Carmen Benecke

EMERELLE


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halbem Weg ab, und schleppt mich raus in den Garten. Mensch, ich wollte doch selber gehen! Na,vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, und ich kann beweisen, wie erwachsen ich schon bin, daß ich allein zum Austreten gehen kann. Draußen werde ich etwas abgelenkt, will lieber mit dem Vögelchen spielen, was da plötzlich vor mir sitzt. Ich rase hin und weg ist es. Wollte wohl meine Gesellschaft nicht.

      Ist aber auch spannend da draußen. Ist die Welt groß!!! Für mich erschien schon meine Wurfkiste riesig, aber hier der Garten, das muß die große weite Welt sein.

      Das Telefon klingelt, Frauchen rennt schnell ins Haus und laeßt mich allein im Garten. Toll, kann ich mal ein wenig rumlaufen und mich umsehen. Abhauen kann man hier ja nicht, ist alles eingezäunt. Aber mir steht auch nicht der Sinn nach Flucht, es gefällt mir hier. Also, ich gehe mal stöbern. Was ist denn das?

      Da steht ein Berg im Garten. Merkwürdig riechende Büsche, manche Düfte mag ich. Und die tollen lustigen bunten Figuren und die Holzstöcke. Was das wohl ist? Eine „Hundeburg“? Ich fange an, ein wenig zu buddeln. Lockere Erde, die meinen Pfötchen beim Graben nicht wehtut. Ich mache beherzt weiter. Ob es da unten in der Erde was Schönes zu finden gibt? Ich bin mitten im Wühlen, hoch konzentriert, da packt mich doch was am Nackenfell und sagt dieses Unwort des Hundejahres: „NEIN! Emerelle, nein!“

      Oh, weia, das war wohl nicht im Sinne von Frauchen.

      „Emerelle, Du kannst doch nicht im Kräuterbeet wühlen.“ Ach, das sind Kräuter, wußte ICH doch nicht. Das mit dem „Nein“ habe ich ja verstanden und Frauchen ist irgendwie gar nicht wütend, die versucht sogar, ein Lachen zu verkneifen, denn meinen Kopf zieren einige Blüten. Lavendel! Riecht toll. Nun ruft Frauchen rasch nach Herrchen Kalli, der soll mit der Kamera kommen. Oh, Fototermin. Das macht auch Spaß. Herrchen kommt und macht ein schönes Bild von mir mit den Lavendelblüten auf meinem Kopf. Oben hui, unten pfui. Denn oben am Kopf sehe ich aus wie eine Prinzessin, aber schauen Sie bitte nicht meine Pfoten an!!! Erdverkrustet. Paßt nicht zusammen. Aber irgendwie scheint es meine Familie zu amüsieren.

      Jetzt geht es aber erst mal ins Haus. Glück gehabt, keinen Ärger bekommen, und eines muß ich gestehen: war total lustig in diesem Kräuterbeet, aber ich denke, ich halte mich da erst mal von fern. Müde bin ich wieder. Kommt bestimmt vom Buddeln. Würde ja so gerne schlafen, stapfe auf mein Körbchen zu, aber halt, Frauchen fängt mich mit einem Handtuch ab: erst muß ich mal die Pfoten gereinigt bekommen. O.K., das lasse ich geduldig machen, ich möchte jetzt niemanden verärgern. Nach dieser Prozedur falle ich erst mal in einen tiefen Schlaf.

      Raten Sie mal, von was ich geträumt habe? Richtig! Ich habe sogar noch im Traum weitergegraben…..

      Hallo, da bin ich wieder. Oh, weia, ich kann nicht mehr so gut aufstehen. Bin ich krank? Mir tut alles weh. Hilfe, ich plumpse wieder in mein Körbchen. Ich komme mir vor, als gehören meine Beine nicht zu mir. „Emerelle scheint Muskelkater zu haben“, sagt Frauchen. Was, noch ´ne Katze???!! Reicht denn die Socke nicht?? Aber Muskelkater ist kein Tier, so lerne ich, sondern ein echt gemeiner Schmerz in meinen Beinen. Muß mit meiner Graberei zusammenhängen.

      Candy und Einstein springen schon im Garten rum und zerren zusammen an einem dicken Tau. Ich will mal nachsehen, ob ich da helfen kann. Wenn Candy und ich mit gemeinsamer Frauenpower gegen Einstein antreten, könnten wir es schaffen. So schnell es meine geschundenen Knochen zulassen, wetze ich zum Ort des Geschehens und will Candy helfen. Ich habe die Lage unterschätzt. Ein leichter Ruck kommt von Einstein und ich – ein Leichtgewicht gegen ihn – purzel durch die Gegend. Aber weicher Rasen fängt mich auf. Kein Problem. Neuer Versuch. Ran an das Tau! Ich zupfe, Einstein zieht und wieder liege ich im Gras. Aber ich denke, meine Schwäche heute liegt an meinem Muskelkater.

      Morgen, wenn ich wieder topfit bin, werde ich mich revanchieren. Einstein, zieh dich warm an! Ich fordere dich heraus!

