Oliver Speier

Lykanta


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Seite und spuckte Zahnsplitter und Blut aus. Panisch wollte ich mich aufrichten, doch meine Wohnung schien in einen Tunnel gezogen zu werden und mir wurde schwarz vor Augen. Ich schüttelte den Kopf um meine Sicht zu klären, schemenhaft sah ich eine Gestalt auf mich zukommen. Hektisch drehte ich mich auf den Bauch und versuchte auf allen Vieren davon zu kriechen. Ich spürte wie er mir langsam folgte und als er sprach wurde es zur Gewissheit. " Ist das alles was du drauf hast, du Flittchen? Sogar ein Welpe könnte dich zum Frühstück verspeisen." Dem Satz folgte ein Tritt in meine Seite, welcher mich erneut durch die Luft schleuderte. Irgend etwas knirschte in meinem Brustkorb als ich vor meinem Wohnzimmertisch aufschlug. Brutaler Schmerz durchzuckte mich und raubte mir jegliche Energie. Erneut verdunkelte sein Schatten mein Sichtfeld und ich zuckte heulend zurück, als er sich zu mir herunterbeugte. Der muffige Geruch hing jetzt schwer in der Luft und mir wurde bewusst, dass ich vorhin den Werwolf an ihm gerochen hatte.

      Auflachend meinte er. " Rauwolf und die anderen wollten mir nicht glauben, als ich sagte du würdest an den Tatort zurück kommen um dein Handy zu suchen. " Während er sprach hatte er die Pranke in den Halsausschnitt meiner Bluse geschoben, ohne Vorwarnung riss er daran und zerfetzte sie mir samt BH bis runter zum Bauch, wodurch ich unvermittelt halbnackt vor ihm lag. Auf dem Weg nach unten hatten seine Klauen blutige Striemen auf meiner Haut hinterlassen die höllisch brannten. Er beugte sich etwas zu mir. " Weißt du was? Ich hab noch nie eine Vampirin gefickt, wäre doch schade diese Chance verstreichen zu lassen, ehe ich dich kille. " Als ich die Worte hörte, spürte ich förmlich, wie mein Körper Adrenalin ausschüttete. Meine Sicht klärte sich schlagartig und ich sah den Kerl über mir knien. Er war halb verwandelt und erinnerte im Aussehen an Wolferin aus X-Men, nur um einiges behaarter und hässlicher, da sein Kopf schon halb transformiert war und langsam eine Schnauze bildete. Seine Klauenhände fummelten am Knopf seiner Hose und machte mir klar, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. Panisch begann ich um mich zu schlagen und versuchte mich aufzubäumen. Er unterband meinen Versuch, indem er mir sein Knie auf den Brustkorb pflanzte und mich dadurch am Boden festnagelte.

      Die Luft entwich schmerzhaft aus meiner Lunge und ich war fast versucht aufzugeben, aber aufgeben bedeutete vergewaltigt und umgebracht zu werden. Mit einer letzten Kraftanstrengung rammte ich ihm mein Knie von hinten in den Rücken. Es reichte zwar nicht um ihn umzuwerfen, jedoch rutschte sein Knie von meinem Brustkorb, was mir erneut üble Schmerzen verursachte. Er riss seine Hände nach vorne um nicht aufs Gesicht zu fallen. Dabei begrub er mich unter sich. Sein Schritt wurde in mein Gesicht gedrückt. Meine Arme waren durch seine Beine eingeklemmt und so nutzte ich die einzige Waffe, die mir geblieben war. Ich öffnete meinen Mund und biss mit aller Kraft zu. Augenblicklich wurde ich durch seinen schrillen Schrei belohnt, der absolut nichts Männliches an sich hatte. Er warf sich nach hinten und ich hatte das Gefühl sämtliche Zähne würden mir aus dem Mund gerissen. Schmerzverkrümmt wälzte er sich jammernd auf dem Boden und umklammerte mit beiden Händen seine Genitalien. Kraftlos robbte ich etwas von ihm weg, schaffte es jedoch nicht auf die Beine zu kommen. Als er es nach einigen Versuchen endlich schaffte sich aufzurichten, hatte sich zwischen seinen Beinen ein großer Blutfleck gebildet. Hysterisch schrie er mich an. " Du scheiß Fotze, dich schlachte ich ab! " Seine Wandlung ging jetzt rasend schnell voran und er stürzte mit erhobenen Klauen auf mich zu. Er hatte mich fast erreicht und wollte mir wohl an die Kehle gehen. In meiner Not trat ich mit den Füßen nach ihm. Dabei erwischte ich ihn mit einem meiner Stilettos im Auge und der Absatz drang mit einem matschigen Geräusch in seinen Kopf ein. Weißer Schleim und eine Blutfontäne spritzten mir über Gesicht und Oberkörper. Im Vergleich zu seinem Brüllen, das er nun von sich gab, war sein vorheriger Schrei ein Witz gewesen. Als er nach hinten taumelte, löste sich der Absatz mit einem schmatzenden Glucksen aus seiner Augenhöhle, erneut spritzte Blut heraus und seine Hände fuhren nach oben. Dabei taumelte er schwankend mehrere Schritte zurück, stolperte über den abgestellten Mülleimer und krachte mit dem kompletten Oberkörper in dasAquarium. Mit einem lauten Krachen zersplitterte das Glas und ein riesiger Wasserschwall ergoss sich in mein Wohnzimmer. Sein Brüllen ging in ein hässliches Gurgeln über und er rutschte auf den Boden, wo er auf dem Bauch liegen blieb. Im Bestreben, Abstand von ihm zu gewinnen, krabbelte ich hektisch weiter nach hinten, bis ich mit dem Rücken an die Reste meines Wohnzimmerschrankes anstieß. Dabei löste sich einer der Schubladen und knallte neben mir auf den Boden. Das teure Silberbesteck, welches mir meine Mutter beim Einzug in die Wohnung geschenkt hatte, verteilte sich scheppernd rings um mich.

