damit anfangen soll. Wenn wir uns auf diese Weise verhalten, werden wir die meisten Unterweisungen verschwenden, die wir erhalten.
Als der große tibetische Meister Kyabje Phabongkha in Kham in Osttibet lebte, kam ein Geshe von einem der großen Gelug Klöster in diese Gegend, um praktische Unterweisungen von einem Nyingma Lama zu erhalten. Die Leute in der Umgebung schlossen daraus, dass die Gelugpas keine Praxis hätten, da ein solch großer Geshe nach einer Praxis suchen musste. Als Kyabje Phabongkha davon hörte, sagte er, es sei jammerschade, dass dieser Geshe so viele Studienjahre verschwendet hätte, indem er nicht erkannt habe, dass alle seine früheren Studien in die Praxis umzusetzen sind. Der Geshe konnte nur deshalb so viel Zeit verlieren, weil er den Lagerraum des Lamrim in seinem eigenen Geist nicht errichtet hatte.
WIR WERDEN ALLE LEHREN BUDDHAS ALS PERSÖNLICHEN RATSCHLAG BETRACHTEN UND IN DIE PRAXIS UMSETZEN
Indem wir den gesamten Lamrim studieren, werden wir erkennen, dass es keine Widersprüche zwischen den Lehren Buddhas gibt und dass alle in die Praxis umgesetzt werden sollten. Dessen bewusst, werden wir jede Unterweisung als persönlichen Ratschlag betrachten und selbst Erfahrungen gewinnen und dadurch entdecken, dass jede Unterweisung vollkommen und verlässlich ist.
Wenn wir Buddhas Lehren praktizieren, sollten wir weder etwas auslassen noch etwas hinzufügen. In Erhabenes Kontinuum des Großen Fahrzeuges sagt Maitreya:
In dieser Welt gibt es niemanden, der geschickter als Buddha ist.
Sein allwissender Geist nimmt alle Objekte des Wissens ohne Ausnahme direkt wahr.
Deshalb sollten wir alles praktizieren, was Buddha lehrte.
Wenn wir unsere eigenen Interpretationen vornehmen oder etwas auslassen, zerstören wir den Buddhadharma.
Reine buddhistische Unterweisungen sind nur diejenigen, die über eine reine, ununterbrochene Linie direkt auf Buddha Shakyamuni zurückgehen. Lamrim enthält all diese Unterweisungen und ist die eigentliche Methode, sie in die Praxis umzusetzen.
WIR WERDEN BUDDHAS ENDGÜLTIGE ABSICHT LEICHT VERWIRKLICHEN
Buddhas endgültige Absicht ist, dass alle fühlenden Wesen volle Erleuchtung erlangen, indem sie alle Verwirklichungen der Stufen des Pfades erreichen. Diese sind in folgenden fünf enthalten: den Verwirklichungen der drei Hauptaspekte des Pfades – Entsagung, Bodhichitta und der richtigen Sicht der Leerheit – und den Verwirklichungen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Geheimen Mantra. Buddhas endgültige Absicht zu verwirklichen bedeutet, alle diese Verwirklichungen zu erlangen und somit den größten Wunsch zu erfüllen, den er für uns hat.
Die drei bisher erklärten herausragenden Merkmale können am besten voneinander unterschieden werden, wenn wir das Beispiel eines Malers betrachten. So wie ein Maler weiß, dass alle seine Arbeitsutensilien nötig sind, um ein Bild zu malen, und so wie er die besondere Funktion eines jeden kennt, so verstehen Praktizierende des Lamrim, dass sie alle Lehren Buddhas benötigen, wenn sie Erleuchtung erlangen wollen, und dass es keine Widersprüche zwischen den Unterweisungen gibt. So wie ein Maler beim Malen des Bildes alle seine Hilfsmittel benutzt, so verstehen Praktizierende des Lamrim, dass jede einzelne Unterweisung Buddhas als persönlicher Ratschlag betrachtet und in ihrem Leben angewandt werden muss. So wie ein Maler durch das Benutzen seiner Arbeitsutensilien schließlich seine Arbeit vollendet und den Wunsch seines Auftraggebers oder Gönners erfüllt, genauso werden Praktizierende des Lamrim Erleuchtung erlangen und dadurch Buddhas endgültige Absicht erfüllen.
In Zusammengefasste Darlegung der Stufen des Pfades sagt Je Tsongkhapa, dass wir nur schon durch einmaliges Hören oder Lehren des Lamrim die Vorteile erhalten, die das Hören oder Lehren des gesamten Buddhadharma mit sich bringt. Gleichermaßen werden wir direkt oder indirekt alle Lehren Buddhas praktizieren, wenn wir den gesamten Lamrim praktizieren. Deshalb müssen wir uns mit Lamrim nicht unzufrieden fühlen oder nach Unterweisungen für eine andere Praxis suchen.
