Horst Udo Barsuhn

Conn: Happy Years


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mir gemacht haben. Die überwiegende Mehrheit sagt einfach „Coon“ zu mir, während mich andere als: „Streuner, Prinz der Finsternis, König der Kater, schwarzer Teufel, mein Retter, Scheißkater, verflixtes Biest, toller Kamerad, bester und ehrlichster Freund, Helfer in allen Notlagen, Flohtiger, verlauster Stubenkater, mein Gott, Sittenstrolch, Stadtcasanova, Feinschmecker, Wunderkater, Kampftiger“ bezeichnen, um nur einige der unterschiedlichen Meinungen über mich offenzulegen. Bis auf zwei Ausnahmen machen mir die verschiedenen Titel nichts aus. Die Bezeichnungen: „Flohtiger“ und „verlauster Stubenkater“ mag ich überhaupt nicht und bringen mich in Rage, weil sie bewusst wahrheitswidrig verwendet werden. Läuse und Flöhe, das sind Ungeziefer die keine Katze mag. Während man immer darüber rätseln kann wie viele Flöhe sich gemeinsam einen Hund teilen, ist dieses Ungeziefer bei Katzen höchstens als temporäre Anhalter zu betrachten, die schnellstmöglich eliminiert werden! Hilfsreich ist dabei nicht nur unser ausgesprochenes Bedürfnis nach Sauberkeit, sondern auch praktisch angewandte biologische Hilfsmittel wie beispielsweise die Katzenminze, die von den Sauginsekten nicht gemocht wird und unter der wir uns gerne aufhalten. Bevor uns Katzen in Punkto Sauberkeit negative Dinge nachgesagt und angedichtet werden, sollte der Verleumder mal überlegen wie oft wir uns am Tage waschen und wie wenig er dies selbst tut! Dies nur zur Ehrenrettung und Wahrheitsfindung, im Namen meiner krallenbewehrten Brüder und Schwestern.

      01: Die Whisky-Freunde:

      Martina ist zu einem „Mädchenabend“ gefahren und wird bei einer Freundin übernachten. Manfred ist allein zu Hause. Zumindest zu Beginn, dann klingelt es immer wieder an der Türe und es werden, mit lautem: „Herein mit Euch“, seine männlichen Kumpane von ihm eingelassen. Schon an der Eingangstüre ruft einer laut: „Ich habe einen guten Whisky mitgebracht“. Die anderen antworten etwas empört: „Meinst Du wir hätten nur Soda dabei“? Die Lautstärke ist beträchtlich und ich ziehe mich zunächst in die Küche zurück, bis alle aus der Runde da sind und im Wohnzimmer Platz genommen haben. Es dauert nicht lange und ich höre viele Gläser die gegenseitig angestoßen werden. – Nicht dass ich etwa neugierig wäre, aber ich lerne gerne dazu und deshalb übersiedele ich ebenfalls in Wohnzimmer.

      „Mein Single Malt Whisky ist von einer kleiner Destille aus Schottland“ meint Rudy. „Durch die Nachreifung in den gebrauchten, alten Whiskyfässern hat er seine kupfrige Farbe und ein vielschichtiges Finish“. Hans entgegnet Rudy: „ Schon gut, aber mein schottischer Whisky wurde in Portweinfässern nochmals einer Reifung unterzogen. Komplexe, fruchtige Geschmacksnuancen und eine ausbalancierte Würze runden sein Aroma ab“. Der nächste Besucher preist sein Mitbringsel an: „Kommt aus dem Jura, ein tolles Zusammenspiel von Geschmacksnoten nach Früchten, Vanille und einer rauchigen Abrundung“. Dann geht es mit den Sorten und Besonderheiten wild durcheinander: Italienischer Brandy, aromatisch und trocken. Danach ein besonderer, schottischer, Islay Whisky, der als charakterstark, salzig und rauchig dargestellt wird. Es folgt ein Rum aus Panama, der exotische Früchte, eine leichte Würze, und Holzanwandlungen haben soll. Nun kommt ein weiterer, schottischer Whisky aus den Highlands hinzu, der in Sauternes Fässern gereift wurde und Mandelaromen, Zitrusfruchtgeschmack und eine feine Würze aufweisen soll. Die Alkoholika haben jeweils eine lange Lagerzeit hinter sich und 10 bis 20 Jahre sind dabei keine Seltenheit.

      Nachdem alle Eingeladenen, im Wohnzimmer endlich einen bequemen Sitzplatz gefunden haben, sprechen die neun anwesenden Männer den verschiedenen Flüssigkeiten gut zu. Klein geschnittenes Brot liegt auch in zwei Schüsselchen bereit, wird aber kaum angerührt, denn sonst würde man vielleicht bezüglich der Flüssigkeiten, gegenüber den „Kumpels“ ins Hintertreffen geraten. Je mehr sich die Flaschen leeren, desto lauter wird es im Wohnzimmer und desto undeutlicher wird die pfälzische Sprache. Waren zu Beginn der Trinkrunde noch Sätze wie: „Kumm Manfred, än Islay do ins Glas (Coon-Übersetzung: Mach schon Manfred, bitte noch einen Islay Whisky hier ins Glas eingießen)“ oder auch: „Rudy, die oschrift vunn deim drobbe gibscht merr (Coon: Rudy, die Anschrift der Destille mit Deinem besonders guten Erzeugnis (Coon: „Drobbe = Tropfen) gibst Du mir bitte“, noch durchaus für mich verständlich, so ist mit fortschreitender Zeit, die Übersetzungsmöglichkeit, infolge der Alkoholauswirkungen auf den menschlichen Körper im Allgemeinen und auf die Artikulationsmöglichkeiten des Sprachzentrums im besonderen, als stark beschnitten anzusehen.

