Sibylle Koops

Hilfestellung für Krisenzeiten: Transformationsprozesse meistern, Befreiungskräfte nutzen


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Von daher ist eine Atmosphäre von „locker-flockig“ in solchen Phasen nicht zu erwarten. Ist der Einzelne oder eine kollektive Gruppe dazu bereit und in der Lage, hart und diszipliniert zu arbeiten und lässt sich auch von Widerständen nicht entmutigen, wird eine verlässliche Basis für die Zukunft entstehen, auf der man stabil aufbauen kann. Diese wird auch extremen Belastungen standhalten.

      So würde der personifizierte Saturn als Gast unserer Party nicht durch besondere Lässigkeit und sprühenden Charme auffallen. Doch kann er im Gespräch fundierte Wortbeiträge liefern, dem Gegenüber ernsthaft zuhören und wird mit genügend Zeit nach einer anfänglichen Distanziertheit zu einem treuen Freund werden, der auch in problematischen Zeiten zu einem hält.

      Als "Hüter der Schwelle" beschützt er einerseits unsere Grenzen, neigt aber dadurch dazu, Schutzmechanismen übertrieben hochzufahren. Vor lauter Bewahrungsdrang versucht er dann, auch an dem Festzuhalten, was schon lange überlebt ist. Andererseits ist er eigentlich ebenso dafür zuständig, Veraltetes „über den Jordan zu schicken“, das heißt, es sterben zu lassen. Ist die Angst davor zu groß, wird diese Kraft in uns vom lebensfördernden „Tod-Bringer“ veralteter Formen zum „Tod-Gegner“.

      Saturnkräfte rufen existentielle Ängste hervor. Wir ziehen uns zusammen, wollen zwar Neues, aber möglichst ohne Verlust von Vertrautem, Liebgewonnenen, ob es nun um ein Haus, ein Geschäft, um Menschen oder Überzeugungen geht. Der Saturn in Skorpion zeigt, dass es jetzt dabei gleichzeitig um die Überprüfung tiefer innerer Wahrheiten geht. Steht das in Frage, was wir als wahr empfinden, ist es besonders verunsichernd. Auf was soll man dann noch vertrauen?

      Ein solches Erleben kann durchaus einem Gefühl von Weltuntergang entsprechen. Die erlebte Dramatik ist für Menschen mit anderen Lebensthemen und Überzeugungen dann kaum nachzuvollziehen. Doch wird alles Abwiegeln und „vernünftige“ Argumentieren den Druck nur erhöhen. Der innere Sinnzusammenhang ist gefährdet und das ist existentiell bedrohlich. Die Grenze zwischen Sinn und Wahnsinn kann sich plötzlich hauchdünn anfühlen. Es ist wichtig, jeden in einer solchen Verfassung ernst zu nehmen, auch und gerade, wenn es dabei um eine sonst sehr gefasste, verstandesgesteuerte Person handelt.

      Wichtig zu wissen ist, dass es in den hier beschriebenen Zusammenhängen nicht darum geht, in altvertrautes Krisenmanagement zurückzukehren. Auch die mitbetroffenen Verwandten, Freunde und professionellen Begleiter müssen hier lernen, Zeiten von Ratlosigkeit und Hilflosigkeit auszuhalten. Dasein und Dabeibleiben sind wichtiger als schnelle Lösungen und Patentrezepte. Stabilisierung im „Zwischenraum“ und Zeit zur Neufindung sind ein kostbares Gut in unserer modernen Gesellschaft. Einem Krisengebeutelten dieses zu geben, ist für den Moment meist genug.

      Da ich mich in den letzten Abschnitten auf die Rolle von Saturn konzentriert habe, möchte ich darauf hinweisen, dass Saturn nicht nur im gesellschaftlichen Leben für tragende Strukturen und den Schutz der Landesgrenzen steht. Er tut es auch in allen menschlichen Bereichen von Körper, Seele und Geist.

      Speziell auf das Geistige bezogen, schützen uns die Saturnfunktionen vor Überflutung durch Außenreize und vor Ich-Verlust. So will diese Konstellation von Saturn in Skorpion letztlich eine Zurückbesinnung auf die tief in jedem verborgene Wahrheit, auf die eigene Sinnhaftigkeit erreichen, die den Menschen ganz er selbst sein lassen. Nur das, was uns davon abgebracht hat, uns überlagern und durchdringen konnte, ohne dass es wirklich zu uns gehörte, soll in uns sterben. Es muss sterben, damit wir das sein können, was unsere Einmaligkeit ausmacht. Das ist unser persönliches Geschenk an das Leben und an uns selbst.

