Carmen Benecke

EMERELLE


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so eine Floskel, denn meilenweit zu laufen, das lassen meine Stummelbeine noch gar nicht zu. Bin doch noch so klein.

      Nun knuddelt mich mein Frauchen ganz dolle, als wolle sie mich nie mehr loslassen. Was hat sie denn? Sehe ich da eine Träne in ihren Augen? Habe ich was falsch gemacht? Nun trägt sie mich ins Auto von Carmen, was soll ich denn dort? Ich wohne doch hier!!!

      Mhmmmm, kurz bin ich abgelenkt, weil es im Auto so toll riecht. Heu, Stroh, Hunde…..Sehr interessant. He, was ist denn nun los? Ich bin so was von abgelenkt, ich kriege gar nicht mit, daß wir losfahren. Aber wo ist mein Frauchen??? Hallo??? Zurück! Sofort! Ne, die Fremde fährt weiter. Dieses Geschunkel da im Auto macht mich müde. Ich glaube, ich schlaf mal eine Runde.

      Nach einiger Zeit werde ich wach, immer noch fahren wir Auto. Oh, wir halten an. Nun sehe ich bestimmt meine Ziehmutti wieder. War ja ein netter Ausflug mit der Carmen. Die holt mich aus dem Auto, zieht mir das Halsband und die Hundeleine an, das kenne ich schon, wurde mir schon als ganz kleiner Welpe öfter mal angelegt. Kein Grund zur Aufregung. Hier, wo wir aussteigen, da riecht es aber ganz anders als das, was ich so kenne. Wo sind wir? Kein Frauchen in Sicht.

      Carmen sagt, ich soll Bächlein machen. Und daß ich keine Angst haben soll. Sie ist ja bei mir, sie ist nun mein neues Frauchen. Ich raffe gar nichts mehr. Eben noch bei meiner Ziehmutti und nun redet die hier was von „dein neues Frauchen“. Nett ist die ja, keine Frage. Nach getanem Geschäft, für das ich ein Mords Lob bekomme, fahren wir weiter. Nach einigen Pausen und etlichen Kilometern halten wir an. „Wir sind Zuhause!“, sagt Carmen. Soll ich die nun Frauchen nennen? Oder soll ich Carmen sagen? Bin noch ratlos. Ich darf aus dem Auto raus. Mann, hier ist alles so schön grün und es riecht so toll nach Heu, Stroh und Hunden. Den Duft kenne ich doch. Klasse, bin ich aber gespannt, was mich hier erwartet. Da kommt ein Mann die Einfahrt entlang. „Emerelle, das ist dein Herrchen Kalli!“ Oh, der sieht ganz anders aus als der Mann meiner Ziehmutti, aber auch er ist nett, tätschelt mich gleich und nimmt mich auf den Arm. Ich schlabbere gleich mal über sein Gesicht, da lacht er.

      „Wau, wau, wau.“ Was höre ich denn da? Das hört sich nach Bellen großer Hunde an. Carmen, also FRAUCHEN, schließt die Haustür auf und da kommen zwei Hunde raus, die fast so aussehen, wie meine Mutti. Diese ist eine blue-merle Hündin, das heißt, sie hat ein Fell, das wie marmoriert aussieht. Und nun stehen zwei solcher Hunde vor mir.

      „Emerelle, das hier ist Candy, ein Mädchen von fast zehn Jahren. Von der kannst du bestimmt viel lernen! Und der Junge hier, das ist Einstein, der ist sieben Jahre alt, er wird dich beschützen und dir auch einiges beibringen. Candy, Einstein, ihr seid brav zu Emerelle, die ist noch ein Baby.“ Mensch, prima, zwei Kumpels zum Spielen, Toben und Quatsch machen. Ich hatte ja die ganze Zeit meine Geschwister zum Spielen. Hier die zwei Hundekumpels sind schon ganz schön groß.

      Mann, was bin ich nun müde. Diese lange Fahrerei, die neuen Eindrücke. Ich muß erst mal schlafen gehen. Carmen, FRAUCHEN (ich lerne es noch!), muß das auch gemerkt haben, denn sie bringt mich zu meinem Körbchen. Da liegt eine Plüschente drinne, an die kuschel ich mich und muß auch prompt eingeschlafen sein. Wach werde ich, weil mir was in mein Ohr reinpustet. Erst ein Auge aufmachen, oh, ich sehe Fell. Beim Öffnen des anderen Auges sehe ich, daß Candy an meinem Körbchen steht und mich ansieht. Frauchen Carmen ist auch da und bringt mich schnell in den Garten, wo ich schon wieder mein Geschäft mache. Ganz doll gelobt werde ich, als es erfolgreich beendet ist.

      Hier ist es echt toll. Was es alles zu sehen und zu riechen gibt! Ich mache mit Frauchen und Candy mal eben einen kleinen Rundgang. Mensch, da sind Ställe mit zwei riesengroßen Tieren. So riesige Tiere habe ich, glaube ich, noch nie gesehen. Frauchen erklärt, daß das Pferde sind und daß ich eines Tages mit ihr, wenn sie ausreitet, mitdarf. Aber das dauert noch eine ganze Weile. Jetzt hat sie mich aber neugierig gemacht. Pferde, reiten, ich darf mit…… Ich bin gespannt. Oh, was kommt denn da??? Ach, das ist eine Katze, die kenne ich von meiner früheren Familie. Da fällt mir ein, ich habe lange nicht mehr an mein altes Zuhause gedacht. Kurz wird mir ganz kalt um mein Herz, aber Socke, so heißt diese bunte Katze mit den vielen Farben, hat mich glatt abgelenkt. Socke, was für ein lustiger Name. Paßt aber, wenn man die weißen Pfoten sieht. Der Rest der Katze ist bunt. Glückskatze, sagen die hier dazu.

