Renate Wullstein

Die Faulheit der Frauen


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Ihnen kann man ja leicht etwas mitnehmen“, sagte eine ältere Dame. „Wenn ich jetzt was eingesteckt hätte.“

      „Würden Sie so etwas tun?“ sagte ich.

      Ein Mann draußen vor der Tür sagte: „Im Osten ist doch sowieso alles Volkseigentum.“ Er kam herein, lächelte mich an: „Oder möchten Sie mir etwas verkaufen?“

      Ich lächelte zurück und sagte: “Tut mir leid, ich war kurz hinten.“

      Eine Debatte über Gesellschaftssysteme lag mir fern.

      Als Toni am Nachmittag in die Straße kam, hörte ich es an den quietschenden Bremsen. Nur noch wenige Schaulustige schlenderten die Straße entlang, die Kundschaft saß in den Cafés. Toni steckte seinen Kopf durch die Tür, atmete schnell, kam herein, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. ”Einen Kaffee bitte!”

      Ich goss Kaffee ein, lächelte und schwieg.

      ”Ich liebe die Frau. Aber ich habe mich vollkommen daneben benommen. Zuviel Whisky.”

      ”Ja”, sagte ich.

      ”Zuviel Whisky”, wiederholte er. ”Ich habe den ganzen Abend ihren Mann beleidigt, weil der früher Offizier bei der NVA war. Das war idiotisch, ich habe sie belabert, gekränkt, statt sie in eine Ecke zu lotsen, in den Arm zu nehmen und zu küssen."

      ”Du hast sie nicht geküsst?”

      ”Ach i wo.”

      Erschöpft trank Toni einen Schluck Kaffee.

      ”Gib mir mal ein Glas Wasser, bitte, einfaches Wasser.”

      ”Warum bist du so wütend auf einen Offizier?” fragte ich.

      ”Wie kann man Offizier sein?” Toni streckte sich.

      „Weiß er denn schon, dass du ihm die Frau wegnehmen willst?“

      Er starrte mich an, als meine er, wir redeten vollkommen aneinander vorbei.

      Ich ließ ihn allein, ging nach hinten zum Wasserhahn.

      Als ich zurückkehrte, lief mein Freund wie ein Tiger am Regal hin und her. Er riss mir das Wasser aus der Hand.

      ”Sie hat sich einfach umgedreht und ist gegangen. Keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin... Ich muss zu ihr ins Büro, mich entschuldigen”, sagte er. ”Oder was soll ich machen?”

      ”Mach das mal”, sagte ich.

      ”Ich habe jeden Abend bei denen zu Hause gesessen, zur Abendbrotzeit, ich kenne die Kinder, die Wohnung. Als sie noch nicht ihr Büro hatte, haben wir die Pläne für die Vorderhaus-Sanierung in ihrer Wohnung durchgearbeitet. Ein halbes Jahr lang. Ich muss mich entschuldigen. Jetzt sofort.”

      Ich war platt. “Ein halbes Jahr isst du dort Abendbrot?”

      “Oft jedenfalls.”

      “Aber wir waren doch jeden Abend in der Kneipe.”

      “Ja, nach dem Essen, ich war da schon um sechs.”

      “Und mir hast du gesagt, du arbeitest bis um acht.”

      “Nora. Wir haben gearbeitet!”

      Es war klar, ich fühlte mich hintergangen.

      “Jetzt bist du also schwer verliebt.”

      “Verliebt würde ich das nicht nennen. Ich liebe sie.”

      Toni ging hinaus. Ich folgte ihm. Er stand an der Fahrertür.

      ”Ich bin nervös”, sagte er.

      Ich legte beide Hände auf das Dach über der Beifahrertür.

      ”Viel Glück”, sagte ich und trat zurück. Er blieb immer noch vor seinem Auto stehen. Links außen im Augenwinkel nahm ich etwas Ungewöhnliches wahr.

      Ich entdeckte auf dem Rücksitz einen riesigen Blumenstrauß. Toni blickte ebenfalls zu den Blumen.

      ”Das ist das Mindeste”, sagte er.

      ”Ja, klar.”

      Er stand immer noch draußen.

      ”Mach dir keine Sorgen, wir bleiben Freunde.”

      Ich nickte. Noch nie hatte er mir Blumen geschenkt.

      Ohne den geringsten Zusammenhang sagte ich plötzlich: ”Kannst du mir Autofahren beibringen?”

      “Mit dem größten Vergnügen”, sagte Toni. „Aber wenn ich heute Abend nicht da bin, hab ich mich erschossen. Warte nicht auf mich.“

      „Ich bin gespannt.“

      Ich konnte wieder lachen.

      Toni atmete tief durch und stieg in den Passat.

      „Eine gute Idee, Auto fahren lernen“, sagte er. „Wegen Italien. Mach Umsatz und drück mir die Daumen.“

      „Mach ich.“

      „Und dann fahren wir heute nach Berlin“, sagte er. „Such mal ein Kino und einen Film aus.“

      Als er weg war, malte ich auf das Pappschild mit roten Buchstaben AUSVERKAUF. Ich erhöhte die Preise und fegte ein bisschen den Fußboden.

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