Leonie Reuter

Lasko denkt -gestern, heute, morgen


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es bereits, dass ich wegen dieser Fliege auf meiner Pfote nicht schlafen kann und mich in die Beobachtungsposition begeben muss. Das Auge nur halb geschlossen und bei Bedarf zu schnappen. Hunde müssen gar nicht Multitasker sei. Es reicht schon, dass wir tolle Jäger sind. Verdammt, wieder daneben geschnappt.

      Morgen soll nun endlich unser Besuch kommen. Vielleicht bringt der ja neue Knochen aus Deutschland mit. Und außerdem werde ich Leonie überreden, mit dem Besuch bei unserem Lieblingsspanier essen zu gehen. Der hat immer ein paar Lammknochen für mich über. Und ich bin mir absolut sicher, dass unser Besuch unseren Lieblingsspanier auch mögen wird. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Schlafen, fressen, wandern und chillen – ich kann Euch sagen, ich habe hier ein wunderbares Hundeleben auf der Insel. Und die Hundeverbotsschilder werde ich einfach weiter ignorieren.

       Wochenende und Sonnenschein

      Gestern hat Leonie unseren Vermieter befragt, was es denn nun mit den Hundeverbotsschildern hier in dem Haus auf sich hätte. Ängstlich fragte sie: „Müssen wir nun ausziehen?“ Wie gesagt, ich habe nichts gegen Wellnesstage auf dem Sofa, aber ab und zu muss ich schon mal raus, um gewisse Dinge zu erledigen. Wisst Ihr was unser Vermieter zu Leonie gesagt hat? Er hat gesagt, dass sie das mit den Schildern man nicht so eng nehmen sollte. Es gäbe so viele Hunde im Haus. Die könnten ja nicht alle für immer in den Wohnungen eingesperrt bleiben. Außerdem sei er sich sicher, dass mit dem Schild nur Katzen gemeint sein könnten.

      Katzen? Ja, es gibt hier auch irgendwo im Wohnblock eine kleine schwarze Katze. Neulich hörte ich die keifende Frau aus Nummer 18 zu ihrem Mann sagen: „Wir müssen unbedingt den Eigentümer dieses Katzenviehs finden. Die Katze muss weg“. Hundert Schilder für eine Katze? Irgendwie kommt mir das spanisch vor. Da muss ich erst einmal eine Runde drüber nachdenken.

      Heute scheint die Sonne. Es ist Wochenende und ich ruhe auf meinem Sofa. Aber nicht mehr lange, denn Leonie hat Wohnungsbesichtigungstermine vereinbart. Sie hat sich wohl doch entschlossen, hier aus dem Haus auszuziehen. Nicht wegen der Hundeverbotsschilder wie sie sagt. Auch nicht wegen Nummer 18. „So viel Ehre haben die gar nicht verdient“, brummelt sie. Aber unser Vermieter hat kein Geld. Leonie sagt, dass er zukünftig überhaupt keine Rechnungen bezahlen wird.

      So müssen wir damit rechnen, wenn wir hier wohnen bleiben, dass wir keine Elektrizität und keine Wasser haben werden. Und trotz Mietzahlung ohne Wasser in der Wohnung zu sein, das möchte Leonie nicht mehr. Und das kann ich verstehen. Ich möchte nämlich eine gut gelaunte Leonie haben, die nicht ihre Zeit mit Wasser schleppen verbringen muss, sondern mit mir wandern gehen kann.

      Und so werden wir hier hoffentlich bald ausziehen. Und ich werde bald neue Wohnbereiche erschnüffeln dürfen. Allerdings nur, wenn der Vermieter mich in die Wohnung herein lässt. Doch Leonie meint, dass sie bereits mit einem Vermieter gesprochen hätte und der hätte nichts gegen Hunde. Na, da bin ich ja schon richtig gespannt. Ob es dort wohl ein neues rotes Sofa gibt? Nicht, dass die mich noch in einen spanischen Hundeverschlag abschieben. Aber das würde Leonie nicht zulassen. Da bin ich ganz sicher. Leonie hat mir versprochen, mir für den Fall, dass es in der neuen Wohnung kein rotes Sofa geben sollte, eine rote Decke zu kaufen. Darauf freu ich mich jetzt schon – neu und ganz bestimmt kuschelweich.

      Morgen werde ich mit meinen Hundekumpels Kontakt aufnehmen und überlegen, wie wir in einer konzertierten Aktion die Verbotsschilder für Hunde oder Katzen von den Türen und Wänden kratzen können. Auch wenn Leonie und ich ausziehen werden. Die vielen anderen Hunde, die hier wohnen, müssen doch auch weiter täglich Gassi gehen. Ich bin gespannt, was Familie Mordland zu meinen Plänen sagen wird.