      Nach einigen Stunde ist beispielsweise zu hören: „Mamfreet, so´n hai doo roi (Coon Übersetzung: Manfred, könntest Du mir bitte noch so einen Highland Single Malt Scotch Whisky in mein Glas einschenken?)“. Auch andere menschliche Bedürfnisse sind jetzt etwas knapp, aussprachentechnisch gehalten: „Ewwe gas isch, wuu is´n dee kloo, isch muss a noo breckele? (Coon eingedeutscht: Tut mir sehr leid liebe Freunde, ich glaube ich werde soeben einen entfleuchenden Furz aus dem Afterbereich lassen. Kann mir bitte jemand sofort sagen, wo ich die Toilette finden kann, ich glaube nämlich, dass ich mich auch gleich noch Übergeben muss)“.

      Spätestens hier ist mir klar, dass ich etwas unternehmen muss, denn diese „Flaschenleerer“, oder wie man in der Pfalz sagen würde: „Saufaus“ (Coon: Einer der sehr schnell etwas leer trinkt)“ und „Dorschdel“ (Coon: Jemand der ständig ein unbefriedigtes Bedürfnis nach alkoholischer Zuführung hat. Dabei muss er noch nicht einmal ein Alkoholiker sein), dürfen auf gar keinen Fall mehr hinter das Lenkrad ihrer Fahrzeuge. Aus diesem Grunde gehe ich in den Flur und angele mir aus den Jackentaschen alle Schlüssel heraus. Stück nach Stück trage ich diese durch meine Katzenklappe in den Garten, kratze eine größere Kuhle im Boden frei, lege die Schlüssel hinein und bedecke sie wieder mit Erde. Das Versteck in der Kuhle erinnert mich übrigens an einige Einbrecher, die ein Wohn- und Geschäftshaus plündern wollten und durch die Polizei gestört wurden. Die Einbrecher haben sich getrennt voneinander abgesetzt. Einer der Täter ist in den Wald geflohen, hat sich in eine Kuhle gelegt und versucht sich mit Blättern, Ästen und Dreck, „unsichtbar“ zu machen. Die Wärmekamera eines Hubschraubers hat ihn natürlich trotzdem entdeckt und der „Enttarnte“ wurde sogleich problemlos von der Polizei festgenommen. Nochmals kontrolliere ich deshalb ob man sehen kann, dass hier etwas vergraben ist, aber ich bin mit meinem Werk zufrieden. Unauffälliger Platz, gute Tarnung, alles gut! Ich selbst gehe auf die andere Straßenseite, wo ich durch ein Gebüsch vor Blicken geschützt bin, selbst aber alles sehen kann. Dort ruhe ich mich aus, denn ich erwarte in Kürze einige Aktivitäten der Kumpane.

      Als am Ende der Nacht sich der erste der Whiskyfreunde verabschieden will, sucht er vergeblich seine Wagenschlüssel. Die anderen versuchen ihm wankend ebenfalls ihre Hilfe angedeihen zu lassen und stolpern überall im Haus herum um die Schlüssel zu suchen. Kurz danach stellt auch der zweite Alkoholisierte das Fehlen seiner Schlüssel fest. Es ist wie eine Epidemie: Überall im Haus brennt jetzt das Licht und schwankende Gestalten irren Treppen hoch und runter, gehen in die verschiedenen Zimmer und finden ihre Schlüssel nicht. Schimpfen, Klagen, Verfluchen, alles hilft nichts, die Schlüssel sind allesamt in meiner sicheren Kuhle. Zwei Schluckspechte entschließen sich schließlich den Heimweg zu Fuß anzutreten, denn erstens haben sie es nicht weit und zweitens hat ja der jeweilige Hausnachbar einen Ersatzschlüssel für die jeweilige Wohnung.

      Bereits jetzt kann ich mir für diese Idee, hier ein Versteck für die Autoschlüssel zu suchen, nur die besten Glückwünsche aussprechen, denn in dem Zustand sollte man keinen Fahrer mehr hinters Lenkrad lassen. Die Ersatzschlüsselnachbarn werden aber in Kürze ihre helle Freude haben und vor lauter Begeisterung ganz aus dem Häuschen geraten, wenn sie, um drei Uhr in der Frühe, von einem alkoholgeschwängerten, unverständlich brummelnden Schreihals, sehr geräuschvoll aus Orpheus Armen gerissen werden.

      Die restliche Alkoholgruppe hat übrigens in Betten, auf dem Sofa und in Sesseln, in meinem Domizil genächtigt. Ich bin lieber draußen geblieben, denn ich bin davon überzeugt, dass mich allein die Ausdünstungen der Alkoholfahnen betrunken gemacht hätten und das muss ich unbedingt verhindern, denn wenigstens ein vernunftbegabtes Wesen muss in diesem Haus nüchtern bleiben. Die Außentemperaturen sind ebenfalls angenehm und frische Luft habe ich hier auch. Das angenehme Klima im Freien, darf in dieser Nacht innerhalb meines Domizils, aber mit Sicherheit in Frage gestellt werden, denn das laute Rülpsen, Stöhnen, Grölen und die Ausgasungen aus verschiedenen Öffnungen des menschlichen Körpers, werden eine fast erstickend wirkende, stinkende Atmosphäre im Haus