Ute Dombrowski

Diebe in Nastätten


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habe ich mir neue Laufschuhe gekauft. Aber meine Frau ist nun immer noch böse mit mir und ich will mal sehen, wie ich den Familienfrieden wiederherstellen kann. Ich möchte Sie aber bitten, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen.“

      Reiner hob ebenfalls die Hände.

      „Ich gebe es auf. Aber du, meine Liebe, gehst zum Chef und überzeugst ihn davon, dass wir einen Fall haben. Und Sie berichten mir jetzt mal ganz ausführlich, was vorgefallen ist.“

      Martin grinste und schilderte die zeitlichen Abläufe. Danach versuchte er die Schuhe seiner Frau zu beschreiben.

      „Und Ihre Laufschuhe?“, fragte Jennifer.

      „Naja, so Laufschuhe eben. Ich weiß, ein bisschen alt waren sie schon. Schwarze Schnürsenkel. Also ich muss ja sagen, dass ich mir schon ein bisschen blöd vorkomme.“

      „Gut, wir kümmern uns darum, aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnung, dass wir die Schuhe wiederfinden. Ich will den Täter fassen, denn es ist ein Unding, dass wir uns mit solchem Kram be­schäftigen müssen. Gestern wurde ich schon während des Feuerwerks darauf angesprochen.“

      „Ich weiß, Alina hat mir gesagt, dass Sie nicht sehr freundlich waren.“

      Jennifer lachte los und Reiner sah sie böse an.

      „Ich wollte einfach meine Ruhe haben.“

      Und wie auf Kommando klingelte es erneut.

      „Mann! Wer will denn jetzt schon wieder was von mir? Es wissen doch gar nicht so viele Menschen, dass ich hier wohne.“

      Jennifer und Martin zuckten mit den Schultern, während Reiner die Wohnungstür aufriss.

      „WAS?“, rief er laut.

      Vor der Tür stand Lene und lächelte freundlich. Reiner hielt die Tür auf und Lene transportierte ein großes Kuchenpaket in die Küche. Sie begrüßte Jennifer und Martin, als wären sie hier alle zum gemütlichen Kaffeeklatsch verabredet gewesen. Jennifer setzte die Kaffeemaschine ein weiteres Mal in Gang und stellte eine saubere Tasse auf den Tisch. Nachdem Lene den Kuchen vom Papier befreit hatte, holte Jennifer Teller aus dem Schrank. Martin zog sich die Jacke aus und Lene setzte sich.

      „Fühlt euch ruhig wie zuhause“, knurrte Reiner.

      „Schau mal, was ich für schönen Kuchen mitgebracht habe“, flötete Lene und schob ihm ein Stück Streuselkuchen auf den Teller.

      „Was willst du von mir?“

      „Ich war bei Undine und sie sagte mir, dass du ganz allein zuhause bist. Ich wusste ja nicht, dass du dich mit Jennifer und dem Bürgermeister triffst.“

      „Jetzt rede nicht so geschwollen! Undine hat dich auf mich gehetzt wegen dieser verfluchten Schuh-Sache.“

      Jetzt sah Lene aus dem Fenster. Sie war ertappt worden.

      „Ja, du hast recht. Ähm … wir ermitteln ja schon eine …“

      „Ihr macht was?“

      „Wir ermitteln, weil du ja nicht wolltest. Hier ist eine Liste von Leuten, die bestohlen worden sind. Ein paar kennst du. Undine, Herbert und die Krinkmanns. Und heute Nacht bin ich Opfer des Täters geworden.“

      „Willst du mir damit sagen, dass dir auch Schuhe abhanden gekommen sind?“

      „Ich hatte mit Undine besprochen, dass ich sie absichtlich rausstelle. Erst waren sie morgens noch da, heute nicht mehr.“

      „Was wolltest du denn damit erreichen?“

      „Eigentlich wollte ich den Dieb auf frischer Tat ertappen, aber dann bin ich leider eingeschlafen.“

      Reiner rollte mit den Augen und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.