WIR WERDEN GANZ NATÜRLICH FREI VOM GROSSEN FEHLER UND ALLEN ANDEREN FEHLERN WERDEN
Der große Fehler ist, den Dharma infolge falscher Unterscheidung zwischen den Schriften Buddhas zurückzuweisen. Wenn wir denken, dass manche Schriften gut und andere schlecht sind, oder wenn wir denken, dass manche vernünftig sind und andere nicht, begehen wir den großen Fehler, Dharma zurückzuweisen. Wir weisen den Dharma auch zurück, wenn wir aufgrund von Sektierertum die Theorie vertreten, dass einige Schriften für höhere Praktizierende unnötig sind, indem wir beispielsweise denken, dass einige Schriften für Bodhisattvas und andere nur für diejenigen mit begrenzterem Bestreben sind. Durch das Studium und die Praxis des gesamten Lamrim werden wir davor bewahrt, diesen Fehler zu begehen. Wenn wir den eigentlichen Zweck jeder Unterweisung verstehen und erkennen, dass keine von ihnen widersprüchlich ist, und wenn wir die Unterweisungen selbst praktizieren und durch unsere Erfahrung beweisen, dass jede einzelne richtig und verlässlich ist, werden wir niemals auch nur eine einzige dieser Unterweisungen zurückweisen oder herabsetzen.
Durch das Studium und die Praxis des gesamten Lamrim werden wir auch jeden anderen Fehler überwinden, weil jede Unterweisung ein vollkommenes Gegenmittel ist und alle Fehler ihre Gegenmittel innerhalb des Lamrim finden. Beispielsweise zerstört die Stufe, die uns lehrt, unseren Geist in Vertrauen und Respekt gegenüber unserem spirituellen Meister zu schulen, falsche Geisteshaltungen der Wut oder Respektlosigkeit gegenüber unserem Lehrer und befreit uns davon, ihn als gewöhnliche Person anzusehen. Alle anderen Stufen der Geistesschulung wirken auf die gleiche Weise und beseitigen fehlerhafte Geisteszustände und die durch sie hervorgerufenen Handlungen.
Es ist recht leicht zu lernen, welches die herausragenden Qualitäten des Lamrim sind, aber es ist selten, jemanden zu finden, der diese durch direkte Erfahrung verwirklicht hat. Um eine solche Erfahrung zu erlangen, müssen wir jede Unterweisung in die Praxis umsetzen. Wenn wir verstehen, dass Lamrim in seiner Gesamtheit praktiziert werden sollte, werden sich unsere Verwirklichungen und Einsichten vergrößern, und schrittweise werden wir mit tugendhaften Geistesgewohnheiten vertraut werden. Unser Geisteszustand wird nächstes Jahr besser sein als dieses Jahr. Schließlich werden wir die höchsten Verwirklichungen erlangen. Wenn wir immer an die herausragenden Qualitäten des Lamrim denken, werden wir niemals entmutigt sein und uns freudig bemühen, die Methoden anzuwenden, die uns helfen, mit unseren Problemen des täglichen Lebens fertig zu werden.
Dharma hören und lehren
DIE ERKLÄRUNG, WIE MAN DHARMA HÖRT UND LEHRT
Traditionell lernen Schülerinnen und Schüler Dharma, indem sie zuerst die mündlichen Unterweisungen ihres spirituellen Meisters anhören. Da Zuhören die Grundlage ist, um über Dharma nachzudenken und zu meditieren, ist es besonders wichtig, mit einem offenen und aufmerksamen Geist gut zuzuhören, sodass man sich nach dem Vortrag an die Unterweisungen erinnern und darüber nachdenken kann. Wann immer wir die Gelegenheit haben, Dharma Vorträge zu hören, sollten wir diese Anleitungen über das Zuhören anwenden. Sie lassen sich leicht auf unsere Situation als Leser übertragen. Der große Meditierende Ngawang Dragpa sagte:
Diese Anleitung, wie man Dharma hört und wie man ihn lehrt, ist eine Methode, Zuhören und Lehren in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Es ist auch eine erhabene Anleitung, die als Einführung zu Unterweisungen gegeben werden kann. Nehmt sie euch deshalb zu Herzen.
Die Unterweisungen haben drei Teile:
1. Wie man Dharma hört
2. Wie man Dharma lehrt
3. Der Abschluss, der für Lehrer und Schüler gemeinsam gilt
WIE MAN DHARMA HÖRT
Dies hat drei Teile:
1. Über die Vorteile nachdenken, Dharma zu hören
2. Respekt für Dharma und seinen Lehrer entwickeln
3. Die eigentliche Methode, Dharma zu hören