Ann Bexhill

Mord im Gewächshaus


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meine Beste. Pius der Zehnte hat natürlich nichts mit dem Mord zu tun. Ich glaube der Spruch ist nicht sehr alt, denn die Päpste zeichneten sich meines Wissens nicht nur durch ihre Blutgier aus, wie heidnische Götzen, sondern auch durch Gier nach jedem verbotenen Genuss. Du weißt die katholischen Würdenträger geben ihre Kinder als ihre Neffen aus. Ich denke der Spruch ist bestimmt keine 60 Jahre alt.«

      Sie blickte auf: »Was fragtest du meine Liebe?«

      »Erinnert dich das Ganze nicht an etwas?«

      Misses Bronkers war voller Zuversicht. Obwohl sie nicht den Schimmer hatte, wie man so eine Untersuchung anging. Was Augusta zu einigem Ansehen verholfen hatte, was ihr einen prominenten Status in der kleinen Gemeinde eingebracht hatte, waren ihre vielgelesenen Kriminalromane, die in einem Ort ähnlich wie St. Georges spielten. Dorfkrimis für Frauen mit dem kaum zu ertragenen Hang zu niedriger Literatur nannten es die Kritiker. Kriminalromane aus dem wahren englischen Alltag nannten es ihr Verleger. Beides war unwahr und traf nicht den Kern der Sache sie schrieb Bücher, weil sich damit Geld verdienen ließ. Gäbe es einen Markt für Gedichte von sagen wir Schiffe, hätte sie sich darauf gestürzt, nach akribischer Vorarbeit natürlich. Augusta hätte Zeitungsausschnitte von Schiffen gehortet Briefwechsel, mit dem Marineministerium geführt anstatt mit Scotland Yard und sie hätte, mit pensionierten Seeleuten gesprochen anstatt in Dartmoor oder Broughtmoor mit den Kriminellen.

      »Nein«, sagte Miss Eddowes nachdenklich, »nicht, dass ich wüsste – ich muss erst in meinem Archiv recherchieren. Kurz dachte ich daran, dass die Tote dieselbe Fingernagelfarbe verwendet wie die jüngste von Mrs Armbruster die, die mit dem irischen Butler nach Amerika durchgebrannt ist. Eine Schande! Es kommt von dieser aristokratischen Unsitte, nur von schönen Menschen bei Tisch bedient werden zu wollen. Eine Sitte, die noch viel Unheil über England bringen wird.«

      Mrs Bronkers nickte zustimmend und säbelte sich sehr gekonnt ein Stück Rhabarberkuchen ab. Mrs Bronkers schätzte, das wenigstens die Hälfte der Aristokraten in England irgendwann mit Butlern und Dienern gekreuzt waren. Anderenfalls wegen der dramatischen Auswirkungen der Inzucht hätte man nur sabbernde Narren auf dem Thron. Mancher Nachkomme von Peers konnte kaum seinen eigenen Namen schreiben und schaffte es nur mit Mühe in das Oberhaus. Für einen geburtsrechtlichen Sitz im Oberhaus wurde keinerlei Talent gebraucht, sitzen und ab und zu hört ... Hört ... Hört zu rufen und mit den Füßen zu stampfen bekam jeder Narr hin. Mrs Bronkers hielt nicht sehr viel vom Oberhaus.

      »Und sie hatte dieselbe Vorliebe für aufreizende Kleidung wie das Opfer«, spann Miss Eddowes ihr Netz weiter.»Putz des Effektes wegen! Es wundert mich das Sie nicht zu einem Theater durchgebrannt ist, um Schauspielerin zu werden.«

      »Du meinst wegen des Kleiderausschnitts?«, fragte Polly.

      »Ja, dieser Satin mit diesem Ausschnitt man muss sich wundern das die Polizei einer Dame erlaubt so herumzulaufen. Wenn ich Polizist währe, würde ich das nicht dulden. Wahrscheinlich kann man nichts unternehmen, bis ein Gesetz die Ausschnittgröße festlegt. Ich meine sie war gekleidet für einen geschlossenen Raum nur wie ist sie dann dahin gekommen so herausgeputzt und wo ist ihr Mantel der Hut?«

      »Was ist eigentlich aus Mrs. Armbruster‘s Tochter geworden?«, fragte Mrs Bronkers.

      »Sie hat die Unverfrorenheit glücklich zu werden. Dieser Ire scheint mit einer Erfindung zu viel Geld gekommen zu sein. Eine Maschine, die Bierkronkorken heißt. Ein amerikanischer Gentleman aus Boston hat 200.000 Dollar bezahlt. Sie leben mit ihren Kindern am Munster Square in Kensington London.«

      »Ungeheuerlich!«, bestätigte Mrs Bronkers entsetzt.

      Augusta nickte, es war kein gutes Beispiel für junge Mädchen von heute, es ermutigte die jungen Dinger von heute, geradezu mit gut gewachsenen Dienern durchzubrennen.

