes Vertrauensverhältnis zu sich und ihrer Umwelt haben. Sie werden schwer Vertrauen zu sich selbst entwickeln und entweder anderen Menschen nie, oder naiv, Hals über Kopf vertrauen. Sie werden entweder nicht lieben oder zu abhängig lieben, das heißt mit allen Mitteln, wie Demütigung, Selbsterniedrigung kämpfen, um geliebt zu werden.

      Wenn wir unseren Kindern unsere Liebe verweigern, machen wir das Leben unsere Kinder zur Hölle.

      Ich habe noch weitere Fälle gehabt, wo der Liebesentzug der Eltern das Leben dieser Menschen zerstört hatte. Der Liebentzug hat mit mangelnder Selbstliebe der Eltern zu tun. Sie lieben sich selbst nicht oder haben selbst keine Liebe von ihren Eltern bekommen. Sie hassen ihre Kinder, um sich zu spüren, um – auch wenn es paradox klingt – leben zu können, um ihr Leid selbst nicht geliebt worden zu sein, ertragen zu können. Für mich ein klarer Fall von Energievampirismus der Eltern. Sie machen ihre Kinder kaputt, saufen deren Energie, um sich in ihrer Schwäche stark und nützlich zu fühlen.

      Die Gleichgültigkeit ist für Kinder schwer zu ertragen. Wenn die Kinder den Eltern gleichgültig sind, nehmen sie es als Lieblosigkeit wahr. Die Gelichgültigkeit kann Kinder sehr traurig machen, viel trauriger als eine ungerechte Bestrafung.

      Eine Frau schrieb mir:

      „…Ja, meine Mutter ist genervt. Genauso, wie sie damals, als ich ihr (ich war 18) weinend, unsicher und voller Angst erzählte, dass ich mein Essen immer auskotze, und sie hilflos und fast schon gleichgültig mit den Schultern zuckte und sagte „ja, was soll ich denn da jetzt machen? Es interessiert mich nicht.“ Meine Mutter fragte nie mehr danach. Mein Problem war ihr egal. Ich war ihr gleichgültig. Daraufhin fing ich an, mich richtig zu verletzen.“

      Ein junger Mann, 19 Jahre alt, schrieb:

      „…Meine Mutter ist übrigens gestern wieder für mehrere Tage zu meiner Schwester gefahren. Sie hatte mir nichts davon gesagt, ich erfuhr es gestern Abend von meinem Vater, als ich nach Hause kam. Sie nutzt jede Gelegenheit, um mir zu zeigen, wie gleichgültig ich ihr bin. Es tut so weh. Das ist so schmerzhaft. Ich habe ihr nichts getan. Wir haben keinen Streit. Ich will heute nicht zur Schule gehen. Ich hasse mich, dass sie mich hasst. Das ist auch eine Art von Energieraub, wenn man dann sagen muss "Echt? Davon wusste ich gar nichts“, oder sich fragt „Mama, warum tust du das?“ Sie wird sich stark fühlen. Ich werde aber nichts sagen. Nichts fragen. Ich werde ihr keine Energie geben…“

      Die Gleichgültigkeit der Eltern zerstört viel in den Kindern und diese Zerstörung bleibt auch im Erwachsenenalter bestehen.

      Eine Frau. 45 Jahre alt, schrieb:

      „…Mein Vater gibt mich meistens gleich weiter an meine Mutter, wenn ich anrufe, weil er keine Zeit hat mit mir zu reden. Meine Mutter geht dran und sagt nichts. Wenn ich Frage stelle, antwortet sie. Sie fragt gar nicht, wie es mir geht oder so. Mit meiner Mutter telefoniere ich so einmal die Woche, aber sie ruft mich eigentlich nie an, es muss schon von mir ausgehen. Diese Gleichgültigkeit geht schon so seit meiner Kindheit. Das bringt mich um. Das nimmt mir die Luft weg. Ich bin – seit ich 12 bin – fast non-Stop in verschiedenen Therapien gewesen, die leider nichts gebracht haben. Ich habe sie neulich angerufen und fröhlich mitgeteilt, dass ich beruflich befördert wurde. Mein Vater sagte gleich „ich gebe dir die Mama.“ Meine Mama fragte nur, „bekommst du mehr Geld?“ Ich sagte ja. Sie sagte dazu, „na, dann bist du bald schuldenfrei bei deiner Bank.“ Als Kind war ich musikalisch und sportlich sehr begabt. Eines Tages kam ich mit einer Trophäe nach Hause. Meine Mutter sagte nur dazu, „wo soll ich den Scheiß denn hinstellen?“ Ich habe nie mehr wieder Musik gemacht und Sport getrieben. So verletzt war ich. Null Anerkennung. Totale Gleichgültigkeit. Was habe ich meinen Eltern angetan? Warum bin ich ihnen so unwichtig?...“

      Ein Siebzehnjähriger meint:

      „…Meine Mutter zeigt nicht wirklich dass sie sich für mich freut. Mein Vater freut sich auch nicht so richtig, aber wenn ich ihm z.B. erzähle, dass ich eine gute Note habe, sagt er z.B. „echt!“ und lächelt dabei.

       Bei meinen Eltern habe ich das Gefühl, dass ich ihnen egal bin, besonders bei meiner Mutter. Meine Freundin hat mal zu mir gesagt, dass mein Vater zu ihr gesagt hätte, meine Mutter mag mich nicht besonders, weil ich meinem Vater so ähnlich bin. Wissen Sie, Herr Dantse, ich hasse diese Gleichgültigkeit. Mir wäre lieber, sie würden mich töten, mir wehtun, als mich ständig zu ignorieren. Ich muss mich einfach verletzen, um etwas zu fühlen, sonst habe ich das Gefühl, dass ich nicht lebe. Die Gleichgültigkeit meiner Eltern ist das schlimmste für mich und das geht so seitdem ich ein Kind war…“

      Was diese Menschen, die einmal Kinder waren, erzählen zeigt deutlich, wie schlimm Gleichgültigkeit ist, und was sie in Kindern zerstört. Die Gleichgültigkeit macht die Kinder unsicher. Sie haben ständig Angst, leben mit