Richard Baker

Schattenwelten


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      Richard Baker

      Schattenwelten

      alter Romkrimi

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       Impressum neobooks

      1

      „Puh!“ keuchte sie, als sie den Toten erblickte.

      „Der ist hinüber“, sagte ihr Geliebter.

      „Bist du dir sicher?“

      Er blickte in ihr süßes Gesicht und die großen schimmernden Augen. „Kein Herzschlag und kein Atemzug. Ich bin mir sicher, dass er nicht nur fest schläft, Honigtau.“

      Sie lächelte, als er ihren Kosenamen benutzte, und sah auf die graufarbene Leiche dessen Herz aufgehört hatte zu schlagen. Er lag ausgestreckt neben dem Bett. Die Augen aufgerissen und von trüben Schlieren überzogen. Er musste gelitten haben, die hageren Gesichtszüge wurden von krampfartigen unerträglichen Schmerzen entstellt. Das Kinn stand vor und die Unterzähne blitzten im Öllicht. Es wirkte, als hätte er nach dem Boten des Todes geschnappt.

      Die Frau kam näher und berührte vorsichtig den Körper mit der zierlichen Fußspitze, als teste sie, wie warm das Badewasser ist.

      „Aber?“, sagte sie.

      „Es ist besser so! Das Verstecken wäre nicht mehr lange gut gegangen.“ Er betrachtete den Toten nachdenklich. „Er war kein Idiot.“

      Sie stimmte zu: „Ja es ist besser so“, meinte sie. „Wenn ich nur daran denke, wie er immer an allem etwas auszusetzen hatte. Ich sehe sein Gesicht, wie er mit der Elfenbeingabel im Essen stocherte und erst zufrieden ist, wenn er einen Grund zum Kritisieren gefunden hatte.“ Sie trat zu und traf eine Rippe. „Autsch“, fluchte sie und sah ihren Geliebten an. „Siehst du noch als Leiche, ärgert er mich.

      Er nickte und in seinen rehbraunen Augen schimmerte Wut. Er sprach lauter. „Wie er alles bis auf den letzten Sesterz nachgerechnet hat wie ein Dieb mit der Angst bestohlen zu werden.“

      „Und was sollen wir mit ihm machen?“

      Beugend umfasste er den Toten und versuchte ihn anzuheben. Gebückt und mit der unangenehmen Last in seinen muskulösen Armen drehte er sich zum Mädchen einfach nur um ihr Gesicht zu sehen und zu wissen es war kein Traum. Anstatt zu sagen, ich lebe, atme und sterbe für dich murmelte er: „Was hat er gegessen, Steine!? Besteht nur aus Haut und Knochen und hat mehr Gewicht als wir beide zusammen.“

      Er spürte Honigtaus Blick über den Körper gleiten und warf die Leiche mühelos auf das Riemenbett in der mit rohen erotischen Wandmosaiken verzierten Kammer. Die Flammen der Öllampen zuckten im Luftzug wild hin und her und ließen die Bildnisse der kopulierenden Paare beinahe lebendig wirken.

      „Er muss zurück ins Bett und anschließend werde ich mich um Licinius kümmern.“

      Sie legte den Zeigefinger auf die Nasenspitze. „Tu das er, hat es verdient! Warum sagt er mir nicht das dieses Schlafmittel, eine Nebenwirkung hat.“

      Der Mann starrte sie einen Moment lang an, ihr Sinn für Humor überraschte ihn, er liebte die Frau wegen der Dinge, die sie miteinander teilten und ihm die Luft nahmen. Es war, als bestimme sie das Leben, als säße sie im Herzen und diktiere das Denken und handeln. Verfallen nannte es der Dichter Quintus Horatius Flaccus, was auf keinen Fall zutraf, viel eher war es das Erblühen.

      Sie betrachtete den Toten und wischte sich mit der dünnen Tunika den Schweiß vom Gesicht. Es war stickend heiß in der fensterlosen Schlafkammer. Der hauchdünne Stoff der hochgezogenen gelben Kleidung ließ die Rundungen des weißen Körpers mehr als nur erahnen. Trotz des Mordes hatte er Lust den schlanken Leib mit Küssen zu bedecken, sie einfach im Arm zu halten, denn deswegen war er auf der Welt. Sie bedeutete, dass er lebte und bewies er wurde geliebt.

      „Du starrst mich an“, sagte sie. Ihre Zungenspitze strich über die Oberlippe. „Konzentriere dich und nachher darfst du in meinem Bett schlafen.“

      „Am besten, wir lassen ihn so liegen.“ Er war zufrieden mit dem Aussehen der Arbeit, er zupfte nur noch die Tunika der Leiche zurecht, als sei sie in wilder Bewegung verschoben worden. Er klatschte leise in die Hände, vielleicht aus Angst er könnte einen der Sklaven herbeirufen der Nachtdienst im Haus verrichtete. Er flüsterte: „Als sei er an einem Herzschlag gestorben.“

      Sie stemmte die kleinen Fäuste in die Hüften und sagte liebevoll: „Narr, jeder weiß er kann nicht an einem Herzschlag gestorben sein, jeder weiß er besaß kein Herz.“

      Er nickte, „ja anstelle eines Herzens den klappernden Abakus“, er seufzte, „wenn nur die blaue Zunge nicht währe.“

      Sie sagte verspielt, als existieren Probleme nur in theoretischen Schriften Catulls die nichts mit ihrem Leben zu tun haben konnten: „Soll sich dieser furchtbare Mensch etwas ausdenken oder schneide ihm die Zunge ab und behaupte einer der Wachhunde hat sie gefressen. Und warum sollten wir, das Fieber grassiert in der Stadt, wenn ihn sich nicht die Pest geholt hat, dann war es eben sein Alter. Niemand wir uns Fragen stellen.“

      2

      Das Hauptinteresse von Senator Lucullus bestand im Sammeln von schönen Dingen und Menschen. Frauen fesselten ihn mehr und länger als Männer es zu tun vermochten, bis auf Ausnahmen. Trotz des Alters gab es einen kindlich naiven Zug an ihm. Der ihm half sich Einblicke in das Denken anderer zu verschaffen, der Menschen oft verborgen blieb. Bisweilen dachte er dennoch verbittert der Reichtum verurteile ihn nur Zuschauer, im Theater bei dem Schauspiel das Leben hieß zu sein. Beobachtend, mitfiebernd niemals als Teil des Dramas. Der Domus von Rufus Lucullus war eines der prächtigsten und unscheinbarsten Anwesen in Rom zugleich. Von außen eher solide denn repräsentabel, war es von einer hohen Mauer umgeben und lag wie ein Raubvogelnest auf dem Gipfel des Aventin. Die Villa war weitaus größer und innen genauso luxuriös eingerichtet, wie es von außen betrachtet unscheinbar aussah. Was an seinem