      Dazu ein Gedicht, das mir in diesem Zusammenhang eingegeben wurde:

      Gedicht „Weltenende“

      Immer wieder kommt die Zeit,

      wo eine Welt zu Ende geht.

      Die Menschen fühlen es als Sterben,

      Ängste wallen durch den Raum.

      Doch nur selten meint ein Weltenende,

      dass sterben muss ein Himmelskörper,

      verglühend untergehen in Weiten des Alls.

      So tröste dich und unterscheide.

      Weltenende naht sich dann,

      wenn Lebens Formen überdauert,

      wenn Leben nicht lebendig bleibt.

      Dann stirbt die Form, die Welt bedeutet.

      Wende in dem Weltenende

      deine Sicht der Welt, vom Leben.

      Neue Horizonte sichtbar werden,

      wenn den Tod du walten lässt.

       Das 3. Warum folgt in Kapitel 2.

      

      

      KAPITEL 2 Pluto, Gott der Unterwelt und Schattenmann

      In Kapitel 1 erläuterte ich zwei der „Warums“ in Bezug auf die Teilnahme zweier Gothik-Freaks auf einer Party. Saturn „Sensenmann“ habe ich nun näher vorgestellt. Jetzt möchte ich Euch den „Schattenmann“ näher vorstellen, den personifizierten Pluto im persönlichen Kontakt. Das im vorigen Kapitel aufgetauchte dritte Fragezeichen fragt nach seiner Rolle als Partygast und warum eben das schwierig sein kann.

      3. Warum ? Als Gott der Unterwelt und Herrscher des Totenreichs arbeitet Pluto gewissermaßen Hand in Hand mit Saturn, wobei er noch größere Macht besitzt als dieser. Da Plutos Kräfte alles Verborgene aufdecken, alle Masken schönen Scheins herunterreißen wollen, weil er sich der absoluten Wahrheit verpflichtet fühlt, ist er im Partysinne mit dieser Art nur bedingt „gesellschaftsfähig“.

      Pluto als Partygast

      Er wird sich als Gast erst einmal sehr zurückhalten, dabei aber aufmerksam und mit eindringlichem Blick alles beobachten. Was sind die Anwesenden für Persönlichkeiten? Was zeigen sie von sich? Noch wichtiger, was zeigen sie nicht? Welche Beziehungsdynamik läuft unter der Oberfläche? Welche Themen werden gemieden, gibt es Tabus?

      Je nachdem, was er antrifft, wird er noch schweigsamer, lässt aber alle spüren, dass er sie durchschaut oder er wird treffsicher mit wenigen Worten das ansprechen, was alle vermeiden wollten. In beiden Fällen ist es mit der Behaglichkeit vorbei. Sollte es einen nächsten Versuch geben, die Lage durch Überspielen zu retten, wird er mit ziemlicher Sicherheit noch konfrontierender, was auch mal zu einem Knaller mit dramatischem Abgang führen kann. Fühlt er sich doch im Namen einer übergeordneten gesellschaftlichen Ehrlichkeit verpflichtet, die unangenehme Aufgabe zu übernehmen, offen für Wahrhaftigkeit einzutreten. Er fühlt sich dann zu Unrecht als „Stimmungskiller“ und „Störenfried“ abgestempelt, denn er weiß, dass es auch ganz anders geht:

      Sind alle Anwesenden von Grund auf aufrichtig, stehen sie zu ihren Fehlern und Schattenseiten und sind auch noch konfliktfähig, fühlt sich Pluto willkommen. Dazu müssen diese nicht mal an diesem Abend thematisiert werden. Er spürt die Bereitschaft, die offenere Präsenz. Befreit von der Rolle des „Aufdeckers“, kann er sich öffnen und zeigt sich in seiner großen Toleranz und seinem tiefen Verständnis für alles Menschliche. Er kann auch über Schwieriges lachen und gewinnt allem etwas Gutes ab. Er ist Meister im Aufspüren von „Perlen“ und „Schätzen“, die sich im Schlamm menschlichen Unrats verstecken - und er weiß sie zu heben. Er kann mit einer Intensität präsent sein, die jeder Feier, jedem Freundestreffen eine befriedigende Note gibt, denn oberflächlich ist er nie.

      Wahrhaftigkeit im persönlichen und im gesellschaftlichen Leben

      Wohlbemerkt!