      Und weiter geht´s. Da sind Freigehege im Garten, da tummeln sich Kaninchen und Meerschweinchen. Ja, Sie sind sicher verblüfft, wie ich mich da mit den Tieren auskenne! Ich finde es toll, dass die hier Tiere haben, die ich schon kenne. Ach, da ist ja auch Einstein, der bewacht die Kleintiere. Kalli, der Mann von Frauchen, mein neues Herrchen also, der säubert gerade die Gehege und Einstein paßt auf, daß die Nager nicht abhauen. Toll!

      Würde ich auch gerne machen, wenn ich groß bin. Aber ich finde es im Moment noch lustiger und spannender, mal außen um die Gehege zu wetzen und zu versuchen, diese kleinen Vierbeiner zu fangen. Ups, da habe ich aber nicht mit Frauchen gerechnet. Ganz schnell, kaum, daß ich in action bin, kommt ein scharfes „NEIN“ und ich bin ganz erschrocken. „Nein“, das kenne ich schon von früher, da hat mich mein Ex-Frauchen schon das eine oder andere Mal von Sachen abgehalten, die ich toll fand. Aber sie offenbar nicht. Und dies hier muß wieder so ein Moment sein. Bei „Nein“ muß man total auf der Hut sein.

      Ich bin schon ganz schön kaputt von der Lauferei im Garten. Aber sehr schön ist es hier, keine Frage. Viel Platz zum Toben, viel zu entdecken. Ganz wie ich es mag.

      Nun höre ich ein bekanntes Geräusch: Klappern von Metall. Es gibt Futter.

      Carmen, also, mein neues Frauchen, füllt mein Fressen in einen Napf. Jetzt erst merke ich, was ich für einen Kohldampf habe. Und ulkig, genau dasselbe Futter, was ich auch bei meiner Ziehmutti bekommen habe. Ruckizucki ist mein Napf leer. Ich sehe, daß Candy und Einstein auch was zu essen in ihren Näpfen haben. Ob ich mal schaue, ob die mir was übriggelassen haben? Ich gehe mal rüber, aber Candy ist bereits am Auslecken ihrer Schüssel. Keine Chance. Und der Große, der Einstein? Der hat mir bestimmt was übriggelassen, ganz Gentleman, oder? Ich will mich gerade über seinen Napf beugen, da knurrt es schon verdächtig und ich hebe vorsichtig meinen Kopf und da steht Einstein und zeigt mir seine Zähne. Oh, oh, ich glaube, ich mache, daß ich Land gewinne. Schnell mal quietschen, das hilft, war jedenfalls früher ab und an mal der Fall. Ich verziehe mich erst mal in mein Eckchen.

      Ach, Rettung naht: Frauchen ist da! Sie bringt mich wieder in den Garten. Geschäftchen machen. Klappt prima. „Ja, ja, halt dich schön fern, wenn der Einstein frißt!“, sagt Frauchen. „Der ist da etwas eigen“. Hab ich gemerkt, danke für den Tip, ich werde es mir merken. Man hat es schon schwer als Welpe, aber ich schaffe das. Nun ist der Abend gekommen und ich bin hundemüde. Ha, das passt. Hundemüde!!! Nun aber ab ins Körbchen. Das war ein langer Tag.

      In der Nacht träume ich, wie ich ein Kaninchen jage. Ich renne und renne und renne, aber ich kriege das Vieh nicht. Meine Beine rennen im Traum mit. Ich fiepse, aber das alles nutzt nichts, ich kann das Kaninchen nicht kriegen….

      Ein neuer Tag. Mann, ich habe gut geschlafen. Mein Körbchen steht neben Frauchens Bett und immer wenn ich etwas unruhig wurde, war Frauchens Hand da, hat mich gestreichelt und ich habe mich wieder beruhigt. Gleich nach dem Aufstehen hat mich Frauchen wieder in den Garten gebracht, so langsam wird mir klar, daß ich immer dort draußen mein Geschäft verrichten soll. Kapier ich. Ist gar nicht so schwer.

      Nach dem Frühstück klingelt es an der Tür. Ob es der Postmann ist, der mir Leckrechen mitbringt? Nein, eine Nachbarin von uns ist da und will mich unbedingt mal sehen. Natürlich ist eine große Runde Knuddeln mit ihr angesagt. Macht Spaß, die ist auch nett, und sie hat mir auch was mitgebracht: eine Gummi-Quietsche-Ente. Lustig, das Ding macht tolle Geräusche, wenn ich da drauf rumkaue. Danke schön! Ich bin gerade so vertieft am Spielen, da kommt die Candy und hat nichts besseres zu tun, als mir MEIN neues Spielzeug wegzunehmen. He, was soll das???!!! Da läuft sie weg mit meiner Ente!

      Gemeinheit. Frauchen hat das mitbekommen und nun hat Candy Pech gehabt: sie bekommt ihre Beute wieder abgenommen und ich habe die Ente wieder.

      Hihihihi. Nach einiger Zeit werde ich wieder müde. Viel spielen macht mich müde. Ich schlafe mit dem Kopf auf meinem Entchen ein. Nach einer ganzen Weile werde