      „Mann, Mann, Mann!“

      7

      „Holst du mich ab?“

      Undine hatte eingepackt und Reiner angerufen. Sie wollte noch ein bisschen durch die Stadt laufen und sich dabei bei Reiner einhaken.

      „Ja, kann ich machen.“

      Reiner klang nicht so, als wenn er sich freuen würde, aber Undine ignorierte das. Sie wusste, dass er sauer war, hatte sie doch alle, die ihr von den verschwundenen Schuhen erzählt hatten, zu Reiner geschickt.

      Sie hatte gesagt: „Der Reiner ermittelt. Er ist aber heute zuhause, geh doch mal hin und rede mit ihm. Er interessiert sich bestimmt für deine Aussage.“

      Der Bürgermeister war dann tatsächlich zu ihm gegangen. Sie wusste auch, dass Lene ihm ebenfalls ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse präsentiert hatte. Undine und Lene hatten sich vorgestellt, den Täter heute zu überführen, doch die Aktion war schief gegangen. Die Autorin war zerknirscht an Undines Stand erschienen und hatte gebeichtet, dass sie eingeschlafen war.

      „Aber deine Schuhe sind weg?

      „Ja, spurlos verschwunden.“

      „Dann brauchen wir jetzt doch die Polizei.“

      „Du meinst Reiner?“

      „Wen denn sonst? Er ist schließlich mein Kommissar. Eben war der Bürgermeister hier und auch bei ihm war der Dieb, ich habe ihn zu Reiner nach Hause geschickt. Ich denke mal, du gehst am besten mal zu ihm und klärst ihn auf über unsere Recherche.“

      Lene hatte genickt und war gegangen.

      Es dauerte nur wenige Minuten, da stand Reiner auf der Straße und sah Undine streng an. Sie schloss die Seitenwände und kam fröhlich lachend auf Reiner zu.

      „Hallo Schatz, ich möchte noch ein bisschen laufen. Schön, dass du da bist.“

      „Was hast du dir denn dabei gedacht?“, polterte er direkt los.

      „Wobei?“

      Reiner winkte ab, denn Undine sah ihn so scheinheilig an, dass er einfach nur bedient war. Musste sie sich denn immer in seinen Beruf einmischen? Irgendwie hatte sie schon oft den richtigen Riecher, doch es kränkte ihn immer wieder in seiner Ehre. Er wusste, dass diese Frau nun mal einen Dickkopf hatte und dagegen war er machtlos. Auf dem Weg hierher hatte er sich allerdings vorgenommen, nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

      „Ich hatte meinen freien Tag und trotzdem saßen drei Leute in meiner Bude und haben mich mit beruflichem Kram belästigt.“

      „Ach ja?“

      „Es hat sich herausgestellt, dass du die mir auf den Hals geschickt hast!“

      „Nicht Jennifer, die kam von selbst.“

      „Und das macht es besser?“

      „Was willst du denn eigentlich? In meiner Stadt geht ein Verbrecher um und du musst den schnappen. Punkt!“

      Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander. Undine hatte sich bei Reiner eingehakt, auch wenn der geknurrt hatte. Sie sah, dass er sauer war, jedoch ahnte sie auch, dass er nur aus Prinzip schimpfte, und beschloss einzulenken.

      „Du hast ja recht. Es wäre viel netter gewesen, den ganzen Tag zu putzen. Aber ich dachte, du wirst dich eh irgendwann mit dem Fall auseinandersetzen müssen. Lene und ich haben ja nur ein bisschen Vorarbeit geleistet.“

      „Jaja.“

      „Und Jennifer hält zu uns.“

      „Jaja, und darum geht sie auch zum Chef und lässt sich auslachen. Und du, mein Fräulein … wie oft muss ich dir denn sagen, dass du dich nicht einmischen sollst? Dass das auch schlimm enden kann, weißt du ja wohl noch.“

      „Aber das ist doch kein Mörder, sondern ein Dieb.“

      „Und wenn Lene sich ihm in den Weg gestellt hätte und verletzt worden wäre, weil der Dieb sich in die Enge getrieben fühlte?“

      Daran hatten sie