Fabienne Gschwind

SwissQuest - Wettrennen durch die Schweiz


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hatte aufmerksam zugehört. „Also, ich heiße Sam. Ich bin leider nicht so sportlich wie du, Leo. Aber ich liebe Bücher und meine Tante Sophie erklärt und zeigt mir sehr viel. Ich liebe es auch zu reisen. Jedes Jahr darf ich mit meiner Tante zwei Reisen machen. Dieses Jahr zum Beispiel war ich sogar in Singapur! Meine Tante hat auch gesagt, sie würde uns gerne helfen und unterrichten.“

      Dann erklärte er, dass seine Tante eine berühmte Physikochemikerin sei. Überall auf der Welt wird sie zu Konferenzen eingeladen. Wieder hatte Petra nichts verstanden. Diesmal fragte sie aber nach. Sam erläuterte, dass seine Tante eine Wissenschaftlerin sei und an der Universität forsche. Konferenzen seien eine Art Treffen, wo sich Experten ihre neusten Forschungen zeigen. Petra war sehr beeindruckt. Dann begann sie zu erzählen: „Ja, also ich heiße Petra. Ich mag Tiere und reite gerne. Außerdem lese ich gerne und ich spiele Blockflöte. Eigentlich finde ich alles interessant und ich will immer Neues lernen. Vor allem Abenteuer erleben! Deshalb habe ich mich für das SwissQuest angemeldet. Mein Vater arbeitet viel am Computer und hat mir gesagt, dass er uns da alles zeigen wird.“

      Leonie berichtete daraufhin, dass ihr Cousin Bergführer ist und ihnen ganz viel über die Natur und Berge erzählen würde.

      Petra fand das super und freute sich sehr. So machte Lernen viel mehr Spaß als in der Schule!

      Schließlich holten die drei Kinder ein Blatt Papier und schrieben alles auf, was sie lernen müssten.

      Auf der Liste stand folgendes:

       Naturkunde (man muss Bäume und Blumen erkennen können)

       Schweizer Geographie (schließlich würden sie durch die Schweiz reisen, also müssen sie genau wissen, wo welcher Ort ist)

       Bus und Bahn fahren (die Kinder werden zwar von Kameraleuten begleitet, aber helfen dürfen diese nicht. Nur im Notfall greifen sie ein)

       Sport und Turnen

       Geschichte

       Rechnen (denn häufig werden im SwissQuest Rechenaufgaben gestellt)

       Internet (seit der letzten Folge dürfen die Gfitzen auch Tablets benutzen, um nach Informationen zu suchen)

       schnell und gut lesen (denn immer wieder müssen lange Texte gelesen werden, es war also wirklich wichtig, schnell und gut lesen zu können)

       Sachen bauen und basteln

      Das war schon ganz schön viel, dachte Petra bedrückt und atmete tief durch. Würde sie das alles schaffen?

      Schließlich waren die Prüfungen in der Schule noch nicht vorbei und sie musste jeden Tag Hausaufgaben machen und auch für die kommenden Prüfungen lernen. Aber das hatte sie ja gewusst: ein Gfitzer (so nennt man die Teilnehmer des SwissQuests) zu sein, das war schwierig.

      Damit das gemeinsame Lernen einfacher ging, tauschten die Eltern ihre Skype-Adressen aus. So konnten sich die Kinder am Abend besprechen.

      Die Mama von Petra hatte auch schon eine E-Mail von Herrn Mossburg erhalten. Herr Mossburg war der Lehrer von Petra und er hatte sich bereit erklärt, ihr die ein oder andere Sache zu zeigen und zu lehren.

      Petra war sich nicht sicher, ob sie das gut fand; alleine nach der Schule mit Herrn Mossburg zu sein. Aber sie hatte alle SwissQuest-Sendungen gesehen und wusste, dass andere Schüler sogar noch mehr Einzelunterricht erhielten. Sie musste also ebenfalls alles tun, um noch mehr zu lernen.

      Es war nun Sonntagmorgen und sie wartete in Binningen auf Sam und Leo. Heute wollten sie lernen, mit Tram und Bus zu fahren. Leonies Mutter würde es ihnen zeigen. Gerade erst hatte Petra erfahren, dass Leonies Vater vor Jahren einen schweren Unfall hatte und deshalb gelähmt war. Seitdem saß er im Rollstuhl und konnte nicht mehr arbeiten. Leonies Mutter verdiente nicht so viel. Das war also der Grund, weshalb Leonies Familie nicht viel Geld hatte. Als Petra das hörte, war sie sehr traurig. Aber sie fand auch, dass Leonie sehr tapfer war. Sie versuchte alles, um Geld zu sparen. Petra hatte ein schlechtes Gewissen, sie hatte sich nie Gedanken um Geld gemacht. Wieviel ihre Reitstunden wohl kosten?