      Erschrocken blickte ich zu dem Kerl, in der Erwartung er würde sich gleich erneut auf mich stürzen. Er lag jedoch zuckend in einer schnell größer werdenden Blutlache, die sich durch das ganze Wasser rasend schnell in meiner Wohnung ausbreitete.

      Schwer atmend richtete ich mich auf. Der Scheißkerl hatte mich umbringen wollen und so wie ich mich momentan fühlte, wäre ihm das auch beinahe gelungen. Wut stieg in mir empor, ich schnappte mir einige Teile des Silberbestecks und kroch durch das Wasser auf ihn zu. Mit aller Wucht, die ich aufbringen konnte, rammte ich ihm eine Gabel in den Rücken. Er zeigte keine Reaktion, aber ich ging auf Nummer sicher. Nach weiteren zwei Gabeln und vier Messern, welche erschreckend schwer in ihn eingedrungen waren, kippte ich zitternd und weinend zur Seite. Mein Brustkorb schmerzte höllisch und mein Kopf fühlte sich an, als wollte er mir gleich vom Hals fallen. Als ich mir mit dem Handrücken über den Mund wischte, zog ich auf ihm eine Blutspur, die es fast mit der von dem Kerl aufnehmen konnte.

      Ich schaute mich hilflos um und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mein Wohnzimmer war ein einziges Trümmerfeld und ich lag neben einer Leiche. Angeekelt zuckte ich zurück und kam unter Schmerzen auf die Beine. Fassungslos blickte ich auf den Körper vor mir. Ich hatte soeben einen Mann, ähh nein Werwolf, umgebracht.

      Scheiße, Scheiße, Scheiße, das war wie in einem schlechten Film, nur wurde dort nie erklärt, wie die Leichen entsorgt wurden wenn die Handlung weiterging. Der Kampf hatte einen wahnsinns Lärm gemacht und ich wunderte mich, das noch kein Nachbar vor meiner Tür stand, um sich deswegen zu beschweren. Kaum war mir der Gedanke durchs Hirn geschossen, schon klingelte es. Ich stand wie erstarrt und ging in Gedanken alle Möglichkeiten durch.

      So wie ich momentan aussah konnte ich unmöglich die Türe öffnen. Schlimmer noch, da draußen konnte die Verstärkung von dem Typen stehen, was mir einen erneuten Adrenalin-Kick bescherte. Hektisch blickte ich mich nach einer Waffe um, ich taumelte zu dem heruntergefallenen Besteck und hob eins der Silbermesser auf, als ich mir meine Waffe jedoch anschaute hatte ich plötzlich starke Bedenken, was ihre Wirksamkeit betraf. Es klingelte erneut und ich wurde immer nervöser. Mein Blick streifte durch die Wohnung, dabei erblickte ich etwas besseres. Auf meiner Anrichte stand ein Küchenblock mit einem Messer-Set, ich rannte darauf zu und verursachte dabei laute patschende Geräusche, doch als ich das große Messer aus dem Block zog, fühlte ich mich gleich um einiges sicherer.

      Abwartend stand ich mit den Messern da und staunte selber über mein Verhalten. Bis vor kurzem hatte ich schon Panik bei Nasenbluten, konnte bei spannenden Filmen kaum hinschauen und wenn, dann mit zugehaltenen Ohren. Jetzt hingegen stand ich hier, hatte einen Menschen umgebracht und machte mir Gedanken darüber, wie ich einen weiteren potentiellen Gegner mit den Messern besser töten konnte. An meiner Tür wurde kurz gerüttelt und ich erwischte mich dabei, wie ich meine Fänge bleckte. Schnell schloss ich meinen Mund, das war jetzt fast so klischeehaft, wie in einem dieser Tarantino Filme.

      Ich konnte mich bei denen einfach nicht entscheiden, ob ich die mochte oder nicht. Auf der einen Seite waren sie lustig, doch leider blieb einen das Lachen oft im Hals stecken, wenn Szenen ins brutale rutschten. Was mich dabei am meisten nervte, es geschah immer so unerwartet und schnell, dass ich oft keine Zeit hatte, meine Hände an die Ohren zu bekommen.

      Momentan konnte ich mir die Ohren leider auch nicht zuhalten und einfach abwarten bis die Szene vorbei war, ich konnte nicht mal über den Balkon abhauen, da ich keinen hatte.

      Erneut klingelte es und ich umkrampfte die Messer fester. Nervös blickte ich zu dem Toten. In Filmen hatten Leichen ja die Angewohnheit im unpassendsten Moment wieder zum Leben zu erwachen, doch dieser hier lag noch immer an Ort und Stelle.

      Ob ich ihm zur Vorsicht den Kopf abschneiden sollte? Ein Schütteln durchfuhr mich, das würde ich bei aller neuer Coolness wohl nicht über mich bringen.

      Auf dem Gang wurde mein Namen gerufen und