      Tatsächlich ist am nächsten Tag mein Kater verschwunden, der Kater in den Muskeln. Ich fühle mich gut. Nach dem Frühstück muß ich erst mal etwas ruhen, aber ich bin gewappnet für den Tauziehwettbewerb. Im Garten finde ich das Tau und schleppe es durch die Gegend, Candy ist auch schon da. Sie und ich an einem Ende, Einstein am anderen. Heute muß es klappen, wir Mädels müssen siegen. Hin und her geht es, Einstein zieht, wir ziehen, was das Zeugs hält und nein, ich….ich …..finde mich wieder im Gras liegend. Bestimmt habe ich nicht richtig festgehalten. Neuer Versuch. Zerren hier, zerren da. Ich beende den Satz nicht. Ich sage nur: ich liege weich.

      Jetzt habe ich keine Lust mehr. Ich hole mir mein Quietsche-Entchen, lege mich unter den Baum in den Schatten und sehe Candy und Einstein zu, wie sie mit dem Tau spielen. Ich glaube, ich muß noch wachsen, um da mithalten zu können. Hoffentlich werde ich ganz schnell groß.

      Heute ist ein schöner Maitag. Frauchen redet schon den halben Vormittag, daß ich heute bestimmt einen lustigen Tag haben werde. Sicher, solange ich nicht mit Candy und Einstein am Tauziehen bin….

      Später am Nachmittag trägt Frauchen mich ins Auto, hinten im Kofferraum ist eine große Transportbox, da darf ich immer liegen, wenn es mit dem Wagen wo hin geht. Wir fahren also gemütlich durch die Gegend. Wohin wohl? Nach einer recht kurzen Fahrt halten wir an und ich werde aus dem Auto geholt.

      Ich schaue links, ich schaue rechts, da sehe ich lauter Hunde, kleine, große, aber alle sind sehr jung. „Willkommen zur Welpenspielstunde“, sagt ein großer Mann. SPIELEN! Jawoll, ganz nach meinem Geschmack. Das hört sich gut an.

      Wir alle gehen mit auf den Hundespielplatz. Da hüpft alles an Rassen und Mischlingen durch die Gegend. Ein junger blonder Labrador in meinem Alter gefällt mir besonders gut. Mit dem spiele ich gleich mal eine Runde fangen.

      Sky heisst der Bursche.

      Was es hier alles zu entdecken gibt! Eine riesige blaue Plastikkiste, gefüllt mit lauter bunten Plastikbällen in sämtlichen Farben. Sky hat wie ich diese Spielkiste entdeckt und wir beide hopsen gemeinsam rein in das Vergnügen. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie die blauen, roten, gelben und grünen Plastikkugeln in alle Richtungen geflogen sind. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich wieder auftauche. Unser Spiel lockt noch einige Hundejungs und Hundemädchen an. Eine kleine Berner Sennenhündin namens Hummel (der Name paßt, denn die Hündin sieht tatsächlich aus wie eine dicke Hummel, hihi) springt wie ein Flummi in diese Kunststoffwanne und macht einen Purzelbaum. Mann, macht das Spaß! Wir sind so sehr vertieft, daß wir gar nicht merken, daß einige Meter neben uns ein Mords Gedrängel stattfindet an einer Art Tunnel. Sky, Hummel und ich bahnen uns den Weg aus der blauen Kiste und rasen, so schnell wir können, bellend zum Ort des Geschehens. An diesem Tunnel gibt es einen Eingang und einen Ausgang. Das finde ich wieder total lustig. Ich lunse mal vorsichtig in diese lange Röhre rein und setze einen Schritt vor den anderen. Ist ja gar nicht so gruselig, also laufe ich weiter. Aber allzu weit komme ich nicht, denn plötzlich ist der Weg in dem engen Tunnel versperrt, weil ein dicker schwarzer Neufundländerwelpe nicht weitergeht. Der hat Angst und bleibt einfach mitten hier stehen! Ich komme nicht weiter, und in dem Moment kracht auch noch die Hummel auf mich drauf, die mit einem Affenzahn in den Tunnel gerast kommt. Autsch! Ich kann mir ein kleines Jaulen aber nun echt nicht verkneifen.

      Vorne geht nichts mehr weiter, hinter uns staut es sich. Doofer Tunnel. Aber nun kommt endlich jemand, der hier mal für Ordnung sorgt. Das Frauchen von dem dicken Bremsklotz (ich erfahre, dass der Neufundländer Paul heißt) fischt ihn mit einer Engelsgeduld aus der Röhre heraus und tröstet den Angsthasen erst mal. Endlich, so kommen wir anderen ein Stück weiter. Aber leider ist schon wieder Schluß mit lustig: der große Mann, der uns vorhin begrüßt hat, bittet alle Herrchen und Frauchen mit ihren Hundekindern, sich bei ihm zu versammeln. Schade, war doch gerade so witzig hier. Na gut, ich tue erst mal so, als habe ich überhaupt nichts gehört und bleibe still im Tunnel hocken. Alles soweit still. Nichts. Da, da höre ich meinen Namen: „Emerelle, hierher, wo bist du?“

      Pssssssssssst, ich bin ruhig, verstecken spielen ist auch lustig. Oh weia, nun wird es lauter: „Emerelle, hi-i-i-i-i-i-er!“

      Frauchen ruft, und das ziemlich energisch, ich glaube, ich sollte besser gehen. In dem Moment schaut Frauchen in den Tunnel rein und entdeckt mich. Sie lacht. Puh, sie ist nicht böse.

      Nun