      Dann war es soweit. Sie standen in Dorenbach an der Tramhaltestelle vor dem Automaten. Es war früh am Morgen und sie störten niemanden. „So, ihr drei wollt jetzt nach Rodersdorf fahren. Wie macht ihr das?“

      Sie zeigte ihnen genau, wie man auf der Bedienfläche des Automaten nach dem Ort „Rodersdorf“ sucht. Dann musste man noch angeben, dass man ein Kind war. Das war einfach, man musste bloß den Knopf drücken, auf dem ein Kind abgebildet war. Schließlich zeigte der Automat an, wieviel die Fahrkarte kosten würde. Das Geld musste man in einen Schlitz reinwerfen. Doch bevor sie ein richtiges Ticket kauften, übten die drei Kinder fast eine halbe Stunde lang mit der Schaltfläche. Hiernach war sich Petra sicher, den Automaten problemlos bedienen zu können. Nun fühlte sie sich besser.

      Das Gleiche übten sie dann am Bahnhof in Basel. Hier war es komplizierter. Man musste zusätzlich angeben, ob man erste oder zweite Klasse fahren wolle. Und ab und zu gab es verschiedene Wegmöglichkeiten. Jetzt merkte Petra, dass sie von Geographie nicht viel wusste. Aber immerhin war Sam ganz gut darin. Im Notfall würde er ihnen ein Billet besorgen. Doch es gab auch Rätsel, wo die drei Gfitzen getrennt wurden und zusammenfinden mussten. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als weiter zu lernen. Petra holte sich am Schalter auch gleich einen „Liniennetzplan“, also eine Karte, die genau zeigt, wo überall in der Schweiz Züge fahren. Dazu noch eine normale Karte der Schweiz.

      Den ganzen Abend ging sie alleine oder mit Hilfe ihrer Mutter durch die beiden Karten und lernte Städten, Kantone und Dörfer auswendig.

      Als Petra einschlief, war sie richtig glücklich. Soviel hatte sie heute gelernt! Jetzt konnte sie sogar ganz alleine den Weg nach Chur oder nach Ascona finden. Das war schön.

      Je mehr man lernt, umso einfacher wird es

      Die Woche ging vorüber. Petra bekam von Herrn Mossburg dreimal eine Einzelstunde. Mit ihm zusammen wiederholte sie immer wieder die Namen von Bäumen und Blumen. Und sie lernte viele neue Dinge über Ritter, Römer und Kelten.

      Doch es war anstrengend. Nach einem ganzen Schultag nochmals eine Stunde mehr war schwierig und mehrmals merkte Petra, wie ihre Gedanken abschweiften.

      Doch sie riss sich zusammen. Der SwissQuest war immer ihr großer Traum gewesen. Was für eine Schande, wenn sie schon bei der ersten Runde ausscheiden würden, weil sie ein Rätsel nicht lösen konnten.

      Um sich zu entspannen, spielte sie ab und zu ein wenig Flöte.

      Am Mittwochnachmittag hatte sie ihre Reitstunde. Wie schön es war, auf dem Pferd zu sitzen und anschließend das Pferd zu pflegen. Während sie ihr liebes hellbraunes Pferd striegelte, träumte sie davon, das SwissQuest zu gewinnen. Vielleicht würde es ja sogar eine Reitaufgabe geben?

      Am Abend skypte sie mit Leo und Sam. Jeder erklärte dem anderen, was er heute gelernt hatte. Leonie hatte sich extra in ihrem Zimmer ein Poster gemacht und schrieb dort alle neuen Sachen auf, die sie jetzt wußte. Das sah beeindruckend aus. Petra legte sich daraufhin auch ein großes Blatt Papier zu. Es war schön zu sehen, wie jeden Tag Neues dazukam.

      Zwei Wochen vergingen so.

      Petra fiel es immer leichter, besser und schneller zu lernen. Auch konnte sie sich viel länger konzentrieren und schweifte nicht mehr so häufig ab. Lernen machte jetzt noch mehr Spaß.

      Dann war es Freitag. An diesem Nachmittag würden sie alle drei gemeinsam mit Leos Cousin – dem Bergführer – in die Kletterhalle gehen. Petra war aufgeregt, sie war noch nie geklettert.

      In der Kletterhalle bekam sie einen Klettergurt und musste zuerst üben, spezielle Knoten zu machen. Leonie kannte alle Knoten schon.

      Dann gingen sie gemeinsam zur Kletterwand. Sie lernte, wie wichtig es war, seinen Kletterpartner richtig zu sichern. Das heißt, während Leonie klettert, steht sie unten vor der Wand, muss das Seil mit beiden Händen gut festhalten und langsam einholen. Falls Leonie fällt, muss sie es dann besonders gut halten, denn sonst könnte ein schlimmer Unfall passieren.