      Eine neue Hundehütte

       Wohnungssuche

      Gestern sind wir den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen. Nicht, dass Ihr denkt, dass wir Zeit zum Wandern hatten. Nein, wir müssen nun wirklich dringend und ganz schnell eine neue Wohnung finden. In der alten Wohnung sind wir täglich von weiteren Wasser- und Elektrizitätsabstellungen bedroht. Jedenfalls sagt Leonie das. Und die muss es wissen, denn die hat in letzter Zeit viel mit der Hausverwaltung und unserem Vermieter telefoniert.

      Sicher kann unser Vermieter seine Raten für die Wohnung nicht mehr an die Knochenbank bezahlen. Es waren auch schon Leute von der Bank in unserer Wohnung und haben alles ganz genau angeschaut. Ich lag auf dem Sofa und habe die Menschen scharf aus den Augenwinkeln beobachtet. Sie maßen die Räume aus, taxierten den Fernseher und schauten in alle Schränke. Ob sie versteckte Knochen suchten? Für einen Augenblick hatte ich richtig Angst um mein rotes Sofa.

      Gleich nach dem Besuch haben Leonie und ich uns aufgemacht und ganz viele Wohnungen angesehen. Oder besser gesagt: wir haben versucht, Wohnungen anzusehen. Denn viele Vermieter wollen hier anscheinend keine Hunde in der Wohnung und haben uns gleich an der Haustür abgewiesen. Stellt Euch vor, die denken tatsächlich, dass ein Labrador ein sehr großer Hund sei. Was würden die wohl zu einem Schäferhund oder gar einem irischen Wolfshund sagen? Obwohl – ein bisschen geschmeichelt fühle ich mich schon – ich bin ein großer Hund. Das muss ich mir immer wieder auf den Lefzen zergehen lassen.

      Heute ist Leonie ziemlich beschäftigt. Sie blättert in den Zeitungen, markiert sich einige Annoncen mit einem großen gelber Marker, sitzt am Internet und telefoniert mit Maklern. Sie hat gar keine Zeit für mich. Daher rolle ich mich ein und träume ein wenig von langen Spaziergängen am Strand. Meine Beine bewegen sich im Schlaf und ich jage Möwen, währen Leonie Vermietern hinter jagen darf.

      Morgen kommt unser Besuch. Hoffentlich findet Leonie dann auch bald eine neue Wohnung, denn ansonsten können wir zukünftig wohl keinen Besuch mehr empfangen. Jetzt spreche ich allerdings wirklich nur von Menschenbesuch, denn natürlich kann ein Hund überall Besuch empfangen. Ich brauche keine Wohnung, um meinen Besuch zu empfangen. Ich kann auch auf der Straße in meinem Territorium Besuch empfangen. Gut ist, dass ich so ein großes Revier habe. Das sehen andere Hunde allerdings manchmal anders. Aber das stört Lasko Labrador nicht. Ein wenig Wolfsgeheul und schon habe ich wieder die Hoheit in meinem Revier.

      Doch Leonie sucht intensiv weiter nach einem neuen Revier. Sorry, nach einer neuen Wohnung und alle Immobilienmakler vor Ort suchen mit. Es ist kaum zu glauben, dass sie noch keine Wohnung gefunden hat. Denn überall hängen hier Schilder (se vende, se aquilar – zu verkaufen, zu vermieten). Die Wohnungssuche kann doch nicht an einem Lasko Labrador scheitern – auch wenn ich nach hiesigen Maßstäben groß bin.

       Ein Wunder, Besuch und Geburtstag

      Gestern ist ein Wunder passiert. Ihr glaubt es nicht! Wir haben eine neue Bleibe gefunden. Leonie hat es geschafft. Sie sagt, dass es mehr als ein großer Zufall war. Aber sie freut sich sehr. Zum ersten April können wir einziehen. Und das ist kein Aprilscherz. Es gibt also doch noch hundefreundliche Menschen auf der Insel.

      Heute hat Leonie keine Zeit zum Wandern. Sie muss wegen der neuen Menschen- und Hundehütte sehr viele Dinge erledigen. Dass Menschen immer so viel Papierkram und Unterschriften benötigen. Wenn ich einmal etwas amtlich machen muss, und das kommt im Hundeleben tatsächlich ab und zu auch mal vor, dann pinkele ich einfach drauf. Und dann ist der Kontrakt besiegelt. So einfach kann es gehen.

      Morgen werden wir mit unserem Besuch Geburtstag und die neue Wohnung feiern. Juhu - im Moment hüpfen wir vor Freude im Dreieck. Und für mich gibt es natürlich einen Extraknochen.

       Karneval in der Sonne

      Gestern waren wir beim Karneval in der Sonne. Was für Geräusche und was für Gerüche. „Richtig südamerikanisch geht es hier zu“, rief Leonies Besuch begeistert aus. Laute Musik, Tänzerinnen, große bunt geschmückte Wagen und viel Alkohol. Kinder und Erwachsene tanzten auf der Straße. Ich musste aufpassen, dass die vielen aus dem Häuschen geratenen Zweibeiner mich nicht umrannten.

      Sind die denn alle verrückt