      »Wenn ich nur wüsste«, sagte Mrs Bronkers, »was das Mädchen in meinen Kürbissen zu suchen hatte. Vielleicht ist sie zum Einbrechen hergekommen, sie hat sich mit einem Komplizen um die Beute gestritten und er hat sie ermordet?«

      Mrs Bronkers sah erwartungsvoll zu Augusta die gekonnt Käse aß, ohne bäuerlich dabei zu wirken. Gute Erziehung, wie es nur ein gutes Dameninternat fertigbrachte.

      »Für einen Einbruch in dein Gewächshaus? Nein sie war entschieden falsch gekleidet. Einbrecher ziehen keine leuchtend weiße Sachen bei der Arbeit an, sie mögen Mitternachtsblau und bevorzugen Gold und Bargeld und Schmuck anstatt Blumen und Kürbissen«, erklärte Miss Eddowes.

      »Nein, sie sah aus als gehe sie auf einen Tanztee mit Alkohol ... du weißt schon Augusta. Eine sogenannte Party wie Abendgesellschaften bei den jungen Leuten genannt werden. Aber unmöglich hier, ich hätte davon erfahren.«

      »Stimmt schon …« Miss Eddowes, zögerte etwas.

      »Ja?«

      Mrs Bronkers Stimme vibrierte vor Neugier. Sie vergaß sogar, den letzten Rest Rhabarberkuchen auf ihrem Teller anzurühren. Eines musste man der Köchin lassen sie war unhöflich und schlampig und gab pampige Antworten und verlangte einen unverschämt hohen Lohn aber ihr Rhabarberkuchen war göttlich. Karl Bronkers währe ohne die Köchin gestorben, zumindest viel schneller als jetzt, wo er sich zu Tode naschte.

      »Luther Blackwell.«

      »Nein!«, entfuhr es Mrs. Bronkers laut.

      »Nein ich kenne ihn er ist mein Gärtner.«

      »Ich verstehe, dass du das nicht gerne hörst, Polly. Aber es wurde nicht eingebrochen und du verschließt doch dein Gewächshaus des Abends?«

      »Ja natürlich! Es ist immer alles verschlossen aber er ist Gärtner. Ein Gärtner bringt nie Menschen um. Ein Gärtner schafft doch Leben er ist die Hebamme der Gartennatur!«

      Miss Eddowes stimmte völlig überein ein Gärtner konnte nur in extremer Wut einem kurzeitigen Anfall von Wahnsinn zum Mörder werden. Vielleicht war die Tote lustwandeln gegangen und auf seine Beete gelaufen, was eine so heftige Reaktion erklären konnte. Wie oft war Miss Eddowes kurz davor die kleinen Gören, die ihren Ball über den Zaun in ihre Rosen schossen zu verprügeln. Einmal hatte sie anstelle des Balls einen Stein geworfen. Der kleine Timothy Green machte zumindest seit dem einen großen Bogen um ihre Rosen. Und wie stolz er mit dem Verband um den Kopf auf der Straße spaziert war, wie ein kleiner Soldat nach der Schlacht.

      »Oh, Augusta, du glaubst doch nicht mein Gärtner …«

      »Aber nein, meine Liebe.«

      Augusta tätschelte Pollys Hand und sagte: »Das hieße nur aus einem zu offensichtlich miserablen Charakter und sehr schlechten Ruf voreilige Schlüsse ziehen. Die junge Dame muss zu jemand hier hergekommen sein. Sie passt altersmäßig zu keinem Gentlemen aus St. George mit Ausnahme von Luther Blackwell. Aber sein schlechter Ruf und das er schon einmal verhaftet war, will nichts bedeuten. Kein Schluss, bevor nicht alle Tatsachen vorliegen. Ich kann nur um deine Eccelstones hoffen er hat ein Hieb und stichfestes Alibi.«

      »Du meinst, er ein Mörder?«, rief Mrs. Bronkers entsetzt.

      »Ich überlege laut das nennt sich detektivische Inspirationen. Ein Suchen nach dem Für und Wider so wie mein Detektiv Constable Parker in der Blaustrumpf Mörder, eines meiner erfolgreichsten Werke. In dem Buch treibt sich mein Mörder mit einer Kutsche in Whitechapel London herum und nimmt sich der Frauen niedriger Moral an.«

      Miss Eddowes kicherte. Mrs Bronkers hatte dieses abscheuliche blutrünstige Buch gelesen, es gab keine einzige Stelle, wo man Anlass fand zu kichern. In dem Machwerk schlitzte ein Irrer sich durch das lasterhafte London.

      »Eine Frau niedriger Moral? Mit dem Ausschnitt des Kleides und dem Nagellack stimmt! Sie könnte eine moralisch Verderbte gewesen sein.«

      »Eine Möglichkeit Polly eine von vielen! Hast du eine Zigarre?«

      »Was?«

      »Ich kann mich besser in den Detektiv hinein versetzen, wenn ich seine schlechten Angewohnheiten übernehme. Parker raucht Astoria Zigarren und trinkt Whisky!«

      Polly klingelte mit einem kleinen Glöckchen